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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zweifel, ob Medizin das Richtige ist?



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kriswin
26.05.2006, 16:25
Hallo Ihr,

ich brauche mal euren Rat, also;

ich überlege gerade, ob ich Medizin studieren soll. Bin gerade 23 geworden und studiere im Moment Wirtschaft und Sprachen, was mir eigentlich gut gefällt. In den letzten paar Jahren nach dem Abi (Abi 2001) hatte ich immer mal so Phasen, in denen ich überlegt habe, ob ich nicht doch Ärztin werden will. Ich bin aber dann doch immer wieder schnell davon abgekommen, weil mir Familie/ Freunde davon abgeraten haben mit Kommentaren wie: "Den Stress hält man doch nicht aus!" oder "Als Arzt wird man doch nur ausgenutzt und man dreht dann irgendwann durch" etc....ich weiß nicht, ob ich persönlich geeignet bin; auf der einen Seite kann ich sehr gut mit Menschen umgehen, die Ruhe bewahren, bin sehr genau, geduldig und perfektionistisch....auf der anderen Seite aber nicht besonders stressresistent (kann z. B. längere Perioden mit wenig Schlaf nur schwer durchstehen, krieg dann manchmal Migräne) und auch sehr sensibel (mir geht immer alles gleich ans Herz, mir kommen schnell die Tränen..). Ausserdem möchte ich natürlich auch irgendwann eine Familie haben. Ich komme mir mit 23 irgendwie schon zu alt für einen kompletten Neubeginn vor....oder ist das nur Einbildung?
Ausserdem weiß ich nicht so genau, ob ich überhaupt so richtig krasse Verletzungen u. ä. ertragen kann, also Blut kann ich sehen (obwohl ich immer wegschauen muss, wenn mir welches abgenommen wird :-) ) ... ich hab einfach Angst, meine jetzige Richtung fortzusetzen und in 10 Jahren aufzuwachen und zu denken: "Schei*e, das war die falsche Entscheidung!" Was soll ich machen bzw. wie kann ich in relativ kurzer Zeit (viel Zeit bleibt nicht mehr bis zur Studienplatzbewerbung!) rausfinden, ob dich den Arbeitsalltag durchstehen könnte?
P. S. : Bin mir sicher, dass solche bzw. ähnliche Fragen schon x-Mal gestellt wurden, trotzdem danke, wenn mir jemand antwortet!

kriswin

Altruist
26.05.2006, 17:08
Hallo Ihr,

ich brauche mal euren Rat, also;

ich überlege gerade, ob ich Medizin studieren soll. Bin gerade 23 geworden und studiere im Moment Wirtschaft und Sprachen, was mir eigentlich gut gefällt. In den letzten paar Jahren nach dem Abi (Abi 2001) hatte ich immer mal so Phasen, in denen ich überlegt habe, ob ich nicht doch Ärztin werden will. Ich bin aber dann doch immer wieder schnell davon abgekommen, weil mir Familie/ Freunde davon abgeraten haben mit Kommentaren wie: "Den Stress hält man doch nicht aus!" oder "Als Arzt wird man doch nur ausgenutzt und man dreht dann irgendwann durch" etc....ich weiß nicht, ob ich persönlich geeignet bin; auf der einen Seite kann ich sehr gut mit Menschen umgehen, die Ruhe bewahren, bin sehr genau, geduldig und perfektionistisch....auf der anderen Seite aber nicht besonders stressresistent (kann z. B. längere Perioden mit wenig Schlaf nur schwer durchstehen, krieg dann manchmal Migräne) und auch sehr sensibel (mir geht immer alles gleich ans Herz, mir kommen schnell die Tränen..). Ausserdem möchte ich natürlich auch irgendwann eine Familie haben. Ich komme mir mit 23 irgendwie schon zu alt für einen kompletten Neubeginn vor....oder ist das nur Einbildung?
Ausserdem weiß ich nicht so genau, ob ich überhaupt so richtig krasse Verletzungen u. ä. ertragen kann, also Blut kann ich sehen (obwohl ich immer wegschauen muss, wenn mir welches abgenommen wird :-) ) ... ich hab einfach Angst, meine jetzige Richtung fortzusetzen und in 10 Jahren aufzuwachen und zu denken: "Schei*e, das war die falsche Entscheidung!" Was soll ich machen bzw. wie kann ich in relativ kurzer Zeit (viel Zeit bleibt nicht mehr bis zur Studienplatzbewerbung!) rausfinden, ob dich den Arbeitsalltag durchstehen könnte?
P. S. : Bin mir sicher, dass solche bzw. ähnliche Fragen schon x-Mal gestellt wurden, trotzdem danke, wenn mir jemand antwortet!

kriswin

Diese Frage wird Dir niemand wirklich beantworten können! Es ist an Dir dieses zu entscheiden und jeweils pro + contra gegeneinander abzuwägen.
Zu alt bist Du jedenfalls nicht.

Nun, ich will kurz versuchen Dir einen Einblick in die Dinge zu geben, Die Dir möglicherweise bevorstehen:
Ich bin nun derweil im 10. Sem. und kann nicht behaupten, dass ich das Arbeitsleben schnellst möglich am eigenen Leib spüren will!

Nun, schau Dich um - in den Medien ist ja zurzeit einiges zu sehen, lesen, hören - bezüglich Arbeitsbedingungen und Tarifverhandlungen. Man scheint als Arzt in D.-Land der letzte A... zu sein :-kotz .
Dieses Gesundheitssystem, funktioniert einzig, weil sich tausende gewissenhafte, strebsame, herangezüchtete, willige Knechter, bereitwillig hingeben und zu einem nicht unerheblichen Anteil kostenlos arbeiten -
Tolles System!
Die Globalisierung hat auch im Gesundheitswesen längst Einzug gehalten.
Die von hier fliehenden Ärzte werden vorwiegend durch solche aus Russland und Polen ersetzt werden (allerdings fragt man sich doch - für wie lange noch :-) )
Wenn Du den Weg des Medizinerdaseins wählst, dann arbeite frühzeitig ernsthaft daran ins Ausland zu gehen (langfristig wohlgemerkt)! Alternativen sind schliesslich gegeben, bereits zur Facharztausbildung!
Wenn Du Dir dieses zutraust und dieses umsetzt, dann solltest Du wohl keine grösseren Bedenken haben das M-Studium durchzuziehen.

Gruss von dem, der die längste Zeit seines Lebens in D. gewesen ist!

Ionamaria
26.05.2006, 17:40
also ersteinmal kannst Du Dich ja für einen Studienplatz trotzdem anmelden, mußt ihn ja dann nicht nehmen,wenn Du es Dir überlegt hast.

Wie fühlst Du Dich mit Deinem jetzigen Studium Wirtschaft+Sprachen? Für mich klingt das schonmal vielversprechend. Wieviele Jahre hast Du noch?

Hast Du jetzt das Gefühl, das völlig falsche zu studieren? Hast Du den Eindruck, nicht das gemacht zu haben, was Du eigentlich möchtest?

Hast Du schon eine Ahnung, in welche Richtung Du Dich in Medizin spezialisieren möchtest? Es gibt ja superviele Möglichkeiten.

Es ist leider nicht vorraussehbar, wie sich der Stellenmarkt in der Medizin entwickelt. Im Moment sieht es recht gut aus. Auch mit Medizin kann man im Ausland arbeiten, man kann einen Teil der Facharztausbildung im Ausland machen, usw. Andererseits wird man keinesfalls mehr reich. Eine Praxis läßt sich auch nicht mehr so ohne weiteres eröffnen, da es dem Gesundheitsministerium zu teuer ist. Das heißt, man ist meistens nicht autonom.

Dann bleiben Alternativen (Forschung, Pharmaindustrie, MEdizinjournalismus, Arbeitsmedizin, genetische Beratung, Psyhotherapie, Kurklinik, Schönheitschirurgie, Kosmetikbranche, etc.) oder eine "Karriere" im Krankenhaus, mit relativ starren Hierarchien, die sich nach oben zuspitzen. - Viele Assistenzärzte, aber wenig Chefs = enge Karriereleiter. Krankenhauskarriere an der Uni heißt gleichzeitig die Station schmeißen, forschen, lehren, Dienste: Nächte und Wochenenden. - alles Dinge, die bei Wirtschaft zwar auch vorkommen können, aber nicht die Regel sind. Im kleinen Krankenhaus bist Du dann eben irgendwann Oberärztin, nach vielen Nächten und Diensten, und mit viel Mühe und Glück Chefärztin. Ob man sich dann aber so viele Kinder anschaffen kann, bezweifle ich.

Bevor Du MEdizin studierst, mußt Du auch bedenken, daß die Facharztausbildung auch nochmal so 5-6 Jahre dauert. Dann wäre es auch ganz gut, noch eine Doktorarbeit zu schreiben. Das bedeutet nicht selten, en Semester zusätzlich zu studieren und seine letzte Freizeit im Labor zu vertrödeln (bei einer experimentellen Dr.Arbeit). Ohne Dr.Arbeit gibt es in Deutschland keinen Dr. med.

Was so die Aufstiegschancen betrifft, ist Wirtschaft glaub ich besser. Ich kann Dir leider keinen Rat geben.
Letztlich finde ich, sollte man einen Job machen, von dem man überzeugt ist. Wenn Du wirklich Ärztin werden möchtest, und Dich der ganze Gesundheitskram fasziniert, Du eventuell eine Idee hast, was Du machen möchtest, dann warum nicht - es haben ja schon andere vor Dir geschafft :-)
Es gibt auch viele, die erst später anfangen mit studieren.

Am besten, Du bewirbst Dich erstmal und machst im Sommer ein Praktikum im Krankenhaus, vielleicht jeweils 2 Wochen auf 2 verschiedenen Stationen. (nur auf einer Station zu sein ist keine gute Idee, Du verlierst sofort Deine gesamte Motivation - am ersten Tag meines Pflegepraktikums dachte ich, ich hätte einen riesigen Fehler gemacht)
Dann entscheidest Du erst.

Wie Du so Deine Persönlichkeit beschrieben hast, würde ich sagen: kein Hindernis. Ich glaube, auch der Großteil der Ärzte ist nach den durchwachten Nächten völlig im Eimer (alles nur Menschen), mir gehen viele Dinge, die ich sehe auch sehr nahe (man bekommt trotzdem eine etwas dickere Haut). MAn braucht halt eine hohes Verantwortungsgefühl, und, wenn man im Studium gut sein möchte, eine eiserne Disziplin. Das Studium selbst ist auch kein Zuckerschlecken - und in Deutschland recht theoretisch aufgebaut. Wenn man das Studium ernst nimmt, hat man nicht mehr viel Zeit für andere Dinge.
Letzten Endes findet man auch alle möglichen Persönlichkeiten, obwohl ich immer das Gefühl hatte, das der liebe (altruistische), sich unterordnende (masochistische) Strebityp (Workaholic) häufiger vorhanden ist. Gibt aber auch genug Narzißten, und viele "normale".

Naja, mach's Dir nicht so schwer...schau einfach mal in ein Krankenhaus und mach ein Schnupperpraktikum, dann wird Dir die Entscheidung leichter fallen.

Alles Gute!

Lava
26.05.2006, 19:03
Ich glaube, du brauchst keine Angst zu haben, dass du nach 10 Jahren aufwachst und plötzlich totunglücklich mit deiner Berufswahl bist. Eigentlich merkt man im Studium ziemlich schnell, ob es wirklich das ist, was man will. OK, ich studiere noch und kann daher nicht sagen, ob sich die Einstellung nochmal ändert, wenn man richtig im Berufsleben drin steckt. Aber eine der großen Eigenschaften, die man im Studium so richtig schult, ist Anpassung und Gewöhnung. Man gewöhnt sich an alles. Du gewöhnst dich an Blut, an Wunden, an Gestank, ans große Lernpensum. Irgendwie geht's halt. Du musst nur für dich entscheiden, ob es dir das wert ist oder nicht. ;-)

Solara
26.05.2006, 20:47
Nur noch zum Alter:

habe ja selbst erst in gehobenem Alter ;-) - also mit 26 - das Studium begonnen und bin aus dem ruhigen Berufsleben ausgestiegen.
Der Job, den ich ausübte (und auch gelernt habe - nix auch nur annähernd medizinisches), hat mir zwar sehr gut gefallen und Spaß gemacht, aber irgendwie konnte das nicht alles gewesen sein !

Das MedizinStudium hat mich lange schon gereizt, aber dennoch waren viele Bedenken hinsichtlich der Naturwissenschaften da, das waren eigentlich meine absoluten Null-Fächer in der Schulzeit und für einen sofortigen Beginn nach dem Abitur waren weder die Noten gut genug noch das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten in Bezug auf dieses Studium.

Hätte ich es nie versucht einen Studienplatz zu bekommen, würde ich wohl heute noch in irgendeinem Büro sitzen und mich ärgern, es nicht versucht zu haben.

Auch mir haben viele abgeraten (alles übrigens Nicht-Mediziner), die aber mittlerweile ihre Meinung komplett geändert haben :-)) :-)) !!

Mach dir ne Liste mit Pro und Contra und notiere dir darauf alles, was dafür und dagegen spricht !!
Und dann entscheide dich!

Alles Gute!

Neely
04.06.2006, 10:51
Ich kann dir einen Tipp geben: Egal was du studierst, du wirst IMMER Zweifel haben, ob du das Richtige gemacht hast. Selbst im Medizinstudium gibt es Momente, wo die Zweifel sehr stark werden und man sich selbst den Kopf zermartert, ob man nicht den schlimmsten Fehler seines Lebens begangen hat. Es gibt auch sehr viele Ärzte, die ihre Wahl bereuen. Es kann also auch passieren, dass du das studierst und bereust, dass du im anderen Studiengang so nah am Ziel warst und der besser war, du aber für etwas geschmissen hast, was deine Situation nur verschlimmert hat. Machst du es aber nicht und studierst deine jetzige Richtung weiter, so kommen auch Zweifel ob das das Richtige war und mitunter kannst du auch das bereuen.

Fazit: Man bereut immer, da man das andere nicht kennt und sich da leicht ein Idealbild aufschaukelt. Es ist also eher eine Frage deines Charakters als des Studiums ob du es bereuen wirst. Jedes Studium hat Schattenseiten und die sieht man nicht, wenn man nur nebenbei davon träumt. Ich träume im Moment wieder von Physik, wobei ich mir im Klaren bin, dass das nur Träume sind und das alles auch gewaltige Nachteile hätte. Ich sehe sie nur nicht, weil ich es nicht selbst studiere. Wenn man dazu neigt, immer zu denken, woanders sei es besser, so wird man niemals von etwas überzeugt sein.

Dir macht das Studium meist Spaß und du hast dir bei der Wahl auch was gedacht. Du hast bereits viel investiert. Mach dir am besten eine Liste mit den Vor- und Nachteilen und was am besten zu deinen Zielen im Leben passt. Und werte dann das Ganze aus.

funny
05.06.2006, 10:25
@Neely,

super Antwort, finde ich :-top

Ionamaria
06.06.2006, 11:55
ich stimm Dir zu!

"The grass is always greener on the other side"

Träume auch gerad von Physik :-)

eins2drei
25.08.2006, 12:11
Hallo Leute!
Ich habe ein ähnliches Problem. Ich habe grad Abi gemacht und mich für Medizin und Jura beworben... Tja, das ist dann auch schon das Problem, ich kann mich nämlich nicht entscheiden. Und das ist wirklich schlimm für mich. Für Jura habe ich schon eine Zusage erhalten, bei Medizin bin ich mit meinen 1,2 im AdH, um vier Plätze die Abibesten verpasst! ;) naja.
Ich habe jetzt einen Monat Praktikum im Krankenhaus gemacht, auf der Inneren und das hat mich schon abgeschreckt. Viel zu wenige Leute, zu viele Patienten, Stress pur, furchtbare Arbeitszeiten...
Also ehrlich gesagt möchte ich mal nicht längere Zeit im Krankenhaus arbeiten, Facharztmäßig meine ich. Hab mich da mal informiert, aber so richtig blicke ich nicht durch. Was ist denn alles eine Weiterbildungsstätte? Ist man während der Facharztausbildung in jedem Bereich zwangsläufig im Krankenhaus? Bei welchen Bereichen hält sich das in Grenzen?
Naja, wie gesagt kann ich mich nicht entscheiden. Bie Jura sind halt die Aussichten so extrem schlecht... Hab mir schon eine pro/contra Liste gemacht, das hat mich jetzt allerdings nicht wirklich weitergebracht. Könnt ihr mir da helfen? Ich denke halt auch an Familie und so und das KH hat mich echt abgeschreckt... Der Umgang mit den Patienten war toll, aber der Rest....
Momentan versuche ich deshalb rauszukriegen, bei welchen Ausbildungen man nicht so lange/gar nicht/selten (wie auch immer :-) ) im Krankenhaus sein muss. Famulatur und PJ natürlich ausgeschlossen.
Danke für eure Hilfe!
123

Dr. Pschy
25.08.2006, 12:50
Schau dir mal die verschiedenen Facharztrichtungen an. Gibt genug Faecher, die wenig oder gar keinen Patienten- bzw. Krankenhauskontakt haben.

Hammi
25.08.2006, 13:00
Ah, ich bin also nicht der einzige, der noch zwischen Jura und Medizin schwankt. ;) Wie gesagt, mein Problem ist relativ einfacher Natur: es interessiert mich beides und es fasziniert mich auch noch beides. Und jedesmal, wenn ich denke, ich sollte mich für das eine bewerben und damit beginnen, denke ich daran, dass ich irgendwann es vielleicht bereuen könnte, weil ich das andere hätte machen können. Aber wenn ich beides machen würde, wäre ich wohl vierzig, wenn ich fertig bin. ;) *g*

Lava
25.08.2006, 17:09
Er/sie wollte wahrscheinlich eher wissen, wie es während der Facharztausbildung aussieht. Da ist es aber leider so, dass man den größten Teil davon im KH absolvieren muss. Meistens kann man sich ein halbes oder ein Jahr in einer Praxis anrechnen lassen, aber mehr nicht. Genaueres findest du in den Weiterbildungsvorschriften bei den einzelnen Landesärztekammern.

Also Jura und Medizin halte ich eigentlich für grundverschieden... kannst du dich wirklich für beides begeistern? Jura fände ich furchtbar! Da wird immer so viel wert auf die korrekte Formulierung gelegt. Es ist eben nicht alles dasselbe, sondern manchmal nur das gleiche. ;-) Medizin ist keine exakte Wissenschaft. Da zählt oftmals Gefühl, Erfahrung, Augenmaß und Improvisation. Außerdem hat man die Möglichkeit, wirklich etwas zu tun mit den eigenen Händen und wälzt nicht nur dicke Gesetzesbücher.

eins2drei
25.08.2006, 19:02
Danke!
Mir ergeht es ähnlich! Wenn ich abends ins Bett gehe und sage, okay, ich mache Jura, dann wache ich am nächsten Morgen geschockt auf und denke, dass ich mich evtl doch falsch entschieden habe - und umgekehrt mit Medizin.;) Naja, echt ätzend. Hab mir diese Facharztausbildungen schon genauer angeschaut, kapier das aber nicht so ganz. Was ist den eine Weiterbildungsstätte? Klar, KH, aber was noch?
Also mal das Beispiel Augenarzt: fünf Jahre Ausbildung, davon was in ner Weiterbildungsstätte, davon drei Jahre ambulant. Hä?
Also Augenarzt interessiert mich weniger, aber wie siehts mit Hautarzt aus? Bei Psychatrie z.b. steht ja noch mal explizit zwei Jahre stationär. Das ist ja klar, KH! Aber so richtig blick ich da echt nicht durch, klar, ich hab ja auch noch nicht angefangen mit dem Studium und noch keine Ahnung von nix!
Also wer mir da weiterhelfen kann soll doch bitte schreiben! ;) Danke.
Ach und noch was, ist es "normal" oder eher total unüblich, dass man - so wie ich jetzt - vom Praktikum auf der Inneren abgeschreckt ist und nicht im KH arbeiten möchte???
Gruß
123

funny
25.08.2006, 19:08
Ich sage dir jetzt mal meine ganz subjektive Meinung und hoffe, dass sie dich nicht davon abbringt, sondern du sie nur als eine von vielen "Tips" in deine Entscheidungsfindung einbringst.

Hätte ich die Wahl zwischen Jura und Medizin würde ich NIEMALS JURA wählen. Finger weg, Finger weg. Momentan stehen sie reihenweise auf der Strasse resp. Arbeitsamt. Der andere Teil scheffelt die große Kohle in internationalen Anwaltskanzleien und verdient richtig Geld. ABER: Letzere haben 2 Prädikatsexamen gemacht (ab 9 Punkte). Der Rest ist froh, daß er diese gnadenlosen Examen überhaupt geschafft hat oder hat so richtig hart ca. 1 Jahr lang für 4 oder 6 oder 7 Punkte gelernt. Davon kenne ich alleine 3. Und das waren keine faulen oder dummen Leute. Ganz im Gegenteil. Jura ist hochanspruchsvoll, wenn man sehr gut sein will und wenn es dir nicht liegt, ist es kein Fach, in dem man sehr gute Leistungen schaffen kann. Auch hier weiss ich nicht, wie die Prognose für Juristen auf dem Arbeitsmarkt in 6 Jahren aussieht und möglicherweise werden sie auch das Studium bzw. diese krassen Examen anders organisieren oder den Abschluß Dipl.-Jurist einführen. Von der heutigen Ist-Situation kann man nur von Jura abraten, es sei denn, du hast wirklich das Zeug zu einem super Examen. Dann allerdings dürftes du ein Vielfaches als ein Krankenhausarzt verdienen. Auch das ist ganz realistisch möglich, wenn du das Zeug dafür hast :-meinung

PS: Wenn dich nur die Rahmenbedingungen im KH abschrecken, halte ich das für kein ausreichendes Argument dich GEGEN Medizin zu entscheiden, gesetz dem Fall, du magst den Inhalt!!! Sieh es so: Stehe die KH-Facharztausbildungszeit durch und mach dann alleine oder mit Partnern eine Praxis auf. Dann bist du dein eigener Chef.

PS II: Du befindest dich hier in einem Mediziner-Forum, d.h. es gibt zufriedene Medizin-Studenten, die dir Medizin wärmstens empfehlen werden, es gibt verbitterte Medizin-Studenten, die es zutiefst bereuen. Laß dich nciht davon in der Gegend rumschaukeln. Vielleicht gibt es ja auch ein ähnliches Jura-Forum :-)) .... Viel Glück :-winky

Michael72
25.08.2006, 19:21
IABER: Letzere haben 2 Prädikatsexamen gemacht (ab 9 Punkte). Der Rest ist froh, daß er diese gnadenlosen Examen überhaupt geschafft hat oder hat so richtig hart ca. 1 Jahr lang für 4 oder 6 oder 7 Punkte gelernt. Davon kenne ich alleine 3.

Yep, habe ich auch in meinem Freundeskreis. Das Problem ist, dass die 10% der Juristen, die beide Examen mit Prädikat schaffen, für den Markt völlig genügen. Das heisst eben, dass die 90%, die's nicht schaffen, nur marginale Chancen auf einen erfüllenden Job haben. Ausnahmen gibt's natürlich immer, aber die sind sehr selten.

Ausserdem würde mich an Jura abschrecken, dass ich dann an Deutschland gebunden wäre. Als Arzt steht mir die ganze Welt offen.

Lava
25.08.2006, 19:47
Och, ich kenne eine, die nach Spanien gehen wollte und ein weiterer Bekannter hat Praktika gemacht bei der deutschen Botschaft in London und den USA und auch bei der Uno in New York. Der will sich auf irgendwelchen internationalen Kram spezialisieren. In Jura kann man durchaus erfolgreich sein, wenn man sich eben richtig rein hängt.

Ellen21
25.08.2006, 19:49
Ich stimme euch zu was Jura betrifft. Trotzdem kann man aufgrund solchen Statistiken keine Entscheidung für sich selbst treffen. Ist man nun als examinnierter Jurist bei den 90% oder bei den 10%? Hat man später Glück und ist man zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort oder hat man Pech?? Natürlich kann man von Wahrscheinlichkeiten reden, aber wichtig ist doch letztendlich, dass man den Studiengang wählt, für den man das größere Interesse hat. Wie es später dann wirklich kommt, kann man eh nicht sagen.

Wenn man sich zwischen 2 Fächern nicht entscheiden kann, muss man eben Praktika machen und sich dann entscheiden. Lieber noch ein halbes Jahr aussetzen und sich verschiedene Dinge anschauen. Hätt ich nach dem Abi auch machen sollen, leider dachte ich damals noch ich muss sofort anfangen zu studieren.
Hab damals nämlich BWL mit Sprachen angefangen (an der Berufsakademie), das Arbeiten in Firmen hat mir aber gar keinen Spaß gemacht. Während des Studiums kam mein Studienwunsch Medizin auf, doch das Diplom hab ich zum Glück noch gemacht (sind ja nur 3 Jahre an der BA). Hab dann auch viel rumüberlegt ob ich nicht zu alt für das Medizinstudium bin. Ja und jetzt sitz ich da mit meinen 23 Jahren und meinem Abi von 1,9 und warte noch immer auf einen Platz für Medizin. Hätt ich damals mal lieber noch ne Auszeit genommen, und nicht auf andere gehört. man muss selber herausfinden, was man will und was zu einem passt.

LG

funny
25.08.2006, 19:56
und ich kenne eine, die durchs erste Jura Examen 3 mal gefallen ist. auch sehr intelligent, aber es war einfach nicht ihrs. bei den letzten 2 versuchen hat sie die 4 Punkte knapp verpasst. Jetzt ist sie 28 und hat Abitur, mehr nicht... ABer nun genug der Horrorgeschichten :-sleppy

funny
25.08.2006, 20:00
@Ellen 21,

wenn ich dich fragen darf: was genau hat dir an der arbeit in einer firma keinen spaß gemacht und was versprichst du dir an verbesserung in einem KH? Mehr Kontakt mit Menschen, sinnvollere Arbeiten, mehr Gehalt?

Geht mich nix an, aber da wir in einem Forum sind... :-bee

PS: Finde ich mutig, dass du nun auf Med-Platz wartest. Wird schon klappen :-meinung

eins2drei
25.08.2006, 20:40
DANKE! Ich habe halt schon einen Platz für Jura und bei Medizin warte ich noch... Ehrlich gesagt war Jura immer das Offensichtlichste für meine Freunde, weil meine Eltern das gemacht haben. Da war dann halt auch das Interesse schon früh da, für Medizin interessiere ich mich erst seit einiger Zeit, nachdem ich mal selbst im KH war, etc. Klar, interessemäßig ist bestimmt Medizin spannender als den ganzen Tag vor dem BGB oder so zu sitzen... Menno, ich weiß halt nicht.
Könntet ihr mir vielleicht noch zu meiner Facharztfrage antworten? Schaut mal nach, ging um Zeit im KH, zwangsläufig ja oder nein.
Ach ja, bevor ichs vergesse! Ich finde es echt super, dass ihr mir hier alle so ausführlich und nett (und auch sofort!) antwortet! Das gibts selten Danke!
Es grüßt herzlich
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