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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Entzugserscheinungen bei Alkoholsucht



Xanathos
23.03.2006, 20:58
Eigentlich will ich nicht sehr viel dazu sagen. Ich hoffe, das reicht. Nur eine kurze Frage:

Nehmen wir an, eine Person (männlich, 50) ist seit mehreren Jahren Alkoholiker, hat das aber nie richtig zugegeben und hat heute ungefähr 6-fach erhöhte Leberwerte. Vor 4 Wochen hatte die Person einen leichten Schlaganfall und behauptet jetzt, seitdem nicht mehr zu trinken weil das ja lebensgefährlich sei. Müssten dann nicht deutliche Entzugserscheinungen auftreten, wenn dem so ist? Und würde das nicht trotzdem ziemliche Willenskraft erfordern, Lebensgefahr hin oder her?

Hellequin
23.03.2006, 22:37
Das lässt sich jetzt sicher nicht so pauschal beantworten. Zum einen gibt es verschiedene Trinkertypen; zum anderen hängt das auch von der täglich konsumierten Menge ab. :-nix

Gersig
23.03.2006, 23:16
Jepp, Entzungszeichen sind sehr individuell! Aber ich würde mal die Leberwerte in Laufe der Zeit beobachten

Tobiaswilli
24.03.2006, 09:32
Würde Gersig voll zustimmen!

Manche schaffen es wohl wirklich fast ohne Entzugserscheinungen von dem Zeug los zukommen. Andere widerum kriegen die typischen Entzugserscheinungen (Nervosität, Schweiß etc.). Aber sicher beantworten ob jemand "trocken" ist oder nicht kann man das wohl nur mit dem Blutbild.
Wenn Du auf diese Person einreden kannst, würde ich vielleicht ein Treffen mit den Anonymen Alkoholikern anregen. Es kostet diese Person zwar zunächst wahrscheinlich eine riesige Überwindung (aber er muss ja nicht unbedingt alleine dahin gehen) aber ich denke auch so etwas hilft. Übrigens sind diese Gruppen wohl auch für trockene Alkoholiker offen.

Tombow
24.03.2006, 09:54
Aber sicher beantworten ob jemand "trocken" ist oder nicht kann man das wohl nur mit dem Blutbild.

Mitnichten.

Das ist LEIDER ein sehr weit verbreitetes Irrtum, was oft zur Fehlinterpretation von Laborbefunden und zur (unverdienten) Stigmatisierung von Patienten führt. Mehrere Studien warnen vor zu unkritischer Beurteilung von Laborbefunden. Das Blutbild alleine ist ungefähr so aussagekräftig wie Kaffeesatzlesen - eine Vitamin B12-mangelanämie kann auch andere Ursachen haben. Erhöhte Leberwerte ebenso. Kommt dazu eine ausgeknockte Gerinnung, Hypalbuminämie, Hyponaträmie und Hypokalämie, wäre vielleicht ein Abusus denkbar. CDT ist verhältnismäßg reliabel, doch die Untersuchungsmöglichkeit (leider) ziemlich wenig bekannt und teuer.

Man sollte in solchen Fällen wirklich sich ALLES anschauen, von dem äußeren Erscheinungsbild des Patienten über Fremdanamnese und Untersuchungsbefunden bis hin zu Laborwerten. Die Erstdiagnose C2-Abusus zu stellen ist da verhältnismäßig einfach, doch feststellen, ob Patient trocken geblieben ist, schwer bis unmöglich. Hier ist eine sorgfältige Anamnese das A und O, alles andere nur Hilfswerkzeug.

Tobiaswilli
24.03.2006, 10:02
Stimmt natürlich!

Ich wollte damit auch nicht sagen, dass man sich nur das Blutbild anschauen soll und nichts anderes. War wohl etwas dumm formuliert. Natürlich setzt sich das ganze aus mehreren Faktoren und Parametern zusammen. Ich wollte eigentlich nur sagen, dass die äußere Erscheinung (hier die nicht vorhandenen Entzugserscheinungen) einen weiteren Abusus nicht beweisen.

Xanathos
24.03.2006, 15:18
Dass das Blutbild nicht alles ist, kann ich mir schon denken. Ich kenne nur keine anderen Werte. Die Menge kann ich nur schätzen, vllt kann ich später was dazu sagen. Es war oder ist allerdings Schnaps (Wodka).
Äußeres Erscheinungsbild, naja, ohne lange Beschreibungen davon abzugeben, ich weiss definitiv dass diese Person getrunken hat und wie sie dabei aussah. Und eigentlich finde ich nicht, dass sich da was geändert hat. Muss nur dabei sagen, man betrinkt sich ja nicht derart, weil die Welt so toll ist. Das könnte also auch einfach nur an den anderen Problemen liegen. Ich kanns mir nur nicht vorstellen, die Person ist sehr Charakterschwach. Wenns schwierig wird, ist aufgeben oder "Augen zu" ja einfacher.
Drauf einreden, ja. Jahrelang Mut gemacht, versicht das er kein Versager ist - für nichts. Mittlerweile liegt mir eherlich gesagt nichts mehr daran, dass er aufhört. Dazu ist eh vieles zu spät. Ich frage aus anderen Gründen.

Fraggle
24.03.2006, 15:46
der limes des prozentsatzes der leute, die wirklich auf alkohol verzichten können und sich auch daran halten, wenn sie einmal süchtig waren (ohne therapie gemacht zu haben), tendiert gegen null prozent.

ich glaube grundsätzlich niemandem, der mir so etwas erzählt.

fraggle

Tobiaswilli
24.03.2006, 20:36
Stimme Dir absolut zu, dass es ohne Therapie mit professioneller Unterstützung kaum funktioniert. Aber es gibt auch Leute, die es tatsächlich ohne schaffen! Kenne jemanden von früher, der glaub ich insgesamt 2 oder 3 Entziehungskuren mit anschließender Therapie gemacht hat. Ihr werdet Euch schon denken: Immer wieder rückfällig geworden. Aber irgendwann, keine Ahnung warum hat es wohl klick gemacht und ca. ein Jahr nach der letzten Therapie, von Heute auf Morgen war Schluß. Er ist selbst zu einer AA-Gruppe gegangen und ist seitdem denke ich trocken. Zumindest höre ich das von Leuten, die ihm näher stehen.
Also es geht auch ohne Therapie, wenn auch bestimmt viel seltener!

Xanathos
24.03.2006, 22:50
Kurz nach dem Schlaganfall war er mal soweit, dass er ne Therapie machen wollte. Allerdings nur ambulant, naja. Ich denke nicht, dass er durchgehalten hätte. Sobald unangenehme Fragen kommen oder unangenehme Themenbereiche angesprochen werden, mögliche Ursachen etc., würde es sicher scheitern.
Aber mittlerweile meint er ja, er kann das alleine, bzw. wenn ich jetzt fragen würde wäre die Antwort sicher, dass er keinen Alkohol mehr anpackt und ganz klar trocken ist. Aber ich kanns mir nicht vorstellen. Es hat mich nur gewundert, dass ich keine wirklichen Entzugserscheinungen bemerke.

FrederikMD
25.03.2006, 03:38
Mitnichten.

Das ist LEIDER ein sehr weit verbreitetes Irrtum, was oft zur Fehlinterpretation von Laborbefunden und zur (unverdienten) Stigmatisierung von Patienten führt. Mehrere Studien warnen vor zu unkritischer Beurteilung von Laborbefunden. Das Blutbild alleine ist ungefähr so aussagekräftig wie Kaffeesatzlesen - eine Vitamin B12-mangelanämie kann auch andere Ursachen haben. Erhöhte Leberwerte ebenso. Kommt dazu eine ausgeknockte Gerinnung, Hypalbuminämie, Hyponaträmie und Hypokalämie, wäre vielleicht ein Abusus denkbar. CDT ist verhältnismäßg reliabel, doch die Untersuchungsmöglichkeit (leider) ziemlich wenig bekannt und teuer.

Man sollte in solchen Fällen wirklich sich ALLES anschauen, von dem äußeren Erscheinungsbild des Patienten über Fremdanamnese und Untersuchungsbefunden bis hin zu Laborwerten. Die Erstdiagnose C2-Abusus zu stellen ist da verhältnismäßig einfach, doch feststellen, ob Patient trocken geblieben ist, schwer bis unmöglich. Hier ist eine sorgfältige Anamnese das A und O, alles andere nur Hilfswerkzeug.Gott schwall doch nicht so rum.

hallohaldol
25.03.2006, 08:30
Gott


:-D :-D :-D :-D

naja unter rumschwallen versteh ich was andres...

dr chen
20.04.2006, 17:10
frage meiner mutter:

wenn ein Alkoholiker alle 2 oder sogar 4 Wochen zur Blutabnahme und Blutuntersuchung geht, wie lange nach Alkoholgenuß läßt sich denn feststellen, dass er zwischendurch doch getrunken hat???

ich muss passen, kann jemand aushelfen? oder weiß jemand wo ich das am besten nachlese?

el_Barto
20.04.2006, 19:43
Mh, die Halbwertszeit der CDT is irgendwie was um die 14 Tage, glaub ich.D.h., wenn er nur alle 4 Wochen zur Kontrolle geht, kann er durchaus an einigen Tagen einen drauf machen.
hth,
el_Barto