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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Streik-Auswirkungen auf die Lehre???



Malo
18.03.2006, 17:43
Hallo.

Ich werde im nächsten Semester das Chirurgie- und Innerepraktikum machen.
Meint Ihr dass der Streik Auswirkungen auf die Lehre hat und dass man da nix lernen wird???
Hab schon überlegt ob ich andere Kurse vorziehen soll, aber da wirds ja dann auch nicht anders laufen, wenn alle Ärzte streiken und nur noch die Bereitschaftsdienstler in der Klinik sind.
Und die haben dann sicher was anderes zu tun, als sich um Studenten zu kümmern.
Mal sehen wie lange der unbefristete Streik anhält. Mal sehen wieviele Montage, Dienstage und Mittwoche gestreikt wird...

Viel Spaß Euch allen!

Evil
18.03.2006, 18:01
Wenn durch den Streik die Arbeitsbedingungen verbessert werden sollten, kommt das der Qualität der Praktika eher zugute... dann haste nämlich Ärzte da, die mehr motiviert sind, Dir etwas beizubringen...

Malo
18.03.2006, 18:05
Ja. Ich bin ja auch dafür, aber ich meine ja nur die kurzfristigen Auswirkungen auf dieses Semester...

Lava
19.03.2006, 10:21
Ehrlich gesagt können wir von Glück sagen, dass der Streikt jetzt in den Ferien begonnen hat. Ich befürchte nämlich auch, dass wir im Semester etwas darunter zu leiden hätten... in Chirurgie ist sowieso schon nicht wenig ausgefallen, weil kein Arzt Zeit für uns hatte. Wenn jetzt auch noch wegen Streik die Hälfte zuhause sitzt, kann das Praktikum wahrscheinlich komplett abschreiben :-((

Malo
03.04.2006, 13:15
So nun ist es amtlich!
Das Chirurgiepraktikum wird auf unabsehbare Zeit bestreikt...
Montag bis Mittwoch Streik.
Donnerstag und Freitag normale Kurse...
Mal sehen was daraus wird...
Im schlimmsten Fall kann das den Chirurgiekurs in diesem Semester kosten!!!!

Aber ich verstehe ja auch die Ärzte!

Lava
03.04.2006, 14:04
Bei uns wurde heute nur ein Mini-Streik in Umweltmedizin angekündigt. Wir werden also einfach 1,5 Stunden mal über was anderes reden statt über Umweltmedizin. Ich bin so traurig darüber, dass ich vor wur heulen könnte...

Ich bin aber saufroh, dass ich Chirurgie und Innere schon habe! Wenn sich wegen irgendwelcher Kinkerlitzchen das Studium verlängern würde, würde ich ausflippen. Da hört mein Verständnis dann auf.

test
03.04.2006, 14:13
Ich muss ehrlich sagen, dass ich die Idee Lehre zu bestreiken nicht so sinnvoll finde. Damit schneidet man sich doch eher ins eigene Fleisch.
Der Streik soll doch in der Bevölkerung auf die Probleme aufmerksam machen. Die Studenten wissen das ja wohl schon, die jetzt dafür zu bestrafen, finde ich nicht so sinnvoll, da so dort eher Widerstand gegen den Streik geschürt wird. Statt dessen laufen aber viele Privatambulanzen weiter usw. Einfach bescheuert, mit dem Bestreiken von solchen Dingen würde man viel mehr öffentlichkeits-wirksame Publicity machen. :-meinung
Falls ich durch den Streik ein Semester verlieren würde, würde ich mich aber massiv dagegen wehren, wenn nötig auch mit juristischen Mitteln. :-meinung
Zum Glück hab ich aber nur Gesundheitsökonomie und das wird nicht bestreikt ;-) :-))

DanielOliver
04.04.2006, 03:03
...... Wenn sich wegen irgendwelcher Kinkerlitzchen das Studium verlängern würde, würde ich ausflippen. Da hört mein Verständnis dann auf.

Der erste große, gut organisierte Streik der Mediziner in Deutschland nach mehr als 20 Jahren in dem es um die berufliche Zukunft unseres ganzen Berufsstandes geht fällt für dich also unter Kinkerlitzchen :-??? Ab wann wird es bei dir den ernst?

Und die Patienten dürfen also schön Verständniss haben wenn OPs und Sprechstunden ausfallen aber bei der Lehre ist dann Schluss. Was unterscheidet die Lehre in deinen Augen denn von den anderen Dienstaufgaben der Ärzte an Uni-Kliniken?

FrederikMD
04.04.2006, 03:13
Der erste große, gut organisierte Streik der Mediziner in Deutschland nach mehr als 20 Jahren in dem es um die berufliche Zukunft unseres ganzen Berufsstandes geht fällt für dich also unter Kinkerlitzchen :-??? Ab wann wird es bei dir den ernst?

Und die Patienten dürfen also schön Verständniss haben wenn OPs und Sprechstunden ausfallen aber bei der Lehre ist dann Schluss. Was unterscheidet die Lehre in deinen Augen denn von den anderen Dienstaufgaben der Ärzte an Uni-Kliniken?
Es geht um die Zukunft eines ganzen Berufsstandes? Naja, das klingt schon sehr melodramatisch, insbesondere dann, wenn der Schuß dann auf die eigenen (Junior)kollegen losgeht. Streiks sind als Mittel geeignet, auf sich aufmerksam zu machen. Wenn Du die breite Masse (Patienten) dann wird Politik und Öffentlichkeit hinschauen. Einen Kollegen, der ja in die selbe Situation hineinwächst, die Lehre zu verweigern, hilft weder der 30% Forderung noch ist es besonders kollegial. Ich kann die Sorge der Studenten hier gut verstehen, ich empfände es ebenfalls als höchst ungerechtfertigt für Fehler, die im System der Klinik und Krankenkasse gemacht würden den Medizinstudenten zur Ader zu lassen. Ich hoffe, die Dekanate und Kursleiter finden da flexible Lösungen, einen Bafög Studenten ein weiteres Semester hängen zu lassen, kann der sich noch viel weniger erlauben als ein Assistent mit BAT2A. Abgesehen davon, die allgemeine Einkommensentwicklung ist nunmal nicht rosig gewesen, das gilt für fast alle akademischen Berufe gleichermaßen. Ich würde in Deutschland ggf. streiken, für bessere Ausbildung während der Assistenzzeit zum Beispiel. Die 30 % Forderung mag zwar theoretisch gerechtfertigt sein, geht doch an Wirtschafts- und Arbeitsmarktlage und dem eigentlichen Können eines Assistenten doch weit vorbei.

ramirez
04.04.2006, 08:25
Wir werden also einfach 1,5 Stunden mal über was anderes reden statt über Umweltmedizin. Ich bin so traurig darüber, dass ich vor wur heulen könnte...

Das war Sarkasmus.. oder? Bitte sag das es Sarkasmus war... ansonsten wäre mir nämlich danach vor Wut zu heulen.


Der erste große, gut organisierte Streik der Mediziner in Deutschland nach mehr als 20 Jahren in dem es um die berufliche Zukunft unseres ganzen Berufsstandes geht fällt für dich also unter Kinkerlitzchen :-??? Ab wann wird es bei dir den ernst?

Und die Patienten dürfen also schön Verständniss haben wenn OPs und Sprechstunden ausfallen aber bei der Lehre ist dann Schluss. Was unterscheidet die Lehre in deinen Augen denn von den anderen Dienstaufgaben der Ärzte an Uni-Kliniken?

Genau da sitzt doch das Problem das wir seit Jahren haben, wir fallen uns aufgrund von Einzelintressen gegenseitig in den Rücken. Seid doch mal ein bisschen flexibel, streikt mit, geht mit Euren Ärzten auf Demos und lasst euch von mir aus dann dort die Anwesenheit bescheinigen...

Aber sozialpolitisches Engagement von Medizinstudenten einzufordern erschien mir schon immer schwierig, manchmal sollten wir uns vielleicht ein Beispiel an den Geisteswissenschaften nehmen...


Es geht um die Zukunft eines ganzen Berufsstandes? Naja, das klingt schon sehr melodramatisch, insbesondere dann, wenn der Schuß dann auf die eigenen (Junior)kollegen losgeht.

Natürlich geht es um die Zukunft eines Berufsstandes, auch und in sofern den Beruf in Deutschland vor allem für die Juniorkollegen wieder attraktiv werden zu lassen. Das hat mit Melodramatik wenig zu tun.

Lava
04.04.2006, 16:05
1.) JA, das war ironisch gemeint (wieso muss ich das noch extra erklären?)

2.) Habe ich sehr wohl schon mitgestreikt und war bei zwei Demos dabei. Mangeldes Engagement lasse ich mir also nicht vorwerfen.

Ich würde aber schon einen Unterschied machen zwischen den Einschränkungen in der Patientenversorgung und der Verweigerung der Lehre. Mal einen Gang zurückschalten, weil zu wenig Ärzte da sind, die sich obendrein noch um die gesamte Klinik kümmern müssen, ist ja noch OK. Aber falls wirklich SCHEINE am Ende fehlen sollten? Im Ernstfall verlängert sich damit mein Studium um ein halbes Jahr, ich kann meine beiden PJ Stellen in der Schweiz vergessen und ahbe habe ein halbes Jahr Verdienstausfall. Da ist es doch verständlich, dass ich sauer wäre, oder? Soweit ich es jetzt mitbekommen habe (die Informationslage ist so toll, dass ich heute mittag erfahren habe, dass es gestern eine Infoveranstaltung gab), werden die Scheine nicht gefährdet sein. Wobei mir wiederum jemand anders erzählt hat, der Innere Kurs würde komplett ausfallen... :-nix

DanielOliver
05.04.2006, 03:40
Es geht um die Zukunft eines ganzen Berufsstandes? Naja, das klingt schon sehr melodramatisch, insbesondere dann, wenn der Schuß dann auf die eigenen (Junior)kollegen losgeht. Streiks sind als Mittel geeignet, auf sich aufmerksam zu machen. Wenn Du die breite Masse (Patienten) dann wird Politik und Öffentlichkeit hinschauen. Einen Kollegen, der ja in die selbe Situation hineinwächst, die Lehre zu verweigern, hilft weder der 30% Forderung noch ist es besonders kollegial........

Es geht ja hier um die grundsätzliche Frage ob man mit Ärzten alles machen kann oder ob sie als Gruppe in der Lage sind, sich gemeinsam zur Wehr zu setzen und berechtigte Forderungen durchzusetzen. Und dazu muss ein Arbeitskampf nun mal konsequent geführt werden. Dass ist höchst kollegial und im Sinne aller Medizinstudierenden wenn die Ärzte das jetzt endlich mal durchkämpfen. Und so wie ich das sehe wird es zumindest der BW-Landesregierung nicht egal sein wenn an ihren tollen "Elite-Universitäten" plötzlich keine Lehre und Forschung mehr stattfindet.


Die 30 % Forderung mag zwar theoretisch gerechtfertigt sein, geht doch an Wirtschafts- und Arbeitsmarktlage und dem eigentlichen Können eines Assistenten doch weit vorbei.

Ja was denn nun? Berechtigte Forderung oder nicht? Wenn du mehr Infos brauchst dann kann dir sicher geholfen werden

FrederikMD
05.04.2006, 03:52
Es geht ja hier um die grundsätzliche Frage ob man mit Ärzten alles machen kann oder ob sie als Gruppe in der Lage sind, sich gemeinsam zur Wehr zu setzen und berechtigte Forderungen durchzusetzen. Und dazu muss ein Arbeitskampf nun mal konsequent geführt werden. Dass ist höchst kollegial und im Sinne aller Medizinstudierenden wenn die Ärzte das jetzt endlich mal durchkämpfen. Und so wie ich das sehe wird es zumindest der BW-Landesregierung nicht egal sein wenn an ihren tollen "Elite-Universitäten" plötzlich keine Lehre und Forschung mehr stattfindet.
Ja was denn nun? Berechtigte Forderung oder nicht? Wenn du mehr Infos brauchst dann kann dir sicher geholfen werden
Verlangen kann man die 30 % schon, bekommen ist was anderes. Man muss ja ehrlich sein, dass deutsche Gesundheitssystem schluckt 8-9% des BIP. Dafür hat Deutschland 1,5 - 2 mal mehr Ärzte pro Einwohner als die anderen Länder der ersten Welt. Das ist ein Riesengrund für die Einkommensdifferenz (die sich im übrigen kaufkraftbereinigt als ganz minimal darstellt). Zweitens geht es den niedergelassenen Kollegen im Schnitt bei ca 80.000 Euro Einkommen nicht so schlecht, wie das gerne verkauft wird. Ich weiß um die Unterschiede zwischen Fachbereichen und Geographie, trotzdem zahlt die Allgemeinheit (die zahlende Bevölkerung ist in den letzten 10 Jahren um ca 15 % geschrumpft) immer noch horrend für ihre Krankenversorgung. Wenn man von vielen Bevölkerungsgruppen Verzicht verlangt, sind die 30 % sehr hoch gegriffen.

Der Schuß geht nach hinten los, wenn man den eigenen Leuten die berufliche Weiterentwicklung verbaut. Ich sage nicht, dass der Streik nicht höchstberechtigte Ursachen hat, trotzdem sollten Forderungen Maß bekommen und sich nicht in eine Generalverweigerung umwandeln.

Porschefahrer
05.04.2006, 07:05
Hey FredMD

80000 Euro machen vielleicht ein paar Spitzenniedergelassene, die meisten verdienen brutto 2,500 bis vielleicht 5,000, einige machen auch ganz klar Pleite oder wurschelt sich gerade noch so durch. FredMD, nur zur Erinnerung, Du bist Arzt, und Du hast ich weiß nicht wie viele Jahre in die Ausbildung gesteckt. Du bist die Bildungselite. Du hast tonnenweise Verwantwortung. Du musst Dich ständig zum Wohle Deiner Patienten weiterbilden. Das kostet Zeit, Geld, Nerven. Das ist anspruchsvoll. Das kann nicht jeder. Du bist also etwas wert. In den USA - wo ich zur Zeit herumhocke - wird die Arbeit als Facharzt mit $200,000 Einstiegsgehalt honoriert (mein Fach, Mittelwert).

Der Markt wird das Ding schon regeln. Entweder, uns Ulla rückt mehr Kohle raus, oder man kommt halt noch zum Urlaub machen nach Deutschland. Und auf gute polnische und osteuropäische Ärzte würde ich auch nicht vertrauen, die können nämlich heutzutage genauso easy in die USA oder meinetwegen England gehen wie wir.

FrederikMD
05.04.2006, 15:15
Hey FredMD

80000 Euro machen vielleicht ein paar Spitzenniedergelassene, die meisten verdienen brutto 2,500 bis vielleicht 5,000, einige machen auch ganz klar Pleite oder wurschelt sich gerade noch so durch. FredMD, nur zur Erinnerung, Du bist Arzt, und Du hast ich weiß nicht wie viele Jahre in die Ausbildung gesteckt. Du bist die Bildungselite. Du hast tonnenweise Verwantwortung. Du musst Dich ständig zum Wohle Deiner Patienten weiterbilden. Das kostet Zeit, Geld, Nerven. Das ist anspruchsvoll. Das kann nicht jeder. Du bist also etwas wert. In den USA - wo ich zur Zeit herumhocke - wird die Arbeit als Facharzt mit $200,000 Einstiegsgehalt honoriert (mein Fach, Mittelwert).

Der Markt wird das Ding schon regeln. Entweder, uns Ulla rückt mehr Kohle raus, oder man kommt halt noch zum Urlaub machen nach Deutschland. Und auf gute polnische und osteuropäische Ärzte würde ich auch nicht vertrauen, die können nämlich heutzutage genauso easy in die USA oder meinetwegen England gehen wie wir.Du arbeitest in den USA mehr, die Gehaelter sind hier seit fast 10 Jahren staendig am sinken - 80.000 Euro ist gut machbar. Leider verstehen wenige Aerzte etwas von Betriebswirtschaft. Der Auswanderungsgedanke darf aber nicht ueber eines hinwegtaeuschen: In Boston, New York oder wo immer Du als Europaer einigermassen leben kannst, sind 200.000 Dollar nicht viel, hinzu kommt, dass Du fuer High School, College etc einiges an Geld brauchst. Generell ist der Lebenstandard fuer Aerzte hier nicht hoeher, auch wenn die Gehaelter das anders aussehen lassen.

Evil
05.04.2006, 18:23
Es geht ja hier um die grundsätzliche Frage ob man mit Ärzten alles machen kann oder ob sie als Gruppe in der Lage sind, sich gemeinsam zur Wehr zu setzen und berechtigte Forderungen durchzusetzen. Und dazu muss ein Arbeitskampf nun mal konsequent geführt werden. Dass ist höchst kollegial und im Sinne aller Medizinstudierenden wenn die Ärzte das jetzt endlich mal durchkämpfen.
Ausnahmsweise muß ich Fred mal zustimmen, konsequent heißt nicht, daß man schlecht organisiert.
Sinn eines Streikes ist ja nicht, jemanden zu schädigen, sondern Aufmerksamkeit zu erregen. Das gelingt schon ganz gut, man braucht dafür aber nicht Medizinstudenten zu ärgern.

Im übrigen ist es eine saublöde Idee, Streiks so zu organisieren, daß Patienten dadurch wirklich Schaden leiden. Wenn wir etwas ändern wollen, dann zusammen mit den Betreigszahlern, damit die endlich mal die Politik in den Hintern treten.

Malo
17.04.2006, 09:03
Wie siehts streikmässig in Freiburg aus?

Beobachte das grade nur aus der Ferne!!!!