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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : kinder- und jugendpsychiatrie vs. psychologiestudium



dinchen
30.05.2006, 18:45
hallo ihr,

es ibt zwar schon ein paar threads in die richtung, aber trotzdem würd ich noch mal gern ein paar fragen stellen.
ist irgend wer von euch in der kinder- und jugendpsychiatrie tätig? oder in ner erwachsenenpsychiatrie? oder psychosomatik?
wäre klasse, wenn ihr was schreiben könnt über arbeitsklima, arbeitszeiten, patientenkontakte, therapie, das verhältnis von ärzten/psychologen.

momentan studier ich im 2. sem. medizin und bin aber einfach nicht glücklich damit. ich würde gerne in richtung psych und dachte eben immer, medizin wär der geschicktere weg dorthin. es interessiert mich auch und ich bin froh die anatomie sehen zu können, aber irgendwie hab ich jetzt auch schon fast genug von der körperlichen seite. nun hab ich ja als medizinstudent nur 4 wochen psychiatrie und 2 psychosomatk. da frag ich mich doch echt, ob ich nicht doch lieber zur psychologie wechsle. da schrecken mich allerdings die berufsaussichten ab. doch ehrlich gesagt, kann ich mir auch nicht vorstellen, dass ich den medizinerjob durchhalte.

genug gefaselt, also es würde mich freuen, wenn mir jemand seine eindrücke über diese fächer nahebringen könnte!

lg dinchen

He-Man
30.05.2006, 22:55
Ich selber arbeite zwar nicht in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, aber kenne einige Leute, die in diesen Bereichen arbeiten bzw Psychologiestudenten sind. Bevor Du Dich entscheidest, solltest Du Dir das ganze wirklich gründlich überlegen. Und genau wissen, was Du später beruflich machen willst. Wobei sich das Problem natürlich dadurch stellt, daß man erst im Laufe des Studiums und vor allem durch Praktika diejenigen Erfahrungen macht, die man für diese Entscheidungen braucht. Bedenke auch, daß wir nicht Studenten werden wollen, sondern Ärzte/Psychologen usw. Mich interessieren Arbeitsmedizin oder Naturheilkunde auch nicht im geringsten, aber ich versuche das Beste daraus zu machen. In den beruflichen Trott wird man später noch früh genug kommen und man kann die unglaubliche Vielfalt des Medizinstudiums dazu benutzen, unterschiedlichste Lebens- und Berufswelten kennenzulernen. Das Psychologiestudium mag konzentrierter auf psychische Erkrankungen eingehen, aber viele Studenten beklagen doch eine unzureichende Vorbereitung auf die spätere Berufspraxis. Und auch dort gibt es die Fächer, die Dich nicht interessieren werden (egal ob Statistik oder Gesprächstherapie). Die wichtigsten Unterschiede betreffen allerdings die späteren Befugnisse und Berufsaussichten, und dort gibt es meiner Meinung nach klare Vorteile für die Mediziner. Überleg es Dir gut und mach Praktika!
Viele Grüße

DocScarpetta
31.05.2006, 07:55
Sieh mal flgd. Thread an, vielleicht ist was für Dich dabei.

http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showthread.php?t=26036

dinchen
31.05.2006, 17:41
vielen dank ...

...rein theoretisch müsste ich ja nun genug infos haben. aber verarbeitet bzw. ausgebrütet hab ich sie noch nicht.
mein primäres problem ist nicht das studium. ich bin auch der ansicht, dass beide (med&psych) spannendere und weniger spannende fächer enthalten.

he-man, was genau meinst du mit befugnissen? medikamente usw.?
ich muss ehrlich sagen, dass ich mir nicht zutrauen würde, die verantwortung für körper und seele eines menschen zu tragen. vor allem nicht völlig übermüdet in der nacht ... da ich perfektionistin bin, brauch in einen bereich, für den ich zuständig bin und wo ich mich sicher fühle. oder lernt man das???
was ich beruflich machen möchte? entweder 1) in der kjp (klinik), aber dort eher als psychologin, oder 2) in einer praxis (als ärztin oder psychologin), gesundheitsamt, beratungsstelle o.ä.
niederlassen will ich mich nicht. ist mir zu viel bwl ...

mein bauch sagt schon, psychologie, gerade im hinblick auf den beruf. der kopf sagt eher, medizin, da bereits angefangen, studium interessant, finanziell ist die therapieausbildung klar im vorteil.

finde die entscheidung furchtbar schwer =((( aber danke schon mal für eure infos. werd mich nun erstmal der glykolyse widmen :-lesen

He-Man
31.05.2006, 19:51
Es erleichtert Dir vielleicht die Entscheidung, möglichst viele Meinungen von Ärzten und Psychologen einzuholen und Dir selber den Arbeitsalltag anzuschauen. Der tatsächliche Eindruck ist dann meist doch sehr anders als die vorgestellte Phantasie. Und je nach Persönlichkeit werden ärztliche und psychologische Tätigkeit anders bewertet :-nix Was man vielleicht einigermaßen objektiv sagen kann, ist, daß Ärzten eher ein systematisches Vorgehen, das Erstellen eines psychopathologischen Befundes, die Differentialdiagnose körperlicher Erkrankungen und natürlich die Kompetenz und Befugnis zu medikamentöser Therapie beigebracht und erteilt wird, Psychologen hingegen eher der Aufbau einer geeigneten Gesprächsatmosphäre, die Interpretation psychologischer Tests sowie die jeweiligen Techniken der verschiedenen Therapierichtungen beigebracht werden (was aber natürlich auch die Ärzte sich aneignen können). Schizophrenien und andere Psychosen werden fast nur von Ärzten behandelt, für Eßstörungen sollte man auch medizinisch sehr gut bewandert sein...die Liste ließe sich fortsetzen. Du merkst, ich tendiere eher zu der Meinung, daß einem als Arzt mehr Wege offenstehen als als Psychologe. Aber da gibt es auch andere Meinungen.

dinchen
06.06.2006, 20:42
da bin ich mal wieder.
zwar noch nicht schlauer, aber heute mordsmäßig genervt von histologischen präparaten.

was ich also so rauslese - da hast du wohl recht - mehr entscheidungskompetenzen hat der arzt. aber meines erachtens auch mehr stress.
habe mir schon öfters stellenanzeigen durchgelesen und die der psychologen haben mich tendenziell mehr angesprochen. doch ich hab echt bedenken, dass ich meine entscheidung bereue, wenn ich nun wechsle.

weißt du denn, wie die ausbildung der assistenzärzte (ki u ju-psych, psychiatrie, psychosom) so verläuft? ich mein, kriegt man zeit frei für die psychotherapie-theorie oder gehen da die letzten freien wochenenden drauf?
mich schrecken die bedingungen für psychologen halt ab, weil man da meist unbezahlt dasteht. und ich frag mich halt, ob das gesundheitssystem nicht noch mehr an psychologen sparen will und ich dann ne super teure ausbildung gemacht hab und keinen job habe. als assi hätt ich dann wenigsten s5 jahre lang bisschen was angespart ...

ich will die entscheidung nicht auf basis des geldes treffen. aber ausklammern geht ja auch net.

He-Man
09.06.2006, 00:11
Finanziell stehen die Psychologen, die klinisch tätig sind, im Allgemeinen noch schlechter als die Ärzte da. Das und auch die Arbeitsbelastung hängt aber auch sehr vom jeweiligen KH ab. In einigen wird Dir - auch als Psychologin - schon mal eine Arbeitsstörung attestiert, wenn Du nicht bereit bist, Deine Freizeit der Abteilung zu opfern, in anderen KHs dürfte es lockerer zugehen. (Großstadt oder Land, Uni oder Feld-und-Wiesen-KH). Wie die psychotherapeutische Ausbildung bei den Ärzten konkret abläuft, kann ich Dir leider auch nicht sagen, vielleicht findest Du was in den anderen Threads darüber...
Ich habe aber in letzter Zeit mehrmals gehört, in den nächsten Jahren solle die Psychotherapie-Ausbildung der Psychologen reformiert werden, integrativer und so.
Das Finanzielle spricht eigentlich klar für die Medizin (es sei denn Du wolltest als Psychologin in die Wirtschaft gehen, da ist mehr drin).
Und nicht vergessen: es ist sehr unwahrscheinlich, daß man die ursprünglichen Ziele, die man zu Beginn des Studiums noch hatte, am Ende immer noch hat, Studium und Arbeit ändern einen.

dinchen
10.06.2006, 08:53
hi,

ja, studium ändert einen ... anfangs dachte ich noch, vielleicht mach ich was rein organmedizinisches, aber das ist einfach nichts für mich. die frage ist nur, ob ich deshalb ganz umdrehen muss oder mich im facharzt spezialisiere.

was sind denn (sorry für die doofe frage) die großen unterschiede zwischen land- und uniklinik?

Mireille
26.01.2007, 12:45
Was man vielleicht einigermaßen objektiv sagen kann, ist, daß Ärzten eher ein systematisches Vorgehen, das Erstellen eines psychopathologischen Befundes, die Differentialdiagnose körperlicher Erkrankungen und natürlich die Kompetenz und Befugnis zu medikamentöser Therapie beigebracht und erteilt wird, Psychologen hingegen eher der Aufbau einer geeigneten Gesprächsatmosphäre, die Interpretation psychologischer Tests sowie die jeweiligen Techniken der verschiedenen Therapierichtungen beigebracht werden (was aber natürlich auch die Ärzte sich aneignen können).

Umgekehrt können und sollten sich Psychologen medizinische Grundlagen aneignen. Im Psychologiestudium kommen biologische Grundlagen psychischer Störungen und Pharmakologie zwar vor, aber je nach Uni und Prof. wird das Thema doch etwas vernachlässigt. Also bedeutet das für jeden angehenden Psychologen, sich selber weiterzubilden.

Schizophrenien und andere Psychosen werden fast nur von Ärzten behandelt, für Eßstörungen sollte man auch medizinisch sehr gut bewandert sein...die Liste ließe sich fortsetzen.

Das will ich nicht bestreiten. Bei Schizophrenie zahlen die Krankenkassen normalerweise keine Verhaltenstherapie. Aber obwohl diese Störung hauptsächlich mit Medikamenten behandelbar ist, sind doch auch andere Aspekte wichtig. Damit meine ich vor allem Psychoedukation für Patienten oder Angehörige: Aufklärung über die Ursachen und Folgen der Krankheit, Aufdecken von Stressoren, die zu Rückfällen führen können, Notfallplan bei drohendem Rückfall u.s.w.
Ich finde es wichtig, Therapien zu bieten, die sich als wirksam erwiesen haben, und um das zu beurteilen, muss man Studien zur Wirksamkeit von Therapien lesen und interpretieren können. Für die Interpretation von wissenschaftlichen Arbeiten scheinen mir die Psychologen durch ihr Studium und zahlreiche Stunden Statistik, Methodenlehre und Diagnostik einfach besser geeignet.
Denn wenn die Mediziner mehr über Therapiewirksamkeit wüssten, dann würde es keine psychoanalytischen Therapien mehr geben. Leider muss ich dazu sagen, dass es auch immer noch Psychologen gibt, die dieser Therapieform anhängen.

Du merkst, ich tendiere eher zu der Meinung, daß einem als Arzt mehr Wege offenstehen als als Psychologe. Aber da gibt es auch andere Meinungen.

Da stimme ich dir voll und ganz zu. Trotzdem würde ich nicht auf mein Psychologie Studium verzichten wolllen.