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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Muskelzuckungen nach Mittelohr-OP



Olle83
30.04.2006, 22:34
Folgendes:

Der Freund einer Freundin von mir hatte in den letzten Tagen eine OP am Mittelohr wegen eines Cholesteatoms (bin mir nicht sicher, ob man das so schreibt).

Soweit ich weiß bzw. mich informiert habe, handelt es sich dabei um das Einwachsen Serumen-produzierender Zellen in das Mittelohr. Dort ist das Serumen = Gehörschmalz schädlich für Schleimhaut und Gehörknöchelchen. Ist das korrekt?

Meine eigentliche Frage ist jetzt:
Er hat seit der OP (weiß leider keine genauen Angaben) wohl Zuckungen am ipsilateren Auge und Kinn. Mein erster Gedanke fiel dabei auf den N. facialis, der ja im Facialis-Knie in der Nähe des Mittelohres entlang zieht. Könnte es sein, dass eine Irritation dieses Nervs die Zuckungen hervor ruft?

Als ich das gehört habe, habe ich meiner Freundin klar gemacht, dass das der behandelnde Arzt besser wissen sollte.

Liege ich mit meiner Vermutung richtig? Was denkt ihr?

cKone
01.05.2006, 08:15
Moin Olle,

mit der Facialis-Reizung würde sich die Kinn-Zuckungen begründen, die Augenzuckung würd ich auf eine Reizung des N.cochlearis zurückführen. Denn ein Teil der Faserbahnen des cochlearis ziehen zum Nucl. oliviaris superior, der ja als Augenreflex-Kern bekannt ist.

Scrotum
01.05.2006, 09:35
Moin Olle,

mit der Facialis-Reizung würde sich die Kinn-Zuckungen begründen, die Augenzuckung würd ich auf eine Reizung des N.cochlearis zurückführen. Denn ein Teil der Faserbahnen des cochlearis ziehen zum Nucl. oliviaris superior, der ja als Augenreflex-Kern bekannt ist.

Ich bezweifle, dass Olle mit den Zuckungen am Auge wirklich Zuckungen von Augenmuskeln meint. Ich gehe mal davon aus, dass beispielsweise der M. orbicularis oculi zuckt.

@Olle
Obwohl ich von HNO nicht wirklich Ahnung habe, denke ich schon, dass du mit deiner Vermutung richtig liegst.

Xela
01.05.2006, 16:41
beim cholesteatom wächst plattenepithel des äusseren gehörgangs ins mittelohr ein. entweder bei intaktem trommelfell (=primäres cholesteatom) oder durch einen trommelfelldefekt (=sek. chol.). gefährlich ist nicht die cerumenproduktion im mittelohr, sondern das invasive wachstums des versprengten epithels, was u.a. zur knochendestruktion und zur schädigung der strukturen des mittelohrs führen kann. ein cholesteatom ist immer eine op-indikation! es handelt sich allerdings nicht um einen malignen prozess.

da der n.facialis durchs mittelohr zieht ist er bei einer op in diesem bereich gefährdet. die im eingangspost beschriebenen symptome (zucken der mimischen muskulatur) deuten wie von dir schon vermutet auf eine irritation des facialis.

xela

Olle83
01.05.2006, 17:21
Super, vielen Dank!

Jetzt habe ich aber noch eine Frage: Wie kommt es überhaupt dazu, dass sich das Plattenepithel entschließt, sich im Mittelohr auszubreiten? Vorallem durch das Trommelfell hindurch (primäres Cholesteatom) kann ich mir schwer erklären..

Xela
01.05.2006, 17:41
da hast du mich natürlich prompt erwischt. ich hab das damals im hno-kurs so gelernt und erinner mich eben noch an diese einteilung. aber warum das so ist?? argh!

ich bin leider kein wandelndes hno-buch und hab auch gerade keins zur hand, aber beim googlen hab ich folgendes gefunden:

PRIMÄRES CHOLESTEATOM:
- häufig bestehen Tubenbelüftungsstörungen, die zu einer Einziehung des Trommelfells und zur Ausbildung von Trommelfelltaschen führen, in denen sich Zellen der äußeren Trommelfellschicht abschaben und ansammeln und schließlich das Cholesteatom bilden.
- auch durch das geschlossene Trommelfell können Zellen eindringen und sich vermehren, wenn eine entzündete Schleimhaut die Nahrung liefert.
- bei der embryonalen Entwicklung können Zellen versprengt werden. (=kongenitales cholesteatom)

beim SEK. CHOL. (das weiss ich jetzt auch ohne internet wieder) besteht ein randständiger trommelfelldefekt (nach trauma, nach mittelohrentzündung, usw.), durch den das epithel ins mittelohr einwächst.

xela