PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie wird man Oberarzt?



Seiten : [1] 2

Frau_Doktor
22.06.2006, 09:22
Hi!
Ich hab mich heute mal gefragt, wie man Oberarzt wird und ob viele die Position erstrebenswert finden. Vielleicht gibts das Thema hier im Forum schon, wenn ja, wärs nett, wenn ihr mir sagt wo.
Wo liegt der Unterschied zwischen den Aufgaben eines Oberarztes und denen eines Chefartzes oder eines normalen Stationsarztes? Haben es Frauen schwer als Oberärztin?

Die Niere
22.06.2006, 13:12
Wie weit bist du denn in deinem Streben nach einer OA-Stelle? Hast du schon einmal Einblick in ein Spital gehabt?

Ein Stationsarzt ist ein stinknormaler Assistenzarzt, der sich halt um die Stationsarbeit kümmert. Ein OA ist theoretisch (Ausnahmen gibt es natürlich zu Genüge) dem Assi oben aufgestellt und sollte sich übergeordnet um die Station und die Patienten kümmern. Also bei Fragen des Assi ist der OA gefragt, meist machen die auch gemeinsam die Tagesvisite. Ein CA ist dem OA vorangestellt und muss eher selten dann Entscheidungen und Fragen des OA besprechen oder fällen. Er hat sehr viele politische Aufgaben, represäntative Aufgaben und natürlich seine Privatpatienten, wo er meist die Aufgabe des OA erfüllt.

OA wird man halt einfach mit der Zeit. Man macht sein Jahre als Assi, macht seinen Facharzt udn wird dann irgendwann mal OA.

Frauen haben es generell schwerer in der Medizin...das ist leider in unserer modernen Gesellschaft noch immer so...aber in bestimmten Fächern ist es schwerer in anderen wiederum leichter und von Haus zu Haus sowieso unterschiedlich.

Ob eine OA-Stelle erstrebenswert ist muss jeder für sich selbt entscheiden...

gruesse, die niere

Neamtz
22.06.2006, 13:47
Also wenn man mit Patienten arbeiten und sich nicht selbstständig machen möchte, würde ich sagen ist OA zu werden der einzige Weg, irgendwann Geld zu verdienen. Und CA wird man wohl kaum als Assi! ;-) (Wobei, wenn da jemand nen Weg kennt: Sag mir bitte ganz schnell bescheid! Nein, wirklich! BITTE!! :-)) )

funny
22.06.2006, 14:28
apropos:

Ist eine generelle oder tendenzielle Aussage möglich, ob eine eigene Praxis in jedem Fall bzgl. des Einkommens besser ist als eine OA-Laufbahn in einem Krankenhaus. Wer verdient mehr?

Und ich meine damit jetzt nicht die gutlaufende Praxis von den Eltern und auch keine totale Katastrophen-Null-Gewinn-Praxis, sondern eine, die man per Schulden übernimmt/gründet und dann abbezahlt.

Kann man diesbezüglich auch zwischen Männern / Frauen unterscheiden? Wenn eine Frau so schwerlich und schwierig aufsteigt im KH, dann lieber eigene Praxis?

hypnotel
22.06.2006, 14:39
Und CA wird man wohl kaum als Assi! ;-) (Wobei, wenn da jemand nen Weg kennt: Sag mir bitte ganz schnell bescheid! Nein, wirklich! BITTE!! :-)) )Kenne ein Beispiel aus dem Bereich Anästhesie: Facharzt Mitte, Chef Ende 30 ohne OA gewesen zu sein, vom großen KH ins periphere weggelobt, ohne habil aber mit Vit B.
Wie gesagt ist das alles andere als der normale Weg, vermute auch dass da einiges gemauschelt wurde ohne die Person selbst diskreditieren zu wollen.

Habe auch den Eindruck dass Männer hier nach wie vor mehr oder weniger offen bevorzugt werden. Oberärztinnen in spe brauchen definitiv starke Ellbogen, speziell in (semi)chirurgischen Disziplinen.

test
22.06.2006, 14:54
apropos:

Ist eine generelle oder tendenzielle Aussage möglich, ob eine eigene Praxis in jedem Fall bzgl. des Einkommens besser ist als eine OA-Laufbahn in einem Krankenhaus. Wer verdient mehr?

Und ich meine damit jetzt nicht die gutlaufende Praxis von den Eltern und auch keine totale Katastrophen-Null-Gewinn-Praxis, sondern eine, die man per Schulden übernimmt/gründet und dann abbezahlt.

Kann man diesbezüglich auch zwischen Männern / Frauen unterscheiden? Wenn eine Frau so schwerlich und schwierig aufsteigt im KH, dann lieber eigene Praxis?
Wahrscheinlich wird niemand sagen können wie die Tendenz aussieht. Nach Aussage eines KV Vorstandes in eienr Vorlesung, lohnt es sich momentan nicht dich für die NIederlassung zu verschulden.
Man wird sehen, wie es sich entwickelt. Habe momentan den Eindruck, dass politisch die fachärztliche Niederlassung nicht mehr so gewollt ist, sondern eher die Entwicklung Richtung Polikliniken gehen wird und nur noch die Allgemeinmediziner in Niederlassung arbeiten. Wie es ja auch in manchen anderen Ländern ist.
Mal sehen.
Ich würde sagen jemand der nach den neuen Tariftabellen als OA bezahlt wird, wird wahrscheinlich ähnlich gut verdienen, wie ein eher überdurchschnittlicher Niedergelassener. Wobei es da natürlicha uch riesige Schwankungsbreiten gibt.
Aber wie das ganze in 5, 10 oder 15 Jahren aussieht, kann wohl niemand sagen. :-nix

funny
22.06.2006, 15:11
Danke für die Antwort. War sehr differenziert.
Noch weitere Meinungen?

Neamtz
22.06.2006, 17:33
Kenne ein Beispiel aus dem Bereich Anästhesie: Facharzt Mitte, Chef Ende 30 ohne OA gewesen zu sein, vom großen KH ins periphere weggelobt, ohne habil aber mit Vit B.
Wie gesagt ist das alles andere als der normale Weg, vermute auch dass da einiges gemauschelt wurde ohne die Person selbst diskreditieren zu wollen.

Coole Sache! Gemauschelt wurde da garantiert was. Wobei "gemauschelt" vielleicht auch das falsche Wort ist. Vitamin B halt. Aber mal ganz ehrlich: Wenn ich über Vitamin B die Möglichkeit hätte, mit Ende 30 Chefarzt zu werden, würd ich auch nicht nein sagen! Wenn ich das vorher wüsste, würd ich sogar bei der Fachrichtung mit mir reden lassen! ;-) Also nicht zu extrem, aber n bisschen ginge schon! :-angel

funny
22.06.2006, 20:48
Nach Aussage eines KV Vorstandes in eienr Vorlesung, lohnt es sich momentan nicht dich für die NIederlassung zu verschulden.


Ist der Einschätzung eines KV Vorstandes diesbezüglich auch zu trauen? Und warum ist das politisch nicht mehr gewollt...?

test
22.06.2006, 22:01
Er hat gemeint im Schnitt kommen ungefähr 80 - 100 000 Überschuß pro Jahr rum und davon muß man dann noch seine Schulden abbezahlen. Er selber hatte sich bei Praxiseröffnung wohl mit mehreren hundert tausend damals noch mark verschuldet. Keine Ahnung wie weit man so ner Aussage trauen kann, aber ich bin mir sicher, dass die NIedergelassenen im Schnitt nicht mehr so gut dastehen wie noch vor einigen Jahren.

M.Cushing
23.06.2006, 10:23
Ein niedergelassener Facharzt verdient idR ein mehrfaches von dem eines Oberarztes.

Oberärzte sind diejenigen im Gesundheitssystem, die im Verhältnis zu ihrer Qualifikation eklatant unterbezahlt sind. Ein OA verdient kaum mehr als ein Assistent. Er verdient an keinem einzigen Patienten, den er behandelt, auch nur einen Cent. Dies gilt sogar für gestandene Professoren, die als OÄ an Uniklinken tätig sind und am Tag z.B. 5 Herzkatheteruntersuchungen durchführen. Wenn sie als Niederglassene das gleiche machen würden, könnten sie ca. das 7-fache verdienen. In anderen Ländern haben OÄ Liquidationsrecht, dann ist es in Ordnung.

Die Stellen sind nur deswegen begehrt, weil sie die Möglichkeit offen lassen, später eine Chefarztstelle zu ergattern. Und: Es ist ein spannender Job. Aber finanziell ist es desaströs. Eigentlich eine echte Verarschung von Fachärzten.

Oberarzt auf Lebenszeit ist finanziell gesehen keine gute Option. Mit meiner hohen Qualifikation als OA monatlich 10000e Euros für die Krankenhausverwaltung hereinzuverdienen, und mit 5500 Zacken im Montat nach Hause zu gehen, da würde ich mir auf Dauer verarscht vorkommen.

Evil
23.06.2006, 10:43
Das kann man so pauschal nicht sagen, bei den niedergelassenen Fachärzten hängt das sehr stark von der Richtung ab.

Niedergelassene Augenärzte fahren momentan mit den Einnahmen (nicht Umsatz!) nicht weit über der schwarzen Null.

funny
23.06.2006, 10:43
@M.Cushing

ich nehme an, du meinst mit 5500 Zacken Brutto-Zacken, denn 5500 Netto-Zacken / Monat sind kein Gehalt über das man sich beklagen sollte

Also verdient ein Niedergelassener 5500 * 7 ? Aber hängt das nicht auch total vom Fachbereich ab?

test
23.06.2006, 11:54
Es gibt mit Sicherheit niedergelassene die das 7-fache eines OA verdienen, aber ichglaube auf die Breite gesehen sind die Zahlen von dem KV Vorstand nicht so unrealistisch.
Und als OA hat man nach neuem Tarifvertrag 71 bis 81 000 im jahr je nach Altersstufe ohne das riesige finanzielle Risiko der NIederlassung. Insofern denke ich, vor allem in Fächern, in denen man nicht so viele IGEL Leistungen anbieten kann, eine Überlegung wert.
Ich denke es hat schon einen Grund warum so viele Praxen leer bleiben auf dem Land. Wenn es dort das 7 fache eines OA Gehalts gäbe, könntest du dir sicher sein, dass es keine einzige leer stehende Praxis gäbe. :-meinung

M.Cushing
23.06.2006, 15:19
Das was der KV-Mann da bequengelt, bezieht sich wohl auf Hausarztpraxen.

Nur: als Facharzt für Allgemeinmedizin werde ich auch kein OA.

Als Facharzt, sagen wir in einem operativen Fach mit Belegbetten oder als Internist mit vielen Prozeduren (Colo, HK) verdienst du als niedergelassener ein mehrfaches. Auch heutzutage. Extrembeispiel z.b. Augenarzt oder Orthopäde, da kann eine Praxis schonmal ne halbe Million Umsatz machen.

Wenn du als Facharzt für Orthopädie die gleiche OP im KKH als Oberarzt machst, bringst du das Geld nur für das Krankenhaus rein, wirst aber schlecht bezahlt.

Facharztpraxen stehen auch nirgends leer, nur Allgemeinarztpraxen. Und hier auch nur die, die sich nicht lohnen, also die in irgendwelchen Dörfern. Und das ist auch OK so, warum muss den in Deutschland jedes Dörfchen seine eigene Praxis haben?

Nein, sollange es nicht ein Kollegialsystem gibt wie in der Schweiz oder in den USA, wo der Facharzt auch wirklich das abrechnet, was er arbeitet, ist die OA-Position Ausbeutung.

Die Niere
23.06.2006, 16:16
Nein, sollange es nicht ein Kollegialsystem gibt wie in der Schweiz oder in den USA, wo der Facharzt auch wirklich das abrechnet, was er arbeitet, ist die OA-Position Ausbeutung.Wo gibt es das denn hier in CH,dass ein OA für exakt seine geleistete Arbeit entlohnt wird? Wenn man Glück hat bekommt man eine Poolbeteiligung...mehr nicht.

gruesse, die niere

Evil
23.06.2006, 16:20
Extrembeispiel z.b. Augenarzt oder Orthopäde, da kann eine Praxis schonmal ne halbe Million Umsatz machen.
Diese Information ist definitiv falsch, insbesondere bei Augenärzten, ich wiederhol mich gerne.
Was hast Du für Quellen?

funny
23.06.2006, 16:22
Ich denke, es wird wie in etwa folgendermaßen sein:

Ist man ein etablierter Augenarzt mit Privatpraxis in München, rollt der Rubel.
Ist man hingegen ein Normalo-Augenarzt/Internist/etc. in der Nähe einer Kleinstadt, dann könnte das Gehalt = eines KH-Arztes sein!

Liege ich da richtig?

PS: Und als Angestellter (Arzt, Anwalt egal) kriegst du nirgends 1:1 das raus, was du für das Unternehmen erwirtschaftest, bei dem du angestellt bist. Das war ja schon immer und überall so und Anreiz zum Sich-Selbständigmachen...

Evil
23.06.2006, 16:29
Momentan ist das mit der Kleinstadtpraxis eher schlechter, weil Du ja selbstständig bist.
Wenn man geschickt wirtschaftet und z.B. viel operiert, kann man schon einiges verdienen. Aber da kenne ich einige Beispiele von Ärzten, die den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen und OPs aufschwatzen, diese Möglichkeit hast Du im KH natürlich nicht.

Und ich bin da ehrlich gesagt auch nicht von begeistert, daß man solche Methoden anwendet, um finanziell ganz gut dazustehen.

Neamtz
23.06.2006, 18:31
Stimmt schon, daß man in der Großstadt mehr verdient.
Ausgenommen ist natürlich eine kleine Klinik in einer kleinen Stadt am Bodensee...
Aber normalerweise ist doch auch ganz klar, daß man in ner größeren Stadt als Arzt mehr Geld verdienen kann. Mehr Einwohner im näheren Umkreis pro Arzt führt zu höheren Einnahmen pro Arzt führt dazu, daß man leichter und höhere Krediten aufnehmen kann führt dazu, daß man mehr und bessere Geräte kaufen kann führt dazu, daß man mehr Leistungen anbieten kann führt zu mehr Geld und mehr Privatpatienten.
Auf der anderen Seite hat man so natürlich auch ein höheres Risiko zu tragen, wenn die Patienten dann doch ausbleiben...
Aber wer das Risiko scheut macht sich auch nicht selbstständig.