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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Organspende - Artikel in der Zeit Nr.25



Dr.Dolor
14.06.2002, 08:14
Tag zusammen,

hab keine Ahnung, wer von euch gelegentlich in die "Zeit" schaut, aber in der jüngsten Ausgabe (Nr.25) hat unser Essener Prof.Broelsch mal wieder den Vogel abgeschossen!!!

Als Chefarzt der Allg.Chirurge und Klinik für Organtransplantation hat er seine Einstellung in Vorlesungen schon häufig genug in zweifelhafter Weise dargestellt, aber der vorliegende Artikel stellt echt alles in den Schatten...
Überschrift: "Bestattung zahlt Empfänger" - es geht um kommerzialisierung der Organspende, sprich: Spender sollen schon zu Lebzeiten Geld für ihre Spendebereitschaft bekommen oder sogar im Rahmen der Lebendspende kalkulierte € 10.000 pro Niere bekommen.
Am besten gefällt mir folgender Passus:

"...Spender aus Dritte-Welt-Länder als Asylsuchende anzuerkennen". (Diese Aussage zwar nicht von Prof.Broelsch persönlich aber nichtsdestotrotz ethischer Wahnsinn!!)

Hier der Artikel: http://www.zeit.de/2002/25/Wissen/200225_m-organhandel.html

Bin sehr an eurer Meinung interessiert!
Gruss, Daniel.

www.rippenspreizer.de (http://rippenspreizer.de)

hobbes
15.06.2002, 00:11
Ich gehe mit dir völlig einig, diese professoralen Ansichten sind seltsam. Die vom Prof. geforderte Entschädigung öffnet der legalen Ausnützung einer Notlage Tür und Tor.

Trotz der Absurdität dieser professoralen Meinung, ist der illegale Organhandel in Ländern wie Indien, Moldawien, Rumänien längst bittere Realität. Verschlimmernd kommt hinzu, dass diese Spender oft noch um ihre Entschädigung für ihr Organopfer geprellt werden.
Diese Art von "Organschmuggel", bzw. der Tourismus von vermögenden Patienten in oben genannte Länder zur Organtransplantation kann auch durch die Ausrichtung einer Entschädigung nicht gerechtfertigt werden! (Die Engländer haben Amerika den Indianern zwar auch mit Glasperlen bezahlt. Etwa so kommt mir das vor.)

Ich bin der Auffassung, man sollte die Organentnahme nach dem Tod im Widerspruchsverfahren regeln. Das heisst, man ist befügt die Organe dem Toten zu entnehmen, falls keine Erklärung des Verstorbenen oder von Angehörigen vorliegt, welche das untersagt. Somit könnte der Organmangel doch etwas reduziert werden und die Angehörigen würden nicht unnötig einer emotional sehr aufrüttelnden Entscheidung ausgesetzt. Die Organentnahme bei Unfallopfer würde dann zu etwas "Normalem".

Dr.Dolor
15.06.2002, 08:23
Original geschrieben von hobbes
Ich bin der Auffassung, man sollte die Organentnahme nach dem Tod im Widerspruchsverfahren regeln.

Wie beispielsweise in Österreich.
Halte ich auch für eine gute Regelung - wobei auf langfristige Sicht ´betrachtet die Organspende sowieso nicht das Verfahren der Zukunft sein wird. Die Stammzelenforschung lässt ja einiges Hoffen, und neben der besseren Klinik wäre ein solches Verfahren auch deutlich ethischer...


Gruss, Daniel.

hobbes
15.06.2002, 13:44
Natürlich, die Organtransplantation ist ein ziemlich einfaches und grobes Konzept zur Heilung. Bis zur Stammzell-Lösung für Dialysepatienten und Herzinsuffiziente wird es aber wohl noch lange dauern. Ob die Xenotransplantation ein "revival" erleben wird?