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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fällt einem Mediziner die Heilpraktikerprüfung schwer?



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Marianne W
27.03.2006, 20:44
Die Schulmedizin schleppt schon einiges an wissenschaftlich nicht fundiertem Ballast mit sich rum (mit der EBM wird sich das hoffentlich zunehmend ändern), aber ich glaube mit der Anwendung solcher alternativesoterischer und wissenschaftlich nicht gesicherter Krankheitskonzepte wie im Zitat haben viele Schulmediziner -ich auch- ihre Probleme. Ich sortiere das auch in die gleiche Schublade wie Magnetarmreifen, Erdstrahlenschutzmatten, TCM, Homöopathie, Schüssler Salze, Bachblüten, Hamers NGM, "Parasitentherapie" u.u.u.


Ich freue mich fuer Dich, dass Du Dich freiwillig in eine Schublade begiebst, naemlich die, der Engstirnigkeit. Hoffentlich wird sie nie zu eng!
Auf dieser Basis ist es leider unmoeglich, einen Austausch stattfinden zu lassen. Es waere unserioes und beleidigend, gegenueber Menschen, die zufaellig Mediziner oder Heilpraktiker sind, das Niveau derartig zu reduzieren.
Ich wuensche Dir ausserdem, das Du mit der gleichen Vehemenz, den ueberfluessigen Ballast der Schulmedizin, kontestierst und nicht nur in einem Forum, sondern mit erhobenem Haupt, im Hoersaal der Universitaet!

Werde ein guter Arzt, das wuerde schon genuegen.

Marianne W

milz
27.03.2006, 20:59
Ich bin auch neuen und/oder komplementärmedizinischen Verfahren gegenüber sehr aufgeschlossen, ich erwarte nur eine gewisse Schlüssigkeit und wissenschaftliche Evidenz, um sie ernsthaft weiterempfehlen zu können. Die Schulmedizin ist sehr durchlässig, jeder darf Studien machen und seine Thesen wissenschaftlich untermauern.

Marianne W
27.03.2006, 21:00
Genau das Problem habe ich mit Heilpraktikern im allgemeinen (nicht im speziellen) auch: Die Verquickung von guten und nützlichen komplementärmedizinischen Verfahren mit esoterischem Firlefanz (der im schlimmsten Fall selbst schädlich ist oder die Anwendung wirksamer Verfahren hinauszögert) unter ein und demselben Mantel. Es fällt ja selbst Medizinern und Heilpraktikern oft genug schwer, die Nützlichkeit einer Therapie zu belegen oder nachzuvollziehen - für den Laien, also die meisten Patienten, ist dies oft nahezu unmöglich. Natürlich kommt so etwas auch in der Schulmedizin vor, ich bezweifle allerdings ob so oft. Gegen mit seriösen Methoden arbeitende Heilpraktiker habe ich nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil. Kritikfähigkeit gegenüber den Methoden - und da hast du sicher einen Punkt getroffen, Marianne - muss aber sowohl bei Medizinern wie auch bei HP vorhanden sein dürfen.


Ich bin genau Deiner Meinung. Ich kann mit dem " Esoterischem Firlefanz" oder verzoegernden Methoden, auch nichts anfangen. In jeglicher Hinsicht.
Doch das passiert leider auch in der Schulmedizin und wer das Leid traegt, ist im Endeffekt, immer der Patient. Deshalb sage ich nocheinmal, nur eine vernuenftige Diskussion und Austausch, kann fuer alle nur von Nutzen sein.
Auch wir, werden manchmal zu Patienten und dann moechten wir auf einen Arzt /Heilpraktiker stossen, der bereit ist, ein Stueck unseres Lebens, mit uns zu gehen, ohne dass man unbedingt in ein Protokoll passen muss.
Jeder sollte seine Grenzen erkennen, nur das garantiert die Ausuebung der Staerken.

Marianne W

Fraggle
27.03.2006, 21:08
von den verfahren halte ich nur die naturheikunde und die tcm für einigermassen effektiv. und von mir aus noch die anthroposophie wegen der etw speziellen weltsicht, die sich mMn heilsam auswirken kann.

aber alles andere ist für mich firlefanz, scharlatanerie, hokuspokus, placebo-effekt und völligster nonsens, einfach komplett sinnlos - bis auf den placebo-effekt, der ja auch heilen kann.



deswegen kann ich auch nicht zb mit homöopathen zusammenarbeiten, da ich nicht dran glaube. wenn ich mir schon nur versuche, das vorzustellen, dass die verdünnung so weit geht, dass noch nicht einmal ein atom des wirkstoffs mehr im medikament enthalten ist - das ist reinstes placebo. werde versuchen, bei meinen patienten auf keinen fall mit homöopathen zusammenzuarbeiten - (bis auf viell. tcm, naturheikunde).

leider wird mit dem leid der menschen hier auch noch verdient - trotz unwirksamkeit -, und das finde ich richtig schlecht. wenn das alles nicht so teuer wäre, hätte ich nichts dagegen.
aber zb nach schwangerschaft für extrem viel geld die eigene gebärmutter durch homöopathische mittel wieder aufzunehmen (ein beispiel aus meinem bekanntenkreis), ist für mich abzocke und scharlatanerie wie im mittelalter.



wenn man sich einmal etw. näher zb mit dem leben und wirken von samuel hahnemann (homöopathie) befasst, wird einem auch klar, dass das ganze einfach nicht funktionieren kann.
wie er zu seinen ganzen verfahren gekommen ist, die zeit (18. jahrhundert), in der er es entwickelt hat, die ganzen gesellschaftlichen umstände berücksichtigt, ist sehr spannend und unterhaltsam zu lesen. danach war ich endgültig von der homöopathie geheilt. es ist natürlich aus heutiger sicht lächerlich, wie er zu seinen methoden gekommen ist und welcher theoretische hintergrund dahinter steckt. ich denke, ganz am anfang hat er etwas entdeckt, was stimmt - nämlich dass best. pflanzl. wirkstoffe gleiche symptome auslösen wie best. krankheiten.
alles, was danach folgte, ist reinste phantasie (zugegeben, gute) und passt sehr in seine zeit - DIE ZEIT DER GROSSEN SCHARLATARNE.




ciao
fraggle


ps. im gegensatz zu vielen denke ich, dass die hp-prüfung kaum ein mediziner ohne lernen bestehen würde, da in der mdl. prüfung sehr viel naturheilkunde gefragt wird, und da kann man sehr viel wissen abfragen (hatte ich auf jeden fall so gehört).

Gichin_Funakoshi
27.03.2006, 21:58
Sorry netfinder, dass ich mich etwas knapp gehalten habe. :-oopss
Aber milz hat das ja jetzt sehr schön ausgeführt! :-party

Marianne W
28.03.2006, 05:38
Zitat:
Im Gegensatz zu den anderen, glaube ich das........

Leider liegst Du falsch! In der Pruefung zum Heilpraktiker, geht es ausschliesslich, um Schulmedizin. Es wird nicht ein einziges Mal etwas aus der Naturmedizin gefragt, es sei denn, Du beziehst Dich auf Fragen, nach z.B. Aspirin, die in der Natur, meistens an Baeumen haengt.
Man spezialisiert sich anschliessend auf ein Gebiet!

Du bist wiedereinmal die Beste Bestaetigung, das ihr euch viel auf Hoerensagen verlasst. Als angehender Mediziner, unter der Reklamation, Naturheiler sollten fundierte Belaege liefern, wuerde ich mir erwarten, das Du auch Dinge hinterfragst, bevor Du sie als Deine Meinung verkaufst. Verhaelst Du Dich auch so passiv, in Deinem Studium, oder hast Du den Mut, Dinge zu hinterfragen?

Du wirst doch bestimmt einen Kollegen finden, der Amtsarzt ist. Frag ihn mal, was in der Pruefung passiert?
Vielleicht hast Du ja die Gelegenheit, probeweise zu testen, dann sehen wir weiter.

Marianne W

P.S
Ich hatte vergessen, Dich darauf hinzuweisen, das ja auch Hippokrates, schon etwas laenger tot ist! Willst Du taetsaechlich die Kuehnheit bestitzen, wichtige Lernstufen der Erfahrung, an eine Epoche zu binden?
Also bevor Du Deinen Schwur leistest, wuerde ich Dir raten, Dich nochmal mit ihm zu beschaeftigen, damit der arme Mann, weiterhin in Frieden ruhen kann.

Bezueglich der " Teuren Kosten" der Naturmedizin und wenn es billiger waere, dann koenntest Du es tollerieren!
So ein Bloedsinn! Du wuerdest es also anerkennen, Patienten Schaden zuzufuegen, Hauptsache es kostet nicht viel?
Versuch mal einem Patienten, unangebracht, Digitalis in der 5 D Potenz zu geben ( kostet in der Apotheke 4.25 Euro, nicht teuer oder? ) ( ach ja, ich vergass es, es wirkt ja nicht, also nimm es selbst )und dann koennen wir die Krankenhauskosten, gleich mit obendrauf setzen.


Da ist es in der Schulmedizin anders, da wird ja viel von der Krankenkasse uebernommen. Ist das dann die Lizenz, auch schaedliche Mittel verschreiben zu duerfen?

Ueberdenke bitte Deine Aussagen, sie sind aus der Luft gegriffen!

Marianne W
28.03.2006, 06:01
Ich bin auch neuen und/oder komplementärmedizinischen Verfahren gegenüber sehr aufgeschlossen, ich erwarte nur eine gewisse Schlüssigkeit und wissenschaftliche Evidenz, um sie ernsthaft weiterempfehlen zu können. Die Schulmedizin ist sehr durchlässig, jeder darf Studien machen und seine Thesen wissenschaftlich untermauern.

Niemand will Dich ueberzeugen. Bleib um Gottes Willen bei Deiner Meinung.
Es ist gut, wenn man im Leben klare Linien zieht, doch sei weniger abwertend und sarkastisch. Du bist nicht in der Position, Dir irgendetwas erwarten zu koennen. Erwarte als erstes von Dir selbst, kritisch zu sein, zu bleiben, doch mach es auf eine andere Art und Weise. Du kannst beurteilen, doch nicht urteilen.
Es geht hier nicht um Recht oder Unrecht, es geht um verschiedene Formen der Behandlung. Es geht auch nicht um Notfallmedizin, kein Roehrchen Homoeopathika, wird je, Schlaeuche oder Chirurgie ersetzen.

Kontestiere dann auch bitte, alle Schulmediziner, die sich der Naturheilpraxis zugewendet haben. Sind es frustierte Ueberlaeufer? Sind es Geldabschneider?
Oder sind es Mediziner, die nach langjaehriger Erfahrung ( im Gegenteil zu euch, ihr seid noch Studenten und habt den taeglichen Kampf noch vor euch) Bilanz gezogen haben und merkten, das es nie, immer nur einen Weg gibt.

Ich glaube das diese " Diskussion" noch tagelang so weitergehen koennte,
Es ist bloss nicht konstruktiv, fuer keinen, deswegen meine ich, das wir sie hier unterbrechen. Haette ich wenigstens einen von euch, als Ansprechspartner identifizieren koennen, haette es mich gefreut, mich mit euch austauschen zu koennen, doch dafuer fehlt wirklich die Basis und das ist traurig.

" Wer im Glashaus mit Steinen schmeisst........!"

Marianne W

Hellequin
28.03.2006, 07:54
Ich hatte vergessen, Dich darauf hinzuweisen, das ja auch Hippokrates, schon etwas laenger tot ist! Willst Du taetsaechlich die Kuehnheit bestitzen, wichtige Lernstufen der Erfahrung, an eine Epoche zu binden?
Also bevor Du Deinen Schwur leistest, wuerde ich Dir raten, Dich nochmal mit ihm zu beschaeftigen, damit der arme Mann, weiterhin in Frieden ruhen kann.

Der Hippokratische Eid wird schon seit Ewigkeiten nicht mehr geschworen. Aber trotzdem faszinierend, das der immer von Leuten rausgeholt wird, die einen Mediziner moralisch massregeln wollen. :-rolleyes

Evil
28.03.2006, 07:59
Du bist nicht in der Position, Dir irgendetwas erwarten zu koennen. Erwarte als erstes von Dir selbst, kritisch zu sein, zu bleiben, doch mach es auf eine andere Art und Weise. Du kannst beurteilen, doch nicht urteilen.
:-dagegen

Von einer Therapiemethode kann man schon etwas erwarten, nämlich eine gewisse Wirksamkeit.


Grundsätzlich gebe ich Dir aber recht, Marianne, man sollte alles schon kritisch hinterfragen und Heilpraktiker nicht unbedingt mit Naturheilkundlern gleichsetzen. Allerdings ist es klar, daß ein HP häufiger nicht-schulmedizinische Therapien benutzt, einfach weil er/sie den schulmedizinischen Bereich gar nicht ausschöpfen darf.

Und das Problem der Apparatemedizin ist weniger die Wirksamkeit als mehr die Übertherapie, wenn ich beispielsweise sehe, was auf Intensivstation mit Leuten noch alles angestellt wird, die eigentlich schon tot sind, und deshalb erst 3 Tage später gehen dürfen.







Haette ich wenigstens einen von euch, als Ansprechspartner identifizieren koennen, haette es mich gefreut, mich mit euch austauschen zu koennen, doch dafuer fehlt wirklich die Basis und das ist traurig. Das kann ich nicht nachvollziehen, eigentlich versuchen die meisten die Diskussion hier so objektiv wie möglich zu gestalten. Und mit etwas Sarkasmus kann man auch fertigwerden, das brauchst Du nicht als persönlichen Angriff aufzufassen.


Und was ist eigentlich "kontestieren"?

Fraggle
28.03.2006, 10:12
Zitat:
Im Gegensatz zu den anderen, glaube ich das........

Leider liegst Du falsch! In der Pruefung zum Heilpraktiker, geht es ausschliesslich, um Schulmedizin. Es wird nicht ein einziges Mal etwas aus der Naturmedizin gefragt, es sei denn, Du beziehst Dich auf Fragen, nach z.B. Aspirin, die in der Natur, meistens an Baeumen haengt.
Man spezialisiert sich anschliessend auf ein Gebiet!

Du bist wiedereinmal die Beste Bestaetigung, das ihr euch viel auf Hoerensagen verlasst. Als angehender Mediziner, unter der Reklamation, Naturheiler sollten fundierte Belaege liefern, wuerde ich mir erwarten, das Du auch Dinge hinterfragst, bevor Du sie als Deine Meinung verkaufst. Verhaelst Du Dich auch so passiv, in Deinem Studium, oder hast Du den Mut, Dinge zu hinterfragen?


was heisst hörensagen?
ein freund von mir hatte die prüfung im 2. vorklin. semester nebehnher abgelegt, war viel am lernen dafür und er hatte es mir so erzählt.

wenn es nur um klassische schulmedizin geht, finde ich die prüfung richtig schlecht.
die heilpraktiker arbeiten danach quasi in einem rechtsfreien raum ohne qualitätsüberprüfung. das ist unverantwortlich!!!
da überlege ich mir wirklich ob ich nicht auch noch die prüfung mache!! (was man hat, das hat man!) :-))




P.S
Ich hatte vergessen, Dich darauf hinzuweisen, das ja auch Hippokrates, schon etwas laenger tot ist! Willst Du taetsaechlich die Kuehnheit bestitzen, wichtige Lernstufen der Erfahrung, an eine Epoche zu binden?
Also bevor Du Deinen Schwur leistest, wuerde ich Dir raten, Dich nochmal mit ihm zu beschaeftigen, damit der arme Mann, weiterhin in Frieden ruhen kann.

Bezueglich der " Teuren Kosten" der Naturmedizin und wenn es billiger waere, dann koenntest Du es tollerieren!
So ein Bloedsinn! Du wuerdest es also anerkennen, Patienten Schaden zuzufuegen, Hauptsache es kostet nicht viel?
Versuch mal einem Patienten, unangebracht, Digitalis in der 5 D Potenz zu geben ( kostet in der Apotheke 4.25 Euro, nicht teuer oder? ) ( ach ja, ich vergass es, es wirkt ja nicht, also nimm es selbst )und dann koennen wir die Krankenhauskosten, gleich mit obendrauf setzen.


ich bezweifle (nein, ich KONTESTIERE :-)) ) dass digitalis in einer potenzierung jenseits der avogadro konstante schaden zufügen kann.
HIPPOKATRES interessiert mich einen feuchten dreck, er ist ein stück der wissenschaftsgeschichte.
in der schulmedizin geht es deshalb mit objektiven kriterien zu, weil sie sich des wissenschaftl. diskurses bedient, der zb von KARL JASPERS genial dargelegt wurde. und diesem diskurs verweigern sich sämtliche heilpraktiker, und deshalb ist jede diskussion verschwendete zeit, weil es nur um subjektive meinungen geht, man aber keine statistischen aussagen zu treffen gedenkt. und das werfe ich euch vor!!

ciao
fraggle

Evil
28.03.2006, 11:11
und diesem diskurs verweigern sich sämtliche heilpraktiker, und deshalb ist jede diskussion verschwendete zeit, weil es nur um subjektive meinungen geht, man aber keine statistischen aussagen zu treffen gedenkt. und das werfe ich euch vor!!
Hm, zum einen finde ich es ziemlich gewagt von Dir, alle HPs über einen Kamm zu scheren, zum anderen ist die Evidence Based Medicine auch mehr Schein als Sein, weil ein Großteil der Studien haarsträubende systematische Fehler aufweist.

Etwas Skepsis schadet weder bei der Schulmedizin noch bei "alternativen" Therapiemethoden.


Allerdings halte ich die Hömmopathie :-)) auch für Mumpitz ;-)
Wie war das? Man gießt einen Tropfen Wein in den Bodensee und wird nach einem Schluck aus der Nordsee besoffen... :-D

Gast24105
28.03.2006, 11:32
Ich finde es schade, wenn die Diskussion hier abbricht und damit endet, dass zwei unversöhnliche Standpunkte als Ergebnis so stehen bleiben. Mich würde interessieren, an welchen Punkten Mediziner und Heilpraktiker voneinander profitieren können.

Ein Gedanke zur "Ganzheit"; der Begriff wurde hier öfter schon mehr als Schimpfwort benutzt: Unter Ganzheitlicher Medizin verstehe ich einen integralen Ansatz, der stets auch die Wechselwirkungen von Körper und Seele mit einbezieht. Diese Betrachtung gibt es doch auch in der so genannten Schulmedizin in dem Bereich Psychosomatik und auch als eine Richtung innerhalb der Psychiatrie, die die Wechselwirkungen von neuronalen und biochemischen Vorgängen in einer Kausalbeziehung zum seelischen Erleben sieht. Integrative Betrachtungen liefert auch zB. das schulmedizinische Teilgebiet der Arbeitsmedizin.

Ich meine auch, dass ein erfahrener Hausarzt, der in der Annamesse auch ganz selbstverständlich nach psychosozialen Hintergründen fragt, schon oft aus seiner Erfahrung im Umgang mit dem Menschen einem "ganzheitlichen Denken" sehr nahe ist. Aus ganz praktischen Gründen; ohne ideologische Hintergründe.

Was die Wissenschaftlichkeit angeht, meine ich, dass dieses Fragen und Suchen nach Wechselwirkungen zwischen biologischen, sozialen und psychologischen Faktoren eine sehr offene Grundhaltung ermöglicht und Einseitigkeiten vorbeugen kann. Neugierde und Aufgeschlossenheit sind doch die Werte, die wissenschaftliches Arbeiten erst möglich machen.
Wenn menschliches Leben auch durch die Interaktion mit der Umwelt (also auch durch das seelische Erleben eines Menschen) wächst und sich so ein Mensch eben auch so innerhalb seiner Seinsmöglichkeiten entwickelt, dann ist es auch ein nahe liegender und damit konsequenter Ansatz diese Interaktion auch in ihren möglichen Ausdrucksformen und Bedeutungen gesundheitlicher Aspekte zu betrachten.

Zur Homöopathie: das sie wirkt und wie sie wirkt, liegt außerhalb meiner Vorstellungskraft. Ich denke hier an den Einwand, den mir ein Mediziner entgegenhielt, indem er mich fragte, ob denn ein Süßwassermeer dann schon als salzig anzusehen sein, wenn man ein einzelnes Salzkorn hineingeben würde.

Die Begrenztheit meiner Vorstellungskraft ist jedoch kein Maßstab, mit dem ich dann eine Annahme und Beobachtung eines Patienten verwerfe. Vielmehr suche ich doch dann nach eigenen Erklärungen, wenn mir Menschen glaubhaft versichern, dass es ihnen nach einer homöopathischen Behandlung besser gehe. Vielleicht ist es auch schon die intensive Zuwendung des Heilpraktikers zum Menschen, die Beschäftigung mit den Lebens-Bezügen und Lebens-Umständen des Patienten, die schon therapeutisch wirkt. Vielleicht aktiviert diese Zuwendung zur ganzen Person mit einer intensiven Suchhaltung und der Ermunterung des Patienten herauszufinden was ihm hilft (Stärkung der Selbstfürsorge) schon natürliche Kräfte zur Heilung oder Linderung aus den eigenen Ressourcen eines Menschen? Im Bereich der Diagnostik habe ich in meinem Bekanntenkreis und auch selber die Erfahrung gemacht, dass so mancher Heilpraktiker den Schulmediziner hervorragend ergänzen kann und dann dieser wiederum von dem Befund des Heilpraktikers bei der Behandlung profitieren konnte.

Als eine Bereicherung für die Patienten würde ich es empfinden, wenn möglichst viele Ärzte einer ganzheitlichen Betrachtung gegenüber aufgeschlossen sein könnten. Und ich würde mir auf der anderen Seite wünschen, dass möglichst viele Heilpraktiker (gerade unter dem Druck im "Gesundheitsmarkt" bestehen zu können) sich hinsichtlich sogenannter Alternativverfahren sehr selbstkritisch betrachten. Den Eindruck, dass dieses möglich sein kann habe ich hier doch auch aus den Beiträgen gewonnen.

Grüße

gast24105

CarolaM
28.03.2006, 11:37
Hallo zusammen, ist ja viel passiert seit gestern, Mannomann!
Nun möchte ich doch noch etwas loswerden was mir wirklich wichtig ist: Das Herumreiten auf angeblich wissenschaftlich belegten Studien ist ein HOHN für alle, die in Dörfern nahe von AKW´s wohnen, wo „zufällig“ überdurchschnittlich häufig Leukämie und andere Krebsarten vorkommen, ist ein HOHN für alle Eltern von Contagan-geschädigten Kindern,...
Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen! Aufgepasst auch und trotzdem geht es mir hier NICHT um Schuldzuweisung, sondern um die Möglichkeit und Flexibilität Nichtwissenschaftlich belegte Therapieformen probieren zu dürfen!

Ich jedenfalls würde nie wagen Millionen von Menschen in China für dumm zu erklären, denn das tut ihr in dem ihr diese jahrtausendalte Medizin für null und nichtig erklärt!

Wer seine Wurzeln verleugnet verhält sich einfach unglaubwürdig! Und eins steht doch wohl fest: Ob es euch passt oder nicht: die Wurzeln der Schulmedizin sind alle alten Kräuter-Hutzelweiber, Indianer-Schamanen, alle Stämme, Bauern etc. die in der Natur gelebt haben und vor allen Dingen MIT ihr gelebt haben um zu überleben, die ihre Beobachtungen über Wirkungen von Pflanzen etc. aufgeschrieben oder mündlich überliefert haben!

Wofür ist es gut, einen pflanzlichen Wirkstoff (der so schon von etlichen Naturvölkern beschrieben wurde) künstlich nachzubauen um ihn dann (denn wissenschaftlich belegt) als tatsächlich wirksam auf den Markt zu bringen ?

@ lioness: würde mich über einen Austausch mit dir sehr freuen! :-)

Ich wünsche mir Toleranz und vor allen Dingen wünsche ich den Patienten Mut ihren Weg zu finden...(Der NICHT eine Entscheidung bedingt!)

Alles Gute, Carola

Loish
28.03.2006, 11:40
Und was ist eigentlich "kontestieren"?

kon|tes|tie|ren:
aus lat. contestari "als Zeugen anrufen, beschwören"
in dem zusammenhang aber vermutlich eher:
unter Einfluss von fr. contester: "bestreiten"
:-lesen :-stud

ich bin übrigens der meinung, dass das, was in dieser diskussion, diesem gespräch, diesem thread, was-auch-immer bei einzelnen am dringensten fehlt, nicht offenheit oder kritikfähigkeit ist, sondern gelassenheit. :-meinung

ich weiß von heilpraxis nix und von schulmedizin auch noch so gut wie nix, deswegen red ich gar nicht mit, aber ich les mal interessiert mit.

ich finds schade, dass die heilpraktikerprüfung fast nur aus schulmedizin besteht, wie ich hier erfahren habe. ich hätte nicht gedacht, dass das so ist.
und ich frage mich auch, wenn die heilpraktiker eine abgespeckte form der schulmedizin lernen und abgeprüft werden, wie man sie im medizinstudium lernt, und nicht die ganzen sachen, die wir eben nicht lernen (siehe naturheilkunde), wozu gibts dann diese heilpraktikerprüfung? kann ich ja gleich medizin studieren.

Evil
28.03.2006, 11:53
Iohne ideologische Hintergründe Ich finde, Ideologie hat in der Medizin sowieso nix zu suchen.
:-meinung





Das Herumreiten auf angeblich wissenschaftlich belegten Studien ist ein HOHN für... Statistische Ergebnisse haben im Einzelfall keinerlei Aussagekraft, aber das sollte jedem, der mit Studien(ergebnissen) arbeitet, klar sein.
Wenn ein Arzt oder HP aber täglich Dutzende Menschen behandelt, spielen Statistiken schon eine Rolle.



Ich jedenfalls würde nie wagen Millionen von Menschen in China für dumm zu erklären, denn das tut ihr in dem ihr diese jahrtausendalte Medizin für null und nichtig erklärt! Wo denn?



Nochmal: jede Therapie muß nicht nur anhand ihrer Wirksamkeit beurteilt werden (da kann auch die "Droge Therapeut" beeinflussen), sondern auch in Hinsicht auf Logik und innere Konsistenz. Und in dem Punkt sind Hahnemanns Theorien einfach Kappes.

Das gilt aber nicht unbedingt für TCM (wobei es "die" TCM ja gar nicht gibt...).

Gast24105
28.03.2006, 12:16
Ist denn die Annahme, dass nur das Hilft, was nach wissenschaftlichen Kriterien beweisbar ist, nicht auch schon eine Ideologie?

Aber im ernst: Ich glaube, ohne ein Ideal und ohne eine Weltanschauung verlieren Menschen in Heilberufen den Bezug zu sich selbst und zum Patienten.

Evil
28.03.2006, 12:26
Ist denn die Annahme, dass nur das Hilft, was nach wissenschaftlichen Kriterien beweisbar ist, nicht auch schon eine Ideologie? Nö, Methoden müssen überprüfbar sein, sonst kann man auch in die Kirche gehen ;-)




Aber im ernst: Ich glaube, ohne ein Ideal und ohne eine Weltanschauung verlieren Menschen in Heilberufen den Bezug zu sich selbst und zum Patienten. Sicher, aber das darf sich nicht auf die Methode an sich beziehen. Wie dem Patient geholfen werden kann, ist ja weniger wichtig, als was ich damit erreiche.

Tse Tse
28.03.2006, 12:30
Ich möchte nur ein paar Gedanken zu einer Aussage anfügen.
Kann aber auch gerne überlesen werden, da es nichts zum aktuellen Stand eurer Diskussion beiträgt. ;-)

Wofür ist es gut, einen pflanzlichen Wirkstoff (der so schon von etlichen Naturvölkern beschrieben wurde) künstlich nachzubauen um ihn dann (denn wissenschaftlich belegt) als tatsächlich wirksam auf den Markt zu bringen ?

Ich weiß nicht, ob das wirklich eine Frage ist oder den Leser zum Nachdenken anregen soll. Auf den 1. Blick mag man das vielleicht mit "für die, die es verkaufen ist es gut" (wenn's das vermeintlich eh schon in der Natur gibt) beantworten. Vielleicht lieg ich mit meiner Annahme falsch, aber irgendwie impliziert es das.
Aber die industrielle Herstellung macht natürlich schon Sinn. Hier kann u.a. der Wirkstoffgehalt eines Präparates standardisiert werden, was die Therapie sicherer/effektiver macht.
Viele Naturstoffe dienen wohl letztendlich auch nur dazu ein Wirkprinzip zu erkennen und zu verstehen und davon ausgehend im Labor ein synthetisches Medikament herzustellen, dass verfeinert wird (irgend eine chemische Gruppe anhängen, dass es nicht die BHS überwindet, länger im Körper verweilt etc.)

Und selbst in der "künstlichen" Produktion von z.B. Johanniskraut, Tees und dergleichen wird doch bestimmt mittlerweile darauf geachtet, dass die Sorten/Zusammenstellung möglichst einen gleichen Wirkstoffgehalt besitzt. Wenn ich die einfach so vom Feld abernten oder Baumrinde abkratzen würde, wie es Jahrhunderte vorher gemacht wurde, wäre das sicherlich auch nicht im Interesse des Patienten/des Therapieerfolges.


Aber vom Rest hab ich auch (noch) keine Ahnung und kann wenig zur Naturheilkunde etc. sagen. Mir fällt nur die Akupunktur aus der TCM ein und die wird ja auch in der Schmerztherapie mit Erfolg eingesetzt.
Und den Aspekt den Menschen in einer ganzheitlichen Weise zu betrachten ist meines Erachtens schon gegeben. Von der soziökonomischen/ psychologischen Anamnese angefangen bis hin zur Rehabilitation und Prävention. Und die Krankheit/Gesundheit, wie bereits erwähnt wurde, als ein biopsychosoziales Modell zu verstehen, sehe ich auch in der Medizin.

CarolaM
28.03.2006, 12:53
Hallo Tsetse,
Ich sehe eben diesen Nutzen nicht in der chemischen Aufbereitung! Denn und das ist ja nun wissenschaftlich fundiert gibt es immer wieder das Problemchen das die Pflanze hilft, das chemische Gegenstück nicht. Und warum? Weil eben nicht alle Wirkstoffe zum heutigen Zeitpunkt bekannt sind/bzw. synthetisiert werden können! Ausserdem sollte nicht außer acht gelassen werden, dass es für den Körper weitaus schwieriger ist künstliche Moleküle in ihrer nicht natürlichen Struktur zu spalten, nicht umsonst sind mittlerweile auch künstliche Vitamine als Indikatoren für Cancerosen im Gespräch...

Nunja. Im Endeffekt wird jeder wohl hier seinen Weg gehen und das ist auch gut so, ich hoffe nur auf Toleranz von BEIDEN "Seiten", denn es geht hier immerhin um den Patienten!

Alles Gute, Carola :-)

Sebastian1
28.03.2006, 13:56
Ich werd grade das Gefühl nicht los, als würden einige Leute (die natürlich absolut zufällig gleichzeitig im Forum auftauchen) hier einen Belehrungsthread draus machen wollen. Aber bestimmt trügt mich dieses Gefühl einfach nur *pfeif*.