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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mal eine komische Frage.....



ehemalige Userin 24092013
23.07.2002, 14:50
Was haltet ihr von Heilpraktikern?

Quacksalber oder eine ganz vernünftige Sache?

Gruss Kaddel

23.07.2002, 14:58
Quacksalber

Dr.Dolor
24.07.2002, 11:15
Ganz komplizierte Angelegenheit...
Schulmediziner und die Kollegen der naturheilkundlichen Verfahren stehen sich ja nicht gerade freundschaftlich gegenüber. Pauschal mag ich da gar nix zu sagen, es gibt sicherlich den ganz überwiegenden Teil hochmotivierter und auch interessierter Naturheilpraktiker; andererseits hört man immer wieder von haarsträubenden Therapien und Aussagen, die jeglicher Grundlage entbehren.
Sicherlich würde es beiden Seiten gut tun, ein wenig über den Tellerrand zu schauen, gerade im Bereich chronischer Leiden bietet die Naturheilkunde/Homöopathie meist erstaunliche Erfolge. Andererseits muss dem Heilpraktiker ganz klar sein, wo die Grenzen seiner Tätigkeit liegen -

Wir wissen einfach zuwenig über die Grundlagen der naturheilkundlichen Medizin. Ihr deshalb den Stempel der Quacksalberei aufzudrücken wäre albern und ignorant. Letztlich wird der Kunde/Patient entscheiden, und nur weil tatsächlich heilt, hat Recht! Die unter Schulmedizinern weitverbreiteten Vorurteile resultieren meiner Meinung nach nicht zuletzt auch in einer (berechtigten?) Angst, dass die moderne & wissenschaftliche Schulmedizin trotz logisch erscheinender Zusammenhänge auf immer mehr Erkrankungen kein wirklich gutes Therapiekonzept hat. Andererseits: Die völlig blinde und kritiklose Annahme naturheilkundlicher Therapien und Methoden birgt oftmals das Risiko einer trügerischen Heilung; Getreu dem Motto: "Homöopathische Produkte sind Nebenwirkungsfrei" entsinne ich mich in diesem Zusammenhang an ein Statement aus dem Pharmakologielehrbuch Lüllmann: "Ein Medikament, welches Nebenwirkungsfrei ist steht in dringendem Verdacht, überhaupt keine Wirkung zu haben". Da ist was dran, finde ich :-)

Wie auch immer - diese Thematik ist ein Fass ohne Boden. Ohne Toleranz, Verständnis und vornehmliche Tätigkeit im Sinne des Patienten kommen zukünftig beide Seiten nicht viel weiter.

Gruss, Daniel.

Pandora
24.07.2002, 12:51
Hallo Kaddel!

Da muß ich mich dem Doktor anschließen. Meist sind die Präparate, die von Naturheilpraktikern verordnet werden so stark verdünnt, dass sie keine Nebenwirkungen haben, da einfach kein Wirkstoff mehr vorhanden ist. Und wenn doch, dann meist nur ein paar Moleküle pro Flasche bzw. Pille.
Sie vollkommen zu vedammen ist aber auch keine Lösung. Immerhin können sie tatsächliche Erfolge verbuchen. Gerade diejenigen, die sich in der herkömmlichen Medizin falsch behandelt fühlen bzw. austherapiert sind, können hier z.T. geheilt werden. Vielleicht ist es ja "nur" ein Placeboeffekt, aber wenn's hilft. Meistens leiden Heilpraktiker auch nicht unter einem so großen Zeitdruck wie Ärzte und können eher zuhören. Auch das allein kann ja schon wirkungsvoll sein.
Was ich aber überhaupt nicht leiden kann ist der Ausdruck "Schulmedizin". D.h. gegen den Ausdruck selbst habe ich nichts, nur gegen die abwertende Art, wie er benutzt wird. Als ob "Schulmediziner" kein Gewissen hätten und nur zur "chemischen Keule" greifen würden, etc. So viele Krankheiten können doch geheilt werden, eben durch Medikamente und Operationen. In Zeiten, wo es keine moderne Medizin gab und nur mit Kräutern geheilt wurde war die Morbidität und Sterberate auch dementsprechend höher! Es ärgert mich, so abgestempelt zu werden. Unter den Heilpraktikern gibt es doch auch schwarze Schafe!
Wäre vielleicht nicht schlecht mit den Vorurteilen auf beiden Seiten aufzuhören.

LG, pandora. :-meinung

24.07.2002, 18:13
Hey ihr Beiden,

ich schliesse mich vollkommen Eurer Meining an.
Als Naturheilpraktiker muss man erkennen, wann man den Patienten wieder an die "Schulmediziner" überweisen mussen.
Man kann nicht alles mit dieser Methode therapieren.
Es fängt schon an, wenn Antibiosen ins Spiel kommen.
Ich sehe auf beiden Seiten Vor- und Nachteile,
wenn man aber beide Behandlungsmethoden zusammenfliessen lassen könnte, dann könnte man therapeutisch (nicht immer) vielleicht sogar noch das Optimum rausholen.
Aber mich interressiert auch ehr die Ausbildung?
Wenn man sich entscheidet Heilpraktiker zu werden, hat man nätürlich nicht die gleiche Stellung (examenstechnisch gesehen), wie ein "Schulmediziner" ( ist echt ein komischer Ausdruck).
Allerdings habe ich gehört, dass diese Leute auch eine ärztliche Prüfung machen. ( Wie die aber aussieht, weiss ich leider nicht)
Was meine Frage jetzt ist, hat man dadurch als Heilpraktiker auch so viel Verantwortung über Menschenleben wie ein Arzt?
Denn er hat ja auch seine eigene Praxis?
Und wie sind diese Leute rechtlich abgesichert.
Und warum haben sie so viel Verantwortung über Menschenleben, wenn "Schulmediziner" doch viel länger am Studieren sind, und die ganze Ausbildung viel Komplexer ist, als wie für ein Heilpraktiker?

Naja, das alles sind Fragen, die wahrscheinlich offen bleiben, solange nicht durch Zufall ein Heilpraktiker auf diese Seite trifft.

Wie auch immer.......

Liebe Grüsse Kaddel

24.07.2002, 18:15
Ach ja, es geht ja nicht nur um hömöopathische Arzneimittel, sondern auch um so Sachen wie z.B. Reflexzonenmassage und Erdungsmassagen und Bachblüttentherapie.......

was ist da eigentlich dran?

Gruss Kaddel

Patient
14.01.2004, 14:05
Hallo Kaddel, Daniel und Pandora,

hier ist immerhin ein Heilpraktiker in spe, der sich in Eurem Forum tummelt. Und zwar genau deshalb, weil ich noch immer glaube, daß es doch beides geben kann und muß: Heilpraktiker und Ärzte.

Zu der technischen Frage: Ja, ein Heilpraktiker muß eine Prüfung beim Amtsarzt bestehen. Der Ausbildungsweg dahin ist (leider) wenig standardisiert, d.h. es gibt kein echtes Maß für die Qualität der jeweiligen Ausbildung - außer eben dem Bestehen der Prüfung. Diese hat im wesentlichen die Aufgaben: Sicherzustellen, daß der Heilpraktiker eine ausreichende Kenntnis an Innerer Medizin hat - damit er keine "Gefahr für die Volksgesundheit ist" (so steht es ziemlich wörtlich im Gesetzestext). Und dafür ist entscheidend, daß er Notfälle erkennen kann, die er nämlich nicht selbst behandeln darf. Er muß also wissen, an welcher Stelle er seinen Patienten an einen Arzt / Facharzt überweisen muß.

Welche Methoden der Heilpraktiker dann anwendet, das ist ihm selbst überlassen und auch da gibt es natürlich Spezialisierung für die Methode, die einem eben liegt: Akupunktur, Homöopathie, Craniosakrale Therapie, Fußreflexzonentherapie, Bachblüten, etc.

Und jetzt mein eigener Traum:
Ich möchte gern zu einer Zusammenarbeit zwischen Arzt und Heilpraktiker kommen - zumindest zu einem Erfahrungsaustausch mit dem Arzt / HP, mit dem ich Patienten "teile"! Das muß doch möglich sein. Vielleicht gibt es eines Tages einmal eine Art Balint-Gruppen für Heilpraktiker-Ärzte-Teams ?!!!

Alles Gute! Euer "Patient"

Patty
14.01.2004, 21:59
Ích finds ja immer so klasse, das alle Leute auf "ihr Ding" haben.

Mediziner haben da keine großen Probleme damit: weil naturwissenschaftlich alles nachweisbar, belegbar, unanfechtbar ist (zumindest, was die Forschung "up to date" angeht).

Und dann geht es die Hierarchiestufe runter: Wer hat "weniger" Ahnung? Der Heilpraktiker, der alles so fein kräuterelixiermäßig abtut? Der Psychologe, der alles als psychogen einstuft? Der Pädagoge, der alles als erlernt beurteilt? Oder etwa doch der Soziologe, der alles als gesellschaftlich vorherdeterminiert prognostiziert?

Eine Utopie WÄRE zusammenzuarbeiten. Fakt ist aber, dass das niemals NIEMALS aauf dieser großen weiten Welt möglich sein wird, weil jeder auch FROH ist, über sein Ressentiments und jeder sich dahinter versteckt. Dazulernen ist anstrengend (und ich spreche aus Erfahrung!)

Feuerblick
14.01.2004, 22:44
Hallöle!

Ich hätte mir wirklich gewünscht, im Studium viel mehr über die naturheilkundlichen Fächer zu erfahren, weil ich glaube, daß Zusammenarbeit zwischen Schulmedizinern und Naturheilkundlern nur möglich sein wird, wenn gerade die Schulmediziner mehr von den "anderen" Heil- und Behandlungsmethoden wüßten. Ich selbst bin zwar auch immer skeptisch, was homöopathische (und wie es sonst noch alles genannt werden kann... :-)) ) Methoden angeht, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren, wenn es dem Patienten hilft. Solange ein Heilpraktiker (ich bitte, mein leichtes Begriffschaos zu entschuldigen. Ich gebe offen zu, daß ich den Unterschied zwischen den einzelnen Richtungen nicht wirklich kenne... :-blush ) erkennt, wann seine Grenzen erreicht sind, ist doch alles im Lot oder? Das Gleiche gilt natürlich auch für die Schulmediziner.
Fakt ist zumindest, daß mir ein Homöopath in meiner Kindheit nachweisbar geholfen hat. Zu einer Zeit also, wo mein Glaube an irgendeine Wirkung von welcher Medizin auch immer doch sehr eingeschränkt war. Ich fand die Tropfen im Gegenteil ziemlich eklig und hatte auch so meine Diskussionen mit meiner Mutter deswegen. Aber geholfen hats!
Genauso finde ich bemerkenswert, daß Bachblüten (meine eigenen Gedanken bis vor wenigen Wochen "So ein Quatsch!") bei Tieren durchaus positive Wirkung zeigen, egal ob ihr Besitzer nun dran glaubt oder nicht.

Man muß nicht immer alles wissenschaftlich nachweisen und erklären können - Hauptsache es hilft! Und wie Dolor schon sagte "Wer heilt hat Recht!"

:-meinung Leben und leben lassen und nicht immer alles vom hohen Roß der Wissenschaft beobachten - das ist in dieser Sache mein Motto...

LG
Das Funkelauge

Vystup
14.01.2004, 23:17
http://www.uni-leipzig.de/~unineu/journal/0307/0307ul_journal.pdf

seite 32 lesen

ansonsten schließe ich mich mal dr. dolor an.

Die Niere
14.01.2004, 23:41
Das Zusammenwachsen von Schulmedizin und "neuen" naturheilkundlichen Methoden wird auf jeden Fall kommen, denn schon jetzt steigt die Nachfrage enorm und welcher Mediziner wird in seiner Praxis die Goldgrube Naturmedizin auf jeden Fall aussperren wollen - nur in die Uni wird sich Bachblüten und Co wohl nie durchsetzen...ich persönlich glaube auch nicht dran, aber jedem das seine und ich stimme Dr. Dolor nur zum Teil zu.

Wer heilt hat Recht, außer er zockt dabei den Kunden/Patienten ab.

gruesse, die niere

Kackbratze
14.01.2004, 23:43
Wenns funktioniert ist es doch uninteressant wer denn nun das Bessere Rezept hat.
Am Ende steht immer das Wohl der Patienten.

Und schwarze Schafe gibts bei allen Beteiligten Fraktionen...

:-meinung

Froschkönig
15.01.2004, 02:04
Ich glaube, daß die Tatsache, daß Heikpraktiker oftmals (in den Augen von Schulmedizinern zumindest) deswegen negativ behaftet sind, weil

a) Wir keinen Zugang zueinander haben, will sagen (wie auch schon Feuerblick) Daß wir als Schulmediziner wenig bis nix drüber erfahren

b) In Der Zeitung wieder ein Fall von nem Qucksalber war, der meinte, er könnte ein Lungen-CA durch handauflegen heilen...


etc....


Ich glaube, man könnte viel besser auf diesen beiden ebenen zusammenarbeiten, wenn man sich gegenseitig mehr respekt entgegenbringen würde.

Warum soll ein niedergelassener Arzt was dagegen haben, wenn ein Patient wegen einem Infekt oder einem Ekzem zum Heilpraktiker geht ???? Ist jedem seine eigene Entscheidung. Wichtig ist doch nur, daß der Schulmediziner den (kompetenten) Heilpraktiker akzeptiert und das der (vernünftige) Heilpraktiker in aussichtslosen fällen (was die Alternativmedizin angeht) wieder auf den Schulmediziner verweist !

Nico
15.01.2004, 08:55
Original geschrieben von

Aber mich interressiert auch ehr die Ausbildung?
Wenn man sich entscheidet Heilpraktiker zu werden, hat man nätürlich nicht die gleiche Stellung (examenstechnisch gesehen), wie ein "Schulmediziner" ( ist echt ein komischer Ausdruck).
Allerdings habe ich gehört, dass diese Leute auch eine ärztliche Prüfung machen. ( Wie die aber aussieht, weiss ich leider nicht)

Naja, das alles sind Fragen, die wahrscheinlich offen bleiben, solange nicht durch Zufall ein Heilpraktiker auf diese Seite trifft.



Huhu Kaddel

Heilpraktiker bin ich nicht, habe mich aber schon sehr ausführlich damit beschäftigt. ;-)

Die Ausbildung ist nicht geregelt - jedes Institut kann es machen, wie es das will.
Im allgemeinen ist diese Ausbildung berufsbegleitend abends und an Wochenenden und zieht sich dann über drei Jahre hin.
(Oder Vollzeit in zwei Jahren.)

Dann erfolgt eine schriftliche Prüfung mit multiple-choice.
Beispiele siehe *hier* (http://www.heilpraktiker-fragen.de/pruefungsfragen/fragen/zehn.html).
Wenn diese Prüfung bestanden ist, muss man noch eine mündliche Prüfung beim Gesundheitsamt machen, in der man vom Amtsarzt gefragt wird.
Da ging es früher wohl wirklich um die Abwendung einer "Gefahr für die Volksgesundheit". Inzwischen geht es da aber recht tief ins Eingemachte: Herzinfarkt, Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen, usw. werden abgefragt.
Man muss schon sehr gut darüber Bescheid wissen, weil man ja dann auch die Patienten zum Arzt zur Abklärung schicken muss.
Mit den Laborbefunden muss man dann auch etwas anfangen können.
Auch Anamnese, körperliche Untersuchung, Spritzechnik, usw. werden vom Amtsarzt geprüft.

Dann muss der Heilpraktiker sehen, in welchen Bereichen er arbeiten will und macht dann noch seine Ausbildung in Phytotherapie, Homöopathie, oder was auch immer.

Also nur die Prüfung zum Heilpraktiker beinhaltet noch keine Therapiemethoden.

Nun klarer? :-)

Ach, in Hamburg gibt es übrigens eine Vorlesung Homöopathie. *guck hier* (http://www.uke.uni-hamburg.de/studium/medizin/informationen/k3_kursbeschreibung.de.html#homoe).

Gruß
Nico

Patient
24.02.2004, 15:19
Ich stimme Dir voll zu, Froschkönig, was den nötigen gegenseitigen Respekt zwischen Heilpraktikern und Ärzten angeht. Und das Erkennen seiner eigenen Grenzen!

Beste Grüße!