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Schädelspalter
12.02.2006, 22:35
In diesem Thread frage ich mal für meinen Dad, da ich von vielen Dingen (gerade Pharma + Reisemedizin) recht wenig Kenntnisse habe, er mich aber auch fragt. Natürlich wird er noch zum Hausarzt gehen, aber ich wollte zusätzlich auch hier nochmal fragen.
Mein Vater ist gelernter KFZ-Mechanikermeister, mittlerweile aber Rentner. Da er eigentlich auf Nichts-Tun noch keine Lust hat, reist er für den und wird im April für den Senior-Experten-Service, einer ehrenamtlichen Organisation, die Fachpersonal in Länder vermittelt, um dort auszubilden, anzuleiten und westliches Wissen zu vermitteln, nach Ghana. (www.ses-bonn.de).
Dort soll er für drei Monate in einer Missions-Schule die Ausbildung von KFZ-Mechanikern verbessern (also auch mit praktischer Arbeit und somit einem gewissen Unfallrisiko verbunden).
Ein "Krankenhaus" ist auf diesem Missionsgelände wohl vorhanden (westlichen Standards wird dieses aber wohl kaum genügen), dennoch soll er auch autark davon Medikamente und sonstiges med. Material mitnehmen.

Meine Ideen waren so ziemlich spontan:

Impfungen:
Hep. A + B, Gelbfieber

Malariaprophylaxe:
--> hat jemand Erfahrungen oder Anregungen dazu, empfohlen wurde Malarone, allerdings ist lt. Fachinfo-Service + RKI die Anwendung als Prophylaxe für > 28 Tage nicht zugelassen, Alternativen?

Wundversorgung
2 * Lokalanästhesie (Scandicain o.ä.), Spritzen u. Kanülen dazu
50 ml Wunddesinfektionsmittel (Octenisept o.ä.)
50g – Tube Polyvidon-Iod-Salbe (Braunovidon o.ä.)
2 * Päckchen mit Nahtmaterial (Nadel-Faden-Kombination)
2 * Skalpell
2 * Handschuhe steril
2 * Steristrips
--> halte ich für wichtig, da ja auch praktische Arbeit geleistet wird (KFZ-Werkstatt mit immer einem gewissen Verletzungsrisiko) und in dem "Krankenhaus" vermutlich Personal da ist, was eine Wundversorgung durchführen kann. Dennoch ist mir da die Verwendung von westlichen Einwegprodukten lieber

Schmerz
30 Tbl. Paracetamol 500 mg
20 Tbl. Ibuprofen 400 mg
stärkeres Schmerzmittel (z.B. Tramadol-Tropfen, Alternativideen?)

Magen-Darm-Trakt
MCP
Buscopan
Loperamid

bakterielle Infektion
kein Rifampicin, kein Rifabutin (WW mit Malarone, Fachinfo-Service weist darauf hin)
--> hat hier jemand Ideen, was geeignete Präparate wären? Im Krankenhaus wird sicherlich auch ein Arzt ect. sein, dennoch gehe ich von einer spartanischen Ausstattung aus, so dass ich ein eigenes Antibiotikom (ggfl. auch mehrere Präparate) für sinnvoll erachte
antibiotische Augentropfen

Salben
Bepanthen-Salbe
Voltaren-Salbe
Hydrocortison-Salbe
Antihistaminikum

weiteres Einmalmaterial wie Braunüle, Spritzen, ein Infusionssystem und "normales" Verbandmaterial natürlich auch.

Über Ideen/Anregungen ect. würde ich mich freuen!

Hellequin
12.02.2006, 22:55
Gegen Durchfall: Imodium/Kohletabletten

Rezept für Rehydrationslösung (http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showpost.php?p=143419&postcount=5)

An unserer Uniklinik wird von der Abteilung Infektiologie eine Reisesprechstunde angeboten, die beraten dort bezüglich der empfohlenen Impfungen. Falls es bei euch in der Nähe auch sowas gibt, wäre das vielleicht eine Überlegung wert.

Alles wird gut
13.02.2006, 10:58
Malarone kannste über den Zeitraum komplett vergessen. Ist außerdem viel zu teuer. Würde ich höchstens als Stand-by mitnehmen, da bei 3 Monaten Aufenthalt ne Prophylaxe ohnehin fraglich sinnvoll ist. Wenn aber unbedingt eine sein soll, dann würde ich Doxycyclin oder Lariam empfehlen, weiß aber auch nicht aus'm Stehgreif, wie's in Ghana mit Resistenzen gegen Lariam aussieht.

Impfungen zusätzlich zu dem bereits gesagten (Auffrischungen): Typhus, Menigokokken, Diptherie, Tetanus, Polio, evtl. Tollwut.

Sterile Kanülen und Zugänge sollte man vielleicht auch einpacken, falls man wirklich im Krankenhaus behandelt werden muss, hat man auf alle Fälle seine eigenen sauberen Sachen dabei.

Bei Loperamid unbedingt einschärfen, dass es nicht bei fieberhaftem Durchfall genommen werden darf.

Schädelspalter
13.02.2006, 13:16
Erst mal Danke für die Hinweise.

Er hat sich aufgrund Hellequins Aussage mal einen Termin
http://www.klinikum.uni-muenster.de/institute/medmikrobio/impfsprechstunde/
geholt, ich denke, dass dort Fachleute sitzen werden.

Falls jemand noch weitere Ideen hat, immer her damit!

chutenalua
13.02.2006, 16:51
In welche Stadt geht er? Oder gar in ein Dorf?

Ich war letzten Juni im Rahmen eines Workcamps einen Monat in Ghana. Malaria-Symptome (Fieber, leichte Dyspnoe) hatten wir eigentlich fast alle. Einige mehr, andere weniger, aber bestimmt hätte es uns alle ohne die Prophylaxe übel erwischt. Also nur Stand-By Medikation mitnehmen ist definitiv eine schlechte Idee!

Die meisten von uns haben Lariam genommen (bzw. die Mefloquine-Präparate der anderen Länder), was ziemlich komfortabel ist, weil man es nur einmal pro Woche nehmen muss. Wenn dein Vater Geld sparen möchte, kann er in Dtld. auch nur eine Packung Lariam kaufen (reicht für nen Monat) und den Rest in Ghana, wo sie wesentlich günstiger und qualitativ gleichwertig sind. In Dtld. kosten die nämlich nen Arsch voll Geld! Ansonsten hatte ich keine Nebenwirkungen (auch keine Suizidgedanken, wie es als Nebenwirkung in der Packungsbeilage angegeben ist *grins*).

Wenn er sich größtenteils in kleineren Dörfern aufhalten wird ist eine Packung Micropur-Tabletten zur Trinkwasser-Desinfektion nicht verkehrt. In den Städten gibts überall sauberes Wasser in Beuteln für nicht mal 2 eurocent das Stück. In dem Fall kann man sich das Micropur getrost sparen (kostet nämlich auch nen Arsch voll Geld).

Bloß genügend Imodium o.ä. einpacken, weil man am Anfang Dünnschiss ohne Ende hat. Und praktisch ist es auch immer eine (nein zwei!) Packung feuchte Tücher dabei zu haben, da man in ghanaischen Toiletten wenn man Glück hat mal zwei Seiten alte Zeitung zum Hintern abputzen findet, meist gibt es aber einfach gar nichts.

Impfungen, sterile Kanülen und Kompressen, Wunddesinfektion, kein Straßenfood fressen und keine ghanaischen Kondome benutzen usw. versteht sich ja eigentlich fast von selbst.

Ghanaische Kliniken sind gar nicht so übel und günstig sind sie auch! Wenn dein Vater allerdings ernsthaft(!) krank wird gibt es beim auswärtigen Amt eine Liste mit deutschen Ärzten in Accra, die mit westlichen Standards weiterhelfen können.

Für weitere Fragen stehe ich soweit ich kann gerne zur Verfügung.

chutenalua
13.02.2006, 16:59
Das wertvollste während einer Reise nach Ghana überhaupt ist übrigens dieses Buch:

http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3898591107/qid=1139846116/sr=8-1/ref=pd_ka_1/302-4220267-7779218

Auf die aktuellste Auflage achten, wenn man es in einer Buchhandlung kauft! Preise und Gegebenheiten ändern sich nämlich quasi wöchentlich in Ghana.

Alles wird gut
13.02.2006, 19:06
In welche Stadt geht er? Oder gar in ein Dorf?

Ich war letzten Juni im Rahmen eines Workcamps einen Monat in Ghana. Malaria-Symptome (Fieber, leichte Dyspnoe) hatten wir eigentlich fast alle. Einige mehr, andere weniger, aber bestimmt hätte es uns alle ohne die Prophylaxe übel erwischt. Also nur Stand-By Medikation mitnehmen ist definitiv eine schlechte Idee!



1 Monat ist aber auch nicht unbedingt vergleichbar mit 3 Monaten - da können die Nebenwirkungen einer Prophylaxe fast schlimmer sein als ne Malaria, die schnell und gut behandelt wird.

chutenalua
13.02.2006, 19:23
Na wenn du meinst... Bin gespannt was der Tropenmediziner sagt, zu dem sein Dad da geht. Glaube nicht, dass das eine gute Idee ist, denn ohne Prophylaxe kriegst du es so ziemlich mit hundertprozentiger Sicherheit. Und in 3 Monaten vielleicht nicht nur einmal...

Hattest du mal eine Malaria? Ist nicht sehr spaßig. Und ich hatte echt gar keine Nebenwirkungen von Lariam (und ich hab's auch zwei Monate genommen). Ob 2 oder 4 Monate Einnahme da noch einen großen Unterschied machen?

Anyways, vielleicht hast du ja mehr Ahnung als ich.

Leeze
13.02.2006, 19:41
Hallo, ich war auch in Ghana, und zwar zwei Monate. Mir ist vom Tropenmediziner auch Lariam empfohlen worden, weil in Ghana anscheinend 80% der Erreger M. tropica sind. Ich habs gut vertragen, ne Freundin von mir war 4 Monate da und hat Doxycyclin genommen, das ging auch ganz gut. Nicht zu empfehlen: homöopathische Prophylaxe: Eine Freiwillige dort hat gleich in der zweiten Woche übelst Malaria bekommen und hat das Quinin (Chloroquin hilft im Norden Ghanas nicht mehr) auch gar nicht gut vertragen. Ohne jetzt was gegen Homöopathie zu sagen, aber nicht als Malariaprophylaxe.
Ganz wichtig ist auch eine gute helle Taschenlampe! Ich war auf einem kleinen Dorf, da war oft Stromausfall oder sowieso keine Straßenbeleuchtung. Es ist ja nicht immer Vollmond...
Elotrans-Pulver ist auch gut bei Durchfall, das vermischt man mit einer bestimmten Menge Wasser und hat eine isotonische Elektrolytlösung.
Gar nicht schlecht ist auch mal ab und zu eine Vitamintablette.
Ich hätte auch ab und zu gerne mal einfach einen Müsliriegel oder so gegessen, obwohl ich das ghanaische Essen lecker fand, wenn er da also noch Platz im Koffer hat...
Ghana ist toll!

chutenalua
13.02.2006, 19:51
Was hast du dort gemacht @ Leeze? Und in welcher Gegend warst du? Ich war in einem kleinen Dorf in der Brong-Ahafo-Region, ohne Strom, dafür mit warmen Bier. :-))

Alles wird gut
13.02.2006, 19:57
Anyways, vielleicht hast du ja mehr Ahnung als ich.

Das denke ich nicht aber da ich am Samstag nach Togo fliege, hab' ich mich auch ein wenig schlau gemacht. Wir sind 6 Wochen da und machen natürlich auch alle eine Prophylaxe, wobei ich eher ein Doxy-Fan bin - zumal ich mich auch über den zusätzlich Antibioseschutz freue.

Ich weiß halt nur, dass bei längeren Aufenthalten auch mal keine Prophylaxe empfohlen wird. Die Leute, die da leben fressen ja auch nicht ihr Leben lang was gegen Malaria aber mit Langzeitprophylaxen schleppt man denen quasi Resistenzen ein.

Leeze
13.02.2006, 20:32
Die beste Prophylaxe ist natürlich Moskitonetz, Repellent und abends lange Kleidung. Wobei ich wirklich aufgepasst habe, aber trotzdem an den Knöcheln überall Stiche hatte, einfach durch den Stoff durchgestochen...

@chutenalua: Ich war in Damongo, Northern Region, ca. 100 km westlich von Tamale. In der Nähe vom Mole-Nationalpark; ich hab im Krankenhaus Famulatur gemacht.

@Schädelspalter: Ich würde außerdem noch auf jeden Fall ein Fieberthermometer mitnehmen (falls es noch nicht auf der Liste steht). Der erste Durchfall kommt bestimmt und wenn man da kein Fieber hat, braucht man sich erstmal keine Sorgen zu machen.

Schädelspalter
13.02.2006, 21:57
Na wenn du meinst... Bin gespannt was der Tropenmediziner sagt, zu dem sein Dad da geht.
Werde ich auf jeden Fall hier posten!

Wenn er sich größtenteils in kleineren Dörfern aufhalten wird ist eine Packung Micropur-Tabletten zur Trinkwasser-Desinfektion nicht verkehrt
Er wird eigentlich auf einer befestigten Missionsanlage (Don-Bosco-Mission), ca. 20 km außerhalb der Hauptstadt Accra, untergebracht sein, von daher denke ich, dass dort auf dem Gelände auch entsprechend abgekochtes Trinkwasser und/oder Flaschenwasser zur Verfügung steht.

@ Fieberthermometer:
Danke für den Hinweis, das fehlt noch auf meiner Liste :-top

sawo
16.02.2006, 09:07
Hallo,
ich war 1 ganzes Jahr bei der Don-Bosco-Mission, die du wahrscheinlich meinst (Ashaiman / Tema) als Zivi am arbeiten - sollten also noch Fragen sein, dann her damit. Nur soviel: Wir haben auch alle tierisch viel Zeug (Nadeln, Handschuhe etc.) mitgenommen, letztlich aber fast nichts gebraucht - in 12 Monaten... Und bei 20km nach Accra bist du in einem westlichen Krankenhaus / Botschaftsarzt...
Bezgl. Trinkwasser: Wenn das eine Missionsstation ist, dann haben die Wasserfilter, da brauchts kein Micropur - und es gibt wie gesagt überall in Ghana abgepacktes gefiltertes Wasser.
Und: Ich empfehle Lariam - habe nie Nebenwirkungen und auch in 12 Monaten keine Malaria gehabt (!).

OT: ...finde ich ja interessant, dass die Autowerkstatt inzwischen fertig ist, die war bei meiner Abreise noch in Planung...

Samuel

chutenalua
16.02.2006, 10:28
Und: Ich empfehle Lariam - habe nie Nebenwirkungen und auch in 12 Monaten keine Malaria gehabt (!).


Strike! :-top

Oh sorry :-blush

Schädelspalter
19.02.2006, 11:01
Hallo,
vorgestern war Vater in der Sprechstunde bei den Mikrobiologen in MS
(http://www.klinikum.uni-muenster.de/institute/medmikrobio/impfsprechstunde/)
Ich wollte hier ja noch eben schreiben, was es gegeben hat:

Malariaprophylaxe
Aufgrund der deutlich vereinfachten Anwendung gegenüber Malarone wurde zu Larilam geraten und dieses auch gleich rezeptiert.

Gelbfieberimpfung
Mein Vater wurde vor 8 Jahren geimpft, daher wurde auf eine Nachimpfung verzichtet, da die Studienlage 10 "sichere Jahre" hergibt (darüber hinaus besteht nach Meinung des Mediziners auch noch ein Schutz, dieser ist aber nicht durch Studien belegt), die Einreise-bedingungen fordern dementsprechend auch nur eine Impfung, die nicht länger als 10 Jahre her ist

Tollwut
Da mein Vater keinen Umgang mit Tieren hat, den Großteil auf der befestigten Anlage verbringen wird und die Hauptstadt nur 20 km entfernt ist, könne auf Tollwut-Impfung verzichtet werden.

Typhus abdominalis
wurde geimpft

Meningokokken-Meningitis
wurde geimpft

Jetzt hat er neben den "Standardimpfungen" + HepA, HepB eigentlich eine gute Immunisierung gegen hoffentlich alles.

Danke nochmal an alle