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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zähne und die Psyche



humdidum
27.05.2006, 23:55
Hallo!

Vorhin habe ich zufällig ein Buch gesehen, von einer Zahnärztin geschrieben, die behauptet, dass Zähne was mit der Psyche zu tun haben und "die Seele wiederspiegeln" usw.
Hört sich ja ziemlich blöd an, find ich, aber kann sowas denn sein, dass es durch enormen Stress zB zu eventuellen kleinen Veränderungen oder Schmerzen kommen kann? Kann sich da irgendwas irgendwie auswirken?

:-angel

DocScarpetta
28.05.2006, 04:49
Ich bekomme bei Stress immer so´n Zähne-Jucken. Ich hab deswegen schon ein paar Zahnärzte verschlissen. Immer wenn ich das anspreche, sagen die "So so, juckende Zähne, ja?" - Dann wechsele ich den Zahnarzt...

Knockout_Mouse
28.05.2006, 10:53
Uiuiui, ein heikles Thema,

im Studium ziemlich stiefmütterlich behandelt und von den meisten Zahnärzten häufig belächelt, weil schlecht objektivierbar, wenn keine klinische Manifestation besteht. Patienten, die mit solchen Fragen an den Zahnarzt herantreten, stehen meist im Verdacht, Lehrerinnen mit Doppelnamen zu sein, Wollsocken zu tragen und sich makrobiotisch zu ernähren. Da machen die meisten ZÄ dicht, weil sie sich nicht mit der Ursachenfindung rumschlagen wollen oder können (zumal sich daraus aus zahnärztlicher Sicht keine therapeutische Konsequenz ableitet). Schliesslich ist man es gewohnt, (fast) nur symptomatisch und selten mal kausal zu therapieren.

Unbestritten ist aber, daß das Kausystem ein streßableitendes Organ ist, in dem sich auch viele internistische Probleme wiederspiegeln. Attritionen an den Zahnhartsubstanzen, Kiefergelenksbeschwerden, Nackensteife, Kopfschmerzen...Zähneknirschen ist im allgemeinen Verständnis ein Synonym für ohnmächtige Aggression.
Der chronisch gestresste (mit hohem Sympathicustonus) wird wesentlich weniger Speichel produzieren und damit die Selbstreinigung der Zähne und des Zahnfleisches reduzieren.
Ein im weitesten Sinne angeschlagenes Immunsystem wird die Wahrscheinlichkeit von Infektionserkrankungen an den Schleimhäuten steigern (Aphten oder Ausbruch eines chron.-latenten Herpes).

Das liesse sich endlos so weiterspinnen. Unterm Strich denke ich, daß die Beziehungen von Psyche und Körper (psychosoma) und umgekehrt (somatopsyche) untrennbar miteinander verknüpft sind und sich gegenseitig (mehr oder minder) beeinflussen.
Nur sollte man auch hier auf dem Teppich bleiben. Nicht alles unspezifische hat auch gleich ein psychisches Korrellat und sollte mit einer esoterischen Hymne oder einer Bachblüteninfusion "therapiert" werden, auch wenn das ins Weltbild eines manchen (sagen wir mal) alternativen Patienten passen würde. Manchmal ist die Antwort doch simpler, als man zunächst in seiner Ratlosigkeit angenommen hätte.

*macht sich erstmal einen Kamillentee*

MOUSE

LacrimaAurea
28.05.2006, 11:58
k.o. mouse, sehr schön geschrieben *gleich nochmal les* :-)

Flauta
28.05.2006, 12:19
Mit meinem Zahnarzt hatte ich auch schon ein Gespräch in dieser Richtung, als ich auch wegen Zahnschmerzen, die keine Ursache hatten, in der Praxis war. Er meinte, er selbst kenne die Problematik, bei ihm hätte sich Stress während dem Studium immer aufs Zahnfleisch ausgewirkt: beginnende Paradontose, häufiges Bluten (besonders in sehr ungünstigen Situationen), Entzündungen an der Weisheitszahngegend sei auch häufiger zu beobachten, ihm wäre das Problem bekannt und bei ihm hätte sich das reduziert durch einerseits Entspannungsmassnahmen, gründlicher Zahnpflege schon bei Beginn der Stressphasen und während der "Phasen" sich nicht darauf zu fokussieren sondern eher linksliegen zu lassen, da hätte sich das bei ihm von selbst stark reduziert....
Er läuft jetzt Marathon zur Stressbewältigung (hm, das muss nicht sein.....)