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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : ACC + Kontrastmittel



Kikki
27.05.2006, 14:31
Bei meiner letzten Famulatur haben die Ärtze vor Untersuchungen mit Kontrastmittel (Herzkatheter) bei Patienten mit Nierenfunktionseinschränkung immer vorher ACC verabreicht. Kann mir jemand die Funktion davon erklären und was im Kontrastmittel eigentlich nierenschädigend ist?
Beruht der Sinn auf der selben Funktionsweise von ACC bei einer Paracetamolvergiftung?

0815doc
27.05.2006, 16:57
Also bei der Niere geht das afaik über die "Antioxidative Wirkung", die ACC nachgesagt wird. Aber letztendich geklärt ist das wohl noch nicht?
(ich lass mich gerne korrigieren)


Die Nierenschädigung geht über Vasokonstriktion und die osmotische Wirksamkeit des KMs.
Deshalb -> "wässern"+ACC

Kleiner_Medicus_w
27.05.2006, 17:11
die meisten kontrastmittel sind positive, jodhaltige, wasserlösliche, nichtionische, nierengängige Kontrastmittel.D.H. sie werden über die nieren ausgeschieden. Wenn ein patient unter Niereninsuffiziens leidet dann würde sich das KM im Körper anreichern und eine Ausscheidung wäre nicht möglich. Daher bekommen diese Patienten vorher ACC. am KM selber ist eigentlich nichts nierenschädigendes. es geht bei nierenschäden allein um den fakt das die schnelle ausscheidung nicht gewährleistet ist.

Gaja
27.05.2006, 17:55
Die Wirksamkeit von ACC ist in Studien nicht nachweisbar gewesen, daher empfielt man nur ein Wässern vor KM-Gabe.


Ursache der KM-Schädigung:

"Das Röntgenkontrastmittel führt zu einer
variabel ausgeprägten und protrahierten Vasokonstriktion
der Nierengefässe mit Minderperfusion
und medullärer Hypoxie [12, 13].
Die Abnahme der Nierendurchblutung ist zumindest
partiell durch Endothelin vermittelt
[14–16], aber auch durch Angiotensin II beeinflusst
[17]. Wegen der Perfusionsminderung
des Nierenmarks kommt es zur hypoxischen
Zellschädigung [18]. Zudem induzieren
sowohl kontrastmittelbedingte erhöhte Blutviskosit
ät [19] als auch Erythrozytenaggregation
eine Mikrozirkulationsstörung."

siehe hier: http://www.cardiovascmed.ch/pdf/2004/2004-07/2004-07-075.PDF


Gruß Gaja

Flemingulus
27.05.2006, 18:06
die meisten kontrastmittel sind positive, jodhaltige, wasserlösliche, nichtionische, nierengängige Kontrastmittel.D.H. sie werden über die nieren ausgeschieden. Wenn ein patient unter Niereninsuffiziens leidet dann würde sich das KM im Körper anreichern und eine Ausscheidung wäre nicht möglich. Daher bekommen diese Patienten vorher ACC. am KM selber ist eigentlich nichts nierenschädigendes. es geht bei nierenschäden allein um den fakt das die schnelle ausscheidung nicht gewährleistet ist.

Prinzipiell geht es bei der Gabe von ACC schon um die Angst vor einer KM-induzierten Nephropathie und nicht um eine Verbesserung der KM-Ausscheidung.

Allerdings ist ziemlich ungeklärt OB Acetylcystein wirkt und wenn ja, WIE es wirken soll. Immerhin, ein paar kleinere Studien gibt es, die einen nephroprotektiven Effekt von ACC in Bezug auf KM nahelegen, allerdings ist das keineswegs "evidence-based". D. h. wenn man ACC bei der jetzigen Datenlage anwendet, dann eher nach dem Motto "Schaden tuts auf keinen Fall" (vgl. hierzu auch Pannu et al. Kidney Int 2004; 65: 1366ff und die zugehörigen comments).

0815doc
27.05.2006, 19:22
Die Wirksamkeit von ACC ist in Studien nicht nachweisbar gewesen, daher empfielt man nur ein Wässern vor KM-Gabe.


Ich dachte für die Niere sei's relativ klar?
Nur für die "Schleimlösung" bei Bronchitis nicht?



Ursache der KM-Schädigung:

"Das Röntgenkontrastmittel führt zu einer
variabel ausgeprägten und protrahierten Vasokonstriktion
...


Sag ich doch! :D

Kikki
27.05.2006, 19:43
eher nach dem Motto "Schaden tuts auf keinen Fall".
Ja, genauso viel wußte mir der Assistenzarzt auf "meiner" Station auch dazu zusagen. (Und der Chef war so arrogant, dass er meinte mit Studenten nicht redenzu müßen. Der ist natürlich als Chefarzt auf die Welt gekommen. Naja anderes Thema...)
Vielen Dank für Eure Antworten! :-winky

Sebastian1
27.05.2006, 19:44
Andere ACC-Frage:

ACC und Antibiotika: Vor einer ganzen Weile mittlerweile kam mal einer unserer Docs bei uns mit nem Artikel an, nachdem ACC diverse Antibiotika in vivo inaktiviere. Ist natürlich interessant, denn wenn ich ACC + Antibiotikum bspw. bei einer Pneumonie verschreibe und der Pat. das gleichzeitig einnimmt (und die Annahme stimmt), dann ist das natürlich eher hinderlich als förderlich. Gefunden habe ich aber nur Hinweise auf in-vitro-Beobachtungen als ich PubMed und scholar.google.com befragte. Betreffender Doc is leider nicht mehr in unserem Haus, so dass ich ihn nicht befragen konnte, woher der Artikel stammte. In der Roten Liste (oder Fachinfo? zu faul zum nachsehen ;-) ) stand zu ACC jedenfalls nur, dass die Antibiotikaeinnahme min. 2 Stunden zeitversetzt erfolgen solle.
Meine Frage nun: Kenn jemand da Studien oder anderes aussagekräftiges zu in-vivo-Beobachtungen?

Moorhühnchen
28.05.2006, 12:36
Nee, hab leider auch keine Ahnung Sebastian... :-nix

Aber auch von mir noch eine Frage:
Bei meiner Neuro-Famulatur ist mir aufgefallen, daß auch Patienten nach einem epileptischen Anfall gewässert werden.
Die Frage meines Betreuers damals an mich: "Wieso greift die CK die Nieren an und wo genau?"

Hab mich nie auf die Suche nach einer Lösung auf diese Frage gemacht, hab damals einfach behauptet "...an den Tubuli..." und er meinte, ich solle das mal genauer nachschauen... :-D
Die Famulatur ist nun schon über ein halbes Jahr her und ich bin noch immer "dumm". :-blush Oder ist der Effekt ähnlich wie beim KM?

Bitte macht mich schlau!! :-top

Evil
28.05.2006, 15:49
Bei dehr starken CK-Erhöhungen (>1000) kann es zur "Crush"-Niere kommen, so wie ich das verstanden habe, verstopft dann die hohe CK-Konzentration die Tubuli. Also verdünnt man das Ganze, um einem akuten Nierenversagen vorzubeugen.

Flemingulus
28.05.2006, 19:53
Bei dehr starken CK-Erhöhungen (>1000) kann es zur "Crush"-Niere kommen, so wie ich das verstanden habe, verstopft dann die hohe CK-Konzentration die Tubuli. Also verdünnt man das Ganze, um einem akuten Nierenversagen vorzubeugen.

Immer diese Klugscheisserei... aber ich kann halt garnicht anders... es müsste doch das Myoglobin sein und nicht die CK, die da zum Problem werden (das dann aber schon nach der Evilschen Pathophysiologie der Crushniere), oder nicht oder was? Also jetzt bin ich selbst versunsichert - das guck ich jetzt doch noch mal nach... ha! Wikipedia weiss Rat... "hauptsächlich Myoglobin".
:-D

Evil
28.05.2006, 19:57
Es stimmt, das Myoglobin wird dafür verantwortlich gemacht.
Aber einerseits hat man bei hoher CK meist auch eine Rhabdomyolyse und andererseits halte ich die CK selber auch nicht für nierenfreundlich.

Aber wie gesagt, Du hast recht, in erster Linie ist das Myoglobin der Schuldige.



Asche auf mein Haupt :-))