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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : und... warum trotzdem??



xMarvinx
30.03.2006, 22:34
Hallo!
Die Frage sollte eher an die fertigen Ärzte oder PJler gerichtet sein, aber ihr könnt gern alle antworten.
Im Krankenhaus trefft ihr auf alte Menschen, die ihr nicht wieder jung und frisch machen könnt und denen ihr nicht wirklich helfen könnt. Ihr treffe auf jüngere schwer kranke Menschen, die sterben, egal was ihr tut. Und, na gut auf Leute, die ein kleineres Weh-Weh-chen haben und kommen und vielleicht geheilt wieder gehen.
Woraus zieht ihr denn nun den Sinn eurer Arbeit.
Habt ihr eine Antwort auf die Frage, warum ihr das tut?
Oder schätze ich die Situation falsch ein?
Es ist vielleicht eine seltsame Frage. Aber eine ernsthafte; und wer könnte eine Antwort haben, wenn nicht ihr?

Trojan
30.03.2006, 22:49
Ist ne sehr interessante Frage...
Der Endpunkt einer medizinischen Versorgung kann nicht immer "Heilung" heissen. Der Sinn der Arbeit ist, wenn Heilung nicht möglich, Leiden zu lindern und schlimmeren Komplikationen vorzubeugen. Daraus kann man eine tiefe Befriedigung ziehen, wenn es gelingt. Niemand hat den Anspruch, alles "heilen" zu wollen- aber eine Intervention und eine Wendung zum "Positiveren" hin ist sehr oft möglich; siehe auch das wachsende Fachgebiet der Palliativmedizin.
Ich persönlich habe auch einfach grosses Interesse an der Komplexität der Abläufe und Prozesse im menschlichen Körper, deren Diagnostik und der Möglichkeit, etwas zu beeinflussen.
Und wenn Du den medizinischen Fortschritt betrachtest (z.B. die inzwischen sehr hohe Heilungsraten von bestimmten Lyphomen, die früher Todesurteile waren), kannst Du Dir ja vorstellen, was vielleicht in einigen Jahren noch möglich sein wird...

Gruss, Trojan, der gerne Arzt ist

Kackbratze
31.03.2006, 06:26
Der "Sinn" meiner Arbeit ist der Drang nach Anerkennung.
Es ist mir egal, was die Leute haben und wie ihre Prognose ist. Ich will das Beste tun, dass es den Leuten besser geht (egal ob kurativ oder palliativ) und ich danach das positive Feedback bekomme, dass es gut war, was ich getan habe.

Eine Unterteilung der Patienten wie Du es in deiner Einleitung getan hast, mache ich nicht. Im Endeffekt sind ja alle gleich. Egal ob Carcinom oder Hernienpatient. :-meinung

Giant0777
31.03.2006, 07:32
@xmarvinx:

Ich kann Deine Frage sehr genau nachempfinden, da ich sie mir auch schon einige Male gestellt habe.

Ich mache z. Zt. ein Praktikum auf einer inneren Station und es geht dort ähnlich zu. Die wenigsten bei uns werden wirklich geheilt entlassen und einige müssen sogar bei uns sterben ( und zwar auf echt beschissene Weise ).

Mir war zwar schon vorher klar, dass nicht jeder geheilt wird, aber so krass habe ich die Realität nicht erwartet. Und genau, dass ist es eben:
es ist real, dass der Tod manchmal ziemlich fies ist, dass heute ein Patient entlassen wird, um morgen wieder zu kommen, dass sie so fertig sind, dass nur Schläuche und Katheder sie am Leben halten, aber nie wieder kurieren.

Ich schätze, dass man das zu akzeptieren lernt und dann die nötige Objektivität findet, um Patienten so gut wie möglich wieder behandeln kann. Mir sind allerdings auch Zweifel gekommen, bezüglich der Fachrichtung - ich werde mir später etwas suchen, bei dem ich mehr "persönliche" Erfolge feiern kann.

Ich habe im übrigen viel Kraft daraus gezogen, mich an den guten Schicksalen zu erfreuen. Ist sicher nicht immer so aufbauend, wie mich anderes runter gezogen hat, aber es hilft doch sehr !

Lg, Giant

Evil
31.03.2006, 10:32
Ich kann den Menschen helfen, wenn auch im Einzelfall nur ein bißchen... reicht das nicht?


Mal abgesehen davon, daß der Job interessant ist...

xMarvinx
01.04.2006, 20:46
Ich kann den Menschen helfen, wenn auch im Einzelfall nur ein bißchen... reicht das nicht?
das habe ich mich auch gefragt und die Antwort ist ja. (also, es reicht).

Ich habe ja nicht nur euch die Frage gestellt, sondern natürlich auch selbst nachgedacht. Und ich fühlte wie ihr, wie Trojan und Evil.. und Kackbratze. Dennoch war ich mir nicht sicher, ob ich mir da nicht etwas vormache. Ob ich nicht... keine Ahnung.
Doch wie auch immer meine Antwort ausfällt, eure Antwort interessiert mich deswegen nicht weniger.
Deswegen danke. :-)

Sorpresa
01.04.2006, 21:18
dummerweise isses ziemlich desolat, was man an menschen auch alles kaputt macht im laufe einer karriere. die seite darf man dabei nicht vergessen.
nur ein bissl menschen helfen find ich zu idealistisch. :-meinung

xMarvinx
01.04.2006, 21:21
Wie siehst du das dann, sorpresa, wenn du das so nicht siehst?

Sorpresa
01.04.2006, 21:33
hm, ok: warum ich das mache: es ist wie evil schon sagte ein sehr interessanter beruf. ein beruf in dem man mit menschen arbeitet, in dem man vielen menschen durchaus eine hilfe ist. eine herausforderung.

den idealismus ich will menschen helfen, deswegen bin ich arzt, hatte ich noch nie. es ist vielleicht ein kleiner teilaspekt, aber nich die hauptmotivation.

das problem dass man einigen nicht mehr wirklich helfen kann muss man akzeptieren. genauso muss man sich eben im klaren sein, dass es reichlich entscheidungen gibt, die nicht unbedingt hilfreich sind. deshalb find ich es fraglich zu sagen der sinn ist zu helfen. das ist einfach nicht realistisch. und deshalb reicht es meiner meinung nach nicht als motivation. zumindest nicht im klinischen alltag.

Evil
02.04.2006, 09:24
den idealismus ich will menschen helfen, deswegen bin ich arzt, hatte ich noch nie. es ist vielleicht ein kleiner teilaspekt, aber nich die hauptmotivation. Ist bei mir zwar schon die Hauptmotivation, aber daneben motiviert mich auch eben das Fach an sich. Ich denke schon, daß Idealismus wichtig ist, schließlich müssen wir den Job mindestens 30 Jahre lang machen, da wird man ja bekloppt, wenn man sich in einer ungeliebten Arbeit frustet.
Eine weitere wichtige Motivation ist aber für mich auch monetärer Natur, weshalb ich wahrscheinlich demnächst einige Zeit ins Ausland verschwinde.


das problem dass man einigen nicht mehr wirklich helfen kann muss man akzeptieren Etwas kann man immer machen, und sei es nur, die Leute etwas aufzubauen. Das ist doch schon mal was.



genauso muss man sich eben im klaren sein, dass es reichlich entscheidungen gibt, die nicht unbedingt hilfreich sind. Die Verantwortung reizt mich auch (glaubst Du, sonst würde ich den NA-Schein machen wollen?).

Sorpresa
02.04.2006, 14:37
idealismus bedeutet doch nicht automatisch dass ich spass am beruf habe und andersrum. mir macht es nämlich durchaus viel spaß und ist keineswegs ungeliebt, auch ohne diesen idealismus. und ich kann mir sehr gut vorstellen die nächsten wohl eher 40 jahre :-)) den beruf zu machen.

Evil
02.04.2006, 15:03
idealismus bedeutet doch nicht automatisch dass ich spass am beruf habe und andersrum. Och, ich nenn das Idealismus, das andere ist Masochismus :-)) , aber damit habbich nix am Hut.

Meinen wir wohl doch das gleiche :-)

Doktor_No
02.04.2006, 15:11
ich arbeite gern manuell, empfinde abwechslungsreiche arbeit als angenehmer als immer gleichartige tätigkeiten und hatte in keinster weise bedarf nach einem bürojob (wenngleich ich jetzt auch viel am schreibtisch sitze). idealismus in der form dass ich beseelt davon bin, menschen zu helfen und anerkennung für mein tun brauche muss ich verneinen. es hätte bestimmt diverse jobs gegeben, die mich genauso fordern oder fördern würden, dennoch habe ich mich für den arztberuf entschieden, da ich der meinung war/bin, dass er meinen fähigkeiten und interessen am nächsten kommt.
wenn ich ein positives feedback in form von lob oder auch besserung/heilung bekomme freut mich das natürlich, aber ich bin darauf nicht angewiesen.