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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ärzte im Dauerstress



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abi07
29.03.2006, 22:40
Hat irgendjemand gerade die Sendung "Ärzte im Dauerstress" im Ersten gesehen? Ich bin nur zufällig drauf gestoßen und konnte mich dann nicht mehr losreißen: Echt schockierend, die Bedingungen in deutschen Krankenhäusern ím Vergleich zu anderen Ländern, wie etwa Norwegen. Da bekommt dieser Arzt nur 1800 Euro netto und verdient sich in einer 26-Stunden-Schicht, die offiziell verboten ist, gerade mal 80 Euro dazu...das ist doch absolut lächerlich! Und der Typ in Norwegen kann nach seiner geregelten 8-Stunden-Schicht nach Hause gehen und seine Kinder aus dem Kindergarten abholen...

Ich wandere aus!!!

Christian22
29.03.2006, 22:45
Es ist traurig und man kann sagen es fehlen einem die Worte.........aber wir haben noch ein paar Jahre, bis wir so weit snd und ich denke, es wird nicht besser werden! Deswegen alle am 19.05.2006 ab nach Berlin nächste Demo! War auch am 24.03.06 in Berlin.........

Phino
29.03.2006, 22:48
Ich habe Ausschnitte gesehen, war mir aber zu deprimierend, ehrlich gesagt. :-(

Trojan
29.03.2006, 22:49
Wurde ja durchaus alles so geschildert, wie es wirklich ist...
Das ist ja nicht selbstverständlich, wenn man mal an den "Panorama"- Beitrag von vor ein paar Wochen denkt...
Sehens wirs mal als "Wiedergutmachung" :-oopss

my_precious
30.03.2006, 08:58
oh man ******* dass ich gestern abend gelernt habe... die sendung hätte ich nur zu gern auch geguckt!
ne serie ist es nicht zufällig?

patientenschreck
30.03.2006, 10:07
Ja, leider stand das auch ned in der Fernsehzeitung und auf der Internetseite der Redaktion (http://www.ndrtv.de/doku/20060315.html) ist was von Maulwurfskrieg zu lesen, aber schaut einfach mal dort: http://programm.daserste.de/detail1.asp?id=X000301734&sdatlo=29.03.06&sender=1&dpointer=23&anzahl=35&ziel=23.

Am besten fand ich ja, dass nach 8h Dreharbeit in der Klinik das Fernsehteam immer ausgewechselt wurde und die Ärzte aber eben ihre 24 oder mehr Stunden weiter gemacht haben.

Naja Ulla Schmidt hatte - vielbeschäftigt wie sie ist - in den letzten Jahren leider noch keine Zeit wenigstens 8h mal in ner Klinik vorbeizuschauen, wie der Alltag aussieht

Doktor_No
30.03.2006, 10:57
kann ja mal eben ein paar impressionen meines soeben beendeten 24-stunden dienstes (in wahrheit 30) zum besten geben, bevor ich mich ablege:
gestern von 7 uhr morgens bis 17 uhr: bauchchirurgische ambulanz, notaufnahme und patientenaufnahme für elektiv-ops geschmissen, dazu wenns passte visite, station, drg, briefe, patientengespräche plus diverse telefonate etc.
nach rö-konferenz dann um 17 uhr in den saal, revision einer anastomoseninsuffizienz, das hat bis 8 gedauert. dann eine halbe stunde drei stationen versorgt (viggos, blutabnahmen, erstverbände usw.). um halb neun wieder in den saal und fem-pop III assistiert. um 11 fertig gewesen.
da bei uns die uch`s gern elektiv die nächte durchoperieren und auch noch notfälle weggeturft werden müssen, habe ich dann von 11 bis um halb 5 auch noch die uch-patienten in der notaufnahme mitversorgt, also jede menge RQW`s, OSG-patienten, was halt an kleinkram nachts so kommt. um 5 ins bett gelegt, um halb sechs wieder angerufen worden wegen irgendwelchem mist. um sieben dann frühvisite, dann übergabe und dann noch stationskram weggehauen.
noch fragen? und der dienst war eigentlich angenehm, weil das team lässig war und ich kooperative patienten hatte (ein total besoffener hat mir sogar 10 euro als dank für 6 3/0er einzelknopfnähte aufgedrängt...).
und das alles für nen appel und nen ei. auf dauer kanns das nicht sein. habe auch den dienst-uch`ler heute morgen für irre erklärt bei dem wahnsinn, den die hier veranstalten. er blickte nachdenklich und meinte, neulich wäre er auch ins grübeln gekommen, als er nach 18 stunden op die strümpfe nicht ausbekam, weil so viel wasser in seinen beinen war... (der ist anfang 30).
das system ist einfach kaputt und krank, und wir brauchen die verfluchten dienste wegen der paar kröten auch noch. armes deutschland. herrn lauterbach und frau schmidt würde ich gerne mal mit 6 kleinen freunden von mir bekannt machen, die alle schneller laufen können als die beiden und auf den familiennamen "beretta" hören...

Tank
30.03.2006, 11:11
Edit --- > beitrag selbst zurückgezogen, war unnötig stimmt schon!

denk-mal
30.03.2006, 13:54
Wollte nur kurz mitteilen, dass die Sendung am nächsten Montag um 18.00 Uhr auf 3SAT wiederholt wird.undefined :peace:

DoctorB
30.03.2006, 14:07
Ich habe den Bericht in der ARD leider nicht gesehn, aber ich finde die Perspektivlosigkeit am schlimmsten. Du studierst 5 Jahre, macht PJ und dann die "Hölle". Naja, habe es selbst noch nicht gesehen, aber die Aussicht, dass erst ein ganzes (Gesundheits-)system zusammenberchen muss, damit etwas geschieht ist doch sehr bedrückend. Habe gestern "Hart aber Fair" geschaut. Wenn Herr Lauterbach die Privatkasse abschaffen will, fände ich dass gut. Dann würden ihm tausende Patienten das Ministerum einrennen, weil ihr Arzt insolvent ist.

Ein Gordischer Knoten!!! Was tun?

Kann doch nicht sein, dass man in der BRD Medizin studiert und dann ins Ausland gehen muss um menschlich zu leben und zu arbeiten??? Wo sind wir hier?

Oder jammern wir viel zu viel?? Habe jura studiert. da arbeite ich nicht so viel... eher gesagt: gar nicht, da kein job. Mein Bruder macht BWL. Ist gerade beim praktikum bei der DB. 800€ (monat) für eine 60 stunden woche. Tätigkeit: strukturen straffen und rationalisieren (leute auf ihre "wirtchaftlichkeit" prüfen). Ihm gehts beschissen. Aber eher wegen der Tätigkeit...und irgendwann rationalisiern sie ihn weg. Was tun??? Irgendwo ist doch da ein großer Fehler!!! Ich glaube man muss den leute sagen, dass gute medizinische versorgung geld kostet (was sie auch selbst bezahlen). das deutsche solidarsystem muss insgesamt erneuert werden. der deutsche gerechtigkeitwahn führt dazu, dass es immer neue vorschriften gibt, wonach das Eine durch das Andere komensiert werden muss. Dann checkts keiner mehr und das ergebnis ist wieder ungerecht.

Ich finde: UK ist das Vorbild!!! Mehr eigenverantwortung für jeden. weniger jammern und flexibler sein. Und den Ärzten gehts auch besser!!!
Es kann nicht sein, dass man 26-30 stunden am stück arbeiten muss!!! Das ist UNMENSCHLICH!!!!
:-meinung

Niesel
30.03.2006, 14:24
Ich versteh ja auch nicht, warum die immer so rumheulen, dass es keine Ärzte mehr in Deustchland, va. den neuen Ländern gibt. Ich meine es wollen so viel med. studieren und bekommen nur keinen Studienplatz. Wäre doch auch mal ein Puinkt über den man nachdenken sollte....

DoctorB
30.03.2006, 14:33
:-dafür


Überall werden "neue" Studiengänge eingeführt. das kostet ewig viel geld. Warum nicht die kapazitäten für mehr studienplätze ausbauen??? Ich versteh' diese Land nicht und die Hochschulpoliti erst recht nicht....

marc27
30.03.2006, 14:36
Ich wandere aus!!!

Da wärst du nicht der einzige!!!

DoctorB
30.03.2006, 14:41
Freue mich schon auf den Tag, an dem ich posten kann: "Ich habe einen Studienplatz..." und dann auf den Tag "ich habe einen Job in England, NZ oder Australien...."

Hoffentlich muss zweites nicht unbedingt sein, aber was soll's.... :-nix

Der Weg ist das Ziel!!

Niesel
30.03.2006, 14:45
:-meinung DoctorB

DoctorB
30.03.2006, 15:07
Das schlimmste finde ich fast noch, dass die Politiker sagen: "Tja, früher gings den ärzten gut und jetzt sollten sie auch mal ihren beitrag zur schlechten wirtschaftlichen situation beitragen! Jeder muss den Gürtel enger schnallen"

Wenn man das mal abstrakt betrachtet, fehlen einem da echt die Worte. Ist ja schon fast filmreif. Wenn es nicht real wäre, würde ich den film zurückgeben und sagen: "Hey, die story ist so schlecht, den film will ich nicht sehen. geld zurück! Wer lässt sich denn eine so absurde story einfallen??" :-peng

Altruist
30.03.2006, 15:15
Das schlimmste finde ich fast noch, dass die Politiker sagen: "Tja, früher gings den ärzten gut und jetzt sollten sie auch mal ihren beitrag zur schlechten wirtschaftlichen situation beitragen! Jeder muss den Gürtel enger schnallen"

Wenn man das mal abstrakt betrachtet, fehlen einem da echt die Worte. Ist ja schon fast filmreif. Wenn es nicht real wäre, würde ich den film zurückgeben und sagen: "Hey, die story ist so schlecht, den film will ich nicht sehen. geld zurück! Wer lässt sich denn eine so absurde story einfallen??" :-peng

Konkret korrekt!

Doch ein noch schlechterer Film wär' doch sicherlich, wenn dennoch - in Massenbewegungen - junge Leute die medizinischen Fakultäten stürmten. Einzig + allein um irgendwann den ach so großen Lebenswunsch erfüllt zu wissen: Irgendwann werd' auch ich Arzt sein :-)

Flagellant
30.03.2006, 15:33
Ich habe die Sendung gestern auch verfolgt - das deckte sich komplett mit dem, was ich so bislang als Student von dem System mitbekommen habe. Vorher lief im WDR noch "Hart aber fair", auch bzgl. des Gesundheitssystems, unter anderem mit Lauterbach... ein Berliner Allgemeinarzt in der Runde machte darauf aufmerksam, daß in Deutschland ca. jede 3. Praxis am Abgrund stünde...danach hatte ich dann zufällig zur besagten ARD-Sendung rübergezappt, um als Krönung von dem Stress der Krankenhausärzte zu erfahren - ein gelungener Abend :-)).

Übrigends: Großbrittanien als Zufluchtsland für verzweifelte dt. Mediziner, das ist passé ! Nach einer neuen gesetzlichen Regelung kriegt man als dt. Mediziner direkt nach dem Studium keinen Fuß mehr in die Tür in UK, too bad !!

Wie aber auch schon jemand anders hier anmerkte: in anderen Branchen ( Jura,BWL) sieht es nicht unbedingt besser aus, die Arbeitslosenquote unter Medizinern ist ja mit die niedrigste unter den Akademikern. Sollten allerdings tatsächlich tausende von Arztpraxen schließen müssen in der nächsten Zeit, könnte sich das natürlich ändern. Leider ist der Ärztemangel in Skandinavien längst nicht mehr so gravierend wie früher, in England herrscht mittlerweile ein Überschuss !

Dressman
30.03.2006, 15:54
Ich versteh ja auch nicht, warum die immer so rumheulen, dass es keine Ärzte mehr in Deustchland, va. den neuen Ländern gibt. Ich meine es wollen so viel med. studieren und bekommen nur keinen Studienplatz. Wäre doch auch mal ein Puinkt über den man nachdenken sollte....


das problem besteht ja nicht darin, das nicht genügend ärzte ausgebildet werden! würden alle medizinstudenten eines jahrganges nach ihrer ausbildung auch als arzt tätig werden, hätten wir keinen ärztemangel!

das problem ist, wie hier schon mehrfach geschrieben, das grauenhafte dt. gesundheitssystem! 40% der stundenten, die heute anfangen überlegen sich ja nicht schon heute, dass sie in 6 jahren keine approbation beantragen werden, das machen die meisten ja erst, wenn sie feststellen, wie das system mit den ärzten umgeht!

eine freundin von mir studiert im 5. semester und meint, dass immer mehr kommilitonen sprachkurse besuchen, weil sie sich überlegen in ein nachbarland auszuwandern, wenn sie mit der ausbildung fertig sind.

DoctorB
30.03.2006, 16:43
Habe eben bei SpiegelOnline gelesen ( http://www.spiegel.de/unispiegel/schule/0,1518,408808,00.html) , dass in Berlin eine Schuldirektorin auf die Barikaden geht, weil die Gewalt an ihrer Schule ausartet. Lehrer als Alternative zum dasein als Arzt??? Think twice!!

Ich denke, dass Grundproblem liegt auch darin, dass die meisten in diesem ande immer noch denken: Probleme haben nur die Anderen! In Deutschland ist das alles nicht so schimm. Meine Eltern begreifen die Lage unserer Generation gar nicht. Wie viele wahrscheinlich. In den 70ern und 80ern gearbeitet und wie die Made im Speck gelebt. Und die Politiker sind die geleiche Generation. Alle haben vom bestehenden System profitiert und sie wollen es einfach nicht verstehen, dass Deutschland nicht mehr das "goldene Land" ist. Wir sind kein Industrieland mehr sondern Entwicklungsland!!! Wann checken die Leute das endlich. :-meinung

Ich werde echt depressiv, wenn ich denke, dass unsere Generation eher sein Glück im Ausland suchen muss, weill hier a) Ärzte ausgenutzt b) Juristen arbeitslos werden c) BWLer mit Praktika ausgenutzt werden und d) Lehrer die Gewalt ihrer Schüler ertragen müssen....

Aber hier in Deutschland ist ja alles toll, und alle fahren Porsche und jedem gehts gut. WAKE UP!!

Bin ich da zu pessimistisch, oder mach ich einfach nur die Augen auf?? Helft mir!!! Ich könnte mich da echt reinsteigern....Wenn mich einer fragen würde: "Hey, was soll ich mal werden?" könnte ich ihm anworten: "Kein plan!! Geh nach Neuseeland und werde Schreiner oder Klemptner"

FRUST!!!! :-oopss