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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wir werden von Ver.di bestreikt...



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Doktor_No
15.02.2006, 17:14
ich kann mich auch nicht beschweren bradyphrener, bin mit meiner stellenwahl bisher sehr zufrieden, habe monetäre aspekte auch bei der entscheidung als zweitrangig angesehen, auch hier gab es einige stellen unter denen ich wählen konnte. allerdings wusste ich von vornherein, dass der deal sein würde, mehr als 54h pro woche zu machen (stechuhr gibts bei uns nicht, alle 3 monate ÜS-pauschale, zeiterfassung wird gemacht, aber "gewerbeaufsichtsamtkonform";-)). als gegenleistung kann ich hier eben auch gas geben beim operieren. würde ich allerdings anfangen, mich zu beschweren bin ich sicher, erstmal aus dem op heraus zu sein bzw. nur noch ports oder hernien zu machen...

Fraggle
15.02.2006, 18:29
Gewisse Dinge müssen in der Klinik laufen. So einfach ist das eben nicht.


verstehe ich schon... und auch wieder nicht.
nur theoretisch:
was machst du denn, wenn plötzlich auch noch die ärzte auf station 3,4,5 auch streiken und dort notfälle sind. wenn du mit 5 anderen ärzten die einzige bist, die noch arbeitet in einem 1000-betten haus, willst du dann auf mehreren stationen zugleich sein, weil es gemacht werden muss oder wegen dem staatsanwalt???

eine klinik ist eine riesige institution, und läuft nur, wenn die rädchen ineinander greifen. da kannst du als einzelner dich auf den kopf stellen, du wirst die klinik nicht am laufen halten, wenn bereiche ausfallen.
oder willst du, wenn die küche streikt, das essen für 10 stationen selber kochen und ausfahren? da kann noch so sehr der staatsanwalt kommen, wenn schon am 1. tag einige patienten an schwäche sterben.

deswegen ist die einzige einstellung für mich: eigenen bereich und seine grenzen kennen, und sich daran halten. da schockt mich der staatsanwalt gar nicht. betten schiebe ich auf keinen fall durchs krankenhaus, und schieber nehme ich auch nicht weg.

fraggle

Muriel
15.02.2006, 18:52
weicht jetzt ein bisschen von der Thematik ab, aber ich möchte doch gerne meine kurze Erfahrung mit dem Streik heute in Aachen erzählen:
Ich hatte heute ausnahmsweise mal wieder einen Tag in Aachen im Labor, bin also brav dahin gefahren und habe mich durch Horden von in Plastiktüten verpackten Leuten gekämpft. Dabei durfte ich Zeuge eines sehr interessanten Gesprächs werden. Man war sich nämlich einig darüber, dass es doch eine Unverschämtheit sei, dass einfach die Brötchenautomaten heute nicht gefüllt seien und auch in der Kantine nichts zu bekommen sei...

no further comment

HonorisCausa
15.02.2006, 19:28
was ich hier teilweise lesen muss finde ich höchst traurig - hier versuchen sich Berufsgruppen gegeneinander an die Wand zu spielen, die doch eigentlich im Krankenhausalltag zusammenarbeiten sollten!
:-nix

Thomas24
15.02.2006, 20:59
Na Gottseidank kommen die Ärzte nicht auf die Idee 30% mehr Lohn zu fordern, sonst müsstest du die in deine Polemik noch mit einschließen. ;-)

Habe gerade auf Phoenix eine Diskussionsrunde über dieses Thema gesehen- und die sog. "Ärztestreiks" wurden von dem Ver.Di Vertreter auch erwähnt.

Herr Möllring (wer nicht weiß, wer das ist: der Verhandlungsführer der Tarifgemeinschaft der deutschen Länder) meinte daraufhin sinngemäß, das ihn die Proteste der Ärzteschaft persönlich beeindruckt hätten (Häh? Hat der das wirklich gesagt??), und das Sie in der Freizeit der Ärzte stattgefunden haben (Urlaub, Frei nach Dienst etc.)- somit könne von einem echten Streik (= also echter Arbeitsniederlegung) gar keine Rede sein.

Aber dann ist er wieder ganz er selbst geworden und hat genüsslich bei der Aussage gegrinst, das der MB im Gegensatz zu Ver.Di gar keine Streikkasse besäße (will wohl damit unterstellen, das wir nicht streiken können, weil wir uns das nicht leisten können...). Och, und ich dachte schon, er versteht uns *schmoll* :-D

Thomas24
15.02.2006, 21:02
was ich hier teilweise lesen muss finde ich höchst traurig - hier versuchen sich Berufsgruppen gegeneinander an die Wand zu spielen, die doch eigentlich im Krankenhausalltag zusammenarbeiten sollten!
:-nix

Tja, habe ich auch immer gedacht. Aber dann wurde ich approbiert... :-(
Die Zusammenarbeit lässt manchmal echt zu wünschen übrig, und an einem Mangel an gutem Willen unsererseits liegt es -ausreichend hoher BZ infolge oralen Kuchen/ Schokoladeintakes in therapeutischen Dosen einmal vorausgesetzt- nicht.

HonorisCausa
15.02.2006, 21:07
Tja, habe ich auch immer gedacht. Aber dann wurde ich approbiert... :-(
Die Zusammenarbeit lässt manchmal echt zu wünschen übrig, und an einem Mangel an gutem Willen unsererseits liegt es -ausreichend hoher BZ infolge oralen Kuchen/ Schokoladeintakes in therapeutischen Dosen einmal vorausgesetzt- nicht.

tut mir leid, aber ich kenne das anders!

Thomas24
15.02.2006, 21:07
weicht jetzt ein bisschen von der Thematik ab, aber ich möchte doch gerne meine kurze Erfahrung mit dem Streik heute in Aachen erzählen:
Ich hatte heute ausnahmsweise mal wieder einen Tag in Aachen im Labor, bin also brav dahin gefahren und habe mich durch Horden von in Plastiktüten verpackten Leuten gekämpft. Dabei durfte ich Zeuge eines sehr interessanten Gesprächs werden. Man war sich nämlich einig darüber, dass es doch eine Unverschämtheit sei, dass einfach die Brötchenautomaten heute nicht gefüllt seien und auch in der Kantine nichts zu bekommen sei...

no further comment


Bei uns werden auch neuralgische Punkte bestreikt...Zentralsterilisation...Aufnahme... und die Kantine !!
Ich glaube der Dönerbudenbesitzer vor dem Haupteingang ist vor lauter Dankbarkeit schon Ver.Di beigetreten :-D

Abgesehen davon finde ich es ganz schön ätzend, das wir alle elektiven Op´s absetzen mussten. Die Patienten waren echt begeistert.

Thomas24
15.02.2006, 21:08
tut mir leid, aber ich kenne das anders!

Dann freut es mich für dich :-))

Hellequin
15.02.2006, 22:46
Herr Möllring (wer nicht weiß, wer das ist: der Verhandlungsführer der Tarifgemeinschaft der deutschen Länder) meinte daraufhin sinngemäß, das ihn die Proteste der Ärzteschaft persönlich beeindruckt hätten (Häh? Hat der das wirklich gesagt??), und das Sie in der Freizeit der Ärzte stattgefunden haben (Urlaub, Frei nach Dienst etc.)- somit könne von einem echten Streik (= also echter Arbeitsniederlegung) gar keine Rede sein.

Hier in Ulm ist auf vielen Stationen nur der Notbetrieb gelaufen und das war an den anderen betroffenen Unikliniken meines Wissens nach nicht anders. Aber die Krankenhausträger sind sowieso in einer anderen Realität zu Hause als der Rest der arbeitenden Menschheit.

Smartinchen
16.02.2006, 14:19
... und nichts ändert sich.

... Ver.Di hat in Zeiten von 5 Mio Arbeitslosen anscheinend die Notwendigkeit erkannt den öffentlichen Dienst noch teurer zu machen. Da die ach so bösen, bösen Arbeitgeber überhaupt nicht einsehen, weiterhin kreti und Plethi 38,5 h Wochenarbeitszeit,....



Hab nicht die ganze Diskussion gelesen, aber ne Erhöhung der Arbeitszeit ist genau das, was Arbeitsplätze kostet! Werden 5% mehr Überstunden gemacht, können am Ende 5% (okay, nicht ganz, aber du verstehst, was ich meine) der Leute entlassen werden (andere erledigen deren Arbeit ja nun schließlich als Überstunden...). Vielleicht ist dir mal aufgefallen, dass die Arbeit immer ungleicher verteilt wird: Seit ein paar Jahren machen die einen immer mehr Überstunden, dafür können die anderen dann ganz nach Hause gehen...(momentan knapp 5 Mio.).

Thomas24
16.02.2006, 18:25
Hab nicht die ganze Diskussion gelesen, aber ne Erhöhung der Arbeitszeit ist genau das, was Arbeitsplätze kostet! Werden 5% mehr Überstunden gemacht, können am Ende 5% (okay, nicht ganz, aber du verstehst, was ich meine) der Leute entlassen werden (andere erledigen deren Arbeit ja nun schließlich als Überstunden...). Vielleicht ist dir mal aufgefallen, dass die Arbeit immer ungleicher verteilt wird: Seit ein paar Jahren machen die einen immer mehr Überstunden, dafür können die anderen dann ganz nach Hause gehen...(momentan knapp 5 Mio.).


Auch wenn es sich jetzt vielleicht hart anhört:
Meines Erachtens nach besteht die Aufgabe des öffentlichen Dienstes darin, Dienstleistungen für die Bürger (die den ganzen Spaß ja schließlich auch bezahlen- und das ist nicht billig) so effizient und effektiv wie möglich zu erbringen. Die Daseinsberechtigung ist somit *nicht* möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten, wenn dieselbe Arbeit für die Bürger auch mit weniger Personal erledigt werden kann. Allein in NRW werden für Personalausgaben fast 50% des Landesbudgets ausgegeben werden. Das heisst, die Hälfte der Kohle ist schon weg, bevor auch nur eine einzige Brücke gewartet, eine Schule saniert oder auch nur ein müder Euro in die maroden Unis investiert wurde. Vom dringend nötigen Schuldenabbau des Landes mal ganz zu schweigen.

Davon abgesehen werden bei uns die Streikposten immer aufdringlicher- meine Kolleginnen werden morgends immer blöd angequatscht, wenn Sie durch das Haupttor oder die Nebeneingäne wollen.