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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : die privatvisite... teil I



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Doktor_No
24.02.2006, 15:37
ach es war ein gar herrlicher tag: sonne durchflutete die gänge der klinik, gedämpftes gemurmel und gelegentlich aufflammendes lachen aus der sitzecke verkündeten wohlbefinden der von besuch erfreuten patienten, man grüßte sich freundlich mit einem höflichen kopfnicken und ließ die besucher spüren, wie tief von altruismus durchdrungen man war, dabei immer ein zwischen verwegen und abgeschafft pendelndes lächeln im gesicht.
innerlich stellte sich der assistent schon auf das wochenende ein, er hatte gut operiert, seine kranken stellten keine akute bedrohung, weder für ihn oder den diensthabenden dar, alle verbände waren gewechselt, alle braunülen gelegt, alle drainagen gezogen, alle tamponaden aus diversen körperöffnungen entfernt. die gedanken gingen auf wanderschaft zu frau und kind und der angestrebten ruhe der nächsten beiden tage, voller elan bog er ins stationszimmer ein, um noch einen letzten kaffee mit den ebenfalls anwesenden kollegen zu trinken, da erblickte er die aufleuchtenden augen des chefs...
"ah, ein asssistent, sehr schön, sie kommen jetzt mit zur privatsisite, meine privatassistentin ist ja im visitenausgleich, der oberarzt und ich brauchen jemanden zum schreiben..."


-fortsetzung folgt-

Doktor_No
25.02.2006, 12:41
das gute hochgefühl des assistenten wich einer mischung aus enttäuschung und beklemmung, zum einen weil es jetzt wieder eine stunde länger dauern würde, das haus zu verlassen, zum anderen weil er wusste dass seine schreibgeschwindigkeit dem durchgangstempo des chefs und dessen redefluss nur schwerlich gewachsen war...
nichtsdesdotrotz begann er, den kurvenwagen in richtung der privat-zimmer zu schieben. nun war dieser wagen leider für menschen zwischen 1,40 und 1,70 gebaut, er war jedoch 1,90 und musste sich dementsprechend bücken, was assoziationen zum buckligen aus "die schöne und das biest" in ihm hervorrief. in untertanenstellung servil gebeugt näherte er sich, von pflegerischer seite osteuropäisch unterstützt, dem ersten zimmer. der assistent überlegte noch, ob er, um das bild zu vervollkommnen, das rechte bein hemiplegisch nachziehen sollte und speichelfäden aus dem mundwinkel auf die akten tropfen lassen solle, eine idee, die ihn zumindest in näherer zukunft davor bewahren könte, dauerhaft privatassistent zu werden...
jäh wurde er aus seinen gedankenspielen geweckt, als das zackige "guten tag" des chefs aus dem soeben betretenen patientenzimmer erschallte.



-fortsetzung folgt-

Doktor_No
25.02.2006, 18:03
widerwillig schob er so gebeugt den kurvenwagen in das zimmer, ein halbdebiles quasimodo-grinsen zur schau stellend. in den nächsten sehr langen minuten zog sich das gespräch wie kaugummi, thematisiert wurden rotweine, das nächste bundesliga-wochenende, ein geplanter trip nach paris, die vorzüge von dünnen suppen, das nichtvorhandensein von hübschen frauen die doch sonst immer da seien und schließlich, mit einem strengen blick, der bauch des patienten, der 2 tage vorher von einer zugegeben eindrucksvollen gallenblase entlastet worden war.
"die drainage muss heute noch raus!"
das war der auftaktsatz zu einer echten serie...


-fortsetzung folgt-

Doktor_No
26.02.2006, 12:15
ungefähr eine stunde später wußte der assistent, dass sein arbeitstag noch einige stunden dauern würde, denn anscheinend mussten heute alle, in jede erdenkliche körperöffnung, ob nun anatomisch vorgegeben oder iatrogen gebastelt, gesteckten schläuche wieder entfernt werden, und es standen noch zwei zimmer auf dem plan.
ermattet kritzelte er gerade ein "status idem " in den verlaufsbogen, um sich danach dem bereits vorausgeeilten tross in richtung des nächsten zimmers anzuschliessen als ein gellender schrei ihn erschauern liess.
als er um die ecke sah, schwankte die osteuropäische schwester kreidebleich über den flur, die behandschuhten hände inklusiver beider unterarme mit blut geduscht. zitternd schleppte sie sich in die stationsküche, blutstropfen auf dem boden hinterlassend, hing sich und ihren adipösen körper in die spüle und erbrach herzhaft.
das liess den assistenten aufmerksam werden, "könnte ja noch ganz spannend werden hier und heute?!", und flink eilte er in richtung des zimmers, aus dem die dame getorkelt war.
als er hineinkam, saß der chef schweigend am tisch, der oberarzt hantierte hektisch am privatpatienten und rief "kann mal jemand die anästhesie rufen?". eigentlich eine verschwendung von phonetik, denn wie auch ein laie sicher erkannt hätte, war der patient bereits tot, sein bett eine rote liegewiese, koagel hingen am gitter herab, seine starren augen blickten deckenwärts, dort wo noch am morgen eine hervoragend vom assistenten adaptierte intracutannaht gewesen war öffnete sich nun der situs, nahtreste ragten antennengleich empor (4.0 prolene), und darmgekröse bildete einen niedlichen kleinen wall, ganz so wie die an der nordseeküste von deutschen kindern so gern erbauten sandburgwälle.


-fortsetzung folgt-

Doktor_No
26.02.2006, 13:30
der assistent trat näher heran und betrachtete die eröffnete bauchdecke genauer. "die sache stinkt gleich in mehrfacher hinsicht!" sagte er zu sich selbst, und um seiner einschätzung nachdruck zu verleihen öffnete er das fenster.
dann wandte er sich wieder der leiche zu.
im bereich der nahtdehiszenz traten ileum- und colonschlingen hervor, die anastomose war sichtbar, allerdings fehlte die leber...
offensichtlich handelte es sich hier mitnichten um einen platzbauch, denn die wunde war sauber eröffnet worden, die leber hilusnah abgesetzt und anscheinend mit geschicktem scherenschlag bzw. skalpellschnitt herauspräpariert worden. auch vom lig. teres hepatis hingen keine fettbürzel herab, hier war fachmännisch gemordet worden!!!!
"nun ja, privatpatienten sind die hölle, aber sich gleich so ihrer zu entledigen ist doch etwas übertrieben?!" gab der assistent zu bedenken, als der anästhet die szenerie betrat, sein rucksäckchen abstellte und zum leichnam schritt. "ist der herr organspender?" waren seine ersten worte, die antwort des chefs "wenn, dann offensichtlich aufgrund einer akuten anfrage...".
"soll ich die polizei verständigen?" fragte der oberarzt. "in zehn minuten, ich habe keine zeit für deren fragen heute, muss um fünf meinen flieger nach paris bekommen, die sollen sich montag melden." sprach der professor.
"und ich geh dann mal die drainagen ziehen..." versuchte der assistent zu entkommen, "nichts da! sie kümmern sich um kripo, leichenschau, angehörige und totenschein herr kollege!" murrte der oberarzt, bei dieser aussage fiel dem assistenten ein, dass der oberarzt im op etwas von einem erotischen wochenende mit seiner affäre gemurmelt hatte, als er gerade liebevoll ein sigma aufschnitt und anschliessend bei dem gedanken an die anstehenden spielchen zärtlich versunken entlang der taenie aufschnitt.


-fortsetzung folgt-

Doktor_No
26.02.2006, 15:38
"alles sublimierer..." waren des assistenten gedanken, bevor er leicht depressiv verstimmt zum telefon griff und seine verspätung zu hause bekannt gab.
danach gab er der polizei bescheid und rief die ehefrau des ermordeten an, um sie in die klinik zu beordern.
ihm war durchaus bewusst, dass er bis zum eintreffen der polizei keinerlei manipulationen an der leiche vornehmen durfte, um die zeit nicht sinnlos zu vertrödeln schritt er zum äussersten und las die akte.
so erfuhr er, dass der herr an einem dickdarmtumor operiert worden war, in seiner anamnese keinerlei andere erkrankungen von belang waren, eine moderate hypertonie war gut vorbehandelt, kein diabetes, keine infektionen oder andere dinge waren aufgefallen. eigentlich sollte er nach dem wochenende nach hause entlassen werden, der verlauf war völlig unauffällig, und nun dieser suboptimale verlauf, wie sollte man das denn nur im arztbrief formulieren??? kurz vor entlassung exitus letalis durch fremde hand??? fragen über fragen...
"so ich bin dann nicht mehr verfügbar, sie stehen parat und erstatten bericht nach meiner rückkehr!" rief der chef ihm im vorbeieilen zu, dicht gefolgt vom oberarzt, der "dringend telefonieren" musste.
"ruft mal bitte den PJler an, er soll drainagen ziehen" sagte der assistent der nun wieder gesäuberten schwester, die leicht derangiert neben der spüle vor sich hin starrte.
als nächstes schnappte er sich die schwester seines vertrauens und betrat abermals das zimmer des toten.
"mach mal bitte die tür zu, bis die grün-weissen hier aufschlagen haben wir noch 10 minuten, ich will mal was gucken..."


-fortsetzung folgt-

Doktor_No
26.02.2006, 18:54
der gas-doc war schon entschwunden, es befand sich niemand im zimmer, die schwester schloss die tür hinter sich, das kalte licht der deckenbeleuchtung schien auf den bleichen leib des toten, als sich der assistent über seinen körper beugte.
"ich darf ja keine fingerabdrücke hinterlassen, also ausnahmsweise mit handschuhen!" flachste er, als er das latex an den fingern spürte. sanft mobilisierte er den darm, der trotz des ablebens seines ernährers noch ziemlich warm war, unter den fingern meinte er ein wenig kopros analwärts schieben zu können. dort, wo bis vor einer noch zu bestimmenden zeit die leber war, hatte sich geronnenes blut wie gelee einer kirschtorte organisiert. der assistent bohrte die ersten drei finger der rechten hand durch diese masse, deren tieferliegender inhalt noch flüssig war und wie aus einem bohrloch emporgluckerte.
"ubi sanguis, ibi evacua!" grinste er.
das retroperitoneale fettgewebe klaffte auseinander und gab den blick dorthin frei, wo dereinst einmal die gerotafaszie samt inneliegender niere lagen.
der herr war nephrektomiert worden, und zwar, wie sich einige sekunden später herausstellte, beidseitig und vom feinsten!!!!
als das konspirativ arbeitende dreamteam verschwörerisch aufblickte fiel der blick der schwester zufällig auf den boden. "was liegt denn da?" fragte sie überrascht. eine kleine spritze mit einer milchigen flüssigkeit lag unter dem bett, die beiden hoben sie auf und begutachteten sie.
"könnte propofol oder so sein, damit scheiden alle chirurgen dieser welt als täter aus!" bemerkte der assistent.
"wieso?" fragte sie.
"weil die von medikamenten oder gar narkose keine ahnung haben, die hättes es ohne gemacht..."


-fortsetzung folgt-

Doktor_No
27.02.2006, 15:49
"naja vielleicht war es ja auch etomidate?!" bemerkte die schwester, sie hatte nämlich mal bei den betäubern hospitiert...
nachdem sich unsere protagonisten also umfassend über das ausmass der ausweidung des ermordeten informiert hatten machten sie sich daran, die szenerie wieder in den prä-visitations-zustand zu versetzen. dabei fiel dem assistenten auf, dass seine hose während seiner reise durch den situs einiges an blut abbekommen hatte. als wäre das noch nicht genug, fanden sich auch stuhlspuren, denn als sie den leichnam mobilisiert hatten wurde dieser genötigt, dem erschlaffungszustand der sphincteren und detrusormuskeln rechnung zu zollen und hatte noch einmal so richtig schön von sich gelassen. das würde man den sicher bald hinzukommenden kripo-beamten und eventuell anwesenden rechtsmedizinern schon irgendwie plausibel erklären können, aber diese besiffte hose musste weg!!!!
"schwester, wärst du so nett und holst mir mal eben aus dem kleiderwagen ne neue hose, so kann ich nicht aus diesem zimmer, wenn da grad die polizei kommt bin ich gleich verdächtig!" bat er um hilfe. da er bei der schwester einen dicken stein im brett hatte (und in langen nachtdiensten auch etwas dickes im bett ab und an) eilte sie flugs hinaus, um abhilfe zu schaffen. währenddessen zog er schon einmal die hose aus und war inständig froh, heute morgen die schwarze hugo-radler gewählt zu haben, ein wenig stil musste eben einfach sein!
als sie zurück kam und die frische hose in der hand hatte sah sie, dass die spritze noch auf dem nachttisch lag, und um diese wieder unter das bett zu befördern kniete sie sich auf den boden. der assistent stieg in die neue hose, die brust dem fenster zugewandt, bückte sich um die hose hochzuziehen, im selben moment erhob sich die schwester wieder und beide blickten in das entsetzte gesicht der ehefrau des toten.
"wie ist denn die alte so leise hier hereingekommen?" schoss es ihm durch den kopf, allerdings wurde dieser gedanke ziemlich schnell von der vorstellung, wie schwierig es sein würde die situation adäquat darzustellen verdrängt und, was noch viel schlimmer war, von dem gedanken an das nun dringend zu erwartende gespräch mit dem chef nächste woche...
bevor die frisch verwitwete nun auf den gang stürzte, um dort hysterisch weinend und wild um sich schlagend zum stationszimmer zu rennen schrie sie "mein mann ist tot, und sie lassen sich hier neben dem leichnam einen blasen?!", was ihn unerklärlicherweise an den witz mit dem privatpatienten denken liess, der durch fellatio seitens einer hübschen schwester verwöhnt wird und als erklärung dafür seinen privatversichertenstatus anführt, aber das war nur ein gedankenblitz.
was ihm ausserdem auffiel, waren das blendende aussehen dieser frau und ihr umgekehrt proportionales alter im verhältnis zum toten. langsam begann er sich ernsthaft für diesen fall zu interessieren...


-fortsetzung folgt-

Doktor_No
27.02.2006, 16:30
da ihm bewusst war, dass jede seiner aussagen der ehefrau des toten gegenüber um diesen anblick zu erklären unglaubwürdig sein würde, beschloss er sein schema "arrogantes und sicheres auftreten bei absoluter ahnungslosigkeit" anzuwenden, das er in zahlreichen beruflichen situationen bis zu perfektion verfeinert hatte.
nach einigen sekunden, in denen er sich sammelte und der schwester aufmunternd auf den po klatschte, was bei dieser leider nur ein müdes lächeln und den spruch "leider hast du am wochenende keinen dienst, ich bin so unausgelastet..." abringen konnte, folgte er den erstickten schreien der ehefrau in richtung des stationszimmers.

einschub: richtiges auftreten als assistenzarzt in der chirurgie, ein kleiner exkurs, auch ausserhalb von mordsituationen auf station anzuwenden:
1) es gilt, immer und den ganzen tag lang, die balance zwischen leicht angespanntem gesichtsausdruck, einem breiten grinsen und aufrechtem gang zu finden. hierbei können poloshirts oder edlere t-shirts unterstützend zum einsatz kommen.
2) mitleid und gefühle zeigen nur bis zu einem gewissen grad! in das gespräch immer sinnsprüche einfliessen lassen, bei privatpatienten beispielsweise "vulnerando sanamus", bei allen patienten "der platz des chirurgen ist immer noch der op, denn wirklich heilen kann nur das messer!"
3) auch clogs sind gern gesehen, erstens erinnern sie die patienten an einen ("der doktor mit den clogs soll kommen!"), zweitens sind sie laut und warnen so jeden vor, dass man kommt, dies ist sehr hilfreich bei visiten, denn so schieben patienten den stuhlgang noch etwas auf und man muss nicht andauernd wiederkommen. drittens hasst der gemeine chefarzt der chirurgie clogs, denn der einzige der laut sein darf ist er selbst, also ist man als privatassistent nicht erste wahl. und viertens machen die dinger einen geilen arsch.
weitere exkurse folgen

der assistent bewegte seine clogs und sein poloshirt also in richtung ehefrau, als er sie erblickte sagte er "guten tag, ich habe sie angerufen, bitte kommen sie mit in mein zimmer, ich möchte mit ihnen sprechen." die angesprochene sah ihn an, schwieg einige momente und meinte "okay, aber danach möchte ich meinen mann noch einmal sehen. ausserdem werde ich ihren chef noch heute anrufen und ihm mitteilen, dass sie nekrophil veranlagt sind oder so etwas, was ich da eben gesehen habe ist ja widerlich!!!"
"ja, ihr mann sieht wirklich etwas mitgenommen aus, als wäre ihm eine laus über die leber gelaufen!" ertönte es aus dem hintergrund.
"gestatten, franke von der kripo, mein beileid!"


-fortsetzung folgt-

Doktor_No
27.02.2006, 17:39
da stand nun ein mann in der tür, schnauzbart, dunkle haare, drahtig, untersetzt, die haut vom zigarettengenuss leicht grau, bekleidet mit einer jeans, adidas-turnschuhen, einem strickpullover und darüber einer schimanski-verschnitt-jacke.
"vorsicht!" durchfuhr es den assistenten, "einer dieser gefährlichen handy-am-gürtel-träger!!!"
"aus ihrem gespräch, ich hab das eben mitbekommen, wird erstmal nix, ich stelle ihnen zuerst mal ein paar fragen." teilte inspektor clouseau den beiden mit. mitten in die szenerie platzte der PJler:"ey, ich hab nen geilen neuen witz von nem patienten gehört: was ist grün und blau und hat keinen bock auf sex????? neuzugang im frauenhaus!! ach ja, die drainagen sind alle raus, blut is abgenommen, ich muss in den saal zu ner struma, haken halten schnauze halten!"
"jaja, is gut, bis später" murmelte der assistent, während der vertreter der staatsgewalt dröhnend über den witz lachte.
all dies goutierte die witwe mit stirnrunzeln und einem säuerlichen gesichtsausdruck, wobei im assistenten die frage aufkam, ob an diesem wirklich schönen weib schon einmal ein plastiker seinen spass gehabt haben mochte: "botox? kollagen? nase? titten? arsch?" summte es fragend in seinen gyri. was für ein stratokörper sich da unter dem sekretärinnen-kostüm zu verbergen schien...
"also erstmal gehen wir jetzt zu dem toten, identifizieren ihn und dann schnacken wir mal!" befahl kommissar franke.
"ich wäre ihnen danbar, wenn wir das diskret abhandeln könnten." gab der assistent zu bedenken, den blick in die gesichter dreier ihn ungläubig anschauenden besucher gewendet. so wie er das sah, könnte die pool-beteiligung der näheren zukunft bei der zu erwartenden mund zu mund-propaganda etwas schmaler ausfallen als normalerweise...
und so ging die gruppe, ergänzt durch zwei streifenhörnchen und einem rechtsmediziner, der sich vor allem durch einen penetranten schweissgeruch auszuzeichnen schien, einmal mehr in das zimmer, in dem in einer ehrbaren klinik deutschlands, einem ordentlichen haus der maximalversorgung, unter den gütigen augen sich aufopfernder ärzte, am hellichten tage gemeuchelt worden war...


-fortsetzung folgt-

Doktor_No
27.02.2006, 20:18
da standen sie nun, wie bei einer beerdigung, das pflegebett quasi als aufbahrungsort, der rechtsmediziner untersuchte interessiert die umgebung des toten, dabei verströmte er sein transpiratorisches oeuvre, was in kombination mit den den darm langsam zersetzenden fäulnisbakterien zu völlig neuen olfaktorischen erlebnissen führte.
"also bevor hier am kadaver rumgemacht wird muss erstmal die KTU her!" befahl herr franke. die ehefrau betrachtete den leib ihres mannes mit einer mischung aus entsetzen und interesse, gerade so wie gaffer bei autounfällen. die beiden polizisten die noch dazugekommen waren schrieben eifrig die namen aller anwesenden auf und sicherten alles an papierkram, was zu ergattern war.
jetzt lief herr franke zu höchstform auf: "wer hat denn den toten gefunden und warum ist der herr überhaupt hier?".
der assistent nahm dem einen polizisten die krankenakte aus der hand und begann: "wir haben um... moment... 16.05 visite gemacht, da wurde er gefunden. heute morgen um 7 bei der frühvisite war noch alles in ordnung, laut akte war er heute um 13 uhr beim röntgen und um 13.30 uhr zum sono abdomen. was er hat schau ich mal im op-bericht, ähhhh, rectum-CA, keine metastasen, wurde tief anterior extirpiert, mit anastomose versehen, histo steht noch aus."
der ausdruck des gesichtes von herrn franke war sowas von leer, da musste man die dinge klarer formulieren: "der mann hatte dickdarmkrebs, wir haben ein darmstück rausgebaut, die beiden offenen enden miteinander verbunden und das gemacht, damit er auch nach der op kacken kann herr franke!".
ein freudiges lächeln zuckte durch die graue haut des kommissars.
"ansonsten kann ich ihnen nur sagen, dass er 62 jahre alt ist, keine relevanten anderen erkrankungen hatte und eigentlich nächste woche nach hause gehen sollte."
"hmmmmm. wieso hat jemand seine leber und die nieren geklemmt????!!" fragte franke.
"tja, organe sind knapp, und auf dem schwarzmarkt..." hob der assistent an, da klingelte erstens sein telefon und wurde zweitens die ehefrau bewusstlos.
als er im hinknien den anruf annahm erklang die stimme des oberarztes am anderen ende: "kommen sie mal fix in saal 3. gehen sie nicht über los und ziehen sie keine 4000 euro ein, akuter bauch. ich weiss, sie haben feierabend, aber der dienst ist schon im ersten saal bei einer revision. und sind die bullen schon da? können sie mir alles gleich am tisch erzählen. also zügig, der bauch liegt schon auf, bis gleich!"
ohne zu antworten legte der assistent auf und delegierte die weitere versorgung der ehefrau an die anderen, drückte die alarmklingel und eilte dann in den op.
der rechtsmediziner beschlagnahmte die leiche und schätzte den ungefähren todeszeitpunkt auf 14.30-16.00 uhr, genaueres könne er aber erst nach der obduktion sagen.
von der elektronischen patientenakte im gapit! sagte der assistent erstmal nichts, ob er es vergessen hatte oder wissentlich verschwieg wird wohl ewig im orbit dahingestellt bleiben....


-fortsetzung folgt-

Doktor_No
27.02.2006, 20:47
der assistent liebte den op. wenn sein telefon klingelte ging jemand anderes ran. man musste keine unpraktischen kittel tragen aus denen bei jeder beugebewegung kram rausfallen konnte. alle hatten lustige häubchen und mundschützer an, so dass man die hässlichkeit der meisten nicht so direkt um die ohren gehauen bekam. mit den anästheten tauschte man die neuesten schlechten witze aus. dann erzählte man sie den unfallchirurgen und konnte sicher sein, dieselben witze von ebenjenen tage später als neu verkauft zu bekommen, naja, man musste nachsichtig sein, die bekamen ja auch immer so viel strahlung ab...
ausserdem mochte er diese transzendentale ruhe am anfang einer op, wenn nur das piepen von der cerebralen seite der blut-hirn-schranke zu vernehmen war, bis das schneidige "schnitt!" des operateurs die ouvertüre zum visceralen walzer begann. dann kamen noch die geräusche der elektrischen schere, des elektrischen messers, des bipols bzw. ultracision und des saugers hinzu, bevor das radio nach dem eröffnen des subcutangewebes angeschaltet wurde und die blutorgie gefeiert wurde.
in diesem konkreten fall handelte es sich um einen ileus, der oberarzt war schon eingepackt als der assistent den saal betrat und einen op-kittel bekam, bevor er als standardspruch "2 linke handschuhe bitte!" zur instrumenteuse sagte. nach seinem zutreten wurde der mediane paraumbilicalschnitt gesetzt, er bediente den sauger als das subcutane fettgewebe eröffnet wurde und sich wie beim auseinanderklappen eines antiquarischen buches darstellte. als der geruch verbrannten fleisches in seine nase stieg, wurde ihm bewusst dass er seit morgens nichts mehr gegessen hatte.
erst als die bauchwand eröffnet war und die geblähten darmschlingen mit einem satten "plopp" deckenwärts emportraten wurde das erste wort gesprochen.
"was ist denn jetzt da oben los?" fragte der oberarzt.
"naja so ein kripo-fuzzy ist da, franke heisst er, die frau des toten, rechtsmedizin und streifenbullen, KTU kommt wohl noch." erwiderte der assistent.
"was ist denn das eigentlich für ein patient?" fragte er den oberarzt.
der oberarzt blickte auf, hielt mit der schere inne und sagte:"dieser mann war mal ein erfolgreicher banker, bevor er seine frau kennenlernte!"
"ja, die ist heiss!" stimmte der assistent zu.
"dann passen sie auf, dass sie sich nicht die finger verbrennen..."
sprachs und setzte den stapler an.


-fortsetzung folgt-

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Doktor_No
28.02.2006, 17:21
nach zwei stunden war der ileus erledigt, während aus dem radio die eagles "hotel california" sangen entledigten sich die operateure ihrer gerätschaften und gaben sich nach abschluss der intracutannhat über dem bauch des patienten respektvoll die hand bevor sie abtraten, ein ritual dass der assistent sich mühsam verdient hatte durch langenbeck, mikulicz, alice, backhaus, overholt, bookwalter, ullrich und co... .
"nehmen wir noch gemeinsam einen kaffe und eine kippe?" fragte der oberarzt.
die antwort war natürlich "sehr gerne!", und so setzten sich die beiden in den raucherraum des ops.
"ich wollte das ungern vor den anderen erzählen herr kollege, aber der ermordete war ein wirklich unangenehmer mensch, hatte früher ne menge kohle und hat nach seiner scheidung seine jetzige frau geheiratet. die beiden haben sich auf einem kongress kennengelernt, er als redner und sie als event-managerin.
naja, kurz zusammengefasst: er hat ihr eine eigene agentur finanziert und sie hat alles eine nummer zu gross aufgezogen, dann musste er nach dem crash der new economy gehen und die abfindung war nicht gross genug um den lebensstil zu halten, seitdem ging es bei denen rund. und sie mag jüngere männer auch ganz gerne..."
"woher wissen sie das alles eigentlich?" fragte der assistent.
der oberarzt schaute ihn an und sagte "frag niemals fragen, deren antwort du eigentlich gar nicht wissen willst!"
"naja, ich hab ja auch eigentlich schon lange feierabend, bis nächste woche herr oberarzt!"
der OA hob die hand zum gruss und meinte "ach ja, montag hab ich uns beide mal für ein hemicolon eingeteilt, können wir wieder schön laut mit dem radio mitsingen. schönes wochenende!".

als der assistent wieder auf station kam, sassen herr franke und der PJler im aufenthaltsraum und lachten laut.
"was machst du denn noch hier, hast doch längst feierabend?!" meinte er zum PJler. "ach, wir haben uns ein bisschen unterhalten, und der herr franke kennt auch ne menge schlechte witze..."

"der bulle ist heller als man denkt!" bedachte der assistent, "den PJler kann er ausquetschen, der ist fast fertig mit seinem tertial und kennt sich hier gut aus, ausserdem will er internist werden und hat sich schon richtung skandinavien orientiert, um dem kaputten deutschen system zu entkommen, wer wenn nicht er kann also frei heraus sagen, was hier so abgeht???!!"

"euer kaffee hier ist übrigens echt daneben!" meinte franke, "so, jetzt habe ich auch noch ein paar fragen an den doktor. setzen sie sich doch mal."


-fortsetzung folgt-

Doktor_No
28.02.2006, 18:42
nachdem der assistent also derrick-like vernommen worden war, auskunft zu sich und seiner person, seinem arbeitverhältnis, seinem aufenthaltsort und eventuellen motiven sowie einem eventuell vorhandenen motiv gegeben hatte entliess kommissar franke ihn, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass er sich für eventuelle rückfragen jederzeit bereit zu halten habe.
mittlerweile war es fast 21 uhr, und vor dem nachhauseweg wollte er noch schnell in seinem arztzimmer in die elektronische patientenakte des ermordeten schauen.
auf dem weg dorthin organisierte er sich noch zwei capri sonnen, eine orange und eine power-team multivitamin von patiententabletts, das schlechte gewissen kam gar nicht erst auf, er war eh unterbezahlt.
als er soeben vor seinem rechner platz genommen hatte und sich dem monitor zuwenden wollte, eine gauloises blonde in den fingern, klopfte es an die tür.
er öffnete, und im rahmen stand eine frau, ungefähr 1,75m gross, dunkelblonde locken, grüne augen, makellose haut mit einem leicht oliv schimmernden teint, das dezente make-up war offensichtlich durch tränen etwas aus der form geraten. es war die witwe des ermordeten.
"darf ich hereinkommen?" hauchte sie.


-fortsetzung folgt-

Doktor_No
01.03.2006, 16:13
diesem wunsch konnte und wollte er nicht im wege stehen und trat also zur seite. sie kam herein uns setzte sich ungebeten auf einen der beiden stühle im raum. dann fiel ihr blick auf die noch unangezündete zigarette und sie sagte: "haben sie auch eine für mich? das war alles etwas zuviel für mich heute!"
er griff in seine schublade und fingerte eine packung silk cut purple hervor, die er von seinem letzten kurztrip nach london mitgebracht hatte, eine zigarette für besondere momente. sie sog hastig am filter, während er seine gedanken bei diesem anblick in richtung fellatio abschweifen lassen mußte, nicht ohne ausgiebig ihre makellosen zähne zu bewundern.
"ich habe vorhin überreagiert, bitte verzeihen sie mir, aber die situation war missverständlich. und danke für die hilfe als ich mir meine auszeit genommen habe. nur diesen unberschämten kommissar konnte mir niemand vom hals schaffen, schade." ein bitteres lächeln huschte durch ihr verweintes gesicht. "ich habe natürlich in seinen augen ein motiv, müssen sie wissen. unsere ehe war eine farce, ich brauche sein geld und bin 27 jahre jünger als er."
"aha, 35 ist die dame" dachte er.
"sind sie denn kollegin? so sauber schneidet kein laie organe aus einem leib, ausserdem hat der täter schnell und leise gearbeitet, der hat sich hier ausgekannt. und motive hatten doch bestimmt mehrere?" gab er zu bedenken.
sie sah ihn seltsam abwesend an und sagte "sie mögen recht haben. vielleicht haben sie ja auch ein motiv...".
seine antwort lautete "wir kennen uns erst postmortal, wenn ich jetzt ein motiv hätte müsste ich eine leiche töten, damit wären wir wieder ziemlich nah an der mir von ihnen unterstellten nekrophilie.".
"was machen sie heute abend noch, herr doktor????"
er musste grinsen: "ich esse mit ihnen."
nach dem folgenden zug an der zigarette sagte sie zum abschied: "in einer stunde bei mir, die adresse dürften sie ja haben."


-fortsetzung folgt-

Doktor_No
01.03.2006, 17:13
seiner frau musste er gar nicht erst irgendwelche lügen auftischen, sie kannte es ja dass er erst mitten in der nacht von der arbeit kam. ausserdem war er ein mann und dadurch partiell ein schwein.
so verschob er seine recherchen erst einmal und wechselte die grüne chirurgen-kluft gegen eine g-star elwood, ein hugo-longsleeve, einen zegna-pullover und gelbe asics tiger.
die adresse entnahm er einem patientenaufkleber aus dem stationszimmer und trat anschliessend in die schneeumwehte nacht. sein alter 280er stand um die ecke bei der notaufnahme, er liess ihn an und legte johnny cash live at folsom prison in den cd-spieler. mit "cocaine blues" im ohr fuhr er zum haus der witwe, besorgte auf dem weg am bahnhof noch blumen und eine flasche bombay sapphire und nordic mist tonic.
als er das anwesen erreichte, brannte im erdgeschoss licht. er stieg aus und klingelte.
hundebellen erschall, die tür öffnete sich und sie stand vor ihm. ihr schwarzes kleid sah atemberaubend aus, als sie ihn hereinbat und vor ihm her in richtung des salons ging zeichnete sich ihr string zwischen den pobacken ab. zwei dobermänner lagen vor dem flackernden kamin.
"darf ich vorstellen, apollo und zeus!"
er sah sich um, geschmackvolle kunst hing an den wänden, die einrichtung war im bauhaus-stil gehalten, aus der anlage klangen kruder & dorfmeister.
"einen aperitif?"
"ich habe bombay tonic anzubieten, wenn sie noch limetten haben können wir auf das essen glatt verzichten."erwiderte er.
"das kommt mir entgegen, ich habe auch keinen hunger, zumindest nicht auf ein menü..." sagte sie, drehte sich um und zog sich lasziv das kleid von den schultern...


-fortsetzung folgt-

Doktor_No
01.03.2006, 18:28
den geschmack ihrer lubrikation im mund, den geruch ihrer beiden schweissnassen körper mit einer spur spermaduft in der nase lag er nackt vor dem kamin und hielt sie im arm. er streichelte ihre rechte brustwarze, die dauerhaft eregiert war.
"das fällt unter die kategorie dreckig, animalisch, krass!" dachte er. irgendwie hatte er ein beklommenes gefühl, das er nicht suffizient begründen konnte, das ihm bewusst machte, dass er gerade ziemlich dämlich gewesen war, aber was sollte man machen? der liebe gott hatte ihm 2 gehirne gegeben, aber nur genug blut für jeweils eins auf einmal...
"ich bin doch bestimmt nicht der einzige mit dem du schläfst, oder?" fragte er. "nein, aber du wirst bis vorhin auch nicht im zölibat gelebt haben, oder?". dieses argument zog scharf, musste er zugeben.
"ich mach uns noch nen bombay." sagte er und stand auf, sein halbschlaffer schwanz berührte ihren busen, ein nicht unangenehmes gefühl.
in der küche goss er den gin in die gläser, gab in jedes 3 eiswürfel,limette und tonic und wollte gerade wieder in richtung des kamins gehen, jetzt mit einem durchaus ansehnlichen ständer, als ihn ein stechender schmerz occipital durchfuhr. er sank bewusstlos nieder und hörte nicht mehr, wie die gläser schrill auf dem granit zerbarsten.

als er erwachte, war er zuerst zeitlich und örtlich desorientiert, geschätzte GCS 10, als er den perfekten frauenkörper vor dem kamin sah wurde ihm allerdings sehr schnell bewusst wo er war. problematisch war nur, dass eben dieser frauenkörper mit einstichwunden übersät war, das vormals olivfarbene hautkolorit einer anämisch vornehmen blässe gewichen war und das hämoglobin, das eigentlich intravasal seinen job verrichten sollte, offensichtlich gefallen an schachbrettparkett gefunden hatte.
sie war tot.
"gläser putzen, anziehen, abhauen!!! ********, sie hat dein sperma in sich!! dein auto steht vor der tür!!! wir sind zusammen gesehen worden in der klinik!!"
ein ungünstiger umstand nach dem anderen meldete sich an, übersprungshandelnd machte er die musik aus, bevor ihm einfiel, dass er grade die nächsten fingerabdrücke hinterliess.
immer noch nackt sammelte er die spuren ihres zusammenkommens (nettes wortspiel) auf, als eine ihm wohlbekannte stimme aus dem off des unbeleuchteten flures ertönte: "herr doktor, na so ein zufall, ziehen sie sich mal an, sie sind festgenommen!"

"guten abend herr kommissar franke!"...


-fortsetzung folgt-

Doktor_No
01.03.2006, 18:56
"die lage ist ja ziemlich offensichtlich." meinte franke. "neben der toten lag das messer, mit ihren fingerabdrücken, sie hatten offensichtlich ein verhältnis mit ihr, es kam zu einem streit, als sie sich wehren wollte hat sie ihnen dieses dings...äh...na sie wissen schon über den kopf gezogen, sie sind ausgerastet und haben sie abgestochen wie ein schächter das arme lämmchen."
"dieses dings heisst TEP, TotalEndoProthese, Herr Kommissar, sowas haben viele als Briefbeschwerer, und meine Fingerabdrücke rühren daher, dass ich mit ebenjenem messer limetten geschnitten habe." seit mittlerweile drei stunden sass er jetzt hier in diesem kleinen verhörzimmer. seine frau hatte auf den anruf der bullen ziemlich lässig reagiert und ihm ausrichten lassen, dass sie ihm seine sachen in die klinik schicken lassen werde. sein anwalt war schon uncooler, er war nämlich grade zum skifahren in der schweiz. ihm stellte sich akut die frage, warum sie eigentlich eine TEP besessen hatte, komisch irgendwie...
"herr franke, sie können mich nicht unendlich ohne haftbeschluss hier festhalten. was soll denn mein motiv gewesen sein?" fragte er.
"ich denke, sie hatten auf einen teil des erbes ihres ermordeten mannes spekuliert, aber leider bekommt sie nichts davon, der herr hat nämlich eine stiftung gegründet in die ausser dem pflichtteil alles geht. und da sie von ihr höchstwahrscheinlich auch zum mord an ihrem ehemann angestiftet wurden hatten sie natürlich einen grund, so durchzudrehen!"
er war perplex. "ach, den ersten mord schieben sie mir also auch in die schuhe?!"
"sie haben alle voraussetzungen, es gewesen zu sein. aber wo sind die nieren und die leber?????????"


-fortsetzung folgt-

Doktor_No
02.03.2006, 10:55
"erstmal behalten wir sie hier. das essen kann gar nicht schlechter als in ihrem krankenhaus sein, dafür ist der kaffee hier besser. morgen früh sehen wir weiter. gute nacht." franke erhob sich und verliess den raum, zwei beamte traten heran und brachten ihn in eine zelle.
auf der pritsche sitzend versuchte er, seine konfusen gedanken zu sammeln.
er rekapitulierte: sollte ein zusammenhang zwischen dem ersten mord und seinem niederschlag mit konsekutivem zweitem tödlichen ausgang bestehen, und davon ging er aus, so versuchte der organ-dieb, ihm elegant die ganze sache unterzujubeln.
der täter musste zumindest partiell vom fach sein und die infrastruktur der klinik kennen. ausserdem war er entweder verfolgt worden als er zu seinem date fuhr oder aber der täter überraschte ihn zufällig im haus der witwe, was wiederum zeigen würde, dass ehefrau und täter sich kannten.
aber warum stahl jemand organe? dafür kam nur eine ernstzunehmende psychische störung in frage oder aber eine perfide methode, richtig kohle zu machen...
als erstes musste er also herausfinden, ob heute in der klinik eine leber und/oder nieren verpflanzt worden waren oder ob selbige die klinik verlassen hatten. das ganze möglichst zügig, denn wenn er sich recht erinnerte betrug das zeitfenster für eine leber bis zur donation an einen empfänger acht stunden, die war also schon eingepflanzt, für nieren maximal zwölf stunden. er kannte jemanden bei euro-transplant, aber telefonieren war schlecht möglich, sein ihm zugebilligtes gepräch hatte er mit dem bequatschen der mailbox seines winkeladvokaten vergeudet und sein mobiltelefon war ihm abgenommen worden.
hektisch suchte er nach einer möglichkeit diesem kerker zu entrinnen, nervös rauchte er seine letzte kippe, bevor er an die tür hämmerte und nach dem wärter schrie.
Als dieser durch den spion schaute begann er seine show. "hoffentlich bekomme ich einen krampfanfall überzeugend hin!"


-fortsetzung folgt-

Doktor_No
02.03.2006, 12:24
für die nun anstehende performance und deren aus- und nachwirkungen musste er sein in sieben jahren rettungsdienst erworbenes wissen anwenden. er stürzte massig zu boden, dummerweise auf die selbe stelle an der ihn zuvor auch die Hüftprothese getroffen hatte. dann überwand er sich und verpasste sich quasi iatrogen einen zungenbiss, gleichzeitig imitierte er die tonischen krämpfe eines epileptikers, biss den kiefer so fest zusammen wie möglich und versuchte möglichst realistisch einen fokalen herdblick hinzubekommen. da das alles sehr anstrengend war schwitzte er, passte gut!
auch seine salivation liess alles andere als zu wünschen übrig, es dauerte ,lediglich einige sekunden bis der wärter die tür aufstiess und nach verstärkung rief. irgendjemand bestellte rtw und nef, und innerhalb der hilfsfrist (man befand sich ja in einer westdeutschen mittelgroßstadt) trafen die retter ein.
wie erhofft betrat der rettungsassistent ralle die szenerie, denn heute morgen hatten die beiden in der notaufnahme noch gequatscht, dabei erwähnte ralle dass er "ver*****en 24er" habe, und das mit dem hypertrophen zivi.
ralle war marke übriggebliebener alt-hippie, als sie noch gemeinsam geschichtet hatten beendeten sie manchen dienst mit einem weisswurst-frühstück, weizenbier, schlechtem reggae und guten joints.
der zivi war eine heissdüse, er hatte sich diesen dämlichen "rettungshelfer"-aesculap-aufnäher auf seine jacke gepappt und demonstrativ ein stethoskop um den hals, allerdings kein littmann, sondern eins von diesen witz-dingern, mit denen man nicht mal einen furz hören konnte.
"alter, was machst denn du für sachen? wieder zu viel bombay? nef kommt gleich, ich drück dir aber schonmal ne V10 rein, den notarzt kenn ich" hob ralle an, "ralle" zischte er verstohlen zwischen zwei hyperventilatorischen atemzügen, "ich simuliere, ihr müsst mich hier rausbringen, muss in die klinik, und sorg dafür dass keiner von den sheriffs mitkommt!"


-fortsetzung folgt-