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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nicht im Wunschfach/Glücklich in der Chirurgie?



Picknicker
31.05.2006, 13:13
Hallo zusammen!
Nun ist es also endlich soweit, ich hab nach 40 Bewerbungen endlich ne Stelle. Leider nicht in der Inneren, sondern in der Chirurgie. Da ich aber örtlich gebunden bin, hab ich da jetzt einfach mal zugesagt. Der OA war sehr nett, und auch ansonsten klang alles recht gut (4-5 Dienste, 1-2 WE, 1-2 Rufbereitschaften, Überstunden werden zur Hälfte bezahlt, zur Hälfte abgefeiert, so sind bis zu 700 Euro mehr drin).
Nun hab ich aber doch ein paar Bedenken, da ich Chirurgie nie machen wollte und meine handwerklichen Fähigleiten eher , ähmm, suboptimal sind. Ich will ja eigentlich Innere, bzw Allgemeinmedizin machen, aber vielleicht tut mir ein bißchen Chirurgie recht gut. Nun eine Frage: wird das eher ein verlorenes Jahr (oder zwei), wenn man nicht mit ganzem Herzen Chirurg werden will, oder arrangiert man sich schnell damit? Ging es einigen von euch auch so, daß sie in ihrem Wunschfach keine Stelle bekommen haben, sich dann aber mit dem anderen Fach gut arrangiert haben, bzw. vielleicht sogar dabei geblieben sind? Ich bin nämlich am Überlegen, ob ich noch die anderen offenen Bewerbungen abwarten soll. Andererseits klingt die Stelle doch ganz OK. Vielleicht hatte/hat einer von euch ja ein ähnliches Problem...

Werwolf
31.05.2006, 14:05
Ich bin auch eher "zufällig" in der Chirurgie gelandet. Ich wollte nach dem 3. Stex eigentlich gar nicht Arzt werden (längere Geschichte, egal), mußte dann aber doch mal irgendwie eigenes Geld verdienen - und in Ermangelung einer anderen Ausbildung dann halt als Arzt. Ein absolutes Wunschfach hatte ich nicht. Habe mich für Innere, Chirurgie, Arbeitsmedizin beworben, fertige Unterlagen für Neuro, Patho und Mikrobio lagen schon "versendebereit" rum. Naja, jedenfalls habe ich eine Stelle in der Chirurgie bekommen. Und siehe da- ich habe festgestellt, daß es mir ausgesprochen gut gefällt. Scheint irgendwie doch mein Wunschfach zu sein, jedenfalls will ich auf jeden Fall dabei bleiben.
Es kann also auch eine "glückliche Wendung" nehmen. :-)
Und sonst ist ein Jahr Chirurgie sicherlich kein "verlorenes" Jahr- schon gar nicht, wenn Du Allgemeinmedizin machen willst.
Außerdem finde ich, daß man mit einem Jahr in irgendeinem "anderen" Fach eigentlich nie etwas verkehrt macht, wenn es der eigenen "Orientierung" und "Berufsplanung" (muß ja die nächsten 30-40 Jahre halbwegs erträglich sein!) dient. Selbst wenn das Jahr für den FA nicht angerechnet werden kann. Blöder wird man durch sowas nie, nichtmal durch ein Jahr Chirurgie! ;-)

Golfina
31.05.2006, 14:47
Auch als Allg.arzt mußt du "kleine" Chirurgie können, Platzwunde nähen und so. Ich denke, eines der Grundlagenfächer zu machen, ist nie verkehrt und ein Jahr insofern genau richtig. Außerdem kannst du's anrechnen. Und vielleicht wirds ja auch noch dein TOP-Fach.
Im übrigen würde ich nicht außer Acht lassen, daß die Leute dort, wie du sagst, nett sind. Ein gutes Arbeitsklima wäre mir schon sehr wichtig. Was nützt dir deine Traumstelle, wenn du jeden Tag da genervt hingehst?
Glückwunsch zur Stelle und viel Spaß!

Evil
31.05.2006, 14:51
1/2 Jahr chirurgische Ambulanz kannst Du Dir nach der neuen WO voll anerkennen lassen. Überwiegend Ambulanz zu machen sollte kein Problem sein, Deine Kollegen werden froh sein, wenn sie Deinetwegen in den OP können.

Und wie Golfina gesagt hat, kleine Chirurgie ist immer gut... deshalb mach ich ja demnächst auch auf der anderen Seite des Tuches weiter ;-)

Alzheimer
31.05.2006, 18:57
@ Picknicker
Darf ich fragen, in welchem Raum von Deutschland Du Dich beworben hast?
Ich wünsche Dir alles Gute für den Berufsstart und viel Spaß.Vielleicht wird es ja zu deiner Traumstelle.

Maria_79
31.05.2006, 20:15
Ein Jahr Chirurgie ist sicher nicht verkehrt. Habe das auch gemacht, obwohl ich eigentlich Patho machen will und auch bald entsprechend wechseln werde. Erstmal lernst du auf der Chirurgie viel, was du sicher auch gut für Allgemeinmedizin verwerten kannst und zweitens, vielleicht gefällt es dir ja sogar dort. Wenn ich weiter Chirurgie machen wollte, würde ich wahrscheinlich sogar nochmal ein Jahr Innere in einem kleinen Haus machen.

Gruß Maria

Feuerblick
01.06.2006, 07:37
Ich bin auch mangels Stelle im Wunschfach acht Monate lang in der Chirurgie gewesen. Auch wenns teilweise wirklich hart war und es immer schwieriger wurde, sich für Horrordienste im Nicht-Wunschfach zu motivieren, verlorene Zeit war es auf keinen Fall. Man wird in einem solchen Grundlagenfach schnell selbständig, lernt, sich auf sich selbst zu verlassen und wird gerade in der der Chirurgie sehr stabil Belastungen gegenüber. Also: Ein kleiner Umweg hat noch niemandem geschadet und gerade bei Allgemeinmedizinern ist er sogar von Vorteil. Nicht umsonst waren nach alter WBO sechs Monate Chirurgie Pflicht...

Und wer sagt eigentlich, dass du deinen Vertrag voll erfüllen musst? Ich habe meinen Zweijahresvertrag auch nach acht Monaten gekündigt, weil eine gute Stelle am Horizont auftauchte...:-))

Picknicker
01.06.2006, 10:21
@ Picknicker
Darf ich fragen, in welchem Raum von Deutschland Du Dich beworben hast?
Ich wünsche Dir alles Gute für den Berufsstart und viel Spaß.Vielleicht wird es ja zu deiner Traumstelle.
Danke. Raum München, deshalb ist es ja so schwierig...Aber vielleicht melden sich ja die Internisten noch, mal sehen. Danke jedenfalls für eure Antworten!

Neanderthal_Man
01.06.2006, 16:50
Hmm, also frisch von der Uni weg (bzw. ausm PJ) ist Chirurgie dann doch ganz schön anstrengend, find ich.
Aber man ist ja noch jung... und auf dem Weg zur Berufsfindung ist das sicher kein Problem, für den Lebenlauf und die Lebenserfahrung ist es sicher ein Gewinn.
Ich habe jetzt z.B. mehr oder weinger im Crashkurs gelernt, wie man vernüftige Verbände anlegt, und das Thema "kleine Chirurgie" ist mit den bald beginnenden Ambulanzdiensten sicher auch kein Problem mehr.
Mir gefällt Ambulanz allerdings deutlich besser als der Papierkrieg auf Station.
Viel operieren wird man im ersten Jahr ohnehin nicht, und allgemeine Abläufe, wie Verschlüsselung, Arztbriefe, Patientengespräche sowie eine gewisse Arbeitsroutine, kann man ohnehin überall gebrauchen.
Und hey! Kaum irgendwo kann man einem Patienten so schnell und direkt helfen wie in der Chirurgie.
Bauchschmerzen? Aufmachen, Wurm raus, zumachen, Schmerz weg. Naja, oder fast.