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Studmed1
21.05.2006, 06:45
Für immer

Wir beide am Strand,
wir spüren den Sand unter den Füßen,
wir riechen die salzige Luft,
wir hören das Meeresrauschen.

Du und ich -
ein traumhaftes Team.
Verbotene Küsse,
sanfte Berührungen,
zärtliche Umarmungen,
grenzenloses Vertrauen,
wortloses Verstehen.

Ich genieße dich,
du genießt mich,
wir genießen uns.
Es wird niemals aufhören,
wir blicken in die gleiche Richtung,
haben die selben Träume.

Wir haben uns einfach gefunden.
" Für immer", hast du gesagt.

- Die rosarote Brille habe ich
zusammen mit einer Rose
in dein Grab geworfen.

Integra
21.05.2006, 08:23
.....

Flemingulus
21.05.2006, 14:35
Für immer

Wir beide am Strand,
wir spüren den Sand unter den Füßen,
wir riechen die salzige Luft,
wir hören das Meeresrauschen.

Du und ich -
ein traumhaftes Team.
Verbotene Küsse,
sanfte Berührungen,
zärtliche Umarmungen,
grenzenloses Vertrauen,
wortloses Verstehen.

Ich genieße dich,
du genießt mich,
wir genießen uns.
Es wird niemals aufhören,
wir blicken in die gleiche Richtung,
haben die selben Träume.

Wir haben uns einfach gefunden.
" Für immer", hast du gesagt.

- Die rosarote Brille habe ich
zusammen mit einer Rose
in dein Grab geworfen.




Hallo Dichter!

Der Einwand klingt berichtigt: Man soll nur dann etwas kritisieren, wenn man es selbst besser kann. Aber erstens ist Dein Gedicht wohl mit der Intention ins Netz gestellt worden, auf die ein oder andere Weise auf Resonanz zu stoßen und zweitens ist der Einwand falsch: Ein Gedicht zu schreiben und eins zu kritisieren hat so wenig mit einander zu tun, dass man sehr wohl das eine kann, ohne das andere zu beherrschen.

Nun hat Dein Gedicht meines Erachtens eine große, ganz offensichtliche Stärke und zwei entscheidende formale Schwächen. Gut, beinahe hervorragend, ist die Platzierung der Schlusspointe gelungen. Ein richtig schöner Rausschmeißer! Hervorzuheben ist hier die Verwendung der eher umgangssprachlichen Figur der rosaroten Brille, die eine neue Sprachschicht einführt und der Desillusionierung des Vorangegangenen dient und das retardierende Moment der Rose in der vorletzten Zeile, die noch einmal die Liebessymbolik aufgreift und so mithilft, das Gedicht bis zum vorletzten Wort "Grab" in der Schwebe zu halten. Sehr schön. Und ein guter Schluss ist schon mal ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem guten Gedicht.

Leider ist der erste Teil des Gedichts, in dem die ewige Liebe beschworen wird, nicht in gleicher Weise gelungen.

Zunächst einmal ist der inhaltlichen Aufbau missraten. Die zu Anfang geschilderte Strandszenerie ist völlig unmotiviert und trägt nichts zur weiteren Entwicklung bei, dadurch wird gleich zu Anfang die Chance vertan, einen Spannungsbogen zu erzeugen, der die Schlusszeilen noch wesentlich wirksamer machen würde. Und die Liebesbeziehung wird in keiner Weise inhaltlich mit Leben gefüllt. Woher die Liebenden kommen, warum sie etwas für einander empfinden, bleibt dem Leser verborgen und so entsteht schon am Anfang eine leise Skepsis, ob diese Liebe wohl auf so sicherem Boden steht. Warum sind da zum Beispiel die ausgetauschten Küsse "verboten"? Man erfährt es nicht. Und hat die Liebe nicht mehr zu bieten als "sanfte Berührungen" und "zärtliche Umarmungen"? Woher kommt da das "grenzenlose Vertrauen"? Man zweifelt sehr. Und das nimmt wiederum dem Schluss einiges an Durchschlagskraft und konterkariert das Überraschungsmoment.

Und diese inhaltlichen Mängel werden durch den zweiten Schwachpunkt noch verstärkt, die Sprache. Die Komposition des Gedichts hat eigentlich einen großen Vorteil: Sie erlaubt im ersten Teil die Verwendung von Pathos, weil dieses ja im letzten Teil wieder zerstört wird. Damit sinkt beträchtlich das Risiko, in bloßen Kitsch abzurutschen. Nur gibt es richtiges und falsches Pathos. Und das letztere, das immer die Gefahr unfreiwilliger Komik birgt, hat sich hier leider eingeschlichen. Die im Gedicht verwendete Sprache ist überaus konventionell und könnte dem Ramschroman eines Bahnhofskiosks entsprungen sein: "salzige Luft", "Verbotene Küsse", "sanfte Berührungen", "grenzenloses Vertrauen", "wortloses Verstehen". Ein typisches Beispiel des sogenannten Adjektiv-Stils, bei der die Dürftigkeit des Ausdrucks durch die üppig wuchernde Verwendung von Beiwörtern kaschiert werden soll. Ajdektive sind aber die Arbeitstiere der deutschen Sprache. Nützlich, doch etwas blass. Und vor allem in dieser Häufung erzeugen sie eine sprachliche Einöde. Immerhin, "traumhaftes Team" würde ich von dieser Kritik ausnehmen. "Traumhaft" bringt eine gewisse Doppelbödigkeit ein – traumhaft im Sinne von perfekt oder von irreal? – und der Anglizsismus "Team", der nicht in die sonstige Sprache passt, rauht wie ein überstehender Splitter die Oberfläche dieser Zeilen etwas auf.

Insgesamt lässt das Gedicht jedoch leider sprachliche Originalität weitgehend vermissen und hat inhaltliche Mängel. Trotzdem ist es natürlich dem weitaus größten Teil der deutschen Hobby-Lyrik überlegen. Und ein bisschen erinnert es sogar an einige Werke von Erich Fried, den ich zwar überhaupt nicht schätze, der aber immerhin ein überaus poplulärer und letztlich doch auch bedeutender und ernst zu nehmender Künstler ist. Sehr im Gegensatz zu dem Verfasser dieser ziemlich unverschämten Kritik, der weder bedeutend noch ganz ernst zu nehmen ist.

In diesem Sinne!

F.