PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Habilitationen



Seiten : 1 2 [3] 4 5 6

THawk
18.12.2011, 11:53
Ja, in Dresden zumindest muss man FA sein.

Feuerblick
18.12.2011, 12:07
Und wie gut die Chancen eben stehen, sich unter Umständen unter jenem Vorwand einer angestrebten Habilitation zeitweise aus dem Klinikwahnsinn zurückziehen zu können...
Wie gesagt: In der Regel sind die Chancen gleich null. Die meisten werden ihre Forschung entweder nebenher oder in ihrer Freizeit durchziehen müssen.
Übrigens: Ob einem Chef Respekt gebührt, hängt meines Erachtens nun wirklich nicht vom Titel ab. Was bringt dir ein mit Titeln dekorierter Chef, wenn er fachlich nix drauf hat und in Sachen Menschenführung die absolute Niete ist?

flopipop
18.12.2011, 15:01
3. Ist es imho nicht günstig mit dem Gedanken 'Wie komme ich möglichst schnell an die Habil' an die Sache heranzugehen. Das macht schon bei (anspruchsvollen) Dr.arbeiten keinen Sinn und bei ner Habil erst recht nicht. Entweder hast du Lust an Forschung, dann mach es und dann wirst du es auch länger machen oder du läßt es besser sein. Nur um sich möglichst bald mit dem Titel PD o.ä. schmücken zu können macht das ganze imho wenig Sinn.


theoretisch richtig. aber jetzt mal ehrlich, es ist doch wohl mehr, als naiv, zu glauben, dass man sich aus reiner "lust an der forschung" oder "sebstverwirklichung" diese ganze arbeit antut...die meisten tun das in der tat, um sich möglichst schnell mit dem titel schmücken zu können und dadurch höhere posten bzw. damit verbundene vorteile zu genießen....klar, sollte man natürlich einigermaßen interessiert und engagiert an die sache rangehen, sonst hält man schlicht und einfach nicht durch....leute, die schon bei der doktorarbeit (gerade bei statistischen sachen) als primäre motivation die lust am fortschritt der wissenschaft usw. als primörmotivation angeben, lösen bei nur ein müdes lächeln aus...gibts zwar auch, aber äußerst selten, oder?

THawk
18.12.2011, 16:01
flopi, bei dem letzten Teil stimme ich dir vollständig zu.
Bzgl. der Herangehensweise hast du sicherlich auch Recht. Eine Habil anzustreben ist kein Altruismus, dafür geht zu viel Zeit drauf. Nur wenn man ohne riesige Frustration enden will halte ich das Min-Max-Prinzip nur mit dem Ziel der Habil für wenig sinnvoll.
Du machst über einige Jahre Forschung; in der Zeit schon sehe ich Vorteile durch die Möglichkeit der Kongress-Besuche, mit etwas Glück an ein paar Tagen im Monat der "Stations-Routine" zu entfliehen, interessante Gedankenspiele zu verfolgen. Wenn das zu was vernünftigem führt kommt am Ende die Habil raus.
Das ist zumindest meine Motivation und meine Zielstellung. Ich könnte es mir nicht vorstellen das 'nur' für die Habil zu machen und dafür über Jahre Frust zu schieben und Zeit zu investieren. Aber jeder Jeck ist anders.

wjsl
18.12.2011, 22:18
Strebst du gerade eine Habilitation an? Was ist dein Forschungsgebiet?

Dennoch bleibt eben die Tatsache, dass man anfangs sicher nicht Erstautor und Leiter von ganzen Forschungsgruppen sein wird. Dieser Luxus ist wohl das Privileg von denen, die mindestens PD sind. Mag aber sein, dass das an manchen Häusern mittlerweile anders ist, kenne nur wenige Häuser.

Ich finde die kumulative eigentlich auch am sinnvollsten, weil man konstant über einen längeren Zeitraum mehrere unabhängige Personen überzeugen muss, nicht nur den Betreuer. Wie viel davon dann delegiert wurde steht zwar auf einem anderen Blatt, andererseits ist es auch eine Schlüsselfähigkeit potentieller zukünftiger Chefs gut delegieren zu können.

An manchen Kliniken wird im Übrigen ja schon in der Stellenanzeige betont, dass eine Habilitation ausdrücklich gefördert würde(wobei man die Umlautpunkte wohl weglassen könnte). Wie ist das zu bewerten? Wie gehen die mit Leuten um, die jene nicht "schnell" genug erledigt haben? Bieten die automatisch bessere Bedingungen, oder bedeutet das einfach nur, dass sie mehr fordern?

Worauf gilt es bei der Wahl der Bewerbungsadressen zu achten, wenn man forschen will? Immerhin ist das doch eine ganze Nummer größer als bei der Diss, so dass sich auch die Regeln von dort nicht übertragen lassen dürften.

Kackbratze
18.12.2011, 23:07
Ist es wirklich mehr als eine gute Dissertation?

wjsl
21.12.2011, 19:19
War das eine Feststellung?

Mir ist der Ablauf nicht ganz klar; offensichtlich muss jemand ja Leiter eines eigenen Forschungsbereiches dafür sein, und entweder viel publizieren oder eine mehrere hundert Seiten umfassende Arbeit schreiben, oder sogar beides. Gibt es da an manchen Häusern gewisse Infrastrukturen? Oder müssen die Betreffenden schon viel publiziert haben, um überhaupt erst mit etwas, das zur Habilitation führt, beginnen zu können?

Wie ist es dann möglich, dass manche schon nach 6 Jahren Assistenzzeit habilitiert sind? Sind das dann alles Überflieger? Nur warum überzeugt dann nicht automatisch jeder Habilitierte? Zumindest bei uns an der Uni gibt es welche, die weder besonders hochrangig publiziert haben noch in sonst irgendeiner Weise umwerfend überzeugend wären.

Deshalb noch immer das Fragezeichen, was es zu bedeuten hat, wenn jemand habilitiert ist. Ist er intelligenter, fleißiger, beides? Oder hat er nur bessere Beziehungen und eine bessere Taktik, andere für sich arbeiten zu lassen?

Feuerblick
21.12.2011, 19:24
Du brauchst keinen eigenen "Forschungsbereich" im Sinne von Mitarbeitern und Räumlichkeiten und du musst auch keine Publikationen vorweisen. Du brauchst gute Ideen, viel Fleiß (weil du "nebenher" normal als Assistenz- oder Oberarzt arbeiten wirst), Doktoranden und die Lust, deine freie Zeit mit Papers und dem Schreiben derselben zu verbringen. Wer habilitiert ist, ist sicherlich in der Regel ein fleissiger Mensch... insbesondere, wenn er das neben seinem Job als Assistenzarzt mit Diensten oder Schichten hinbekommen hat. Fleissig... aber nicht unbedingt fachlich hochkompetent außerhalb des Gebiets, in dem die Habil geschrieben wurde.

wjsl
21.12.2011, 20:15
Analysieren und schreiben, auch die Arbeit fernab von Patienten, war mir immer lieber als der Stationsalltag. Als das im PJ auf einmal weg war, fehlte mir schon etwas, außerdem finde ich diesen Klinikmoloch oft frustrierend. Würde man habilitieren und an ein Haus gehen, das dies ausdrücklich "fördert"(wobei die Umlautpunkte wohl eher der Dekoration als einer Änderung des Inhalts dienen), so meinte ich, dass man weniger direkten Patientenkontakt haben müsse, und auch bessere Bedingungen z.B. für Forschungsfreistellung oder Kongresse hätte. Insofern wäre ich schon daran interessiert zu wissen, wo jene Bedingungen hierfür am besten sind. Empfehlen sich da eher größere oder kleinere Unikliniken? Müssen es solche sein, oder gibt es auch Lehrkrankenhäuser mit konsequenter Forschungstätigkeit? Mein PJ-Haus ist gar nicht mal so klein, und da läuft, außer auf einer Abteilung, null Forschung. Ist das überall außerhalb der Uni so? (Sonst war ich bisher nur in einer Praxis und an Unikliniken)

Habt ihr das Gefühl, dass das auch fachabhängig ist? Sprich in manchen Fächern ausschließlich Freizeitvergnügen, in anderen dagegen obligat und Teil des Arbeitsprozesses?

Nautila
21.12.2011, 20:42
Darf ich mal richtige Newbie-Fragen zum Thema Habil stellen?
Mich würd interessieren, wie so Drittmittelwerbung aussieht. Sind das die Gespräche, die PDs und Chefs mit Pharmafirmen führen oder wie kann man sich das vorstellen? Gibt ja irgendwie Chefs, die eigentlich ständig nur auf Konferenzen und Meetings zu eben diesem Zwecke unterwegs sind.
Ist das nur Palaver mit: Ich mach Werbung für Euch und Ihr zahlt? Oder wie läuft sowas generell ab?
Habe auch schon Kongressvorträge gesehen wo ein bestimmtes Medizinprodukt vorgestellt wird. Ist sowas dann eine gegenseitige Gefälligkeit oder so?

Das nächste ist die "Forschungstätigkeit" auf Kongressen.
Als habilitierter Mensch "muss" ich das machen? Und was hab ich bzw. mein Chef oder meine Klinik davon? Verdiene ich Geld damit, werbe ich damit wieder Gelder ein oder ist es einfach ein Prestigeding für die Klinik, um meine Ergebnisse vorzustellen?

Sorry, das sind zwei Dinge, die ich mich schon länger frage. Leider wird es noch eine Weile dauern bis ich selbst mit PDs und Chefärzten zusammenarbeiten kann - kenne das Thema nur aus "Patientensicht"; meistens von wegen: die Leute sind ja nicht da weil.... . :)

airmaria
21.12.2011, 23:47
Dennoch bleibt eben die Tatsache, dass man anfangs sicher nicht Erstautor und Leiter von ganzen Forschungsgruppen sein wird. Dieser Luxus ist wohl das Privileg von denen, die mindestens PD sind.
keine habil ohne eine gewisse zahl an erstautorenschaften, das ist quasi die währung!


Ist es wirklich mehr als eine gute Dissertation?
ohne jeden zweifel, ja!


Deshalb noch immer das Fragezeichen, was es zu bedeuten hat, wenn jemand habilitiert ist. Ist er intelligenter, fleißiger, beides? Oder hat er nur bessere Beziehungen und eine bessere Taktik, andere für sich arbeiten zu lassen?
die komplette bandbeite ist möglich, wie im richtigen leben eben ;-)
vielleicht noch als ergänzung: wenn dein chef dich nicht explizit zur habil fördert, braucht man das gar nicht erst anfangen! es gibt verschiedene chefs… und verschiedene möglichkeiten einen chef für sich zu gewinnen, weit verbreitet ist hier immer noch das modell arschkriechen


Mich würd interessieren, wie so Drittmittelwerbung aussieht. Sind das die Gespräche, die PDs und Chefs mit Pharmafirmen führen oder wie kann man sich das vorstellen?
firmengelder zählen zwar auch, aber viel wichtiger sind drittmittel aus öffentlichen förderprogrammen und einrichtungen, national, europa…


Das nächste ist die "Forschungstätigkeit" auf Kongressen. Als habilitierter Mensch "muss" ich das machen? Und was hab ich bzw. mein Chef oder meine Klinik davon? Verdiene ich Geld damit, werbe ich damit wieder Gelder ein oder ist es einfach ein Prestigeding für die Klinik, um meine Ergebnisse vorzustellen?
Sorry, da muss man schon ein wenig grinsen… ohne regelmässige vorträge auf internationalen kongressen wird das nichts mit der habil… und meistens kostet es mehr, als dass man dafür geld bekäme (es sei denn, man hat genügend drittmittel (s.o.) eingeworben, dann finanziert sich so was auch mal von selbst)… es geht ums wissenschaftliche renommee, womit man dann wiederum einfacher drittmittel einfordern kann, so läuft der hase und am ende geht’s wieder ums geld!
airmaria

Nautila
22.12.2011, 00:00
Sorry, da muss man schon ein wenig grinsen… ohne regelmässige vorträge auf internationalen kongressen wird das nichts mit der habil… und meistens kostet es mehr, als dass man dafür geld bekäme (es sei denn, man hat genügend drittmittel (s.o.) eingeworben, dann finanziert sich so was auch mal von selbst)… es geht ums wissenschaftliche renommee, womit man dann wiederum einfacher drittmittel einfordern kann, so läuft der hase und am ende geht’s wieder ums geld!
airmaria

Aber wenn ich doch schon habilitiert bin? Wozu weitermachen? Oder ist das wieder Geld für die Klinik? Sorry. Bin da totaler DAU.
Oder mach ich das dann damit ich irgendwann Prof werde? Aber dann müsste ich ja auch zusätzlich ne Menge publizieren oder nicht? :-blush

airmaria
22.12.2011, 00:04
Oder mach ich das dann damit ich irgendwann Prof werde? Aber dann müsste ich ja auch zusätzlich ne Menge publizieren oder nicht?
genau, da wird man nämlich nicht einfach so zu berufen ;-)
airmaria

wjsl
30.12.2011, 19:20
Das klingt so, als ob es sehr schwer, fast unmöglich wäre. Dafür, dass es so ist, machen es aber doch vergleichsweise viele. Bei uns gibt es an der Uni Abteilungen, wo selbst Stationsärzte schon PDs sind...

EKT
30.12.2011, 19:41
Bei uns gibt es an der Uni Abteilungen, wo selbst Stationsärzte schon PDs sind...

...bzw. wo selbst PD noch Stationsärzte sind...

THawk
30.12.2011, 20:33
...bzw. wo selbst PD noch Stationsärzte sind...

:D

wohl wahr...

Kandra
31.12.2011, 07:40
Das klingt so, als ob es sehr schwer, fast unmöglich wäre. Dafür, dass es so ist, machen es aber doch vergleichsweise viele. Bei uns gibt es an der Uni Abteilungen, wo selbst Stationsärzte schon PDs sind...

Wenn du längerfristig an der Uni arbeiten (heisst hauptsächlich forschen) möchtest, kommst du um eine Habilitation fast nicht herum, da eine Professorenstelle -drastisch ausgedrückt - mittlerweile fast die einzige Möglichkeit ist, um irgendwann mal aus diesen 1-2 Jahresverträgen rauszukommen, die das Leben so schön planbar machen. Ausserdem muss man immer die 12-Jahresregel für wissenschaftliche Mitarbeiter im Auge behalten. Ist man da drüber (und das passiert vielen!), dann stehst du mit Ende 30 da und hast nix, nada, null. Ein Grund, wieso ich jetzt noch Medizin dran hänge ;)

wjsl
03.01.2012, 19:47
Was besagt diese 12 Jahresregel? Warum studierst du deswegen Medizin noch zusätzlich? Gilt diese für Mediziner nicht?

Außerdem verstehe ich immer noch nicht, wie jeder Privatdozent einen eigenen Forschungsbereich haben kann; einige sind das ja schon, bevor sie überhaupt ihren Facharzttitel haben; ein Berufsanfänger kriegt doch nicht gleich die Leitung einer gesamten Arbeitsgruppe übertragen, oder? Eine solche muss ja schon da sein, das Themengebiet innerhalb der Gruppe etabliert, der Rest der Gruppe oft schon älter und länger dabei...und einen Betreuer gibt es doch sicherlich auch noch, oder? Irgendwer muss ja auch die Prüfung abnehmen und für das ganze geradestehen...

Wie fängt man so was überhaupt an? Heißt es "das ist das Thema, versuchen Sie was draus zu machen" oder forscht man erstmal drauflos, versucht möglichst viel zu publizieren und alles andere ergiebt sich von selbst?

Ist von euch jemand gerade auf dem Weg zum PD?

Muriel
03.01.2012, 20:11
12-Jahresregel bedeutet, dass Wissenschaftler in post doc Programmen ohne Habil nur 12 Jahre an der Uni bleiben dürfen. Danach müssen sie anderswo unterkommen.

Rico
03.01.2012, 20:26
Außerdem verstehe ich immer noch nicht, wie jeder Privatdozent einen eigenen Forschungsbereich haben kann; einige sind das ja schon, bevor sie überhaupt ihren Facharzttitel haben; ein Berufsanfänger kriegt doch nicht gleich die Leitung einer gesamten Arbeitsgruppe übertragen, oder? Der Abschluss des Habilitationsverfahrens ist an allen mir bekannten Unis an das Vorhandensein eines Facharzttitels geknüpft. Ohne den gibt's keine Habil.