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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Komme mir oft wie der letzte Looser vor!!



Deste
17.03.2006, 19:48
Hallo,

bin seit einem Jahr in der Onkologie tätig. Eigentlich mag ich das Fach sehr und meine Kollegen, mein Chef und meine OAs sind einfach klasse. Ein gutes kleines Team. Doch manchmal fühle ich mich wie der letzte Looser. Ich arbeite und arbeite und trotzdem schaffe ich nicht alle Briefe, Kodieren usw. Das alles ist nicht so schlimm das kriegt man doch irgendwie noch hin aber schlimm finde ich es, daß ich immer noch so vieles übersehe. Dinge die manchmal so offensichtlich sind.
Nach einer Weile ist es schon ätzend wenn die Kollegen vieles auffangen müssen.
Geht es anderen auch ähnlich??
Manchmal denke ich, ich werde nie eine gute Ärztin. Auch wenn alle sagen man soll nicht so hart zu sich sein, besonders wenn man noch Anfänger ist, hilft mir das sehr wenig. Ich nehme mir meine Fehler schon sehr zu Herzen. Schließlich geht es um Menschen und man möchte ja nicht, daß jemand zu schaden kommt. Bis jetzt ist zum Glück nichts schlimmes passiert.
Ich habe nur oft das Gefühl das anderen Jungassistenten alles einfacher fällt und ich der letzte Trottel bin.

Dedi
18.03.2006, 09:22
Keine Sorge. Man kann NIE alles wissen. Und es kommt nun mal vor, dass man vor lauter Bäumen den Wald nicht sieht - gerade am Anfang. In der Klinik sollte es doch so sein, dass man als Team funktioniert. Und wenn man was übersieht ist es doch eher wünschenswert, wenn einen ein erfahrener Kollege auf den rechten Weg bringt. Das hat nichts mit Versagen zu tun. Man ist eben die ersten Monate und Jahre in einer Lernphase. Und das blöde Briefe schreiben...es gibt genügend gestandene Fachärzte bei denen sich die Akten zum Diktieren zu Petronas-Tower artigen Türmen stapeln...Ausserdem sagt das bestimmt nicht aus, ob Du ein guter Arzt bist oder nicht. Man wird ja zum Glück nicht anhand der Schnelligkeit beim Beantworten von MDK-Anfragen beurteilt.... ;-)

Neanderthal_Man
22.03.2006, 12:38
Immer locker bleiben! Das Gefühl, die anderen könnten alles besser, kennen wir doch alle.
Gedanken würde ich mir allerdings machen, wenn dich jemand anders anspricht, im Sinne von "Das müsstest du jetzt aber allmählich mal draufhaben".

Gelegentliche Schokozuwendungen in trister Abendstunde, an die Kollegen, die einen in der Anfangszeit noch derbst unterstützen müssen, helfen da auch weiter...

Sorry - aber wenn du WIRKLICH unfähig sein solltest, und reflektiert genug, dass auch zu erkennen, dann ist vielleicht ein weniger belastendes Fach (Onkologie bringt einem ja nicht nur Erfolgserlebnisse!) eine Überlegung wert - das zu beurteilen liegt aber bei dir! Ist ja nix schlimmes bei, jeder hat halt andere Qualitäten.

Sicher ist aber, wer das Studium schafft, der findet auch irgendwo eine Nische, in der er/sie sich wohlfühlt und viel Gutes tun kann! :-meinung

Tombow
22.03.2006, 15:31
Ich arbeite und arbeite und trotzdem schaffe ich nicht alle Briefe, Kodieren usw.
Das ist wirklich halb so wild. Einer der besten Stationsärzte in meinem PJ hatte zeitweise die ganze Liege im (zum Glück nicht gebrauchten) Untersuchungszimmer mit brusthohen Stapeln von Akten zum diktieren gepflastert. Und dennoch ist er fachlich wie menschlich einer der besten Ärzte, die ich je kennengelernt habe. Eine andere Ärztin auf der gleichen Station hat fast all ihre Briefe zeitig diktieren können. Dennoch wurde sie von Ärzten wie von dem Pflegepersonal wirklich nicht gemocht (O-Ton einer ihrer Kollegen: "Die X mag hier keiner"). Von den "netten" Spitznamen, die sie verpaßt bekommen hat, ganz zu schweigen.



Das alles ist nicht so schlimm das kriegt man doch irgendwie noch hin aber schlimm finde ich es, daß ich immer noch so vieles übersehe. Dinge die manchmal so offensichtlich sind.
Nach einer Weile ist es schon ätzend wenn die Kollegen vieles auffangen müssen.
Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Man will gut sein und konzentriert sich dabei zu sehr auf seine Fehler, seine schwachen Seiten. Einerseits ist es gut, weil es einen davon bewahrt, vom Boden abzuheben und das Kontakt zur Realität zu verlieren, andererseits wird hier das Mittel zum Zweck gemacht. Bis man an sich selbst verzweifelt und vor lauter Bäume den Wald nicht sieht.

Mir ging es im PJ ähnlich - ich wußte zu gut, was ich nicht wußte, was, wann und wie ich übersehen habe. Stations- und Oberärzte dagegen hielten mich (wieso auch immer) für einen fitten und fähigen PJler, und (wieso auch immer???) meine mit-PJler auch. Dabei war es nicht selten Teamwork, wenn ich etwas nicht wußte oder übersehen habe. Hier sehe ich es ähnlich wie Dedi - es kommt im Endeffekt aufs Team an, jeder hat seine Stärken und Schwächen. Und Du kannst es nicht sicher wissen, ob Kollegen Dich für fähig halten oder gar zu Dir "heraufschauen", für das eine oder andere, was Du besser als sie kannst. Schau' Dich auch mal um - vielleicht übernimmst Du auch ohne bewußt darüber nachzudenken solche Sachen für Deine Kollegen?

Für Dich spricht auch sehr, daß Du an Deine Kollegen denkst. Beiweitem nicht jeder tut es.

In diesem Sinne - Kopf hoch!!!

Pünktchen
22.03.2006, 17:26
Hmmm...mir ist es immer peinlich, wenn ich irgendwas wichtiges vergesse oder was für unwichtig halte und plötzlich ist es das WICHTIGSTE der Welt :-blush a la dem Kind nicht in die Ohren geguckt, warum auch immer ich das nicht getan habe :-blush aber so lange bin ich noch nicht dabei und akute Situationen hab ich immer richtig erkannt...über Aktenstapel würde ich mir keine Sorgen machen, eher wenn man alle 3 Tage die selben Fehler macht, das wäre schlimmer...lieber einmal mehr nachdenken über den Patienten :-) mit dem Pflegepersonal und den Patienten gut kommunizieren, das bringt viel...

Bringt es dir was die Dinge die du vergessen hast, dir aufzuschreiben und bis zum nächsten Fall zu behalten oder nachzulesen ??? so mache ich das immer....

ChuMMer
22.03.2006, 17:59
darf ich dich ein wenig verbessern / dir einen hinweis geben?!


ich scheiss zwar auch auf die rechtschreibung wenn ich in foren poste, aber "looser" schreibt man mit einem o.


:-oopss :-peng




is net bös gemeint. :-)

Deste
23.03.2006, 17:37
Sorry - aber wenn du WIRKLICH unfähig sein solltest, und reflektiert genug, dass auch zu erkennen, dann ist vielleicht ein weniger belastendes Fach (Onkologie bringt einem ja nicht nur Erfolgserlebnisse!) eine Überlegung wert - das zu beurteilen liegt aber bei dir! Ist ja nix schlimmes bei, jeder hat halt andere Qualitäten.



Mein Problem ist eigentlich nicht die Onkologie. Ich mag das Fach (auch wenn viele das nicht verstehen) und komme damit eigentlich sehr gut zu recht. Das Feedback von Patienten, Angehörigen und Pflegepersonal ist diesbezüglich eigentlich recht positiv.
Mein Problem sind viel mehr die nicht onkologischen Erkrankungen die die Patienten oftmals haben. :-nix Da bin ich einfach nicht fit genug.
Aber es stimmt, daß ich sehr viel Glück mit meinen Kollegen habe. Nur manchmal vergesse ich das und sehe halt den Wald vor lauter Bäumen nicht. Wahrscheinlich gehören die Momente der Verzweiflung :-(( im Job genau so zum Leben wie andere Dinge auch.

Deste
23.03.2006, 17:41
darf ich dich ein wenig verbessern / dir einen hinweis geben?!


ich scheiss zwar auch auf die rechtschreibung wenn ich in foren poste, aber "looser" schreibt man mit einem o.


:-oopss :-peng




is net bös gemeint. :-)


:-oopss peinlich und das mit englisch im abi :-blush

die chondropathia
01.04.2006, 14:18
Ist schon ein paar Monate her, aber ich erinnere mich noch deutlich an die gut gemeinten Worte zu meiner und jetzt vll auch zu deiner Beruhigung:

Ein Arzt durchläuft im Leben üblicherweise 3 von 4 Phasen:

1. Die Phase der berechtigten Unsicherheit:
Diese Phase dauert üblicherweise die ersten JAHRE der klinischen Tätigkeit und beschreibt nicht weiter als den Mangel an Erfahrung.

2. Die Phase der unberechtigten Sicherheit:
Für den eigen beruflichen Weg und für das Leben der Patienten ist diese Phase von allen die gefährlichste, weil beide in der permanten -aber eben NICHT bewußten- Gefahr schweben, sich drastisch zu verkürzen...

3. Die Phase der unberechtigten Unsicherheit:
Sie ist definiert durch den Luxus, von Behandelten und anderen Behandelnden in schöner Regelmäßigkeit gelobt zu werden, während man selbst oft bei Kollegen Rat bekommt, die sich in Phase 2 befinden.

4. Die Phase der berechtigten Sicherheit:
Die Königsphase ärztlichen Tuns wird von der Mehrheit der Ärzte nie erreicht und sie ist auch immer nur auf den kleinen (Fach-)Bereich maximaler Expertise anzuwenden. Sie ist gekennzeichnet davon, dass man die Inhalte der relevanten Leitlinien und Standards kennt, ihre Umsetzung beherrscht und diese zusätzlich mit den gemachten Erfahrungen zu einem individualisierten Ansatz -in praxi- zu integrieren vermag.