PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zirrhose bzw. Fibrosierung als fortschreitender Prozess auch bei Wegfall der Noxe?



Tse Tse
11.06.2006, 09:00
Letztens erzählte uns ein Professor, dass bei einer alkoholgeschädigten Leber, nach Übergang der Fibrosierung in eine Zirrhose, der fortschreitende Untergang von Lebergewebe nicht mehr durch den Wegfall der Noxe, speziell durch Verzicht auf Alkohol, aufgehalten werden kann.

Etwas flapsig, aber ernst gemeint, sagte er, man könne danach auch weiter trinken, es ändere nichts mehr an der weiteren Zerstörung der Leber.
Ich hatte das aus der Pathologie noch anders in Erinnerung.
Zumal die Leber doch auch über eine hohe Regenerationsfähigkeit verfügt?
Wisst ihr was zu trifft?

Und wie ist es beim Rauchen - bei Wegfall des Inhalats wird in der Lunge der fibrotische Umbau doch sicherlich auch nicht voranschreiten?
Hab mir vor einiger Zeit einen Artikel – a là welche Möglichkeiten hat der Hausarzt an der Hand einen Patienten bei der Raucherentwöhnung zu unterstützen - durchgelesen und da hieß es, dass die Lungenfunktion sich nach einigen Monaten spürbar verbessert. Wodran könnte es denn da liegen? Wird der fibrotische Umbau nur gestoppt oder sogar rückgängig gemacht? Oder wird die Verbesserung, sofern das stimmt und nicht nur aus pädagogischen Gründen ;) angeführt wurde, durch andere Einflüsse verbessert, wie Rückgang der Sekretproduktion etc.

Es gibt bestimmt spannendere Themen :-D , aber interessieren würd's mich trotzdem :-nix

Evil
11.06.2006, 09:23
Ein chronischer Entzündungsprozeß hält sich oft selber in Gang, auch wenn die Noxe wegfällt, bzw die Entzündung selber stellt dann die Noxe dar.

Die mir bekannten klinischen Studien von wegen Lungenfunktion sagen, daß sich das Krebsrisiko nach Stop des Rauchens nicht mehr erhöht und die Ventilation sich nicht weiter verschlechtert, die Schädigung ist aber meines Wissens irreversibel.
Wahrscheinlich verhält es sich mit der Leber ähnlich, nur daß da der "point of no return" weiter nach hinten verschoben ist.

Grundsätzlich ist das aber bestimmt vom individuellen Patienten abhängig, bei manchen wundere ich mich immer wieder, wie wenig beeinträchtigt die Leberfunktion bei wirklich starkem Alkoholabusus ist, wogegen andere hochempfindlich reagieren.

Tse Tse
11.06.2006, 12:48
Danke, Evil.


Grundsätzlich ist das aber bestimmt vom individuellen Patienten abhängig, bei manchen wundere ich mich immer wieder, wie wenig beeinträchtigt die Leberfunktion bei wirklich starkem Alkoholabusus ist, wogegen andere hochempfindlich reagieren.
Ja, geht mir genauso (das ich mich wundere ;-) )
Der Prof meinte zum Thema noch, dass bei einem täglichen Alkoholkonsum der einer Flasche Wein entspricht, 50% nach 15 Jahren tot sind :-(( , weiß aber nicht ob das übertrieben war.
Keine Ahnung wie viel Gramm Alkohol das auf Bier und Schnaps umgerechnet sind, kenne aber Leute (was auch nicht viel bedeutet und repräsentativ ist),
die sicher schon länger als 15 Jahre ihre täglichen zig Bier und ab und an nen Schnaps trinken und das scheinbar wegstecken wie nichts.
Was die Sache jetzt aber keineswegs verharmlosen soll …

Miss
11.06.2006, 13:07
..., kenne aber Leute (was auch nicht viel bedeutet und repräsentativ ist),
die sicher schon länger als 15 Jahre ihre täglichen zig Bier und ab und an nen Schnaps trinken und das scheinbar wegstecken wie nichts.
Was die Sache jetzt aber keineswegs verharmlosen soll …
Ist die Frage, ob deren Leber es auch so gut wegsteckt, scheinbar, also äußerlich, sieht man ja lange nix (das ist ja das Problem)...die Leber von manchen Leuten möchte ich aber trotzdem lieber nicht sehen. Unser Dozent in der Hepatobiliärchirurgie meinte, mancher, der sich als Spender für ne Leberteiltransplantation anbieten würde, hätte selbige (eigentlich) viel nötiger als der eigentlich Empfänger...
Und einen Anstieg von Leberenzymen bzw. auch im gewissen Rahmen eine Steatosis hepatis (Fettleber) kriegt man noch gut in den Griff, aber so ein fibrotischer Umbau, der ist leider irreversibel. Allerdings ist die Verschlechterung bei Wegfall der Noxe nicht ganz so progredient -Verlängerung der Lebensqualität (so ne Aszites ist glaub ich nicht soooo schön) und der -zeit ist ja auch schon mal was. Wobei das natürlich wie bei allem, wie schon erwähnt, individuell verschieden ist.

Evil
11.06.2006, 13:48
Der Prof meinte zum Thema noch, dass bei einem täglichen Alkoholkonsum der einer Flasche Wein entspricht, 50% nach 15 Jahren tot sind :-(( , weiß aber nicht ob das übertrieben war.
Keine Ahnung wie viel Gramm Alkohol das auf Bier und Schnaps umgerechnet sind, kenne aber Leute (was auch nicht viel bedeutet und repräsentativ ist),
die sicher schon länger als 15 Jahre ihre täglichen zig Bier und ab und an nen Schnaps trinken und das scheinbar wegstecken wie nichts.
Als Durchschnittswerte gelten für männliche Europäer immer noch 60g Alkohol pro Tag, bei Frauen 20g. Das entspricht bei einem Mann ungefähr 3 Flaschen Bier oder einer halben Flasche Wein.

Die Werte gelten aber nur für die Leber, ich schätze, das Hirn verträgt weniger ;-)

Leijona
12.06.2006, 11:06
die fibrosierung ist, ab einem gewissen (individuell verschiedenen, s.o.) punkt ein selbstläufer.
der nekrotische schub dagegen (also das akute absterben von leberzellen =>erhöhte GOT und GPT) kann durchaus aussetzen und zum erliegen kommen.

mit dem rauchen ist das nicht 1:1 vergleichbar. dort hat man ja meistens mit copd's oder emphysemen zu tun, die anders reagieren als eine zirrhose...

aber dann, wenn die zirrhose schon soweit fortgeschritten ist, dass die fibrosierung weiter von selbst voranschreitet, noch weiter zu trinken, ist schon insofern extrem dumm, weil man dann erstmal nicht auf die transplantationsliste für das obligat benötigte spenderorgan gesetzt wird....
insofern .... ;-)