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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizinstudium - aus Leidenschaft oder Prestige??



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17.03.2006, 13:59
.... Unser Strafrecht ist hier sehr rigoros (das Schadensersatzrecht übrigens auch), aber nicht, weil der Souverän so human ist, sondern aus bevölkerungspolitischen Gründen.

Man braucht "Untertanen" und Arbeitskräfte, daher ist Tötung bzw. (schwere) körperliche Beschädigung und damit potentieller Arbeitsausfall rigoros zu ahnden. ....


Gewagte These.

Gruß
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Silversheep2006
17.03.2006, 16:38
Man muss das ganze schon aus Überzeugung machen sonst hält man da smit Sicherheit nicht lange durch.

Ich bin grad auf dem Weg zum Abi und es kommt leider unaufhaltsam- und schneller als mir lieb ist- näher. Schon seit längerem schwirrt mir ein Medizinstudium durch den Kopf und wenn es so ist wie ihr sagt, dass man es weder der Prestige noch des Geldes wegen machen kann, sondern nur aus "Leidenschaft" würde ich doch gerne Wissen wann euch der Ruf erreicht hat Medizin zu studieren.
:-)Würde mich über eine Antwort von euch freuen...

Loish
17.03.2006, 16:52
natürlich gehe ich zum arzt, wenn ich krank bin , ich gehe ja auch zum bäcker, wenn ich brötchen will. es ist ein beruf wie jeder andere. nur bist du in meinen augen nicht "herr über menschenleben". du machst ganz einfach deinen job. mal klappts, mal klappts nicht. an den meisten sachen kannst du ohnehin nichts ändern, die reguliert die natur, du kannst ein klein wenig einfluß nehmen und ob das sinn hat, diskutieren wir mal an anderer stelle. und wenn du mal jemandem "das leben gerettet" hast, dann ist das ein schönes gefühl, aber ein bäcker backt auch mal ein schönes brötchen. deswegen bist du für mich nicht der typ, der die menschenleben in seinen händen hält. du bist einfach der bäcker.

ja, absolut :-meinung

das ist auch der grund, warum mich a) so ne diskussion nervt und b) das "uuuuh" meiner mitmenschen.
weil *ich* das angenehm finden würde, wenn alle anderen menschen das auch so sehen würden, als eine ausbildung wie jede andere, ein studium wie jedes andere, ein job wie jeder andere.

aber, das ist nun mal leider nicht der fall.
das ist das, was alco mit der menschenlebensache versucht hat zu erklären, was ich mit der distanzsache versucht hab zu erklären.... die meisten menschen (und darunter sogar viele mediziner selber!) sehen arzt nicht einfach nur als ein job unter vielen anderen. sondern als was "besonderes". als was aus einer... naja, "anderen welt" ist zu extrem, aber manchmal hab ich schon ein kleines bisschen diesen eindruck. *nerv*.
aber, he, was will man machen? muss man mit leben und gibt schlimmeres als seiner mitmenschen "uuuh"s. :-nix :-)

DrSkywalker
19.03.2006, 09:32
Unser Strafrecht ist hier sehr rigoros (das Schadensersatzrecht übrigens auch), aber nicht, weil der Souverän so human ist, sondern aus bevölkerungspolitischen Gründen.

Man braucht "Untertanen" und Arbeitskräfte, daher ist Tötung bzw. (schwere) körperliche Beschädigung und damit potentieller Arbeitsausfall rigoros zu ahnden.




Gewagte These.

Gruß
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was dagegen das wörtchen "gewagt" durch "schwachsinnig" zu ersetzen?!

milz
19.03.2006, 10:51
.... die meisten menschen (und darunter sogar viele mediziner selber!) sehen arzt nicht einfach nur als ein job unter vielen anderen. sondern als was "besonderes". als was aus einer...
Wenn ich mich bei jemandem unters Messer lege (vielleicht auch noch bei einem schweren Eingriff, wo ich nicht weiß ob ich wieder wach werde und der Chirurg ein maßgeblicher Prognosefaktor darstellt), dann erwarte ich von dieser Person etwas mehr als von dem, der mir morgens die Brötchen verkauft. Der Grad des Ausgeliefertseins an den "Dienstleister" und der Abhängigkeit ist je nach Erkrankung ein völlig anderer, ich bin daher auch nicht der Meinung, dass man aus Patienten uneingeschränkt "Kunden" machen kann, wie es zur Zeit moderne rein ökonomische Betrachtungsweisen (Total Quality Management) vorsehen. Wenn dein Patient auf dem Tisch bleibt ist es auch nicht das gleiche, als wenn dir die Brötchen verbrennen. Es ist gesetzlich sicher viel reglementiert aber es besteht auch viel Freiraum, um seine Arbeit in den kleinen Dingen schlecht zu machen oder eben gut, ob es um eine adäquate Schmerztherapie geht oder um adäquate Patientenaufklärung bei Krebs oder um die Beachtung hygienischer Standards oder um Zuhörenkönnen usw.,und hier hat die Gesellschaft völlig zu Recht hohe Ansprüche an ein ethisches und verantwortungsbewußtes Verhalten eines Arztes und honoriert dies eben mit Ansehen und Vertrauensvorschub. Ich habe auch schon ein paar Spezialisten in der Klinik erlebt, wo ich denke, die wären in einem anderen Beruf vielleicht auch besser aufgehoben. Sicherlich, auch ein Busfahrer bringt schlimmstenfalls Leute um, wenn er nicht aufpasst. Es ist trotzdem nicht das ganz gleiche.

DeKl
19.03.2006, 11:05
das zensier ich mal lieber :-)

surfsmurf
19.03.2006, 11:45
Ich finde die Diskussion hier insofern ganz spannend, als das sie deutlich macht, dass das ärztliche Selbstverständnis im Moment hinterfragt wird - auch von Patienten: "Wir" sind nicht mehr die Halbgötter in weiß, aber Dienstleister sind wir auch (noch?) nicht. Beides finde ich auch ganz gut so: In der Tat ist mit der ärztlichen Tätigkeit eine höhere Verantwortung verbunden als mit Brötchen backen - was nicht heißen muss, dass Bäcker weniger "wert" sind. Aber was mich aber wiederum an dem Begriff der "Medizin als Dienstleistung" stört, ist folgendes:
1. Er impliziert, dass der menschliche Körper wie ein Auto ist, bei dem ein Spezialist nur ein paar Teile auswechseln muss oder an ein paar Rädchen drehen muss, um es wieder zum Laufen zu bringen. Ich finde, das ist für die ärztliche Tätigkeit absolut zu kurz gefasst. Ich würde gerne mehr sein als das.
2. Der Begriff stellt keine Mindestanforderungen an ethisches und soziales Verhalten des Arztes oder - wenn man so will - an ein ärztliches Ethos.
Wir müssen also einen Mittelweg finden zwischen "uuuuhhhhhh" (das geht mir nämlich auch auf die Nerven) und reiner "Dienstleistung". Hier mal ein Vorschlag: Ärztliche Kunst + Handwerkliche Tätigkeiten = Kunsthandwerk. So wurde es in der Antike verstanden.

Ein paar Wörtchen offtopic zum Schluss zu Grubers "Gesellschaftsthese": Ich denke, die Frage, warum Tötungen bestraft werden sollten, haben kluge Köpfe schon besser beantwortet. Schau doch mal hier (http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorischer_Imperativ) oder hier (http://de.wikipedia.org/wiki/Vertragstheorie).

Gruß, surfsmurf

Lava
19.03.2006, 11:48
Was mich an dem Begriff Medizin als Dienstleistung viel mehr stört, ist, dass es impliziert, der Patient könne alles verlangen. Er wedelt mit seinem Geld und springe dann und mache alles, was er will. Und andere Patienten haben weniger Glück, sind nicht privat versichert und haben folglich auch keinen Anspruch auf meine Zuwendung. Wer zahlt, hat Recht. :-dagegen

Evil
19.03.2006, 11:53
Was mich an dem Begriff Medizin als Dienstleistung viel mehr stört, ist, dass es impliziert, der Patient könne alles verlangen. Ein Dienstleister kann sich seine Kunden aussuchen.

Shakespeareslady
19.03.2006, 13:42
also ich mach medizin irgendwann mal nur, damit ich dann den touareg oder den cayenne fahren kann... :-winky

DeKl
19.03.2006, 13:46
ok, der mittelweg zwischen halbgott und dienstleister. klingt nett. ich finde es gut, daß diese halbgott ******* glücklicherweise ausstirbt und da scheinen sich hier alle einig zu sein. nur mit den dienstleistungen haben wir hier ein problem. warum? der arzt ist selbstverständlich eine arzt dienstleister. und das weiß der kunde auch. er vergleicht ja auch sein angebot, was ich auch sehr gut finde. ich bin nicht auf einen bestimmten arzt angewiesen, ich schaue wessen nase mir besser passt, oder, hier kommt der ärztliche ethos ins spiel, wer den besseren service hat. gemeint ist hier natürlich, wer mir menschlicher erscheint, freundlicher zu mir ist, mir als mensch begegnet und so weiter, jemandem bei dem ich mich wohl fühle und dem ich vertraue. ist ähnlich bei dem auto. unterschied ist nur, daß mir der autotyp eine garantie gibt. die gibt mein arzt mir nicht, die kann er auch gar nicht geben, denn der menschliche körper ist zu komplex. viel komplexer als ein auto. und es gibt vorgänge, die keiner erklären kann, also keine garantie. dinge wie schicksal und einfach mal kein glück gehabt zu haben spielen hier mit rein und natürlich menschlichkeit, die menschlichkeit auch mal einen fehler zu machen, wobei natürlich der mechaniker auch fehler macht, aber das betrifft mein auto und nicht mich. und es gibt auch niemanden, der dafür eine garantie verlangt. daß ärzte nicht allmächtig sind, wissen wir ja mittlerweile.

ok, der arzt ist also dienstleister und seine kunst besteht darin es nicht heraushängen zu lassen.

im gegenzug aber möchte ich als arzt zwar meine arbeit machen, die mir spaß macht, aber ich will auch nach hause gehen können und ich will mir dieses zuhause auch leisten können. und ich will meine familie sehen, denn dafür habe ich sie ja schließlich (vereinfachung!!! :-)) ). und all diese dinge nehme ich mir einfach raus. denn dafür bin ich nicht mehr der medizinmann, der alle 5 minuten von irgendwem zu hause angerufen wird. der arzt als öffentliche person in kleineren gemeinden, der arzt als jemand, der auch zu hause für probleme erreichbar ist. blödsinn, wer will das denn heute noch? wenn ich zu hause bin, bin ich zu hause und dann ist feierabend. oder ruft jemand abends einen bäcker an, damit er "mal ausnahmsweise" schnell noch ein paar brötchen backt? oder einen gärtner, der jetzt gerade nochmal rasen mäht? normal nicht... das wäre dann der vorteil der medizin als dienstleistung.

so, ich lese das jetzt nicht nochmal durch, mein ausdrucksvermögen ist momentan so schlecht wie nie zuvor und was ich mir bei dem ganzen gedacht habe, weiß ich auch nicht mehr, aber senf abgeben wollte ich unbedingt. vielleicht machts ja einen sinn :-)

Lava
19.03.2006, 15:31
Was mich aber an der ganzen Sache stört ist die Verschiebung "Machtverhältnisse" irgendwie. Durch die Bevorzugung von Privatpatienten ist das ja heute schon der Fall! Den Privatpatienten muss man förmlich in den A**** kriechen, die dürfen sich einfach alles erlauben, weil von denen die Kohle kommt. Und weil sie das wissen benehmen sie sich zum Teil auch so, als könnten sie sich alles erlauben. Ich will ehrlich zu meinen Patienten sein und ihnen nicht mit allerlei Lügen und Tricks Autos andrehen.

DeKl
19.03.2006, 15:55
das kann ich verstehen. dann sei doch einfach ehrlich zu ihnen.... (jaja, ich weiß, daß das in kliniken vielleicht nicht soooo möglich ist. aber dann versuch entweder daran was zu ändern, verhalte dich anders oder raus aus der klinik und woanders hin. aber das ist auch sowas wo ich ein gaaaaanz großes problem mit habe. leider, leider, leider ist das in unserer welt so. das zieht sich ja überall durch. man muss einfach einen weg finden damit umzugehen. verändern kann man nur sich selbst. man könnte jetzt natürlich.... war es nicht auch ein arzt damals..... in kuba.... hach, da sind sie wieder die träume :-)