PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Digoxin-Intoxikation



tirili
16.07.2002, 12:02
Hallihallo Ihr,
Ihr kennt Euch ja teilweise immer so prima aus, so dass ich meine Frage mal hierhin poste:
Es geht um einen Suizid mittels Novodigal. Dieser Patient wurde mit einem viel zu hohen Serumspiegel (weit über 20) und einer Bradyarrhythmie eingeliefert, die mit Atropin behandelt wurde (nach Atropin 60 bpm).
Des weiteren wurde nicht viel getan und ca. 12 Stunden später verstarb der Patient.
Meine Frage nu:
Man lernt doch in Examen immer was über Digitalis-Antitoxin.
Hätte das nicht was gebracht? Ist das überhaupt "vorrätig" auf Intensivstationen oder hätte man es schnell genug besorgen können?
Meiner Meinung nach hätte man da doch mehr versuchen müssen, oder? (Kenne mich leider nur mit Digitalis und so zu wenig aus).

Danke im voraus schon mal
Kerstin

xxxxmr
16.07.2002, 12:49
Hi !
Genau diese Problematik spiegelte sich im "Tatort" am vergangenen Sonntag (20.25 auf ARD) wieder: Junger Pat mit Digitalis-Intox. Zwar ist es wohl nicht der Weisheit letzter Schluß sich darüber in Krimis zu informieren, aber hier wurde an diesem Beispiel kurz und bündig erklärt, was machbar ist: Ist die Diagnose rechtzeitig gestellt, ist die Intoxikation reversibel. Aber wer denkt schon als erstes an Digitalis ???
Gruß
Jens

Peter Artz
16.07.2002, 12:55
Ich hatte bei mir in der Klinik den ähnlichen Fall, nur dass wir ein Antidot einsetzten, und so den Pat. retteten.

Ich habe von unserem Oberpharmazierat nachher erfahren, dass das Antidot wohl sehr sehr teuer ist, so mehrere tausend Mark, weshalb wohl nicht alle kliniken das vorrätig haben.

Wir haben das Glück, eine Zentralapotheke zu haben, und wir versorgen damit noch weitere KH in der Umgebung, sodass wir aus das Digitalis-Anitdot wohl dahatten.

16.07.2002, 12:56
den Krimi hab ich nich gesehen....
es ist ein realer Fall, und ein Angehöriger will nun den behandelnden Intensivarzt verklagen. Im großen und Ganzen geht es dabei wirklich um das Antitoxin.
Dummerweise steht ja in den Lehrbüchern auch nicht das meiste dazu und ich hab zur Zeit keine Möglichkeit, in eine Bibliothek zu gehen.
Aber was ich halt wirklich merkwürdig finde:
Diagnosestellung um 11 Uhr (Vergiftung nicht soooooo viel früher, da Patient in Psychiatrie war) und Tod um 22 Uhr - normalerweise hätte man da doch was tun können, oder?

Nico
16.07.2002, 14:03
Hmmm.....wär ja schon interessant zu wissen, wie die Befunde aussahen.
K-Spiegel in den Erys, EEG?

Wenn er genug genommen hat, kann es zu einer Schädigung des ZNS gekommen sein....

Um etwa 1 mg Digoxin im Körper zu binden, werden 80 mg Digitalis-Antidot benötigt.
( Wieviel mg hat er genommen?)

Gruß
Nico

16.07.2002, 18:31
Hi!
Ich würde einfach mal beim Giftnotruf z.B. in München anrufen und denen diesen Fall schildern. Du sagst einfach du hättest einen Patienten der x mg von Novodigal vor der Zeit x eingenommen hat und der Pat. wiegt x kg. Was sie dir vorschlagen welche Maßnahmen du ergreifen sollst.
Dann kannst du auch nach dem speziellen Antidot fragen.

Tel.:089/19240

Die Idee ist vielleicht ungewöhnlich, aber wenn ich im Rettungsdienst einen Patienten habe der irgenwas genommen hat rufe ich da ja auch einfach an und bekomme die nötigen Infos.

Ich würde es probieren.

Sabrina

Peter Artz
16.07.2002, 22:11
Stimmt ist auch noch ne gute Möglichkeit! :-dafür