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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Neutropenie



nadie
30.05.2006, 17:26
Hey!

Ich habe mich zwar schon etwas im Netz umgeschaut, aber noch keine wirkliche Antwort gefunden.
Nach einer Chemotherapie musste meine Oma ins Krankenhaus, weil bei ihr eine Neutropenie entstanden ist. Jetzt bekommt sie sie wohl diese G-CSF gespritzt. Kann mir jemand sagen wie lange es dauert, bis die neutrophilen Granulozyten wieder "aufgepeppelt" sind? Und ob es dabei noch andere Komplikationen gibt. Sie hat jetzt schon eine Erkältung, wohl als Folge der Neutropenie.

Freue mich über jede Antwort zum Thema.
Ciaoi
nadie

Tombow
30.05.2006, 21:49
Pauschalantwort gibt es nicht. Es hängt von Allgemeinzustand, Erkrankung, Chemotherapeutikum und dessen Dosierung, ob es der erste Zyklus ist, ob eine Strahlentherapie gleichzeitig gemacht wird.

Es gibt auch weitere Komplikationen einer Zytostatika-induzierten Myelosupression, wenn es "nur" eine Erkältung ist, dann geht es deiner Oma sehr gut. Es könnte sich nämlich auch eine richtige Pneumonie daraus entwickeln.

Ziemlich gefürchtete und beiweitem unangenehmere Komplikationen wären eine Mukositis und/oder soor-Ösophagitis (ja, die gibt es nicht nur bei AIDS), sowie Reaktivierung von chronisch-persistierenden Infektionen (z.B. Herpes, TBC und (in unseren Breitengraden sehr selten) Lepra).

nadie
31.05.2006, 13:57
Danke für die Antwort!

Morgen darf sie schon wieder nach Hause. Alles halb so wild. Sie ist eben eine Kämpferin! ;-)

Grüße
nadie

alex1
31.05.2006, 19:12
Hey!

Ich habe mich zwar schon etwas im Netz umgeschaut, aber noch keine wirkliche Antwort gefunden.
Nach einer Chemotherapie musste meine Oma ins Krankenhaus, weil bei ihr eine Neutropenie entstanden ist. Jetzt bekommt sie sie wohl diese G-CSF gespritzt. Kann mir jemand sagen wie lange es dauert, bis die neutrophilen Granulozyten wieder "aufgepeppelt" sind? Und ob es dabei noch andere Komplikationen gibt. Sie hat jetzt schon eine Erkältung, wohl als Folge der Neutropenie.

Freue mich über jede Antwort zum Thema.
Ciaoi
nadie

Hallo!
Man gibt normalerweise koloniestimulierende Faktoren gewichtsadaptiert einmal am Tag bis man einen Effekt sieht, wenn die Neutropenie ziemlich ausgeprägt ist. Die Wirkung setzt meiner Erfahrung nach meistens nach 24-48h ein.
Allerdings muß ich dich auch warnen:
1. Es täuscht zu sagen, daß weil die Gesamtzahl der Leukos steigt, alles wieder gut wird. Die Gefahr für Infektionen ist immer noch da. Die Vorstufen der Neutros, die aus dem Knochenmark nach Stimulation ausgeschüttet werden sind ziemlich unreif und nicht so potent was Infektionsabwehr angeht.
Insofern ist es nicht ungerecht wenn man auch von "Laborkosmetik" spricht, falls G-CSF ohne Bedenken gegeben wird. Es gibt eben klare Indikationen dafür, zB neutropenes Fieber.
2. Man kann Patienten unter G-CSF auch in die Leukozytose schiessen. Ich habe schon einige Patienten erlebt, die etwas verzögert darauf reagiert haben und dann auf Werte um die 20.000 Leukos hochgeschossen haben. Im Diff-BB waren es dann alles noch Vorstufen.
3. G-CSF haben auch negative Effekte. So gibt's auch Studien zur Gabe von G-CSF bei chemotherapierten Patienten mit kleinzelligen Bronchialkarzinomen, wo die Gabe von G-CSF randomisiert zu schlechterem Überleben geführt hat. Es gibe auch eine deutsche Phase-III-Studie zur Radiochemotherapie von Kopf-Hals-Karzinomen mit/ohne prophylaktischer Gabe von G-CSF, wo die Gruppe mit G-CSF schlechter abgeschnitten hat.
Man spekuliert auf eine Stimulierung der Tumorproliferation durch G-CSF was schon glaube ich in-vitro nachgewiesen worden ist. Ähnliches gilt zB auch für Erythropoetin bei RTx oder CTx.

nadie
31.05.2006, 21:35
Danke auch für deine Info.

Ich vertraue jetzt einfach mal auf die Komptenz der Ärzte und darauf, dass alles so verläuft wie es soll.

Grüße
nadie