PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Glukosediät bei Krebs?



Afri
29.07.2006, 10:10
Ich habe da mal ne Frage:
Bekannte meiner Mutter haben zwei Kinder mit Augentumoren. Bei dem älteren Kind ist eigentlich wieder alles in Ordung nach Chemotherapie als Säugling und jahrelanger Einnahme der Dr.-Rath-Vitamincocktails (kein Kommentar dazu).
Das Mädchen allerdings hat von ehemals 6 tumoren noch einen, der auch mit Chemo nicht wegging und so haben die Eltern sich an irgendwelche Alternativmediziner gewandt. Jedenfalls haben diese empfohlen, dass das Kind keine Glukose mehr bekommen soll, um den Tumor quasi auszuhungern. Und in den ersten 4 Wochen ist er wohl wirklich geschrumpft. Kann mir das jemand erklären?
Betreiben Krebszellen einen anderen Stoffwechsel als normale Zellen?

Bier
29.07.2006, 10:52
Hallo,

also bei dem Wort Dr. Rath könnte ich den Eltern besagter Kinder schoneinmal an die Gurgel springen, da reagiere ich ganz allergisch! Benutz mal die Suche hier im Forum oder les die den neutralen Wikipedia-Artikel durch http://de.wikipedia.org/wiki/Matthias_Rath.

Die Glukosefreie Diät bei Krebs ist auch Mumpitz, dieser Mist vermengt Halbwahrheiten zu einer im wahrsten Sinne des Wortes unausgegorenen Theorie: Ich denke, du beziehst dich da auf die komische Gärungstheorie der Krebszellen. Z.B. diese Schei$$e hier http://josef-stocker.de/gesund4.htm

So, das muss reichen, man kämpft halt gegen Windmühlen.

EDIT: achso, zu deiner anderen Frage. Grundsätzlich stehen den meisten Krebszellen ob ihrer Undifferenziertheit so ziemlich alle Stoffwechselwege offen. Aufgrund ihrer hohen Stoffwechsel- und Proliferationsaktivität besteht natürlich oft ein hoher Glukoseumsatz. Da das unkontrollierte Wachstum oft Sauerstoffangebot und Nachfrage in eine negative Bilanz gleiten lässt (oftmals in Kombination mit schlechter Gefässversorgung), spielt auch die anaerobe Glykolyse ("Gärung") eine wichtige Rolle.

Monty
29.07.2006, 10:57
Klingt nach Grütze, meiner Meinung nach. Die Leber hält so oder so einen gewissen Glucosespiegel im Blut aufrecht um die obligaten Glucoseverbraucher zu versorgen (Erythrozyten, NNM, ZNS). Und wenn sie halt Glucose in der Gluconeogenese erzeugen muss, wenn keine zugeführt wird. Damit kann man also keine Glucose vor den Krebszellen (die meines Wissens nach aber tatsächlich recht gern Glucose (anaerob) verstoffwechseln) verstecken. Als eher ungünstiger Nebeneffekt der ganzen Sache - also glucosefreier Ernährung - ist gesteigert Lipolyse mit Ketoazidose und ständige Hypoglykämiegefahr, besonders bei Belastung. Außerdem muss mehr Protein zugeführt werden um Substrat für die Gluconeogenese zu liefern (mehr Fleisch essen -> Purinbelastung) oder der Körper veranstaltet gesteigerte Proteolysen, was auch nicht sonderlich toll ist, schließlich brauch man seine Muskeln ja auch für irgendwas...