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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : So'n Büchlein?



Lava
06.07.2006, 21:34
Irgendwie stehe ich immer noch wie der Oche vorm Berg mit dem Schreiben meiner Diss. Im Labor liegen zwar ein halbes Dutzend Exemplare herum, in denen ich schonmal geblättert habe, aber berauschend ist das irgendwie alles nicht. Und wenn ich mal was finde, was mir gefällt, will ich es ja nicht 1:1 abschreiben und finde es wiederum schwer, das gleiche in anderen Worten auszudrücken. Und überhaupt. Derzeit weiß ich nicht wie ich was schreiben und soll. Auch so Sachen wie Zitieren ist mir ein Buch mit sieben Siegeln.

Lohnt sich da eins dieser Bücher zum Thema Doktorarbeit? Stehen da wirklich hilfeiche Tipps drin? Und wenn ja: welches Buch ist empfehlenswert?

Tombow
06.07.2006, 22:56
Am besten Doktorarbeiten von vorherigen Doktoranden lesen, die unter deinem Doktorvater promoviert haben. Aber nicht sonderlich aufmerksam lesen, sondern eher wie ein Roman. Lesen und zur Seite legen. Dadurch bekommst Du schon ein Gefühl dafür, was für ein Stil dein Doktorvater bevorzugt und was für Sachen er gerne sieht. Deine eigene Diss dann am liebsten mit besagten Büchern außer Reichweite schreiben. Einzige Ausnahme - wenn Du an allgemeinen Teilen arbeitest und nach zu zitierender Literatur zu der oder der Fragestellung suchst, sowas läßt sich leicht aus früheren Doktorarbeiten übernehmen. Aber unbedingt auch durch PubMed-Suche abgleichen, kann sein, daß inzwischen neue Erkenntnisse da sind, die dich weiterbringen.

Zu der Gliederung der Arbeit allgemein, dem Seitenlayout und so dürfte schon einiges in der Promotionsordnung oder den entsprechenden Merkblättern deiner Fakultät stehen. Hier und da wird auch die Nomenklatur beim Zitieren dadurch geregelt.

Zur Zitierweise allgemein - wird in Deutschland eigentlich durch die DIN1505 geregelt, eine gute Übersicht findet sich hier (http://www.din1505.informationskompetenz.net/) (unter Information/Editorial/vollständiger Satz von 4 DIN-gerechten BibTEX Style-Dateien). Die meisten Programme zur Literaturverwaltung aber nehmen dir diese Arbeit ab.

Ansonsten - bis auf offensichtliche Wahrheiten mußt Du jede Aussage, die Du machst und die von Bedeutung ist, durch Zitate belegen. Daß zum Beispiel die Thrombozyten kein Zellkern haben oder Mitochondrien eigene DNA, das brauchst du nicht durch Zitate untermauern. Wenn du aber die Aussage machst, daß zum Beispiel das PDGF eine angiogene Wirkung hat, dann muß schon ein Zitat her. Bei allgemeinen oder gut akzeptierten Aussagen reicht es hier, auch Reviews zu zitieren, je nach Geschmack auch mit dem Hinweis: "as reviewed by XYZ et al.). Je detailierter die Aussagen sind, dann umso mehr Originalarbeiten zitieren. Machst Du die Aussage "IGF-1 hat angiogene, neuroprotektive, antiapoptotische und proliferationsinduzierende Wirkung", so genügt auch ein entsprechendes Review zum Thema. Aber wenn du sagen willst, daß diese Wirkungen über PI3K als second messenger vermittelt werden, dann ist eine Originalarbeit zitieren ein Muß. Je nachdem, wie gut das Thema erforscht ist und wie wichtig die für deine Fragestellung ist, dann auch mehrere Arbeiten dazu zitieren. Liegen mehrere Arbeiten zum Thema vor, die alle als Zitate geeignet ist, dann je nach Kontext entweder die erste veröffentlichte oder die beste zitieren. Hier vielleicht auch Rücksicht auf den Geschmack deines Doktorvaters nehmen. Wenn zwei oder mehr Aussagen zwar separate Aussagen, aber eng miteinander verknüpft sind, dann kannst du auch am Ende des Satzes zitieren, statt den Satz in der Mitte durch ein Zitat zu unterbrechen. Zum Beispiel: "IGF-1 hat mitogene Wirkung auf Gefäßendothelien, die von PTEN als PI3K-Inaktivator gehemmt wird." Der Satz macht zwei Aussagen - eine über die Wirkung und die andere über die Effekte von PTEN. Hier kannst du die zwei Paper, die diese Aussagen untermauern, am Ende des Satzes zitieren. Last but not least, eine einmal gemachte Aussage, brauchst du nicht immer wieder durch dieselben (oder anderen) Zitate zu belegen. Einzige Ausnahme - wenn in der Diskussion Teile oder Aussagen aus der Einleitung wiederverwendet werden und wichtige Punkte sind, dann wieder zitieren.

Soviel von mir zum Thema, hoffe, es hilft. Und bitte, was ich über IGF-1 geschrieben habe, gleich wieder vergessen, war nur als Beispiel gedacht. Bin mir nämlich überhaupt nicht sicher, kenne mich damit nicht so gut aus.

Kackbratze
07.07.2006, 06:21
Bücher die für sowas geschreiben wurden, entsprechen häufig nicht den Anforderungen, die dein Betreuer an Deine Arbeit stellt.
Im Buch stehen zwr interessante Sachen drin, aber die können auch verwirren, insbesondere wenn die Schwerpunkte anders liegen...

Ich hab so ein Buch geschenkt bekommen und konnte es glücklicherweise bei Ebay loswerden. Ich fand es war zu allgemein gehalten und hat mir nicht wirklich geholfen, sondern mich eher verwirrt.

Die alten Dissertationen des gleichen Betreuers sind wesentlich aufschlussreicher!!! :-meinung

Lava
07.07.2006, 14:43
Was ich bei allen Arbeiten doof fand, die ich bisher gelesen habe und die aus meinem Labor stammen, ist, dass die Zitate bzw die Quellen ÜBERHAUPT NICHT aus dem Text ersichtlich sind. Da wird einfach fröhlich drauf los geschrieben ohne Quellenangabe, ohne Ziffer, ohne Fußnote. Und die "zitierten" Papers werden am Ende einfach alphabetisch im Literaturverzeichnis aufgelistet. Das geht doch gar nicht, oder???

Da ich nämlich gerade am Methodenteil schreibe, frage ich mich, ob ich da überhaupt was zitieren muss. Ich beschreibe ja schließlich nur, was ich gemacht habe. :-nix

@Tom: Danke für die Hinweise, das wird mir schonmal weiterhelfen. Schwierig wird es wohl bei der Einleitung, wenn ich z.B. was über die Pathogenese der Arteriosklerose schreiben will. Das kann ich mir ja nicht ausdenken, das existiert ja alles schon. Da muss ich dann wohl unterscheiden zwischen den allgemein anerkannten Tatsachen, wie du sagst, und den spezielleren Aussagen, die ich dann zitieren müsste.

In einer Arbeit hat jemand häufig aus dem Schmidt/Thews zitiert, bsp. als sie was über Gerinnung zur Einleitung geschrieben hat. Ist das OK so? Ich meine, sonst müsste man ja irgendwelche uralt Paper raussuchen, die die Gerinnung beschreiben.....

apple
07.07.2006, 14:54
@Janine:
Hab auch einiges aus dem Schmidt/Thews bzw. auch aus anderen Büchern rausgesucht, das geht.
Im Material und Methoden Teil hab ich auch einige Zitate, z.B. gibt es bei mir paper über das Gerät, mit dem ich gearbeitet hab und Untersuchungen damit oder über die Parameter, die ich ausgewertet hab.
Ich denke, nur am Ende das Lit.verzeichnis zu haben ohne in den Text den Autor oder eine Nummer zu schreiben, geht nicht.

Tombow
07.07.2006, 15:14
Was ich bei allen Arbeiten doof fand...dass die Zitate bzw die Quellen ÜBERHAUPT NICHT aus dem Text ersichtlich sind.

Hast recht, das ist nicht nur sauerei, das geht GARNICHT. Wie sowas durchgegangen ist, weiß ich echt nicht. Zu der Syntax - es gibt mehrere, das wird entweder (allgemein) durch DIN1505 geregelt oder durch das Promotionsmerkblatt deiner Fakultät. Mehr dazu in dem Link, was ich in der Erstantwort gepostet habe. Oder einfach nach "DIN 1505" googlen.


Da ich nämlich gerade am Methodenteil schreibe, frage ich mich, ob ich da überhaupt was zitieren muss.
Unter Umständen schon, wenn methodenbedingt auch Mißverständnisse oder Kritikpunkte auftreten können. In meiner Diss mußte ich zum Beispiel nachweisen, daß die bei der Fluoreszenzmikroskopie verwendeten Filter gegen eine bekannte und unerwünschte Inteferenz (könnten nämlich auch ein anderes verwendetes Farbstoff bei falscher Verwendung detektieren) durch die Verwendung von spezifischen Vorfiltern abgesichert wurden. Und da es sich um einen wissenschaftlichen Zankapfel handelte, mußten Zitate her. Gutes Beispiel wäre hier auch der ewige Zankapfel der Apoptosedetektion durch TUNEL (hier ist man sich uneinig, ob die Methode so spezifisch ist), da müßten schon Zitate auch im Methodenteil her.


Schwierig wird es wohl bei der Einleitung, wenn ich z.B. was über die Pathogenese der Arteriosklerose schreiben will. Das kann ich mir ja nicht ausdenken, das existiert ja alles schon.......In einer Arbeit hat jemand häufig aus dem Schmidt/Thews zitiert, bsp. als sie was über Gerinnung zur Einleitung geschrieben hat. Ist das OK so?
Ja, es ist OK so. Bei allgemein anerkannten Tatsachen kannst du aus Büchern zum Thema (INKLUSIVE LEHRBÜCHERN) oder aus einem guten Review zitieren, wo über sowas eine Übersicht gegeben wird.

Hoffe, das hilft dir weiter.

Flemingulus
07.07.2006, 15:39
Wobei ich finde, dass das zitieren aus LEHRbüchern für Studis nicht sooooo souverän rüberkommt. Ich mein das geht schon, aber schöner wär schon ein Pubmed-gelisteter Review oder ein FACHbuch. Für letzteres gibts keine so umfassenden online-Recherche-Tools, aber Dein Betreuer hat ja vielleicht was Passendes. Am schönsten natürlich, wenns auf englisch ist, weil Du dann zum Übersetzen gezwungen bist und damit nicht in die Versuchung kommst wörtlich zu zitieren, was zwar viel praktiziert wird und auch meistens durchgeht aber ganz eigentlich höchstens in Gänsefüßchen und mit klarer Quellenangabe erlaubt ist und dann eigentlich nur für irgendwelche ganz tollen Statements sinnisch ist.

Na und wegen zitieren im Methodenteil: Du musst auf jeden Fall schreiben wie Dus gemacht hast, Dich also nicht rausreden mit "Der Proteingehalt wurde nach Bradford (1976) bestimmt punktfertigaus." Aber ZUSÄTZLICH wären Zitate schon eher nett.

Bloß im Ergebnisteil haben Zitate normalerweise nix zu suchen (obwohl da manche Unis/Betreuer auch nicht so streng sind und es bei Veröffentlichungen immer üblicher wird auch im Result-Teil Zitate einzubasteln).

Und mach Dir ja keine Hoffnungen, das Schreiben würd jetzt einen deut besser als frustrane Laborarbeit *Desilusioniermodus on* Es wird schlimmer. Pfuiteufel. Aber da es ja hier ganzganz viel moralischen Beistand :-keks gibt, klappt das schon! Latürnich! :-dafür