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Sebastian1
20.03.2006, 20:46
Moin allerseits,

in den aktuellen Rescuscitation Guidelines werden im Abschnitt "Advanced Life Support" für den Fall, dass ein peripher- oder zentralvenöser Zugang nicht zu bekommen ist auch beim Erwachsenen intraossäre Zugänge empfohlen (k.A. ob das erst in der aktuellen Version drin steht oder schon länger, ist mir nur erst heute aufgefallen).
Allgemein dürften solche Zugänge ja eher den Pädiatern als gängige Methode geläufig sein; ich jedenfalls kann mich nicht erinnern, so einen Zugang schon einmal gesehen zu haben. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass mit so einem Zugang laut den Guidelines schnell und sicher gleichhohe und gleichschnell anflutende Plasmawirkspiegel wie bei einem ZVK erzielt werden durchaus für den Fall der Fälle sicher interessant.
Was mich interessiert sind Material und Technik der Anlage eines solchen Zuganges... was für eine Kanüle muss verwendet werden, wo genau wird gestochen et cetera. Wäre schön diese Anlage möglichst genau beschrieben zu bekommen :-) Danke.

DinMed
20.03.2006, 21:21
Such mal unter Google nach "bone injection gun", da findest du diverse Hersteller die das notwendige für den Zugang verkaufen.
Ort ist wohl nach meinen Infos 1-2 cm unter der Tuberositas tibae...
Vielleicht gibt ja hier jemanden der damit schon gearbeitet hat und näheres kennt....

Sebastian1
20.03.2006, 21:25
Danke, aber das Gerät werd ich vermutlich im Normal-Notfall eher nicht zur Hand haben. Ich suche eher eine Beschreibung zur manuellen Anlage eines solchen Zugangs.

Doctöse
20.03.2006, 21:25
Ok, I'll try :-))

--Punktionsstelle definieren: 1-3 cm distal der Tuberositas tibiae nach medial in die Mitte zwischen Vorder- und Hinterkante derTibia.
--Punktion des Knochens drehend schraubend mit senkrecht zur Haut gehaltener Nadel. Nach 1-2 cm plötzlicher Widerstandsverlust (=Mark erreicht :-)) )
--Blut aspirieren zur Lagekontrolle
--Leichte Injektion von Kochsalz möglich?
--Nadel federnd im Knochen fixiert?
--dann Nadel steril umpolstern, Infusionsleitung fixieren

Es gibt verschiedene Nadeln, unter anderem die B.I.G. (Bone Injection Gun :-)) ) Da sah ich mal einen Bericht drüber, mit der kann angeblich jeder Depp einen intraossären Zugang legen. B.I.G. (http://www.innovations-report.de/print/print01.php3?id=16951&ctyp=1)

So, zum Punktionsbesteck, Bild siehe unten: Die starre Nadel besteht aus Kanüle und Mandrin mit großen Knopf, um das Eindrücken der Nadel mit dem Handballen zu ermöglichen. Der Punktionsnadel wird durch Drehen gegen den Uhrzeigersinn entfernt. Auf die Kanüle kann das Infusionsbesteck dann aufgesetzt werden.

EDIT: Da war wieder einer schneller. Aber ich sah die BIG auch schon aufm RTW :-nix

Gersig
20.03.2006, 21:26
Ein Rettungsdienstkollege hatte eine Kinderreanimation mit intraossärem Zugang. Er meinte, dass die Anwendung relativ einfach, jedoch sehr unappetitlich sei (sowohl optisch als auch geräuschtechnisch). Die applizierbare Flüssigkeitsmenge sei limitiert, für Medikamente reicht es aber locker. Ultima ratio halt!

Die Niere
20.03.2006, 22:14
Noch als kleiner Zusatz: man sollte dringend senkrecht auf die mediale Tibiafläche zustechen (und nicht wie man annahmenen könnte im 90°Winkel zum Unterschenkel), da man sonst zu schnell auch durch die hintere Kortikalis durchbricht und der Zugang Essig ist.

gruesse, die niere

Dr. Pschy
21.03.2006, 11:11
Ein Rettungsdienstkollege hatte eine Kinderreanimation mit intraossärem Zugang. Er meinte, dass die Anwendung relativ einfach, jedoch sehr unappetitlich sei (sowohl optisch als auch geräuschtechnisch). Die applizierbare Flüssigkeitsmenge sei limitiert, für Medikamente reicht es aber locker. Ultima ratio halt!

:-meinung

Ich hab das im Rettungsdienst bisher auch einmal erlebt (war aber Gott sei Dank keine Kinderrea). Der Umgang ist nach ein paar mal am Phanton ueben wirklich nicht schwer, aber geraeuschtechnisch nicht wirklich ansprechend.

Tri G -
21.03.2006, 16:28
...es gibt in der Zeitschrift "Der Anaesthesist" einen sehr guten Artikel bzgl. intraossäre Zugänge! Glaube in der Ausgabe 01/2005

Gib einfach mal unter Google "Springer" sowie "Der Anästhesist" ein...die Zeitschrift wird von Springer vertrieben...

Evil
21.03.2006, 18:28
Im Notfall-Seminar hat man uns erzählt, daß man auch eine orange Viggo nehmen kann, falls kein Besteck zur Hand ist.

PhineasGage
21.03.2006, 18:57
Das mit der orangefarbenen Viggo wird schwierig werden. Eine Notärztin von uns hatte schon zweimal fast die klassische intraossäre Nadel in der Hand wg- Materialbruch...da sollte man es wohl erst mit der Viggo gar net probieren, ok, bei Kindern probiert man alles bevor man irgendwas sein lässt.
Die Firma, die BIG produziert, bietet auch ein ErwachsenenModell an.
Ich kann mir aber ehrlich nur kaum vorstellen, wie man durch ne feste ErwachsenenCorticalis an der Tibia mit einer "einfachen" Nadel kommen will?!

Werwolf
22.03.2006, 17:30
Wie war das mal noch? There is no body cavity that cannot be reached with a #14 needle and a good strong arm...

Und den Markraum der Tibia kann man ja als Body cavity durchgehen lassen... :-D
Aaaargh! *korrigier* Kann mir jemand verraten, wie ich meine Tastatur wieder auf den deutschen Modus umstelle? Das Auffinden von Satzzeichen ist extrem muehsam, Umlaute gibt es nicht und Y und Z sind auch vertauscht. Grrrrrmmmmpf :-((

GOMER
22.03.2006, 17:57
Nem Erwachsenen ne Viggo in die Tibia bohren? Den zeig mir, das wird garantiert nix. Auch beim Kind möchte ich das anzweifeln.
Die Intraössären Nadeln sind nicht ohne Grund so kurz, auch der Knauf hat seine Daseinsberchtigung.
Nichts desto trotz sollte man den IO-Zugang im Notfall (m.E. nur dann) im Hinterkopf behalten, am Wochenende hab ich bei ner Tagung gehört, daß ein NA ohne weiteres eine schlecht zugängliche Pat. über eine 3/4 Std. mit einem IO-Zugang im Humerus gut versorgen konnte.
Dennoch hätte ich wohl große Skrupel einem wachen Pat. eine solche Ladung zu verpassen.

Evil
23.03.2006, 16:15
Dennoch hätte ich wohl große Skrupel einem wachen Pat. eine solche Ladung zu verpassen. Solang er wach ist, hat er einen Kreislauf, und solang der da ist, kriegste auch n Sheldon in die Subclavia :-))

PhineasGage
23.03.2006, 17:54
Nichts desto trotz sollte man den IO-Zugang im Notfall (m.E. nur dann) im Hinterkopf behalten,
Tut die Nadel im Hinterkopf nicht etwas schmerzen?!
:-)) :-)) :-))

Ne, im Ernst, ich denke der IO-Zugang hat schon seine Daseinsberechtigung wenn andere Massnahmen ausgeschöpft worden sind.
Nur hat nicht jeder NA dafür die ruhige Hand und das richtige Werkzeug. :-meinung

GOMER
23.03.2006, 21:07
Solang er wach ist, hat er einen Kreislauf, und solang der da ist, kriegste auch n Sheldon in die Subclavia :-))

Sheldon leg' ich dann doch lieber in die Jugularis... ;-)

flavour
23.03.2006, 21:39
Und den Markraum der Tibia kann man ja als Body cavity durchgehen lassen... :-D
Aaaargh! *korrigier* Kann mir jemand verraten, wie ich meine Tastatur wieder auf den deutschen Modus umstelle? Das Auffinden von Satzzeichen ist extrem muehsam, Umlaute gibt es nicht und Y und Z sind auch vertauscht. Grrrrrmmmmpf :-((

Ich tippe auf Windows XP:
Unten rechts in der Taskleiste neben der Uhr ist ein kleines Symbol für die Spracheneinstellung.
Hier wird es auch erklärt. (http://www.pctipp.ch/helpdesk/kummerkasten/archiv/winxp/25860.asp)

Hoffe, geholfen zu haben. Sorry für Offtopic.

Scrotum
25.03.2006, 23:47
Mir hat mal ein Gas-Chef erzählt, dass ein io-Zugang bei Kindern mit herkömlichen Viggos relativ problemlos möglich sei.

Schädelspalter
27.03.2006, 18:51
Es gibt nicht nur i.o. Zugänge für die untere Extremität, sondern auch für das Sternum:
http://www.pyng.com/productguide.htm

Gersig
27.03.2006, 19:25
Alter Vatter! Man achte bitte auf die vielen kleinen Klingen! :-love

Cherry1977
26.05.2009, 07:11
Moing,

Als alternativer Zugangsweg steht in der Präklinik neben dem zentralen Zugang noch der intraossäre Zugang zur Verfügung.
Allerdings ist aus Zeitgründen beim kritischen Pat. der intraossäre Zugang zu bevorzugen.
Jetzt stellt sich beim wach ansprechbaren Pat. das Problem daß bei der Infundierung von Flüssigkeit die Schmerzrezeptoren an der spongiosa gereizt werden und das Infundieren für min. 2 Minuten höllische Schmerzen bereitet. Das kann sich auf den hypovolämischen, hypotonen Pat. durchaus positiv auswirken, :-wowGrins, ist aber nicht im Sinne der Erfindung.
Um diesen Schmerzreiz zu vermeiden wird von mehreren Stellen die Vorinjekton von Lidocain empfohlen.
Nun meine Frage:
In welcher Dosierung sollte Lidocain vor der Infundierung/Medikamentengabe gegeben werden. :-nix
Hinweis: Zur Therapie ventrikulärer Rythmusstörungen ist eine Initaldosis von 100mg erforderlich :-lesen