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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Arztpraxen: Zukunftsfähig?



Benk_86
18.08.2006, 15:31
Hallo Leute!

Da ich mich in kurzer Zeit entscheiden muss, ob ich Medizin studieren werde (hätte bereits einen Platz in Hamburg),
wollte ich euch um Rat fragen.

Wahrscheinlich möchte ich in die Richtung Innere Medizin gehen.
Mein Vater hat eine gut laufende, schöne Internisten-Praxis, die ich sehr gerne übernehmen würde.
Jedoch hat mir der Chefarzt des Krankenhauses, bei dem ich kürzlich ein Praktikum (2 W.) absolvierte, gesagt, dass auf Grund von sich ergebenden Wartezeiten im Studium (z.B. PJ etc.) die gesamte Ausbildung (Arzt, Facharzt, inkl. Praktischem Jahr) NICHT, wie man so hört, ca. 12 Jahre dauert, sondern realistisch eher so 15 Jahre.
Stimmt das?

Mein Vater ist jetzt 56, d.h. er wäre 71 bei einer potentiellen Übergabe (zudem muss er die Kassenpatienten ja mit 67 abgeben).
Damit wäre also eine Übergabe nicht möglich!?

Zweitens wollte ich noch fragen, ob es normalerweise einfach ist (seitens Kasse, Behörde etc.), die Praxis des Vaters zu übernehmen?

Und drittens habe ich gehört (auch von dem Chefarzt), dass in Zukunft die Arztpraxen ein Auslaufmodell sind und nur noch "Gesundheitszentren" oder Sammelpraxen gefördert werden.
Stimmt das oder ist die Arzt-Praxis (ein niedergel. Arzt) weiter zukunftsbeständig?

Viertens: Gibt es in Zukunft noch den reinen Internisten nach heutigem verständnis oder kommen so Herzspezialisten, Nierenspezialisten und so?

Fünftens: Glaubt ihr, dass sich Vergütung und Arbeitsbedingungen für Ärzte bessern und der Beruf wieder zu einem echten Traumberuf wird?


Ich danke euch für eure Zeit und Hilfe!

Mit freundlichen Grüßen

C. Benk

unclejohn
18.08.2006, 15:35
Also das mit der Weiterbildungszeit kommt sicherlich auf das jeweilige Fachgebiet an und in der Inneren mag es sein, dass es schon deutlich länger dauert, als es vorgesehen ist...

Das die Spezialisierung in der Medizin immer weiter voranschreitet ist sicherlich auch kein Geheimnis...

cu

unschuldslamm83
18.08.2006, 17:37
:augenroll:

Mach dir nicht soviel Gedanken um ungelegte Eier. :-peng
Wenn du so´n Überflieger bist, dann schaffst du das auch in 12 Jahren. :-))

vlsime
18.08.2006, 18:21
Wahrscheinlich möchte ich in die Richtung Innere Medizin gehen.
Mein Vater hat eine gut laufende, schöne Internisten-Praxis, die ich sehr gerne übernehmen würde.

Nicht falsch verstehen, aber interessierst Du Dich für die Innere Medizin oder für die Praxis Deines Vaters? In der Regel sollte man während des Studiums erst so seine Erfahrungen mit den einzelnen Fachgebieten und Richtungen sammeln, bevor man seine Lebensplanung abschließt...



Jedoch hat mir der Chefarzt des Krankenhauses, bei dem ich kürzlich ein Praktikum (2 W.) absolvierte, gesagt, dass auf Grund von sich ergebenden Wartezeiten im Studium (z.B. PJ etc.) die gesamte Ausbildung (Arzt, Facharzt, inkl. Praktischem Jahr) NICHT, wie man so hört, ca. 12 Jahre dauert, sondern realistisch eher so 15 Jahre.
Stimmt das?

Im Studium gibt es in der Regel eigentlich keine Wartezeiten, auch nicht im oder für das PJ. D.h. wer sich einigermaßen zielstrebig dem Studium widmet, kann es auch in 6 Jahren beenden. Die Facharztausbildung kann man wohl auch in der jeweils vorgeschriebenen Mindestzeit schaffen, wenn man Glück mit der Auswahl der Stellen hat. Aber darauf hat man nicht immer viel Einfluß.



Mein Vater ist jetzt 56, d.h. er wäre 71 bei einer potentiellen Übergabe (zudem muss er die Kassenpatienten ja mit 67 abgeben).
Damit wäre also eine Übergabe nicht möglich!?

Es würde wohl knapp werden, mit den genauen Regularien der Praxisübergabe kenne ich mich aber nicht aus. Auf jeden Fall gilt: ich würde mich zu Studienbeginn noch nicht so festlegen wie Du, sondern eher offen bleiben für die vielen, vielfältigen Eindrücke, die ein Medizinstudium incl. Famulaturen usw. bietet.



Zweitens wollte ich noch fragen, ob es normalerweise einfach ist (seitens Kasse, Behörde etc.), die Praxis des Vaters zu übernehmen?

Keine Ahnung, aber wenn er aufhört, kann er in der Regel den Nachfolger bestimmen, an den er die Praxis verkauft / übergibt.



Und drittens habe ich gehört (auch von dem Chefarzt), dass in Zukunft die Arztpraxen ein Auslaufmodell sind und nur noch "Gesundheitszentren" oder Sammelpraxen gefördert werden.
Stimmt das oder ist die Arzt-Praxis (ein niedergel. Arzt) weiter zukunftsbeständig?

Die Zukunft der ambulanten Krankenversorgung hängt von vielen Faktoren ab, und vieles kann man nicht vorhersehen. Es wird mit SIcherheit nicht von heute auf morgen eine Abschaffung der traditionellen Arztpraxen geben, aber viele halten es für wahrscheinlich, daß sich die Organisationsformen aus wirtschaftlichen und anderen Gründen langsam ändern werden, v.a. in Richtung von Kooperationen mehrerer Ärzte verschiedener Fachrichtungen unter einem Dach.



Viertens: Gibt es in Zukunft noch den reinen Internisten nach heutigem verständnis oder kommen so Herzspezialisten, Nierenspezialisten und so?

Die Weiterbildungsordnungen der meisten Bundesländer kennen mittlerweile im Bereich der Inneren Medizin mehrere Richtungen:
- Innere und Allgemeinmedizin (der niedergelassene Hausarzt)
- Speziellere "Fachrichtungen" (Kardiologie, Nephrologie...)



Fünftens: Glaubt ihr, dass sich Vergütung und Arbeitsbedingungen für Ärzte bessern und der Beruf wieder zu einem echten Traumberuf wird?

Ob der Arztberuf ein Traumberuf ist, hängt doch nicht davon ab, wie gerade die Vergüungs- und Arbeitsbedingungen in Deutschland sind, oder...?


Grüße!

Leisure Suit Alex
18.08.2006, 18:40
Dein Vater kann auch nur die Privatpatienten weitermachen und du steigst dann, wenn du fertig bist, mit in die Praxis ein.
Wenn man nach England geht sind Arztpraxen ein Auslaufmodell, muss sich aber hier in Deutschland aber nicht unbedingt so entwickeln... Wal Mart hatte hier ja auch keinen Erfolg, ich persönlich würde eine herkömmliche Arztpraxis auch immer einem Ärztehaus bevorzugen. Ärztehaus kommt man sich immer so vor wie im Krankenhaus ;-)

my_precious
18.08.2006, 18:40
Ob der Arztberuf ein Traumberuf ist, hängt doch nicht davon ab, wie gerade die Vergüungs- und Arbeitsbedingungen in Deutschland sind, oder...?




oh doch das finde ich schon!!!
bei nem traumberuf muss alles stimmen. sonst habe ich nur starkes interesse daran. für mich gibt es im moment den "traumberuf" einfach nicht. auch wenn das zu grundschulzeiten schrifstellerin war^^
:-blush

Fino
18.08.2006, 19:20
[QUOTE=Leisure Suit Alex]Wenn man nach England geht sind Arztpraxen ein Auslaufmodell, muss sich aber hier in Deutschland aber nicht unbedingt so entwickeln...

In England gibt es keine niedergelassenen Fachaerzte, und was die niedergelassenen Hausaerzte angeht, so sind die alles andere als ein Auslaufmodell - ganz im Gegenteil, kein Sektor expandiert hier so wie der Primaersektor

Festus
18.08.2006, 21:49
Oh mein gott...


Sorry, was ist denn das für eine Einstellung: Ich will die Praxis von meinem Papa, also studiere ich Medizin und wenn ich die nicht übernehmen kann dann mach ich lieber was anderes.

Wach auf :-meinung

Anasthasia
18.08.2006, 22:08
Oh mein gott...


Sorry, was ist denn das für eine Einstellung: Ich will die Praxis von meinem Papa, also studiere ich Medizin und wenn ich die nicht übernehmen kann dann mach ich lieber was anderes.

Wach auf :-meinung


Was ist daran verkehrt, ein Ziel vor Augen zu haben? Ich finde es gut, wenn jemand schon direkt nach dem Abi weiß, das was seine Eltern machen, interessiert ihn auch, und dass ihm in der Zukunft einige wenigen Hürden erspart bleiben, wie z.B. Praxissuche/-kauf... Wenn er während dem Studium merkt, dass ihn doch ein anderes Fach interessiert, hat er trotzdem nicht umsonst Medizin studiert. Aber man darf doch nicht sagen, es ist falsch sich vorher über den Arbeitsmarkt und die Zukunftsaussichten zu informieren? Medizin ist nicht nur reines Interesse und Nächstenliebe, sondern ein Beruf, wie jeder andere, in dem es darum geht, mit dem Verdienst seine Familie zu versorgen... :-meinung

Sorpresa
18.08.2006, 22:13
Medizin ist nicht nur reines Interesse und Nächstenliebe, sondern ein Beruf, wie jeder andere, in dem es darum geht, mit dem Verdienst seine Familie zu versorgen... :-meinung

leider isses nicht unbedingt realistisch, wenn auch anscheinend vernünftig seine zukunft im detail schon jahre im voraus so genau zu planen. vielleicht sollte man nebenbei nicht vergessen zu leben da auch medizinertum das menschsein nicht wegzaubert.

Festus
18.08.2006, 23:38
Ziele und Pläne sind auf jeden Fall wichtig, und von idealismus rede ich eigentlich nicht.

Nur ob es für jemanden der gerade sein Abi macht ein wirkliches Ziel ist die Praxis von Papa zu übernehmen...

schwups
19.08.2006, 08:17
warum nicht ? wenn er sich für medizin begeistern kann, sollte ein wenig "praktisches denken" nicht schaden. ist doch besser, sich ins gemachte nest zu machen :>

schokii21
19.08.2006, 09:01
finde seine haltung auch völlig ok :-meinung

Giant0777
19.08.2006, 10:16
Ein Ziel vor Augen zu haben ist nicht schlecht ! Aber das Studium zu schaffen wäre vllt das vorrangigere Ziel. Was dann kommt ( und ob man noch will, was man heute will ), ist über knapp 15 Jahre zu planen sehr schwer.
Im übrigen finde ich es auch normal, sich über die Berufssituation in 10 Jahren Gedanken zu machen. Wenn alle blauäugig wären, hätten wir nur Lokfahrer und Astronauten ! :-D

@Benk: Schau doch erstmal, was Dir der Beruf gibt. Welche Fachrichtung Dir zusagt. Meist entdeckt man schon in Praktikas und Famulaturen seine Vorlieben. Lass Dir ruhig Zeit, denn Du willst ja mit dem Job alt werden. Ich fand die Innere auch immer toll, weil mein Vater auch solch´ eine Praxis hatte. Nachdem ich aber im Praktikum gesehen habe, wie es alten/kranken Menschen so gehen kann ( Tod, Leid, Kotze, Alkohol,.... - war einfach geschockt ), habe ich meine Schwerpunkte auch deutlich verändert.

Und das Studium ist lang genug, um sich noch genügend Gedanken zu machen !

Grüsse, Giant

test
19.08.2006, 11:46
Ich denke niemand wird sagen können, wie sich die NIederlassungsmöglichkeiten und Arten verändern werden. Prinzipiell habe ich den Eindruck, dass die Politik eher weg von den niedergelassenen Fachärzten will.
Wenn du nur Medizin studieren willst, um die PRaxis zu übernehmen, fände ich das etwas ungeschickt.
Man weiß nie, wie sich so etwas über die lange Zeit entwickelt.
Ich würde das nich so eng sehen und lieber studieren und sehen was dir gefällt, wenns Innere ist kannst du ja immer noch sehen, ob du die PRaxis üebrnehmen kannst. Aber damit planen würde ich nicht, vor allem ist der zeitrahmen sowieso ziemlich eng. Sich nach 12 Jahren niederzulassen halte ich für ziemlich unrealistisch. Höchstens, wenn du den neuen allgemeinen Internisten machst.

Benk_86
19.08.2006, 13:03
Danke für Interesse und Anregungen!


den neuen allgemeinen Internisten
Was hat es damit auf sich und wie lange dauert da so ca. die Ausbildung?

test
19.08.2006, 18:26
Prinzipiell gibt es jetzt bei den neuen internistischen Fachärzten jede Menge Spezialisten (Pulmo, Gastro, Kardio usw..) und eben den allgemeinen Internisten, der den ehemaligen Facharzt für Allgemeinmedizin ablöst.
Die Spezialisten FA Ausbildungen gehen mindestens 6 Jahre und der allgemeine 5 Jahre.
Ich denke aber, dass die meisten zumindest Spezialisten erstmal noch an paar Jahre an der Uni bleiben wollen, um bestimmte Sonderfähigkeiten zu erwerben bevor sie sich niederlassen, um einfach ein breiteres Spektrum in der PRaxis anbieten zu können.