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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : ÄRZTEPFUSCH!!!!!!!!!



Möchtegern_sophia
14.08.2006, 14:50
Ging heute im Supermarkt an der bild vorbei und habe wie immer geschaut was heute wichitg ist. Heutiger Titel:40000 Fälle jedes Jahr- Ärztepfusch- so schlimm ist es wirklich!

Einerseits fand ich das sehr amüsant- weil das ja so ein gern gehabtes Stammtischthema ist.
Aber andererseits...

Jetzt meine Diskussionsanregung bzw. Frage:

Wo fängt "Ärztepfusch" an?
Passiert dass eher jungen Ärzten oder eher alten?

Oder ist es nicht einfach so, dass in jedem Beruf "fehler" passieren- was in diesem Berufsstand natürlich extrem verheerend ist.?

Wie geht man damit um, wenn man einen gravierenden Fehler gemacht hat?
es ist ja davon auszugehen, dass niemand das absichtlich macht.

Und wie sieht das strafrechtlich aus?

Fragen über Fragen....


:-))

PhineasGage
14.08.2006, 15:09
Wichtig ist vor allem die Frage:
Wie viele Menschen sterben durch ärztliches Handeln und wie viele würden ohne den Arzt in diesem Land sterben
Ich denke, der Arzt ist noch nicht so gefährlich was DAILYs angeht wie Rauchen oder Alkohol.... :-party :-)) :-D

flopipop
14.08.2006, 15:26
Wichtig ist vor allem die Frage:
Wie viele Menschen sterben durch ärztliches Handeln und wie viele würden ohne den Arzt in diesem Land sterben
Ich denke, der Arzt ist noch nicht so gefährlich was DAILYs angeht wie Rauchen oder Alkohol.... :-party :-)) :-D

jeder arzt besitzt einen sektor auf dem friedhof, von dem aber nur er weiß wie groß der sektor ist.. :-))

Pauker
14.08.2006, 15:41
Wichtig ist vor allem die Frage:
Wie viele Menschen sterben durch ärztliches Handeln

Wie viele sind es denn?


Wichtig ist vor allem die Frage:
...... und wie viele würden ohne den Arzt in diesem Land sterben

Und wie viele wären es? :-?

derAnda
14.08.2006, 15:51
Wichtig ist vor allem die Frage:
Wie viele Menschen sterben durch ärztliches Handeln und wie viele würden ohne den Arzt in diesem Land sterben
Ich denke, der Arzt ist noch nicht so gefährlich was DAILYs angeht wie Rauchen oder Alkohol.... :-party :-)) :-D

Naja, wie uns Münchnern religös in Vorlesungen zum Thema Human Error vorgebetet wird, sind ärztliche Fehler die 8. häufigste Todesursache (imho in den USA). :-wow

Kleiner_Medicus_w
14.08.2006, 17:30
ich finde ärztepfusch hat nichts mit jungen oder alten ärzten zu tun. ärztepfusch fängt meiner meinung nach dann an, wenn man einem 4jährigen kleinen jungen eine 40%ige glukoselsg gibt und vergisst sie rechtzeitig abzunehmen(aktueller fall). sowas darf einfach nicht passieren!!! als arzt oder auch ärztliches personal hat man verantwortung. und man muss bei jedem patienten volle aufmerksamkeit und konzentration aufbringen.



liebe grüße...

Die Niere
15.08.2006, 05:44
40.000 ist wohl einer - je nachdem wie man es sieht - über- oder untertriebene Zahl. Wenn einzelne Fehlentscheidungen, wie z.B. Clexanisierung vergessen oder eine Infektion nicht mit dem empfohlenen Ab, der aktuellen Literatur, bereits als Ärztepfusch gelten, dann müsste die Zahl viel, viel höher sein, aber solche Fehler lassen sich nur minimieren und nicht verhindern.

Nimmt man jedoch die Fälle, die potentiell lebensbedrohlich oder gesundheitlich bedrohlich sind, würde ich die Zahl eher tiefer ansetzen. Diese Fehler werden mit Sicherheit von den jüngeren Ärzten begangen, die aufgrund der Arbeitssysteme einfach nicht die Erfahrung haben, mit gefährlichen Situationen umzugehen. Da hilft dann immer Fehleranalyste und der Versuch auslösende Faktoren so gut wie möglich zu minimieren (siehe CIRCmedical in der Schweiz). Einzelfälle sind tragisch, beruhen aber meist auf mangelnder Erfahrung, zuviel Stress oder schlechten Rahmenbedingungen (36h-Schicht) und weniger auf "dumme" oder "nicht-nachdenkende" Ärzte.

gruesse, die niere

DeKl
15.08.2006, 08:19
und ich würde die zahl noch ein schönes stückchen höher ansetzen, vor allem die dunkelziffer, wenn es um kleinere dinge geht, wie fehldiagnosen oder nichterkennen von krankheiten, die dann zum tod führen. aber das finde ich auch nicht so schlimm. wo gehobelt wird, da fallen späne. ******* ist es, wenn es einen dann trifft, aber selbst da sind die meisten leute ja mit einer entschuldigung zufrieden. ungemütlich wurde es, sollte der pfusch zu vertuschen versucht worden sein

KriZzy
15.08.2006, 08:41
in den Nchrichten hat mal ein muslim sowas gesagt wie:
Ein paar wenige benhmen sich daneben und wir die Unschuldigen müssen es ausbaden....

So ist doch auch bei Ärzten oder? ich meine, wenn einmal ein fall auffällt dann sind dann wieer irgendwelche miesepeter unterwegs die gegen alle ärzte hetzen oder patienten glauben ihrem arzt einfach nicht(vlt bei einer diagnose wie krebs) und halten es für einen diagnosefehler...


Aber für die btroffeneb ist es schon schlimm,da tun die mir auch leid und so (bin ja kein unmensch)

DeKl
15.08.2006, 08:45
sollte ich das gestammel richtig verstanden haben:

a) ja, das ist überall so. willkommen im leben!
b) für mitleid bezahlt dich niemand, sei also sparsam!

PhineasGage
15.08.2006, 08:58
Die Geschichte mit dem kleinen Kind ist doch mal wieder das Paradebeispiel für den iatrogenen Tod im Krankenhaus:
G5 war nicht verfügbar, also wird G40 genommen, ungern zwar, aber ist grad nix anderes da
Die Ärztin weiß um die Überwachung, wird dann aber wg. Notfall weggerufen, bei einer G5 wäre das nicht gantz so schnell in die Hose gegangen wie bei ner G40.
Wahrscheinlich hat aber auch keiner des Pflegepersonals Zeit gehabt / sich Gedanken gemacht um das Kind.
M.E. lt. aktuellem Wissen die typische Verkettung unglücklicher Zustände....

Diese Zahlenspielerei hasse ich, je nach Lobby nimmt man mal wieder andere Zahlen, hauptsache nicht wissenschaftlich fundiert.
Ein vernünftiges Fehlermanagement braucht das System, auf der anderen Seite ist die Angst groß, wg. der Eingestehung des Fehlers in Regress genommen zu werden, die Haftpflicht zahlt dann auch nicht (bei denen darf man ja anscheinend nie was eingestehen lt. Vertrag) und nachher ist der Arzt genauso der Dumme wie der Patient.

Kurzum, mir ist eine Lösung dieser Bredouille nicht eingefallen, nur fällt mir oft das Fehlermanagement einzelner Fachgebiete auf, die Chirurgen sind da mal wieder wie der Vatikan und seine Dogmen, die Anästhesisten und Intensivheinis klären das oft vernünftig intern und sachlicher als andere.....

Ach ja,
es gab doch mal so ein Fehlermeldesystem auf freiwilliger Basis, irgendwie so wie "Jeder Fehler zaehlt", ich find bloß die funktionierende Seite nicht mehr, argh....

tpa
15.08.2006, 09:43
Bin ich eigentlich der einzige, der sich am Begriff "Pfusch" stößt?

Möchtegern_sophia
15.08.2006, 09:53
Nein bist du nicht!
Mag es auch nicht.
Ich finde den Begriff, nur deshalb lustig, wil - *tief in die Mottenkiste greif*
Unsere frühere etwas dümmliche und verwirrte Nachbarin hat mit Vorliebe meinen Vater, wenn er aus der Klinik heimkam, mit diesem Thema erfreut.. ALLES ÄRZTEPFUSCH!! hat sie dann immer ganz laut gerufen!
Der hat sich vielleicht gefreut...

Ärztepfusch ist halt so ein Thema, dass immer mal wieder in der "Bild der Frau" und "taff"- diese Mediensparte halt, auftaucht.

Mich hätte jetzt aber eher die "professionelle Sicht" interessiert.

Wie geht man damit um, wenn einem Fehler passieren- ich meine jtzt nicht mit der Aussenwelt, sondern "in sich selbst".
Es wird doch wohl nicht jeder so enden wie der in "House of god".
Und wo fängt es an?
Und ist menschliches Versgaen nicht normal? Aber andererseits ist es doch ein Beruf, wo das nicht sein darf?!

Immer noch Fragen!

anba
15.08.2006, 09:54
Ach ja,
es gab doch mal so ein Fehlermeldesystem auf freiwilliger Basis, irgendwie so wie "Jeder Fehler zaehlt", ich find bloß die funktionierende Seite nicht mehr, argh....Meinst Du dieses?

http://www.jeder-fehler-zaehlt.de/

Das ist aber eher für den ambulanten Bereich gedacht.

Edit: Hier ist noch ein Fehlermeldesystem (https://www.pasos-ains.de/indexSSL.html) für Anästhesie und Intensivmedizin.

Denüse
15.08.2006, 09:58
Bin ich eigentlich der einzige, der sich am Begriff "Pfusch" stößt?

Nein, es geht mir genauso... Dieser Begriff macht mich ehrlich richtig wütend!

Ich denke, dass Ärzte eben auch nur Menschen sind. Und Menschen machen Fehler. Man kann die Fehlerquote meiner Meinung nach auch nur dadurch erheblich senken, indem man die äußeren Bedingungen so gut wie möglich gestaltet.
Vernünftige Arbeitszeiten (was die Länge der Schichten angeht), Stressbewätigungstraining, regemäßige Fortbildungen und so weiter sind sicher nur ein Anfang...

Letztendlich lässt sich das Risiko "Mensch" aber nur in einem geringen Maße kontrollieren... Und letztendlich sind die Fehler, die unumstritten passieren, nicht alleine menschgemacht, sondern eben zum Großteil auch von den Bedingungen abhängig, unter denen ein Arzt zu arbeiten hat...

Liebe Grüße, Denüse

Pauker
15.08.2006, 11:11
Oder ist es nicht einfach so, dass in jedem Beruf "fehler" passieren- was in diesem Berufsstand natürlich extrem verheerend ist.?

Genau so ist es. Jeder, der arbeitet, macht auch mal einen Fehler. Warum sollten da Ärzte ausgenommen sein? Mein Mitgefühl gilt deshalb nicht nur den Angehörigen des Jungen, sondern auch der Ärztin, die diesen fatalen Fehler begangen hat.
Aber es sind nicht nur Fehler von Ärzten, durch die jemand gesundheitlich geschädigt werden oder zu Tode kommen kann, das kann auch durch eine kleine Unaufmerksamkeit eines LKW- oder Busfahrers geschehen, oder durch einen kleinen Fehlen des Kfz-Mechanikers, oder durch einen kleinen Fehler eines Mechanikers, der Flugzeuge wartet, oder durch einen Chemielehrer, der Chemikalienflaschen verwechselt hat, oder..., oder...., oder....


Dort (http://www.sueddeutsche.de/,spom3/panorama/artikel/689/82607/) steht:


So verlor der Junge im Beisein von Mutter und Großmutter das Bewusstsein, ohne dass die fehlerhafte Infusion schnell genug korrigiert worden wäre.

„Wäre es nur eine Stunde früher bemerkt worden, hätte man sofort Insulin verabreichen können, um den Fehler zu beheben", sagte Chefarzt Hennenberger.
Da frage ich mch: Haben denn Mutter und Großmutter nicht sofort jemand geholt, nachdem der Junge bewusstlos georden war, und hätte man ihn dann noch retten können?

DeKl
15.08.2006, 23:39
Und ist menschliches Versgaen nicht normal? Aber andererseits ist es doch ein Beruf, wo das nicht sein darf?!


ich wiederhole mich zwar, aber: wo gehobelt wird, da fallen späne. und das ist völlig ok. was nicht bedeutet, daß es einem egal sein sollte. aus seinen fehlern lernen sollte man zum beispiel. und man sollte nicht diese einstellung von diesem house-of-god-fuzzy haben, bei dem es schließlich im suizid endete. denüse hat es ja angedeutet: bedingungen anpassen, in diesem falle also wirklich stressbewältigung, krisenintervention und supervision beispielsweise. naja, und die arbeitszeiten und der rest der leier.

Die Niere
16.08.2006, 11:01
Ein vernünftiges Fehlermanagement braucht das System, auf der anderen Seite ist die Angst groß, wg. der Eingestehung des Fehlers in Regress genommen zu werden, die Haftpflicht zahlt dann auch nicht (bei denen darf man ja anscheinend nie was eingestehen lt. Vertrag) und nachher ist der Arzt genauso der Dumme wie der Patient.Das ist eben der Vorteil von diesem CIRS-medical, das es zT in der CH gibt. Denn dort werden die Fehler anonym eingegeben, intern diskutiert und die entsprechenden Massnahmen werden ergriffen - keine Möglichkeit für die Versicherungen Probleme zu machen.

gruesse, die niere

Recall8
16.08.2006, 16:00
Man muss halt vernünftig versichert sein. Die Erwartungshaltung an Ärzte ist traditionsgemäß hoch, in der öffentlichen Meinung wird nichts anderes akzetpiert als einwandfreie, makellose, fehlerlose Medizin.
Aber, dass das ein Irrglaube ist zeigt uns der Alltag. Das Wort "Pfusch" gefällt mir dabei auch nicht, die wenigsten Fehler passieren absichtlich, sonder sind lediglich im "Menschsein" verursacht.
Natürlich muss man da schon etwas genauer sein um auch hier nicht einfach zu pauschalisieren, insofern sehe ich die Zukunft der Medizin tatsächlich im Bereich der Gemeinschaftspraxen & Polikliniken.

Die andere Seite ist natürlich, dass man als Patient nur sehr wenige Möglichkeiten hat Ärzte überhaupt in Regress zu nehmen.Getreu dem Motto:
Ein Krähe hackt der anderen kein Auge aus..oder so ähnlich. Auf dieser Ebene ist der, ich nenne es, "Zusammenhalt" schon enorm.