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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Radiologischer Notdienst in Not



radiata
20.04.2006, 16:42
Bräuchte dringend Erfahrungsaustausch mit anderen Radiologen oder anderen Assistenten, da ich noch relativ unerfahren bin: zwei Jahre halbtags angestellt in einem kleinen Kreiskrankenhaus, insgesamt also habe ich eine Weiterbildungszeit von einem Jahr. Seit einem halben Jahr mache ich Dienst, obwohl ich die Teilfachkundezulassung für die Notfalldiagnostik zuerst noch nicht beantragen konnte - dazu muß man ein Jahr Radiologie gemacht haben.
Ich bin sehr engagiert, aber in meiner Abteilung wollte man mir nicht einräumen, länger als ein paar Wochen im CT zu verbringen, um dann Notdienste zu machen. Insgesamt habe ich also noch nicht viele CTs selbst befundet und diktiert im CT. Im CT sitzt eine Oberärztin, die ihr Wissen ungern weitergibt, sehr launisch ist und so auch ausbildet.
Als alleinerziehende Mutter habe ich meist erst abends Zeit mich hinter ein Buch zu klemmen, oft schlafe ich darüber ein...an freien Wochenenden bin ich manchmal in die Klinik gefahren, habe mich an alten CTs selbst ausgebildet. Die CTs, die ich fahre, werden oft nur sehr ungenau besprochen.
Jetzt wollen Kollegen und Chef, daß ich Notdienste ohne festen Hintergrund mache. Sprich: ich soll durchtelefonieren, bis ich jemand von den zwei Oberärztinnen und den zwei Fachärzten erreiche, die zur Abteilung gehören. Vom Hörensagen ist der Eindruck klar, daß die eher nicht zu erreichen sind, vor allem am Wochenende nicht - da sind aber die meisten Einsätze.
Ich habe erstmal gesagt, daß ich nicht sehr glücklich darüber bin - und habe tatsächlich nur Bekannte und Freunde, die alle einen Hintergrund haben. Als ich vorbrachte, daß ich niemanden kenne, der keinen Hintergrund hat, hieß es, wir seien ja hier nicht an der Uni, sondern in einem kleinen Kreiskrankenhaus - und da gebe es eben in der Radiologie keinen Hintergrunddienst.
Grundsätzlich machen wir vieles über Teleradiologie und der Oberarzt müßte auch nur über Teleradiologie arbeiten...
Der Chef will jetzt, daß ich ihm sage, daß ich mich sicher genug fühle, ohne festen Hintergrunddienst zu arbeiten. Fühle ich mich aber nicht. Habe noch nie ein Polytrauma und bisher auch noch kaum HWS im CT befundet....Zu allem Überfluß läuft meine Stelle im Herbst aus.
Im Gespräch mit ihm darf ich die Oberärztin im CT natürlich nicht schlecht machen, aber was sage ich stattdessen: Daß ich mich mit zuwenig CT-Befunden nicht sicher genug fühle, daß ich gar nicht weiß, ob der Schutz der Haftpflichtversicherung greift, daß ich auch vom Feedback der Oberärztin eigentlich nicht den Eindruck habe, daß es geht....
Wenn ich nein sage, werde ich länger ins CT gesteckt, was mir an und für sich sehr entgegenkommt. Auch falls ich die Stelle nicht verlängert bekomme, habe ich dann wenigstens mehr CT-Erfahrung und ein halbes Jahr Dienst habe ich ja.
Der Marburger Bund (Juristen in Kirchheim) sagt, daß ich der Verwaltung schreiben soll, daß ich den Facharztstandard nicht sichern kann. Damit würde ich mir aber letztendlich allen guten Willen verscherzen, schätze ich. Bislang war mein Chef sehr vorsichtig und von mir eigentlich auch nicht unbegeistert. Ich habe im letzten Jahr soviele Befunde geschrieben wie die andere Halbtagskraft, die gestandene Fachärztin ist mit viel Berufserfahrung....
Es gibt in der Umgebung keine anderen Teilzeitstellen, soweit ich das momentan überblicke. Derzeit auch überhaupt keine freien Stellen in der Radiologie. Und als alleinerziehende Mutter habe ich in anderen Fächern vermutlich eher noch mehr mit Schwierigkeiten zu kämpfen?

Wie ist das mit der Radiologie in anderen kleineren Krankenhäusern? Stimmt das tatsächlich, daß dort auch Weiterbildungsassistenten im Notdiesnt ohne festen Hintergrund arbeiten? Was würdet Ihr tun?
Danke für jeden Tip!!!!

Evil
20.04.2006, 17:25
Laß Dir nix aufschwatzen, wenn Du Dich nicht sicher fühlst. Sag Deinem Chef, daß Du schlicht und ergreifend noch nicht sicher genug bist, es hat auch nix mit schlechtmachen zu tun, wenn Du klarstellst, daß Dich die OÄ nicht wirklich ausgebildet hat.

Wenn nämlich mal was sein sollte, stehen weder die Verwaltung noch Dein Chef zu Dir, sondern lassen Dich fallen wie eine heiße Kartoffel, das wäre einer Chirurgin und einem Radiologen in meinem Haus fast zum Verhängnis geworden.

Werwolf
20.04.2006, 17:49
Finger weg von Diensten ohne Hintergrund, wenn Du Dich noch nicht sicher genug fühlst! Wenn irgendein Ungemach passiert, stehst Du im Zweifel nämlich alleine da. Erfahrungsgemäß haben die wenigsten Oberärzte und Chefs ein so breites Kreuz, daß sie irgendwelche kleinen Assis aus der Schußlinie nehmen...

Rede mit Deinem Chef, sag, wie´s ist. (Das mit der schlechten Ausbildung durch die Oberärztin solltest Du vielleicht irgendwie charmant formulieren, damit´s nicht so vorwurfsvoll klingt...)

Bei uns ("Maximalversorgungshaus") fangen die Radiologen nach ca. einem Jahr an, Dienste zu machen. Die haben dann aber einen festen Hintergrund, den sie anrufen können und der im Zweifel auch kommt. (Für´n Polytrauma oder wenn irgendwelche schlimmen Widrigkeiten auftreten.)
Wenn Fachärzte Dienst haben, dann ohne Hintergrund.

radiata
21.04.2006, 03:56
Vielen Dank für die Antworten, meine Freunde und Bekannten sagen alle dasselbe wie ihr...das bringt mir viel, wenn ihr die Storys von Radiologen
kennt und sogar über ihre Dienste Bescheid wißt....so werde ich das heute eben durchstehen müssen.....