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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Klinische oder experimentelle Arbeit?



dottoreNO1
12.06.2006, 17:50
Hey Leute,

ich hoffe sehr, dass ich bei euch trotz der WM Antworten auf meine Fragen bekomme- spielt ja im Augenblick auch keiner..

Ich habe nach längerem suchen ne ganz gute, klinische Arbeit gefunden, die mir auch glaub ich ziemlich spaß machen könnte. Allerdings hab ich jetzt gehört, dass man für klinische Studien immer schlechtere Noten bekommt als für experimentelle? Trifft das zu und wenn ja mit welcher Begründung?

Und- was ist die Definition einer klinisch-experimentellen Arbeit und bestünde dann eventuell die Möglichkeit auf ne richtig gute note?

Vielen Dank für Eure Hilfe- muss jetzt wieder Fußball schauen!

Fino
12.06.2006, 18:15
So verallgemeinern kann man das nicht, es gibt sicherlich auch (sehr) gute Noten fuer klinische DAs. TENDENZIELL werden experimentelle Arbeiten besser bewertet.
Es ist viel wichtiger, dass die DA auf einem vernuenftigen Konzept fusst und gut betreut wird, als ihr Charakter. Ich habe auch den Eindruck, dass mit Aussagen wie "Experimentelle Arbeiten sind besser" die Leute auch fuer umfangreiche und bezueglich ihres erfolgreichen Abschlusses riskante DAs gekoedert werden sollen. Wenn Du eine wissenschaftliche Laufbahn anstrebst, such Dir was Experimentelles oder gutes Klinisches. Wenn es um eine "normale" DA wuerde ich versuchen, den Aufwand so gering wie moeglich halten - selbst "harmlose" DAs sind oft tueckisch genug.

Tombow
12.06.2006, 22:44
Kann mich fino nur anschließen. Die Note, wieviel Spaß man bei der Arbeit hat und (evtl.) wieviel Paper dabei rauskommen, hängt nicht von der Natur der Arbeit ab (klinisch/experimentell), sondern von dem Doktorvater und sein Team. Sowohl im klinischen als auch im experimentellen Bereich kann man gut punkten oder einfach "Dienst nach Vorschrift" schieben.

Bei meinen ehemaligen Kollegen hat sich so manche "klinische" Doktorarbeit aufs Blutabnehmen und Literaturrecherche beschränkt, und so manch experimentelle Arbeit artete in laaangen (und oft auch sehr amüsanten und kurzweiligen) Nachmittagen, Wochenenden und Nächten im Labor.

Auch wenn es auf dem ersten Blick gegen dein Verstand stößt, klinische Arbeiten sind oft abstrakter und das Gegenstand bzw. die Hypothese, die mit der Arbeit belegt/widerlegt werden soll, nicht so einfach greifbar. Zuviel Statistik, zuviel Recherche und schon sehr viele Paper zum Thema veröffentlicht und im ungünstigsten Fall die Situation, daß es zum Thema vielleicht (plakativ gesagt) drei Paper gibt, die vier unterschiedliche Meinungen vertreten.

Ausnahme wären klinisch-experimentelle Arbeiten oder welche, die wirklich cutting-edge-Forschung beinhalten. Gibt es eigentlich in jedem Fach, nur nicht an jeder Uni. Zu meiner Studentenzeit in Köln war die Med I (Prof. Diehl) so ein Ort, wo man sehr gute Arbeiten in der Hämato-Onkologie bekam. In anderen Kliniken dagegen lief die Forschung auf absolute Sparflamme.

Experimentelle Arbeiten beinhalten dagegen fast immer klar Vorgaben, Fragestellung, Experiment-Setup und Ergebnisse sind weitaus verständlicher, leichter zu greifen und man braucht die Ergebnisse nicht so oft mit Statistik-Spielereien zu beschönigen. Abstrakter wird es nur dadurch, daß es sich oft um hochspezifische Themen geht. Was aber nicht unbedingt heißt, daß dies keine Verbindung zur Klinik hat. Manchmal kommt man selbst in der experimentellen Forschung der Klinik ziemlich nahe. Literaturrecherche je nach Umfang der Arbeit. Die große Gefahr ist, daß man bei seinen Experimenten das Gegenteil von dem beweist, was angenommen wurde. In dem Fall hängt alles vom Doktorvater ab, ob das einem zum Verhängnis wird, man die Experimente wiederholen muß oder gar weitere auflegt. Bei mir persönlich ist so eine Situation im Endeffekt der Weg zu einem guten Paper gewesen. Auch wenn es vier Jahre gedauert hat. Und in solchen Fällen kann die Literaturrecherche echt zur Qual werden, wenn man nach Erklärungen sucht.

Und sowohl für klinische als auch für experimentelle Arbeiten, kann man sich nach folgendem (außer Interesse am Thema natürlich) orientieren:

-Renomee des Betreuers/Doktorvaters (seine Paper im PubMed ausfindig machen und schauen, was, wieviel und mit welchem Impact er veröffentlicht hat). Gibt ungefähr eine Vorstellung, wie "bedeutsam" deine Arbeit wird. Selbst wenn man das kleinste Licht im Zug ist, publiziert der große Prof. X ein Paper in Nature oder Journal of Biological Chemistry, dann kann es sein, daß der Name des kleinen Doktoranden auch mit unter den Autoren kommt. Man wird (zumindest für die Außenstehenden) schwupps eine Nummer größer.

-Einarbeitung/Betreuung (mit Assistenten und ehemaligen Doktoranden reden, sich danach erkundigen, wie viele beim selben Doktorvater irhe Doktorarbeit abgebrochen haben, etc.)

-Arbeitsbedingungen/Zeitaufwand (selbe Quelle wie oben. Jegliche Zeitangaben a la "in 2 Jahren bist Du fertig" mit höchster Vorsicht genießen)

Hellequin
12.06.2006, 23:22
Die große Gefahr ist, daß man bei seinen Experimenten das Gegenteil von dem beweist, was angenommen wurde. In dem Fall hängt alles vom Doktorvater ab, ob das einem zum Verhängnis wird, man die Experimente wiederholen muß oder gar weitere auflegt.
Dem Fall kann man aber (bedingt) aus dem Weg gehen, in dem man schon im Vorfeld abklärt, ob ein negatives Ergebnis auch verwendbar ist.

Ansonsten :-meinung