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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bitte um vollständige Erklärungen zum Med-Studium Österreich



Grünländer
28.02.2006, 12:54
Hallo,
auch nach Benutzung der Suchfunktion sind viele Infos vage geblieben und teils unzusammenhängend.
Deswegen wollte ich jetzt mal ein paar Dinge fragen:

1. Man studiert 5 Jahre auf Diplom mit dem Abschluss Dr. med. univ. (SIP 5 im 9.+10. Semester), so hier zu sehen:
http://www.meduniwien.ac.at/index.php?id=92&language=1

Hier allerdings steht wieder, daß das Studium auch im 11.+12. Semester noch regulär stattfindet (man also in der einkommenslosen Ausbildung ist):
http://www.meduniwien.ac.at/index.php?id=94&content_id=studium_u_lehre/studien/co_n202_studienplan7.php

2. Ist dieser Abschluss (Dr. med. univ.) gleichzusetzen mit Dr. med. in Deutschland? Wodurch gelangt man an den Dr.-Grad?
Vielleicht kucken die Patienten etwas irritiert, wenn da nicht einfach Dr. med. steht sondern Dr. med. univ. ..... und kommen nicht so gern.

3. Man hat, so heisst es hier im Forum, zwar keine Dr.-Arbeit gemacht, aber nennt sich trotzdem Dr. .... wie soll man das verstehen?

4. Zum Turnus:
Man muss also 3 Jahre Weiterbildung absolvieren (im KH z.B.), bekommt um die 750€ im Monat, und ist danach, so verstehe ich das, Arzt für Allgemeinmedizin.
Darf man nun selbst behandeln und z.B. eine Praxis aufmachen?

5. Wie ist das mit dem Facharzt? Dauert er jetzt 4-5 Jahre wie hier beschrieben:
http://www.turnusarzt.com/index.php?module=ContentExpress&func=display&ceid=32&bid=32&btitle=Der%20Turnus&meid=12

oder 6 Jahre wie hier beschrieben:
http://www.turnusarzt.com/index.php?module=ContentExpress&func=display&ceid=27&bid=32&btitle=Der%20Turnus&meid=11

6. Wie erhalte ich die Vollapprobation (sodass ich auch in Dtl. arbeiten kann)?

7. Wechsel innerhalb der Studienzeit (eben die ersten 5 oder 6 Jahre) scheint nahezu ausgeschlossen zu sein?

Danke im voraus, und bitte nur schreiben, wenn ihr euch sicher seid!

?

Dr. Pschy
28.02.2006, 14:28
Meiner Meinung nach kann man viele Antworten per Suchfunktion finden, trotzdem nochmals ausfuehrlich:

ad 1.: Man studiert 6 Jahre auf Diplom. Das letzte Jahr verbringt man nur aehnlich dem PJ quasi staendig im Spital und nicht mehr auf der Uni, deshalb stehts im Studienplan nicht drin. Mal ganz davon abgesehen, dass sich nach der neuen Studienordnung noch kein Jahrgang im letzten Jahr befindet und deshalb noch keiner genau weiss, wie das exakt ablaeuft. Zur Info: Das neue Curriculum gilt seit 2003.

ad 2.: Der Dr. med. univ. ist nur indirekt gleichzusetzen mit dem deutschen Dr. med., da man fuer den Titel keine Dissertation schreibt, sondern seine Diplomarbeit, die gleichzeitig Abschlussarbeit ist. Der Dr. med. univ. ist quasi der akademische Titel des Studiums, den es in Deutschland eigentlich gar nicht gibt (insofern man keine Diss schreibt). Dennoch darf man diesen Titel laut Anerkennungsschreiben beider Laender in Deutschland fuehren, allerdings mit dem Zusatz, an welcher Uni man den Grad erworben hat, z.B. "Dr. med. univ. (Wien)"
Ob es zu Missverstaendnissen in der Bevoelkerung fuehrt, weiss ich nicht. da aber die Stadt in Klammern dahinter steht duerfte klar sein, dass es ein auslaendischer Titel ist, und die Akzeptanz daher genauso gegeben sein, v.a. wenn man eh Deutscher ist.

3. Siehe oben. Den Titel bekommt man nach Beendigung des Studiums aufgrund der angefertigten Diplomarbeit. Dafuer gibts keine eigentliche Abschlusspruefung, wie z.B. das deutsche Staatsexamen, sprich die "Doppelbelastung" faellt weg.

4. Der Turnus dauert 3 Jahre und man verdient ca. 1200 Euro netto. Erst danach ist man zur selbststaendigen Berufsausuebung berechtigt. Er ist vergleichbar dem ehemaligen deutschen AiP, nur dass er viel laenger dauert und man zwischen Studium und Turnusbeginn eine Wartezeit hat, die z.B. in Wien bis zu 2-3 Jahre betraegt (aufgrund Ueberschuss an Abgaengern).
Momentan kann man ohne Turnus nach Deutschland gehen und dort regluaer als Assistent anfangen. Wie die Situation in ein paar Jahren aussieht weiss keiner, in Oesterreich selbst liegt in der Regierung ein Antrag auf Abschaffung der Turnuszeit vor, wann und ob diese umgesetzt wird ist aber fraglich.

5. Ein eventueller Facharzt schliesst sich der Turnuszeit an, in einigen wenigen Faellen kann man schon waehrend des Turnuses damit anfangen. Wie lange der FA in deinem speziellen Fall dauert weiss ich nicht, das kann man aber auf der Seite der Aerztekammer Oesterreichs nachschauen, weiss nur den link grad nicht auswendig.

6. siehe 4. In Deutschland bekommt man momentan die Approbation nach Beendigung des Studiums in Oesterreich, natuerlich nur auf Antrag. Wie das in Zukunft aussieht, ist fraglich.

7. Ein Wechsel ist quasi unmoeglich, selbst innerhalb oesterreichischer Unis, da jede Uni ihr eigenes Curriculum hat. Zudem ist das Studium voellig anders aufgebaut als in Deutschland.

Grünländer
28.02.2006, 15:14
Super, vielen Dank für die ausführliche Hilfe!

Daß in Bezug auf den Turnus noch vieles unklar ist (Abschaffung) und daß man mehrere Jahre auf einen Turnusplatz warten muss, ist ja schon recht heftig....

Was mich aber wundert ist, daß man ohne Turnus nach Dtl. als Assistent gehen kann. D.h. ich wäre im Prinzip nach den 6 Jahren in Österreich schön blöd, den Turnus mitzumachen, weil ich ja hier schon in Dtl. meine FA-Ausbildung anfangen kann....

Dr. Pschy
28.02.2006, 15:28
Aber ob das so bleibt ist fraglich. Frueher gabs diesen Problem ja nicht, die handvoll Deutsche, die in Austria studiert haben habens wohl aus Ueberzeugung getan, und nicht um danach postwenden nach Deutschland zurueckzukehren. Auf der anderen Seite waere man wohl froh, Deutsche Absolventen aus Oesterreich in den Osten locken zu koennen.

Einfach mal sehen wie sich das entwickelt :-)

Grünländer
28.02.2006, 15:38
Nun ja, die Situation, die die Zeit nach dem 6jährigen Studium betrifft, kann sich ja ruhig ändern. Wenn man nach 6 Jahren dann in Dtl. seinen Facharzt machen kann, geht man ja mit Studienbeginn in Ös kein Risiko ein (bezogen auf die Zeit nach den 6 Jahren, Facharzt etc.)

Grünländer
15.04.2006, 14:27
Nochmal nachgefragt, vielleicht hat ja noch jemand Infos:

Ich studiere 6 Jahre in Österreich Medizin, mache irgendwann innerhalb dieser 6 Jahre meine Dr.-Arbeit (so wie in Dtl.) und gehe nach Studienabschluss direkt nach Dtl., um dort als Assi meine FA-Ausbildung zu absolvieren.

Klappt das nach derzeitigem Stand der Dinge so?

Gruber
15.04.2006, 15:40
Nein. Weil Du keine Approbation hast und auch keine mehr in Deutschland bekommen wirst.

Sackbauer
15.04.2006, 16:07
Jaja, das mitteleuropaeische Medizinrecht, immer amuesant.

Ach ja, als Turnusarzt bekommt man ca. 2000 EUR, je nach Anzahl der Dienste.

Grünländer
16.04.2006, 07:45
Nochmal nachgefragt:

Zitate Dr. Pschy:

"Momentan kann man ohne Turnus nach Deutschland gehen und dort regluaer als Assistent anfangen."

"In Deutschland bekommt man momentan die Approbation nach Beendigung des Studiums in Oesterreich, natuerlich nur auf Antrag"

Bekommt man jetzt die Approbation in Dtl., ja oder nein?

An welche offizielle Stelle kann ich mich denn bitte bzgl. genauer Infos wenden?

Dr. Pschy
16.04.2006, 12:41
Folgendes:

Ich hab eine Bekannte, die hat ihr Medizinstudium als Oesterreicherin in Wien abgeschlossen und hat anschliessend eine Assistenzarztstelle in Niederbayern angetreten.
Bei ihr ist es so, dass sie die vollstaendige Approbation nach 3 Jahren bekommt, also so, als ob sie in Oesterreich den Turnus gemacht haette. Solange darf sie allein keine Dienste machen, ist aber den restlichen Assistenzaerzten gleichgestellt. Mit der deutschen Approbation kann sie dann ohne Probleme das jus practicandi in Oesterreich beantragen - wenn sie wieder nach Wien zurueckwill, was sie noch nicht weiss.

Anscheinend haengt das procedere vom jeweiligen deutschen Bundesland ab. Aber momentan kann man mit abgeschlossenem Studium auch ohne jus practicandi in Deutschland als Assistenzarzt arbeiten, wer gegenteiliges behauptet luegt. Wie die Situation in Zukunft ist, weiss aber keiner. Aber ich denke, dass es eher besser wird.

Grünländer
16.04.2006, 12:57
Danke für die Hilfe, Dr. Pschy,

so habe ich mir das auch vorgestellt.

05deinin
16.04.2006, 17:09
Folgendes:
Aber ich denke, dass es eher besser wird.

Reine Spekulation!
Alles in allem denke ich nimmt sich das von der Zeit her nix, ob man in Dtl. auf einen Studienpatz wartet oder in Ö gleich anfängt und dann noch 3 Jahre Turnus macht oder womöglich zwischendrin warten muss wies momentan bei den Zahnis in Wien ist...
Das jedenfalls ist meine Meinung

ombia
17.04.2006, 08:54
tag schön
als einer der sich doch länger überelegt hat nach D zu gehen, will ich (einmal wieder) meine infos reinstellen:
wie DrPschy richtig geschrieben hat kann man nach dem stud in Ö nach D alss assi gehen und dort "nach art des hauses" arbeiten und kann/muss/darf dienste machen... die anrechnung vom FACHARZT ist allerdings noch nicht genannt worden... die ist nämlich nur nach ÖSTERREICHISCHEM recht (auch wenn sie in D absolviert wurde) möglich (lt. dem Büro für internationale angelegeheiten der ärztekammer für österreich):
das heisst also im klartext: du gehst als dr.med.univ. ((graz)-heimatgefühle müssen sein *g*) nach D und tritts dort eine assistelle an...machst dann deine FA zeit und rechnest sie in Ö an...
am beispiel anästhesie läufts dann so...so wurde es mir mehrfach von der ärztekammer bestätigt...
5 Jahre "kernfach(anästhesie), wobei dabei die gesamten inhalte aus Ö untergebracht sein müssen; zusätzlich 6 monate innere und 6 monate chirugie (die sogenannten gegenfächer); gesamt also 6 jahe ;das ganze wird dann in Ö eingereicht (kostet hglaub ich pro antrag €37) und anerkannt...wobei eine auskunft über die anerkennung immer nur im nachhinein zu bekommen ist ;-).... zusätzlich ist eine facharztprüfung notwendig(nicht verwechseln: es gibt auch die europ. FA prüfung die unabhängig davon ist!!!!!!und bereits früher absolviert werden kann)die bereits im letzten ausbildungsjahr gemacht werden kann und zus. im spez. fall der "beuteldrücker" auch 2 blockkurse über je 1 woche mit spez. anä-inhalten...
wenn das ganze dann geschafft, angerechnet und mit dem siegel (wahrscheinlich des alten kaisers *g*) bestätigt wurde bist du dann in Ö facharzt und kannst damit ohne probleme in ganz europa arbeiten... klingt glaub ich komplizierter als es zu scheinen scheint ;-)

das problem ist wie gesagt nur: es gibt keine klaren anweisungen und erklärungen im vorhinein wie etwas engerechnet wird...da kann man allerdings auch da risiko etwas minimieren und zb alle 6 mon einen teil anrechnen lassen ;-)...wenn man in Ö einmal gearbeitet hat (sprich auf der Ö ärzteliste steht kostets dann gar nix (im moment...aber mal schauen wies weiter geht)

so .... das war mein "feiertags guten morgen senf" dazu
schönen tag euch allen noch !!!!

links dazu gibts auf anfrage....

schöne ostern noch ;-)

ombia

Grünländer
17.04.2006, 09:41
Ich bitte um die Links :)

ombia
19.04.2006, 10:23
http://www.going-international.at
einfach mal durchsurfen... sonst auf den ärztekammerseiten noch schauen...sorry bin im moment ziemlich gestresst...werd mich aber darum kümmern ....

lg ombia