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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizin ohne auswendig lernen??



18.06.2002, 20:39
Hallo!

Der Betreff hört sich dämlich an, ist aber nicht so gemeint. Folgendes: Habe ein recht ordentliches Abi gemacht (1,3) und immer mit dem Gedanken gespielt, Medizin zu studieren (weil super spannend), es aber gelassen, weil ich auswendig lernen hasse und absolut nicht kann. (Bin eher so der Logisch-auf-verständnis-Lerner mit Mathe+Physik LK, hab Fächer wie Geschichte nie gut gekonnt).

Studiere jetzt BWL, komm da auch super klar, bin mit der Entscheidung aber trotzdem nicht so richtig zufrieden, weil ich die Medizin nicht aus dem Kopf kriege. Überlege zu wechseln, befürchte aber, mit der ganzen auswendig-Lernerei wirklich nicht klar zu kommen. Frage: Was kann man da tun? Ist es möglich, ein GUTES Medizinstudium ohne Auswendig-Lern Begabung zu schaffen?

Viele Grüße, Simon

PS: Seid mir nicht böse, aber verzichtet bitte auf diese "tu einfach das, was Du willst, dann klappt das auch"-Antworten. Da stimme ich zwar zum Teil zu, hilft mir aber nicht, da ich mir wirklich Sorgen mache, dass es dann eben doch nicht so klappt und ich alles bereue (kommt vielleicht auch daher, das bis jetzt immer alles, was ich angefangen habe, toll funktioniert hat und ich immer zu den sehr guten gehörte... keine Ahnung)

Lion
18.06.2002, 21:15
Hi,

ich bin noch in der Vorklinik, also kann ich Dir nichts über die Klinik sagen. Aber wenn Du Auswendiglernen verabscheust dürftest Du es in einigen Kursen der Vorklinik sehr schwer haben.
Mir fällt es auch nicht leicht etwas zu lernen ohne zu wissen warum das so ist, allerdings ist es in bestimmten Bereichen wie z.B. Biochemie oder Anatomie (oder Terminologie) unentbehrlich.
Davon abgesehen ist es aber egal ob Du die Fakten stupide ausweniglernst (hält sich eh nie lange im Gedächtnis) oder ob Du auf logisches Verständnis setzt und Dir um alles ein thematisches Gerüst baust (so mache ich es, dauert länger, liegt mir aber mehr).

Aber wenn Du es wirlich verabscheust, solltest Du noch mal darüber nachdenken. Es gibt einfach viele Fakten, die man wissen muß (ob es nun sinnvoll ist oder nicht).
Auch wenn Du es nicht gerne hörst, niemand kennt Dich so gut wie Du selbst. Ich war über mich selber doch sehr verwundert wieviel ich teilweise in sehr kurzer Zeit gelernt habe. Denke wenn man sich wirklich für das Studium interessiert kommt einiges ganz von alleine.

Schöne Grüße

Slim
19.06.2002, 05:38
Hallo Du,
ich bin nu im PJ, hab im Abi die gleichen Zahlen wie Du gewürfelt (allerdings umgekehrt *g*) und die gleiche Abneigung gegen das 'Auswendiglernen'...

Ich weiß gar nicht, wo dieser Mythos Auswendiglernen eigentlich her kommt - klar, Du mußt Dir viele Fakten aneignen, doch 'auswendig' nützen sie dir eigenlich nichts, wenn Dir der Bckground fehlt, das Gerüst auf dem diese Fakten basieren. Jenes Gerüst im luftleeren Raum zu bauen ist _die_ Leistung im Studium, leider immer wieder von Vielen mißverstanden, jene Leut'chen scheitern dann auch immer wieder an dieser einmaligen Datenflut in Medizin.

Aber nu...in welchem Studium ist das nicht auch so????

Auch wenn Du es nicht hören willst - Du erreichst immer das, was Du auch willst, in Medizin brauchst Du allerdings zusätzlich ein ordentliches Nervenkostüm, gerade bis zum Physikum...

Mache das was Dir Spaß macht, was Deine Leidenschaft ist und woran Dein Herz hängt, alles andere ergibt sich...irgendeinen Hochschulabschluß zu machen nur der Sache wegen rächt sich mit Frust im späteren Leben...

Gruß
Slim

June
19.06.2002, 06:39
Hallo Simon!
Ich bin eigentlich mit den gleichen Voraussetzungen wie du ins Studium gegangen: Auch eher der Logik-Typ, Auswendiglernfächer mochte ich nicht und habe sie im größtmöglichen Ausmaß abgewählt. Was den Lernanteil im Medizinstudium angeht, da bin ich eher naiv-optimistisch rangegangen, denn im Grunde war ich mir auch ganz sicher, daß ich nicht auswendiglernen kann. Der Witz: Irgendwie geht's doch. Man lernt es auch, zumindest ging es mir so. Ich denke, ich bin immer noch kein Crack im Auswendiglernen; was einige meiner Kommilitonen da so reißen können, erstaunt mich immer wieder.
Ich denke, Slim hat Recht: Es geht um ein Gedankengebäude, das man sich aufbauen muß. Wenn man dazu in der Lage ist - was meiner Meinung nach intelligenteren Menschen leichter fallen dürfte - sitzen einige "Ziegelsteine" einfach bombenfest, ohne daß man sie immer wieder zurechtrücken muß (sprich: bereits gelerntes wieder und wieder lernen, weil es einem entwischt).
Einige "Dachziegel" mögen zwar etwas locker sein (bei mir: Referenzbereiche jeder Art; überhaupt fast alles, was mit Zahlen zu tun hat), aber das "Haus" steht. Und was die Examina angeht: Da kann man sich mit den schwarzen und gelben Reihen mit den Altexamina die geforderten Details "just in time" reinziehen. Da braucht's vor allem Fleiß und Überwindung, das zählt mehr als ein Talent zum Auswendiglernen :-meinung
Die June :-)

Nico
19.06.2002, 09:05
Original geschrieben von June
Der Witz: Irgendwie geht's doch. Man lernt es auch, zumindest ging es mir so.
...
Da kann man sich mit den schwarzen und gelben Reihen mit den Altexamina die geforderten Details "just in time" reinziehen. Da braucht's vor allem Fleiß und Überwindung, das zählt mehr als ein Talent zum Auswendiglernen :-meinung
Die June :-)

Oh jaaaa.....oftmals vor allem Überwindung!

Aber ohne Auswendiglernen geht es nicht.
Nerven, Muskeln, Strukturformeln, 1000de von Zahlen.....

Ich kann auch nicht gut Auswendiglernen - aber irgendwie geht es dann doch. :-)

Pandora
19.06.2002, 09:41
Hallo!

Ich bin ebenfalls total mies im Auswendiglernen und es funktioniert trotzdem.

Ich versuche die Sachen die ich lerne erst logisch zu begreifen und mir die Zusammenhänge klar zu machen und lerne dann erst die Zahlen und Details. So ist es viel einfacher und geht meistens auch viel schneller, auch wenn man vielleicht am Anfang enes Themas etwas länger braucht. Der Vorteil ist, dass man sich die Sachen leichter merkt und dann auch länger behält. Im Hinblick auf die Examen ist das dann sowieso besser. Das Problem in diesem Studium ist meiner Meinung nach weniger das Lernen von Fakten, sondern die Tatsache, dass Du immer mehrere Fächer oder Stoffgebiete auf einmal lernen mußt. Selbst wenn sie unter einem Thema laufen (z.B. Anatomie oder Physio) sind das z.T. völlig unterschiedliche Gebiete.
Wenn Du da nur auswendiglernst (machen zwar nicht alle, aber es gibt auch solche Leute) schaffst Du sicherlich alle Klausuren und Examen, aber ob Du viel davon mitnimmst bleibt fraglich.
So hast Du wirklich ein "Grundgerüst" auf dem Du später aufbauen kannst. Ich sehe also keinen Grund, auf das Medizinstudium zu verzichten. Probier es einfach aus. Und wenn Du meinst es ist das Richtige für Dich dann erst recht!

LG, Pandora.


PS: Ich hätte ja eigentlich gedacht, bei BWL müsste man viele Fakten auswendig lernen. Aber Wirtschaft war noch nie mein Ding...

Pascal
19.06.2002, 11:23
Es geht nicht ohne Auswendiglernen. Das ist Fakt.

Aber:
Wie schon vorher gesagt kann man sich mit verstehen auch vieles Erleichtern. Ich bin auch keine Leuchte was reines Auswendig lernen betrifft. Aber wenn man die Zusammenhänge versteht und sich ne Ordnung in dne Wust schaft, dann hilft das schon viel.

Jedoch ist ohne ne Menge Auswendig lernen nix zu machen. Man muß die Namen von Krankheiten zuordnen können. Man muß wissen ob ein HB in Ordnung oder Lebensbedrohlich ist. Und Tausend sachen mehr. Da führt kein Weg dran vorbei.