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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Denkschrift an die, die das Studium noch vor sich haben



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Hypnos
26.08.2006, 13:04
Also bitte, 4km sind aber wahrhaft übertrieben! Vor dem Klinikum hatte ich jedenfalls schon immer ein holländisches Netz... wobei im C1000 zum Kaffeekaufen in Vaals dann wieder ein deutsches :-))

Ich rede auch von meinem 1. Wohnsitz (Maria Theresia Allee) nicht vom 2. Wohnsitz (UKA) [und für die kommenden 3 Monate die Hauptfeuerwache]

Es grüßt,

Hypnos

Hypnos
26.08.2006, 13:06
*mir selbst verschreib* :-)):-D

Trojan, ich glaube, wir zwei müssen uns nur einmal kräftig die Festplatte löschen, dann erklären wir erst uns beiden und dann den Anderen den Lauf der Welt:-)

[Getreu dem Motto: Den Kommunismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf:-))]

Es grüßt,

Hypnos

Arman
26.08.2006, 13:28
Hallo,

ich habe mir das Forum mal angeschaut und dachte, ich poste hier ins Anfängerforum mal meine aktuelle Situation. Ich möchte da nichts beschönigen oder schlecht reden. Ich möchte es einfach "objektiv" versuchen darzustellen um einigen, die sich nicht sicher sind ein realistisches Bild über diesen Beruf zu geben und spätere Enttäuschungen zu vermeiden.

Ich bin 28 Jahre alt, habe hier in Leipzig mit damals 1.1 ser Abi nach meinem Zivi studiert und anschließend in der Nephrologie promoviert.

Ich empfand das Studium als enorm hart, in der Vorklinik wurden schon damals recht stark aussortiert. Von 398 Studenten konnten sich nach 4 Semestern nur 180 zum Physikum anmelden. In der Klinik wurde es dann auch nicht wirklich entspannter - klar der Umgangston war anderes - aber sonst - alles beim Alten.
Die meisten Tage waren bei mir Lerntage - von früh 7 Uhr bis abends 23 Uhr. Sicher - mit der ein oder anderen Pause - soviel Zeit am Stück lernen kann eh niemand. Trotzdem ging es bei mir 7 Tage die Woche und fast das ganze Jahr. Effektiv frei hatte ich, wenn ich alles zusammenzähle vielleicht 2 Wochen im Jahr.

Klar - es gab andere, die weniger machten. Aber da muss man sich fragen, ob diese Leute auch in der Regelstudienzeit blieben, wirklich jedes Testat beim 1. Anlauf schafften und einem die Wahrheit erzählen, denn keiner kommt mit dem Wissen auf die Welt und die wenigsten merken sich alles von 1 mal durchlesen.

Was ich damit sagen will - es ist schon happig und man verzweifelt des öfteren.

Das Studium ist ja nur eine Übergangssituation zum Job. Ich arbeite in der Inneren Medizin, Vollzeit. Laut Vertrag 40 Stunden in der Woche.
Es schaut aber real so aus, dass ich 10 Tage am Stück täglich mindestens 12h arbeite und dann 4 Tage frei habe. Überstunden werden nicht bezahlt und sollen durch Freizeitausgleich ausgeglichen werden - was aber aufgrudn von Personalmangel unmöglich ist.

Der Hammer kommt jetzt: ich verdiene im Monat 1.200 Euro auf die Hand, netto - und das in Vollzeit, Zulagen ( Nachtschicht etc. ) gibt es keine. Man Vater als BWLer sagte, es sei sinnvoller Hartz IV zu beantragen und sich zuhause hinzusetzen, gerade als singel.
Ich selbst schäme mich für mein Gehalt, und von "Ich bin Arzt" zahlt sich meine Miete auch nicht. Ich bin trotz 6 Jahren Studium und Promotion und einer 2 im Examen nicht in der Lage eine Familie zu ernähren. Ich kann euch nur sagen, dass deprimiert.

Und der neue Trarifvertrag? Ich lach mich schlapp. Ob er überhaupt auf Leipzig angewendet wird ist mehr als fraglich - und selbst wenn - da gibts ne Klausel die gehaltsabschläge bei einer wirtschaftlichen Notlage erlaubt. Man Vater meinte dazu, dass es sogar ein Buchhalter schaffen würde eine höhst rentable Klinik anhand der Vorgaben auf dem Papier als wirtschaftlichen Notfall aussehen zu lassen.

Jetzt fragt euch selbst, ob ihr so ein Leben wollt? Und zum Thema schöner Job: Ich behaupte, das 40% der Leute den Respekt vor dem Arzt - berechtigt oder nicht - verloren haben. Mir wurde mal noch beigebracht, dass man sich wächt, bevor man zum Arzt geht. Das tut heute nicht mehr jeder. Man wird vom Chef behandelt wie der letzte Idiot, bekommt alle cholerischen Anfälle ab.

Die Krönung: Ich musste mich von der Schwester fragen lassen, wieso ich mir so ein Studium angetan hab. Sie selbst bekommt 1.100 Euro und hat nen geregelten 8h Tag. - Die Frage tat weh, war aber mehr als berechtigt. Wenn ich mir dann noch überlege, dass man davon Bafög udn in Zukunft wohl auch Studiengebüren zurückzahlen soll - Uiuiuiui.
Und Ausland: Die wollen auch nur fertig ausgebildete Fachkräfte - eh man da als Assi was findet....

Und auch ich war froh, hier in Leipzig unterzukommen. Ich hatte mich 1 Jahr beworben, in ganz Deutschland. Es gab aber wenn nur befristete Stellen - und auch da sehr wenige.

Fazit:
Überlegt es euch gut, ob ihr euch das wirklich antun wollt! Meine Jungend ist vorbei - ich hab fast nur gelernt und geschufftet und steh jetzt schlechter da als ein Facharbeiter.


geil, jetzt ist meine Motivation noch größer (keine Ironie)
so muss es sein... mindestens 12h am tag !

ich freu mich schon !

Pünktchen
26.08.2006, 13:50
Achso...wollte noch sagen, dass ich es wieder tun würde ( das Studium usw), derzeit ist es bis auf das Gehalt so ein Job wie ich es mir gewünscht habe, mit vielen Herausforderungen jeden Tag...letzten Dienst: Eibenbeeren-Ingestion :-oopss ...einen kleinen Traum hab ich noch und vielleicht bekomme ich sogar an dieser Stelle, wo ich grade bin die Chance dazu irgendwann. Man muss sich vieles erarbeiten und wie in anderen Jobs auch, irgendwo Abstriche machen.

O-Ton meines Bruders (25J) gelernter Fachinformatiker mit ca 1200 Euro netto: Ich könnte auch wo anders arbeiten und mehr verdienen, aber will ich das?

banshee
26.08.2006, 14:10
geil, jetzt ist meine Motivation noch größer (keine Ironie)
so muss es sein... mindestens 12h am tag !

ich freu mich schon !

Kann ich verstehen, Arman, geht mir genauso! Aber nicht für das Geld, irgendwo ist eine Grenze erreicht; und die liegt deutlich über 1200,- Netto

Adrenalino
26.08.2006, 14:19
Ich nehm Euch das jetzt nicht ab, daß ich das "geil" findet, 12Stunden pro Tag jahrelang durchzuarbeiten. Vielleicht scheint das Euch jetzt so...
Aber wer mal im Krankenhaus ein paar Dienste die Nacht über schieben muss... der benötigt nicht lange, bis dass es ihn ankotzt. Durch solche Dienste werden selbst die motiviertesten jungen Ärzte ziemlich ausgebremst. So zumindest meine Erfahrung.
Ich bin zwar (noch) kein Medizinstudent, aber arbeite auch schon 2Jahre im Krankenhaus.
Auf die Dauer machen lange Dienste kaputt und da muss man eher aufpassen, dass man kein Burnout Syndrom bekommt!

banshee
26.08.2006, 14:28
Meine Zustimmung war ein bißchen zu uneingeschränkt formuliert. Ich hab auch keine Lust auf zwei 24-h-Dienste innerhalb von einer Woche. Besonders nicht für das Geld. Deswegen hoffe ich mal, dass sich durch die Proteste weiter etwas zum positiven ändern wird. Dauert ja noch ein paar Jährchen bis ich mit dem Studium fertig bin. Bevor Protest kommt: Ich habe drei Jahre im Krankenhaus gearbeitet und mache jetzt eine Ausbildung in einem anderen Haus... 24-Dienste habe ich logischerweise noch keine gemacht aber ich weiß was los ist...

Ich zähle mich als Mensch einfach nur mehr zur Lebe-um-zu-arbeiten und nicht zur Arbeite-um-zu-leben-Fraktion... Und dafür habe ich mir glaube ich das richtige Berufsziel ausgesucht...

Arman
26.08.2006, 14:43
Kann ich verstehen, Arman, geht mir genauso! Aber nicht für das Geld, irgendwo ist eine Grenze erreicht; und die liegt deutlich über 1200,- Netto

das ist vollkommen richtig.

Vergessen sollte man aber nicht, dass sehr viele Berufe unterbezahlt sind.
Um ein beispiel zu nennen: Krankenpflege ! :-peng

Pünktchen
26.08.2006, 14:45
naja uneingeschränkt gilt das bei mir auch nicht, aber ich habe ein Fach und ein Haus wo Arbeitszeiten und Dienstaufkommen für mich in Ordnung sind, auch wenn man es am ungünstigsten zusammenlegen kann, so wie nach meinem Urlaub mit bescheidenen 5 Dienste in Folge, d.h. hier von 7.30 bis zum nächsten Morgen 12 Uhr und am WE 24 Stunden-Dienste, da kam ich an mein Limit....das war einmalig und ist mit allen im Team abgesprochen, das so was an die Grenzen geht, und nie wieder vorkommen soll...wenn das die Regel wäre und ich nur 1200 Euro verdienen würde, hätte ich mir was anderes gesucht...ne andere Stelle nen anderes Fach oder "umgeschult" :-notify


Gruss
Pünktchen

Arman
26.08.2006, 14:47
Ich nehm Euch das jetzt nicht ab, daß ich das "geil" findet, 12Stunden pro Tag jahrelang durchzuarbeiten. Vielleicht scheint das Euch jetzt so...
Aber wer mal im Krankenhaus ein paar Dienste die Nacht über schieben muss... der benötigt nicht lange, bis dass es ihn ankotzt. Durch solche Dienste werden selbst die motiviertesten jungen Ärzte ziemlich ausgebremst. So zumindest meine Erfahrung.
Ich bin zwar (noch) kein Medizinstudent, aber arbeite auch schon 2Jahre im Krankenhaus.
Auf die Dauer machen lange Dienste kaputt und da muss man eher aufpassen, dass man kein Burnout Syndrom bekommt!


Ich habe ebenfalls 1 jahr in der Pflege als Helfer gearbeitet.
Habe immer wieder versucht an freiwillige Nachtschichten heranzukommen. Diese wurden nicht entlohnt, aber es hat trotzdem riesig spaß gemacht.

Während der Physiotherapieausbildung habe ich Freitagnachmittags noch freiwillig gearbeitet, obwohl das keiner mehr machen musste.

Momentan gehe ich auch mal zu Patienten, auch wenn sie grad keine Verordnung parat haben.

es geht also schon ! und ich denke, dass es als Arzt sogar noch schöner sein müsste soviel zu "arbeiten". Es ist ein Hobby, und beim Fussballspielen sagen die meisten ja auch nicht "ne, hab schon 2h gespielt, will nicht mehr" sondern "auf gehts, noch 10min., bitte!"

P.S.: das alles bedeutet nicht, dass man sich ausbeuten lassen darf. Die Streiks werden zurecht durchgeführt !

Adrenalino
26.08.2006, 15:06
@ Arman:

Respekt! Hört sich wirklich sehr tüchtig an! :-top
Lustiger Vergleich von Arzt und Fußballspieler!! *gg*

Arman
26.08.2006, 15:12
@ Arman:

Respekt! Hört sich wirklich sehr tüchtig an! :-top
Lustiger Vergleich von Arzt und Fußballspieler!! *gg*


naja, bin auch nur in den Dingen tüchtig, die mir Spaß machen :-wow

muss noch sehr an mir arbeiten, wenn ich wirklich Arzt werden möchte... :-meinung

banshee
26.08.2006, 15:22
Mal abgesehen von den erforderlichen Diensten, macht es finanziell eigentlich einen Unterschied in welchem Fach man als Assistenzarzt tätig ist? Also ob man z.B. Assi in der Pädiatrie oder Herzchirurgie ist? Oder gilt einfach der TVÖD solange man nicht an privaten Kliniken tätig ist?

Pünktchen
26.08.2006, 15:25
Jepp, aufgrund der Diensteingruppierung nach Arbeitsaufwand. In der Pädiatrie werden die Bereitschaftsdienste zu 65% bezahlt und hier in der Chriruge zu 80%. Frag die lieben Augenheilkunde Kollegen hier im Forum wie ihre Dienste eingruppiert worden ;-)

Bei Grundgehalt gibt es soweit ich weiss keine Fachspezifschen Unterschiede...

sklave-in-weiss
26.08.2006, 15:25
naja, bin auch nur in den Dingen tüchtig, die mir Spaß machen :-wow

muss noch sehr an mir arbeiten, wenn ich wirklich Arzt werden möchte... :-meinung

wird schon.

Cranium
26.08.2006, 15:43
.............................. Ich arbeite in der Inneren Medizin, Vollzeit. Laut Vertrag 40 Stunden in der Woche.
Es schaut aber real so aus, dass ich 10 Tage am Stück täglich mindestens 12h arbeite und dann 4 Tage frei habe. Überstunden werden nicht bezahlt und sollen durch Freizeitausgleich ausgeglichen werden - was aber aufgrudn von Personalmangel unmöglich ist.

Der Hammer kommt jetzt: ich verdiene im Monat 1.200 Euro auf die Hand, netto - und das in Vollzeit, Zulagen ( Nachtschicht etc. ) gibt es keine.


Das ist echt krass!
Da verdiene ich als Gesundheits- und Krankenpfleger ja mehr!
In der Pflege, zu mindest auf meiner Station, fallen auch locker Überstunden an. Zur Zeit bin ich bei 68 h unbezahlt versteht sich- Freizeitausgleich. Offiziell 40,0 h-Woche.

Aber wie Hypnos schon sagte, es gibt viele Alternativen.
Also hau mit der Faust auf dem Tisch, gib dir einen Ruck, und ziehe die Notbremse und halt Ausschau nach besseren Arbeitsplätzen/-bedingungen.

LASS DICH NICHT VERBRATEN!!!

Gruß Cranium der sich riesig auf´s Med.-Studium freut!....noch!?

okulix
26.08.2006, 15:52
Nein, im Ernst, ich bin meinen Ellis zu Liebe in Leipzig geblieben und wollte schon an einem großen Haus den FA machen, nicht unbedingt Uni, aber doch ziemlich groß.

Schau mal dort nach:

http://www.aerzteblatt.de/v4/stellen/stellentreffer.asp?suche=1&fachgebiet=x9x&funktion=x2x&volltext=

Etwas Besseres als das, was Du im Moment hast, findest Du überall ;-) Viel Glück:-top

Scienceman
26.08.2006, 16:15
Hi,
nur eine Frage:
sind 11000€ Bafög für 2 Jahre nicht zuviel?

Greetz
Firezz

Muriel
26.08.2006, 16:17
ich denke mal, er meinte, dass er in zwei Jahren anfangen muss, das Bafög zurückzuzahlen

Michael72
26.08.2006, 16:39
muss noch sehr an mir arbeiten, wenn ich wirklich Arzt werden möchte... :-meinung

Um Dir mal ein wenig Honig um den Bart zu schmieren: Ich lese Deine Beiträge (auch die im "anderen" Forum) sehr gerne, und was Du schreibst hat meistens Hand und Fuss und zeugt von einem wachen Verstand, daher mache ich mir da für Dich wenig Sorgen.

(Du überweist mir doch dann die 100€ für die Lobhudelei, oder?
:-) )