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Seaangel
04.08.2006, 03:45
Hallo Ihr Lieben,

ich melde mich mit einer etwas eiligen und brisanten Frage und bitte um Hilfe.

Ein mir sehr, sehr nahestehender Freund hat sich eben einen tiefen Nadelstich von einem Patienten mit Hep C zugezogen. Zu allem Unglueck handelt es sich um einen Patienten mit einem extrem (!) hohen Virusload fuer einen Hep C Patienten.

Was sind Standardverfahren?
Gibt es irgendeine Akuttherapie, wie bei HIV? Ich konnte auf die Schnelle nichts im Internet finden, aber vielleicht weiss ja jemand was, dass vielleicht noch nicht voellig betaetigt ist, aber vielleicht doch hilft?

Bitte, ich bin um jede Hilfe dankbar. Wirklich. Es ist nicht in Deutschland, so dass wirklich jeder Hinweis dienlich ist und dort nicht unbedingt Standard.
Und wenn es einfach das Standard-Procedere in Deutschland ist, dass ihr mir nennen koennt.

Seufzende Gruesse von einer sehr besorgten,

Sea

DANKE fuer jeden Tipp.. ich war nicht sicher, ob das das richtige Unterforum ist. Ihr lieben Moderatoren koennt diese Message gerne an den richtigen Platz setzen, wenn sie woanders vielleicht besser passt und beantwortet werden kann!

trina1081
04.08.2006, 07:30
Ich weiss nicht ob das als Akuttherapie hilft, aber man gibt bei HepC doch IFN-alpha und Ribavirin.

teletubs
04.08.2006, 08:11
ich bin momentan nicht auf dem laufenden, aber mal´ne andere frage: wenn es auf arbeit passiert ist, dann sollte er schleunigst zum betriebsarzt gehen...der nimmt blut ab etc.pp...denn es war ja anscheinend schon ein arbeitsunfall, oder?

Die Niere
04.08.2006, 09:18
Wenn sich dein Freund mit einer HepC-Nadel gestochen hat, sollte er eigentlich sofort Meldung machen, der BEtriebsarzt würde dann die gesamte Abklärung in Angriff nehmen und die ggf. nötige Therapie einleiten. Wenn du von dem hohen Virusload hörst, dann müsste doch eigentlich eine Abklärung erfolgt sein...

Hat er da was verpasst?

gruesse, die niere

Seaangel
04.08.2006, 12:47
Danke fuer die Antwort.
Da es aber nicht in Deutschland ist, wie ich erwaehnte, ists mit dem Betriebsarzt nicht so weit her.
Den Virusload weiss er, da er der behandelnde Arzt des Patienten ist..

Liebe Gruesse,

Sea

Seaangel
04.08.2006, 13:08
weiss denn jemand ein aktuelles Protkoll? Was wuerde denn ein guter Betriebsarzt jetzt machen?
Welche Werte muessen, wie oft getestet werden?

Liebe dankbare Gruesse,

Sea

trina1081
04.08.2006, 13:18
Hmm, gibts denn da wirklich keinen Betriebsarzt? Sowas muss es doch auch im Ausland geben, oder nicht?

Seaangel
04.08.2006, 13:24
gibts denn jemand, der weiss, was nen Betriebsarzt macht?

Vielleicht versuche ich einfach meine Uni in Deutschland anzurufen. Doof, dass ich immer mit der Zeit hinterher bin..:-(

Muss jetzt zur Arbeit rennen.

Alles Liebe, seufzende Gruesse,

Sea

Leisure Suit Alex
04.08.2006, 14:28
Hab mich während meines Zivildienstes auch mal gestochen, Betriebsarzt hat dann halt Blut abgenommen und meinte, dass ich in nem halben Jahr nochmal bei nem Arzt Blut abnehmen lassen soll.
Ob man da soviel machen kann weiss ich nicht :-nix
Gibt es im Krankenhaus dort nicht noch mehr Ärzte die man fragen könnte? Sowas passiert doch häufiger.

vlsime
04.08.2006, 14:32
Hallo!

Es gibt keine "Postexpositionsprophylaxe" gegen Hepatitis C nach Nadelstichverletzungen wie z.B. gegen HIV, v.a. da es keine aktiv oder oder passiv immunisierenden Präparate gegen Hep C gibt. Daher wird u.a. folgendes empfohlen (Details kann man übrigens problemlos über http://google.de oder sogar bei http://www.leitlinien.net herausfinden...):
- Beim Betroffenen jeweils 6 Wochen, 3, 6 und 12 Monate nach der Exposition Hep C- Serologie (oder auch 4 und 12 Wochen nach dem Ereignis eine HCV-PCR, da gibt's verschiedene Meinungen).
- Sobald ein Ergebnis positiv ausfällt, soll eine frühzeitige Behandlung der Hep C mit alpha-Interferon begonnen werden, v.a. um eine Chronifizierung zu verhindern.

Grüße!

Duncan84
08.08.2006, 22:56
Ich habe gelesen, dass die Chancen der Heilung durch alpha-Interferon bei frühzeitiger Gabe (eben sobald klar ist, dass er sich infiziert hat) mittlerweile so außergewöhnlich gut sind, dass eine PEP eben nicht mehr empfohlen wird.

Seaangel
08.08.2006, 23:22
Hi, danke fuer Deine Antwort!

In der Studie, die Du gelesen hast, schreiben die auch etwas ueber den outcome von verschiedenen Hep C Typen?
Und wenn ja: Wie schneidet Typ Gen 1a ab? (sehr haeufig, aber mit nicht so guter Response, so weit ich weiss..)

Im Durchschnitt wie lange nach Exposition wurde die Diagnose gestellt und mit der Therapie begonnen?

Wie haeufig werden Liver funkction test etc. nach Exposition und vor Diagnose wiederholt?

Waere lieb, wenn Du die daten aus der Studie schreiben koenntest, falls sie erwaehnt werden..

Herzlichen Dank fuer Deine Muehen!

Sea

test
08.08.2006, 23:42
Das Ansteckungsrisiko nach Nadelstich mit HepC ist zum Glück nicht so extrem hoch wie bei HBV.
Interessanterweise gab es mal ein Immunglobulin als PEP, das aber wieder vom Markt genommen wurde, da es durch dieses Immunglobulin zu Ansteckungen kam. War wohl das einzige Immunglobulin bei dem das passiert ist.
Habe ich zumindest mal in einem Mibio Buch so gelesen ;-)
Also wie bereits gesagt wurde es gibt keine PEP. Jetzt kann man nicht mehr machen als dokumentieren, abwarten und Serologien überprüfen lassen.
Die Inf Ribavirin Therapie wird auch nicht unbedingt jedem empfohlen Standardindikationen wären: erhöhte ALT, bestimmter Biopsiebefund mit Fibrose und Entzündung, usw. Die chronische HCV Infektion verläuft nicht so selten recht benigne und die Nebenwirkungen von INF und Ribavirin sind auch nciht ohne. Er sollte sich, falls eine Ansteckung besteht dann an einen Hepatologen wenden.
Hier in der Hepatologie wird auf jeden Fall deutlich Abstand dazu genommen jedem eine Behandlung anzuraten und aus den Lehrbüchern kenne ich es genauso. :-nix
Genotyp 1 und 4 sprechen übrigens am schlechtesten auf INF Therapie an. 2 und 3 haben da ein besseres Ansprechen.

Protagoras
09.08.2006, 14:45
Die Inf Ribavirin Therapie wird auch nicht unbedingt jedem empfohlen Standardindikationen wären: erhöhte ALT, bestimmter Biopsiebefund mit Fibrose und Entzündung, usw. Die chronische HCV Infektion verläuft nicht so selten recht benigne und die Nebenwirkungen von INF und Ribavirin sind auch nciht ohne. Er sollte sich, falls eine Ansteckung besteht dann an einen Hepatologen wenden.
Hier in der Hepatologie wird auf jeden Fall deutlich Abstand dazu genommen jedem eine Behandlung anzuraten und aus den Lehrbüchern kenne ich es genauso. :-nix
Genotyp 1 und 4 sprechen übrigens am schlechtesten auf INF Therapie an. 2 und 3 haben da ein besseres Ansprechen.

Ich glaube, das wird recht unterschiedlich gesehen. Einige gehen davon aus, dass ALT-Monitoring ausreicht, andere wollen gerade die Chronifizierung verhindern. In einem solchen Fall einer recht frischen Infektion reicht die IFN-Monotherapie wohl aus. Man sollte auch keine allzu große Angst vor den Nebenwirkungen haben. Die meisten Patienten können nach kurzer Zeit wieder arbeiten. Die grippalen-Symptome lassen sich gut mit Paracetamol beschränken und bei einer nicht allzu labilen Psyche, spricht nichts gegen die Therapie.

Ich würde mich auf jeden Fall therapieren lassen, um im Beruf nicht eingeschränkt zu sein. (Auch wenn die Einschränkungen in den meisten Häusern nur für Chirurgen gelten) :-meinung

Bettpfannenwechsler
10.08.2006, 11:23
Kann nur aus eigener Erfahrung und Recherche berichten ( habe das auch schon hinter mir, mit > 1 mio Genäquivalenten). Wie schon berichtet wurde kann man zunächst nur die Blutentnahme beim Betriebsarzt vornehmen lassen um versicherungsrechtlich sicherzustellen, dass man gesund ist und keine bereits bestehende Hepatitis Infektion hat. Ich habe nach langer Recherche und Nachfrage nach 4 Wochen eine PCR machen lassen. Begründung durch einen Hepatologen war, dass man dann bei positivem Ergebnis sehr schnell mit Ribavirin und Interferon anfangen kann, abhängig natürlich von bestimmten Vorraussetzungen ( gut nachzulesen in "Hepatitis C " von Dieter Häussinger und Claus Niederau, Blackwell Wissenschaftsverlag)
Transaminasen wurden regelmäßig kontrolliert. Nachdem die PCR negativ war wurde nach 3 Monaten, 6 Monaten und 12 Monaten noch Anti-HCV-Test gemacht. Und natürlich auch immer HIV!
Hohlnadeln haben ein höheres Infektionsrisiko als Massivnadeln (Chirurgie)
Wichtig ist auch die weitere Tätigkeit abzuklären, bei nicht ausgeschlossener HCV Infektion z.b. operative Fächer.... erstens wegen den Patienten die eventuell dadurch gefährdet werden und auch wegen Schadensersatz-und Schmerzensgeldforderungen bei evtl. fahrlässiger Übertragung.
(siehe oben genanntes Buch: Begutachtungsfragen bei Hepatitis C)
Ich hoffe, dass Du auch so viel Glück hast wie ich damals hatte.
Genotyp 1 und eine hohe prätherapeutische Virämie haben ungünstigen Einfluss auf das Therapienansprechen, prognostisch günstig sind: HCV Genotyp 2 und 3 , HCV RNA < 2 mio Kopien/ml bzw < 800.000 IU/ml, Alter < 40 Jahre, weibliches Geschlecht, geringer Fibrosegrad in der Leberhistologie.
Bei Vorliegen aller prognostisch günstigen Pararmeter Wahrscheinlichkeit einer anhaltenden Remission bei Kombinationstherapie bei 80%. Bei allen ungünstigen Parametern maximale Chance einer anhaltenden Remission 20%.

Duncan84
10.08.2006, 13:47
Sorry, ist schon etwas länger her, dass ich es gelesen habe und weiß auch nicht mehr genau wo. War irgendwo im Internet. Es waren keine genauen Studiendaten angegeben, soweit ich mich erinnere.