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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizin um jeden Preis?



HonorisCausa
06.07.2006, 19:34
Acht Wartesemester sind bei mir mittlerweile ins Land gegangen und noch immer ist das Ziel nicht wirklich greifbar.

Aber wie ist es bei Euch? Die meisten in diesem Forum sind bereit die Lange Zeit zu überbrücken, machen eine Ausbildung, oder versuchen auf einem anderen Weg die Zeit sinnvoll zu nutzen. Doch ist es das Medizinstudium wirklich wert diese lange Zeit in Kauf zu nehmen, um nach mindestens vier Jahren dann seine Sachen zu Packen um Familie, Freundin/Freund und eventuell Beruf zu verlassen?

Diese Frage richtet sich bespnders an all die Langzeitwarter, die mindestens sechs Wartesemster zusammen haben!

Xylamon
06.07.2006, 19:42
Bin mir net sicher.

War im ersten Moment versucht, ja um jeden Preis anzuklicken, aber bin davor doch zurückgeschreckt. Einerseits kann ich mir kein anderes Studium vorstellen, welches mich ähnlich fordern und interessieren würde und keines an dessen Ende ein Berufsbild steht, dass eine solche Faszination auf mich ausübt. Andererseits ist es für mich gleichermaßen unvorstellbar, 5 Jahre in Warteschleife zu verbringen.
Mal gucken, was das nächste dreiviertel Jahr bringt - noch sind nicht alle Optionen ausgeschöpft!

agouti_lilac
06.07.2006, 19:45
Hallo,

also, ich schwanke zwischen höllischer Angst und Riesen-Vorfreude, jetzt wo alles so greifbar nah erscheint, nach 10 Wartesemestern. (Okay, das hab ich jetzt zum SoSe auch schon gedacht und nix wars:-oopss ).

Aber eigentlich muss ich sagen, ich freue mich zur Zeit darauf, hier mal rauszukommen. Ich lebe schon mein ganzes Leben hier und fühle mich immer mehr und mehr "eingeengt", sozial, kulturell, intellektuell,... . Im Moment bin ich eher begierig, neue Dinge/Leute, etc kennen zu lernen und ganz neue Erfahrungen zu machen (die Andere schon 5-6 Jahre früher machen).

Klar wird es mir schwer fallen, meine Familie, meine Freunde, mein Zimmer, mein Auto
(:-blush) hinter mir zu lassen, aber das ist der Lauf der Dinge. Ich denke, dadurch wird mir auch klar werden, was sie mir wirklich bedeuten (naja, bis auf mein Auto halt :-)) ).
Ich freue mich auch darauf, unabhängiger zu sein (soweit das als Bafög-Empfängerin geht :-) ) und ein eigenes kleines Reich aufzubauen, eine neue Stadt kennen zu lernen und so.

Ich merke auch einfach, dass meine Zeit hier vorbei ist: Schule, das FSJ, die Ausbildung und jetzt das Jobben... .

So, das waren ein paar meiner Gedanken dazu... es gibt, wie gesagt, auch Tage, da laufe ich rum mit der puren Angst im Gesicht vor diesem "Terror incognita", aber heute nicht. :-)

LG, lilac

LaTraviata
06.07.2006, 20:45
ich bin zwar noch keine Langzeitwarterin mit meinen läppischen vier Semestern, jedoch wird meine "Karriere" darauf hinauslaufen :-D!
Ich sehe mich eindeutig in spätestens drei Jahren als Medizinstudentin und die Zeit bis dahin, die mir evtl. noch bevorstehen wird, sehe ich als Herausforderung an, das Beste daraus zu machen und mich, mein Leben und meinen Horizont Stück für Stück weiterzubringen.
Falls all meine Alternativen sich im Nirgendwo verlieren sollten und es erneut Absagen von allen Seiten hageln sollte, werde ich nach Spanien gehen, dort arbeiten und mindestens zwei Jahre dort bleiben. Es geht darum, sinnvolle Betätigungen zu finden, die ich nicht als "verlorene" Zeit betrachten werde und ich auch in fünf oder zehn Jahren noch sagen kann "das hast Du richtig gemacht!".
Sicherlich möchte ich endlich hier weg, endlich mein eigenes Leben führen und das Allerliebste wäre mir ein Studienplatz in meinem Wunschfach - wenn das jedoch nicht geht, so trägt es mich trotzdem ins Ausland, schließlich öffnen drei oder vier gut beherrschte Fremdsprachen auch später noch Türen und die Zeit, auch dies noch zu lernen, wird mir de facto im Studium nicht bleiben.
Ich werde mein Herz und meinen Verstand einsetzen, um irgendwann Medizinstudentin zu sein! Nicht um alles in der Welt, aber einiges aus meinem Leben würde ich wohl schon aufgeben, um diesem Ziel ein wenig näher zu kommen :-meinung!!!

nadie
06.07.2006, 20:53
Hey!

Ich habe gerade mal zwei Wartesemester gesammelt, aber ich antworte hier trotzdem mal.

Medizin ist das was ich von Anfang an (naja, ganz früher war es mal Busfahrerin :-oopss ) machen möchte.
Ich überbrücke meine Wartesemester sehr sinnvoll mit einer Ausbildung zur OTA. Und sollte es nach den drei Jahren Ausbildung nicht gleich mit einem Platz klappen (ich will es aber stark hoffen), dann werde ich so lange in dem Beruf weiter arbeiten, bis ich einen Platz bekomme. Ganz so aussichtslos ist es bei mir ja zum Glück nicht. Ich wusste eigentlich schon immer was ich will und ich WILL Medizin studieren.. koste es was es wolle!

Grüße
nadie

agouti_lilac
06.07.2006, 21:10
Hallo,

also, ich schwanke zwischen höllischer Angst und Riesen-Vorfreude, jetzt wo alles so greifbar nah erscheint, nach 10 Wartesemestern. (Okay, das hab ich jetzt zum SoSe auch schon gedacht und nix wars:-oopss ).

Aber eigentlich muss ich sagen, ich freue mich zur Zeit darauf, hier mal rauszukommen. Ich lebe schon mein ganzes Leben hier und fühle mich immer mehr und mehr "eingeengt", sozial, kulturell, intellektuell,... . Im Moment bin ich eher begierig, neue Dinge/Leute, etc kennen zu lernen und ganz neue Erfahrungen zu machen (die Andere schon 5-6 Jahre früher machen).

Klar wird es mir schwer fallen, meine Familie, meine Freunde, mein Zimmer, mein Auto
(:-blush) hinter mir zu lassen, aber das ist der Lauf der Dinge. Ich denke, dadurch wird mir auch klar werden, was sie mir wirklich bedeuten (naja, bis auf mein Auto halt :-)) ).
Ich freue mich auch darauf, unabhängiger zu sein (soweit das als Bafög-Empfängerin geht :-) ) und ein eigenes kleines Reich aufzubauen, eine neue Stadt kennen zu lernen und so.

Ich merke auch einfach, dass meine Zeit hier vorbei ist: Schule, das FSJ, die Ausbildung und jetzt das Jobben... .

So, das waren ein paar meiner Gedanken dazu... es gibt, wie gesagt, auch Tage, da laufe ich rum mit der puren Angst im Gesicht vor diesem "Terror incognita", aber heute nicht. :-)

LG, lilacOi, das war ein ganz klassisches "Thema verfehlt".

Richtige Antwort auf deine Fragen: Ich bin/war bereit, einiges fürs Studium zu tun, doch bei weitem nicht alles. Jetzt muss sich halt rausstellen, ob es das wert ist, wie du schreibst. Irgendwie glaube ich da schon dran. :-)

DeKl
06.07.2006, 21:12
das muss jeder für sich selbst wissen, prioritäten wollen gesetzt werden. ich sehe nicht das problem, daß man irgendwann zu alt ist um etwas aus seinem leben zu machen. was bedeutet es, etwas aus seinem leben zu machen? meiner meinung nach gibt es so viele möglichkeiten in seinem leben etwas anzufangen, was einem spaß macht. und wenn es dann nichts akademisches wird, dann wird es eben nichts akademisches. und wenn es nichtmal eine ausbildung ist, wird es halt nichtmal eine ausbildung. nicht erstrebenswert, aber in der welt gibt es so viele möglichkeiten. man muss sich nur vergegenwärtigen, daß die welt nicht an deutschlands grenzen aufhört. es wird sich sicherlich ein plätzchen für mich finden und wenn ich beruflich keine große leuchte werde, dann ist das nicht schlimm. es gibt wichtigere bereiche. ich habe lust das mit der medizin mal zu versuchen, wenn es nichts gibt, dann habe ich es probiert. sollte es klappen, dann weiß ich trotzdem nicht, ob ich auch als arzt arbeiten will, denke eigentlich, daß das eher nicht der fall ist. vielleicht mache ich ja noch was anderes. aber das habe ich mir jetzt erstmal vorgenommen, weil es mich interessiert. also werde ich es mal versuchen. und wenn es gar nichts gibt, muss man ehrlich sagen, es ist nur ein leben, das sollte man nicht überbewerten :-)

um mich agouti mal anzuschließen: es gibt auf jeden fall grenzen. die sollte es bei allem geben. es gibt immer so viele möglichkeiten, also ist einschränken irgendwie albern. dennoch muss ich sagen: ja, ich probiere es und werde die zeit warten. lebe aber auch bis dahin ein wenig vor mich hin und sehe die zeit nicht als vertan an und ich sehe auch nicht, daß ich dabei irgendwas riskiere oder irgendwelche famosen opfer bringe.

HonorisCausa
06.07.2006, 21:14
ich bin zwar noch keine Langzeitwarterin mit meinen läppischen vier Semestern, jedoch wird meine "Karriere" darauf hinauslaufen !!!

Das sechste Wartesemester war wohl bei mir die magische Grenze, an der mein ungebremster Optimismus langsam ins Wanken geriet. Ich bin schon damals für die Ausbildung in eine andere Stadt gezogen, habe neue Menschen kennen gelernt und auch meine Freundin. Jetzt wieder alles aufgeben, neu anfangen, auch wenn man hier glücklich ist? Warum kann man sich nur so unglaublich schwer etwas anderes vorstellen, wenn man diesem Studienwunsch hinterher läuft??

wuzzla
07.07.2006, 11:08
Will kein Schwarzmaler sein, aber macht euch lieber immer wieder klar dass die DERZEITIGE Wartesemesterzahl nur ein ganz grober Richtwert ist. Wenn es dieses Jahr 10WS werden sollten, heißt dass es aus dem 2002 Abi-Jahrgang noch immer niemand über die WS geschafft!
Zur Erinnerung: Der starke Bewerbungsanstieg fing ca. 2002 an. Damals war die WS Anzahl bei 6. Das heißt die die damals angefangen haben zu warten (mit gerade anfangendem "Boom") und dachten sie kämen nach 3 Jahren zum Platz werden es vielleicht (großes Fragezeichen) nach 10-11Ws schaffen.

Stellt sich die Frage wie die Entwicklung weitergeht:
-Steil nach oben, weil danach weiteres extremes Wachstum angesagt war.- Kennt noch jmd Zahlen? Waren doch immer so 16% zusätzliche Bewerber jedes Jahr oben drauf?

Muss man irgendwie nur eins und eins zusammenzählen oder?
:-stud
Meine Prognose: Ws-Zahl würd irgendwann an die obere Grenze stoßen (ca. 3-4 Jahren)

wuzzla
07.07.2006, 11:13
...und noch ne Kleinigkeit: Mein Rang in der Ws-Schleife hat sich seit 02 jedes Mal wieder kontinuierlich verbessert. Also Rang minus Bewerber über WS

MarkusM
07.07.2006, 11:47
Auch ich bin nicht bereit alles zu tun, um Medizin zu studieren. Grenzen sind sicherlich da. Wo die aktuell sind. Keine Ahnung. Nach acht Wartesemestern sehe ich das alles zwischenzeitlich auch lockerer.

Warum sollte ich mein Leben zwanghaft an etwas orientieren, was ich zwischenzeitlich nicht mehr beeinflussen kann (mal die Klagerei, anderes Land usw. ausssen vor gelassen). Man weiß nie was morgen passiert. Ich lebe mein Leben mit oder ohne Medizin. Aber trotzdem interessiert mich das Fach sehr. Also probier ichs einfach. Keine Lust irgendwann mit 40 zurück zu schauen und zu denken, hätte ich damals noch 1-2 Jahre gewartet.

Die Wartezeit ist für mich auch nicht vertan. Hab mich selbstständig gemacht, Mitarbeiter gehabt, viel Geld verdient, viel Geld verloren. Aber am Ende bin ich um sehr viele Erfahrungen reicher. Ich glaube das möchte ich nicht missen.

Letztenendes ist jeder für sein eigenes Leben verantwortlich. Damit auch für solche Entscheidungen, ob er solange warten möchte oder nicht. Aber der Weg des geringsten Widerstandes ist nicht immer der Beste.

little_lunatic
07.07.2006, 11:48
ich weiß, dass ich noch nich so viele wartesemester auf dem buckel habe - mag aber trotzdem (wie immer :-)) ) meinen senf dazu geben:
als ich 2000 oder so mal wieder in einer zvs oder hochschulinfo-versanstaltung saß bekam man mit 2,0 noch einen platz und musste ansonsten ca 6 semester warten. und ich weiß noch wie ich irgendwann bei einer uni mit sport-lehramt 10 wartesemester gelesen hatte und dachte "wahnsinn!! 5 Jahre warten! auf sport?! das ist doch krank..." und jetzt erwarte ich mit grauen den diessemestrigen bescheid mit ebenso 10 wartesemestern. 8 war bei mir geistig immer so die machbare grenze. das wären ab jetzt noch 3,5 jahre. 3 davon wahrscheinlich in ausbildung. wer weiß ob es nicht irgendwann 14 wartesemester sind.
trotz allem ist momentan die motivation meist größer als der frust - also gehts weiter zumindest solange die warterei ertragbar und finanzierbar ist. mit kind würde ich das alles z.b. nicht durchziehen (während dem studium wär´s was anderes obwohl auch schwer zu managen). natürlich bleibt es letztendlich nur ein beruf. aber wenn ich irgendwo mit leidenschaft dahinterstehe beiß ich mich durch.

Adrenalino
07.07.2006, 20:54
Sehr schönes Thema und super Beiträge hier!
Ich würde mich dem anschließen, dass es Grenzen gibt. Es fällt zudem auch auf, dass diejenigen, die schon länger warten, das auch so sehen... Hm.
Mit der Zeit tauchen einfach so Fragen auf; man fragt sich selbst, ob es wirklich -keine- einzige Alternative ausser der Medizin gibt.. Hat man sich schon darauf "versteift"? Es werden einem die ganzen (schwerwiegenden) Nachteile von Studium und Beruf bewusst. (Nachzulesen auch in Threads wie "Alltag eines Arztes")
Ich würde behaupten, mit wachsender Lebenserfahrung (in der Wartezeit ;-) ) merkt man deutlich, dass es im Leben nicht auf -DEN- Superjob ankommt und der Schlüssel zum Glück oft wo ganz ander begraben ist, dass Medizin halt auch eben "nur ein Job" ist.
Und dann wieder die Frage: "Wieso tue ich mir das alles an? MUSS das sein..?"
KANN ein Job, der superstressig ist und die Gesundheit der eigenen Psyche annagt, die Zeit für sich selbst, für Familie, Freundin und Freunde nimmt gut für einen sein..?

Manchmal könnt ich mir wirklich den Kopf rauffen für diese ganzen Fragen, die mir im Kopf rumschwirren. Aber letzendlich kommt doch raus "Verdammt, mich interessiert dieses Medizin Zeugs einfach, und ich finds irgendwie geil!"

Und somit bin ich ein klein wenig verzweifelt und treibe dennoch weiterhin Schritt für Schritt auf mein Ziel hin, das Studium der Medizin zu beginnen...
Zumindest kann mans ja mal anfangen und probieren; schauen wie weit wir kommen. Anima (Seite 2) hat das schon sehr treffend formuliert finde ich!
Würde ich auch so sehen.

Tja, und sind wir jetzt schlauer? Ich würde sagen, nein.
Mein Beitrag endet somit mit einem...
?