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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Rebound-Effekt bei Heparin?



lala
12.06.2006, 16:38
Hallo,
da ich bisher nichts zum Thema gefunden habe und keine Lust mehr auf weitere Literatur-Recherche habe, meine Frage an euch:
Gibt es einen Rebound -Effekt (wie auch immer..) bei Heparin?
Aus irgendeinem mir nicht ganz einleuchtendem Grund ist es bei uns üblich bei Wechsel von i.v.-Vollheparinisierung (PTT-wirksam) auf z.B.ASS (oder gar nichts) den Perfusor erst um die Hälfte runter zu drehen und dann nach ca. 4h abzuschalten? Bei suffizienter Marcumarisierung (also erreichtem Ziel-INR) interessiert das aber niemanden - da wird einfach dann abgeschaltet...
Hat jemand eine plausible Erklärung?
Lieben Dank,
lala

Tombow
12.06.2006, 17:21
Zur konkreten Situation nix gefunden, allerdings einiges, was es erklären könnte:

Heparin+Marcumar - Marcumar hemmt ja auch die Synthese von Protein C und Protein S, und die haben eine längere HWZ als die Gerinnungsfaktore, die "ausgeknockt" werden. Daher auch die Überlappung Heparin/Marcumar, um die transiente Hyperkoagulabilität in der Phase vorzubeugen. Ziel-INR erreicht=keine Gefahr mehr.

Anders bei Heparin absetzen - das Effekt scheint aber höchst strittig zu sein, am häufigsten beim, nennt sich "heparin rebound" oder "heparin reversal". Prinzip ist einfach - abruptes Absetzen von Heparin und/oder Antagonisierung der Wirkung mit Protamin führt dazu, daß das an Plasmaproteine gebundene Heparin freigesetzt wird - Blutungsgefahr. Leider stammen die meisten Paper dazu aus dem operativen Bereich (hauptsächlich Cardio- und Gefäßchirurgie), wo man so schnell wie möglich PostOP das Heparin raus haben will, daher nicht viel gefunden, ob eine stufenweise Dosisreduktion in der Hinsicht was bringt. Rein logisch müßte es ja dabei zu einer stufenweisen Freisetzung des proteingebundenen Heparins kommen, aber ob es in der Praxis auch so ist?

Doctöse
12.06.2006, 17:37
Es finden sich irgendwie fast nur Studien von Heparin-Rebound in Verbindung mit Protamingabe. Es gab aber auch mal eine Studie über reine Heparingabe, also ohne Protamin. Dort wurde bei einer Patientengruppe das heparin abrupt, bei der anderen graduell abgesetzt. Beim abrupten Absetzen konnte man in fast allen Fällen einen überschießenden Anstieg des Thrombinspiegels sechs bis zehn Stunden nach Beendigung der Infusion (Rebound) beobachten. Durch das Ausschleichen der intravenösen Heparingabe vor dem endgültigen Absetzen kann aber wohl der folgende, überschießende Anstieg der Thrombingenese wesentlich reduziert werden.