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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Denkschrift an die, die das Studium noch vor sich haben



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kneufert
04.09.2006, 15:08
Naja, BATIIa/2, der Standardsatz für Doktoranden, ist nun einmal ca.1000Eur netto (jung, unverheirate, ohne Kinder). es heißt zwar /2, also halbe Stelle, aber trotzdem wird mind. 8Std./Tag Arbeitseinsatz erwartet.



hm also mein Bruder hat ne volle Stelle und kriegt glaub ich 3000 brutto oder so . Naja ist vielleicht von Uni zu Uni verschieden und eigentlich auch egal..

sklave-in-weiss
04.09.2006, 15:23
ich möchte an der Stelle besonders die Anatomie4 mit Applause beklatschen. Es mag sicher auch ein gesellschaftliches Problem sein. Wieso werden die Löhne Ost udn West nicht endlich auf in Niveau gebracht, wieso gibt es keinen Mindestlohn für Ärzte. Wieso ists es überhaupt möglich - egal in welcher Berufsgruppe - derart viele unbezahlte Überstunden zu machen.

Mir ist hier eines aufgefallen:
Die jenigen Kollegene, die fertig sind, konnten sich in meine Situation einfühlen und stimmten entweder ganz zu oder verwiesen auf einen Wechsel. ich habe es schonmal geschrieben, aber ich schreibs nochmal: Es war nach der Uni trotz einer 2 ( die ja nun nicht jeder hat ) und einer Promotion ( die auch nicht jeder hat ) nicht möglich, an größeren Häusern oder Unis in Deutschland auf anhieb etwas zu finden - daher "musste" ich halt hierher. Nach 2 Jahren, wenn man schon etwas kann, schaut es etwas rosiger aus - zugegeben - aber trotzdem - auch Ossis bzw. Leipziger Uni Ärzte sind Menschen und verdienen ein Gehalt, mitdem man leben kann.

Die Krönung ist hier - wie gesagt - dass alle Neueinstellungen vor gut 2 Jahren noch den BAT bekommen, und alle die danachkamen ihn nicht mehr bekommen. Trotzdem machen wir alle das gleiche, arbeiten gleich lang und sind gleich qualifiziert. So ist es bei mir z.B. möglich, dass eine Stationsschwester netto 1.345 bekommt und ich 100 Euro weniger - und das ist der Fakt, der mich frustet!

Und denjenigen nach dem Motto "Es wird sich ändern..." - Wie denn? Wir haben in der Zukunft ein derart riesiges Problem - eine total überaltender gesellschaft - Krankenkasse die keien Rücklagen für den Altersknick gebildet haben und zuwenig "junge Beitragszahler". Allein 2015 hab ich neulich mal im I-Net gelesen, müsste der Staat seinen Staatshaushalt zur einen Hälfte zur Schuldentilgung und zur anderen Hälfte für einen Rentenkassenzuschutz nutzen, wenns so weiter geht, wies jetzt läuft. Das die gehälter dann steigen, kann ich mir nicht vorstellen.

okulix
04.09.2006, 15:28
Also nix wie weg hier. Auf nach Australien, Schweden, Norwegen, GB oder die USA!

Arman
04.09.2006, 15:34
für unsereins wird es gar keine staatliche Rente mehr geben, da bin ich mir sicher. Da sollte man sich auch nichts vormachen bzw. nicht den Politikern glauben.

Wer privat nicht vorsorgen kann, der wird es später sehr sehr schwer haben.

jofo.
04.09.2006, 15:46
Also in Anbetracht mancher Beiträge kann man sich nur wundern, dass in Deutschland noch nicht die totale Anarchie ausgebrochen ist. Irgendwer lügt. :-))

anatomie4
04.09.2006, 15:55
da würde ich kurz bevor ich in ein anderes haus wechsele,
zu meiner pflegeleitung gehen und fragen ob ich nicht auf meiner
station mal einen monat als krankenpfleger arbeiten könnte.


deutschland geht sowieso den bach runter.
da muß man gar kein schwarzmaler sein, nur realist.

weil probleme nicht klar auf den tisch kommen, sondern immer drum
rum geredet wird. probleme zu benennen und anzupacken ist
schwierig, probleme zu vertagen einfach. und dann werden noch faule kompromisse gemacht (siehe ergebnisse der ärztestreiks)

nimmt hat heute noch wirklich eine klare
meinung. ich wäre heutezutage schon zufrieden, wenn
es einen politiker gibt, der mal eine klare linie vorgebt, egal ob sie
unangenehm ist oder irgendwo aneckt. so wie schmidt z.b.

das mit der eigenen meinung klappt ja schon nicht mal auf unterster ebene
hier im forum.

siehe den tattoo-threat, wer was gegen tattoowierungen zeigt wird gleich
angegriffen, obwohl es in der gesellschaft genug menschen gibt,
die was gegen tattoos haben. und gerade im gesundheitsbereich ist so etwas heikel.

so wird man schon hier im forum (wie auch in der gesellschaft) zu einer
wischi-waschi-ich darf nirgendswo anecken-immer politisch- korrekt-und
bloß die klappe halten-meinung erzogen.

solche lutscher habe ich schon genug in meinem semester und da krieg
ich schon so ein hals. da hat sich auch so gut wie keiner von den pfeifen
beim streik engagiert. obwohl die nachkommenden ärzte
eigtlich erst von den vermeintlichen verbesserungen profitiert hätten.
(die es ja leider nicht gab)


meiner meinung nach sollten sich alle, die irgendwie in der
gesundheitsbranche (von der arzthelferin, über verwaltung bis zu klinik-
und niedergelassenen ärzten) zusammentun und streiken.

je mehr, desto wirkungsvoller.

es kann nicht sein, dass 300 niedergelassene kardiologen demonstrieren,
und 6 wochen später die klinikärzte.

ich war schon erstaunt, das nicht mal die klinikärzte eine geschlossene
fraktion sind. ein teil ist beim marburger bund, der andere kriegt
einen seperaten verdi-vertrag durch den streik ausgehandelt.

ein lateinisches sprichwort heißt: "teile und herrsche"

je kleiner die gruppe, desto weniger mächtiger, und desto mehr macht hat
der, der sie kontrolliert.

mfg

@ sklave: ich hab schon verstanden, dass du nach leipzig in das haus
musstest. und es tut mir leid für dich. hoffe das ändert sich bald
für dich. kann nicht sein, dass man jemanden so mies behandelt.
und das man weniger als ne krankenschwester verdient, ist ja wohl die höhe!

man sollte wirklich einen mindestlohn einführen. z.b: 3500brutto
für assistenzärzte, egal welche klinik, fachrichtung oder bundesland
und keine klinik darf sich irgendwie drücken. (wirtschaftl. notlage)

Arman
04.09.2006, 16:11
da würde ich kurz bevor ich in ein anderes haus wechsele,
zu meiner pflegeleitung gehen und fragen ob ich nicht auf meiner
station mal einen monat als krankenpfleger arbeiten könnte.



da wärst du nichmal der erste Arzt, der als Pfleger arbeitet.

Pünktchen
04.09.2006, 16:15
@sklave
und? schon bewerbungen geschrieben? nicht immer meckern, auch was tun!!! :-))

anatomie4
04.09.2006, 16:15
da wärst du nichmal der erste Arzt, der als Pfleger arbeitet.

wäre es nicht so traurig, könnte man fast lachen

@pünktchen: auch wennns sklave richtig dreckig geht, ist das ein allgemeines
problem der ärzte.

Muriel
04.09.2006, 16:17
wäre es nicht so traurig, könnte man fast lachen
falsch! Es ist so traurig, dass man schon wieder lachen kann

Arman
04.09.2006, 16:18
wäre es nicht so traurig, könnte man fast lachen



nein, mein Vater fand das auch nicht lustig.

Pünktchen
04.09.2006, 16:24
@anatomie4
ich sitz im gleichen Boot, wie der Sklave (es ist nur nicht so löchrig), aber ich weiss auch warum ich meine Stelle noch behalte trotz schlechter Bezahlung. Doch ich weiss auch, wenn diese bestimmten Vorteile nicht wären, hätte ich mich schon längst nach einer anderen Stelle umgesehen.
Ich arbeite auf einem Gebiet wo es in Deutschland wenige Stellen für Studienabgänger gibt, somit kenn ich das Spiel. Aber Sklave hat jetzt die Chance eine andere Stelle zu finden! Er hat jetzt Berufserfahrung (in Jahren betrachtet) und hat die Chance, wenn er nicht Unigebunden ist, eine besser bezahlte Stelle auch in Ostdeutschland zu finden.

Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.

Wenn ihr darauf wartet, dass jemand Mindestlöhne einführt oder eine Gerechtere Bezahlung für alle, dann werdet ihr lange warten udn bis dahin "hungern"! Macht einfach das beste aus dem was euch gegeben wird!

anatomie4
04.09.2006, 16:35
der preis richtet sich nach der nachfrage.

wenn mehr mediziner ins nicht-ärztliche tätigkeitsfeld gehen,
abwandern oder einfach zu wenig da sind, müsste theoretisch
der preis steigen.

nur dieses Ostblock-lohndumping muss unterbunden werden.

wo kommen wir denn in deutschland hin, wenn ich mir in nem
80-millionen-menschen-land mit 5 millionen arbeitslosen
noch billige kräfte aus dem ostblock hole um dann womöglich
noch als staatliches krankenhaus 100 euro pro stelle monatlich
spare.

und der staat muss dann arbeitlosengeld von 500 an die nicht eingestellte
deutsche arbeitskraft zahlen.

da beißt sich die katze in den schwanz

sklave-in-weiss
04.09.2006, 16:42
man sollte wirklich einen mindestlohn einführen. z.b: 3500brutto
für assistenzärzte, egal welche klinik, fachrichtung oder bundesland
und keine klinik darf sich irgendwie drücken. (wirtschaftl. notlage)

das wäre echt was - endlich mal ein Gesetz, ganz klar, ohne Ausnahmen etc. Wenn die Klinik das nicht zahlt, dann gleich extrem hohen Strafen. Dann würde ich noch dazuschreiben, dass es nur so und so viele Halbtagsstellen geben darf, der Rest MUSS volltags sein. So traurig es ist, aber man muss sich gleich überlegen, was die dann wieder versuchen um dieses Gesetz zu umgehen.

@Pünktchen:
ich sondeire zur zeit den Stellenmark - sagen wirs so. Bei und wurde gesagt, dass bis Jahresende bzgl. der Vergütung eine klare Entscheidung da sein soll. Das warte ich noch ab. Wenn etwas komtm - gut - übverlegen wir mal. Wenn da nichts kommt haue ich - wie fast alle nach dem 2. Jahr ab.

anatomie4
04.09.2006, 16:49
halbtagsstellen 2500 brutto, damits der klinik richtig wehtut.

Muriel
04.09.2006, 17:00
Mal eben zwischendurch eine Frage zum Thema Ost- vs. Westlöhne. Wie ist das denn eigentlich in Berlin? Werden da Ärzte der Charité nach Osttarif und die vom Benjamin-Franklin nach West bezahlt? So nach dem Motto "Die Mauer ist zwar weg, aber irgendwie in den Köpfen doch noch da"? Wenn das der Fall sein sollte, dann ist das ja noch mehr der Hohn auf Socken!!

okulix
04.09.2006, 17:00
Wieso ists es überhaupt möglich - egal in welcher Berufsgruppe - derart viele unbezahlte Überstunden zu machen.


Das ist nur möglich, weil Du sie machst.



Es war nach der Uni trotz einer 2 ( die ja nun nicht jeder hat ) und einer Promotion ( die auch nicht jeder hat ) nicht möglich, an größeren Häusern oder Unis in Deutschland auf anhieb etwas zu finden - daher "musste" ich halt hierher.


Wir haben doch in Deutschland einen so großen Ärztemangel, dass ich das einfach nicht glauben kann.

Evil
04.09.2006, 17:04
Schöne Theorie, Anatomie, und wovon träumst Du nachts? :-))

Ich will Dir mal was sagen, es wird sich in absehbarer Zeit nicht viel ändern, im Gegenteil, ich denke sogar, daß eine Menge Krankenhäuser schließen werden.
Und warum? Weil im Gesundheitswesen nicht genug Geld ist, bzw das vorhandene durch überbordende Bürokratie, teilweise unsinnige (aber sündhaft teure) Therapien und überteuerte Pharmaka verpulvert wird.

Deine Ideologie zur Systemänderung in allen Ehren, aber mach Dich darauf gefaßt, daß Du im deutschen Lobbysumpf stecken bleibst.

Das bedeutet nicht, daß man die Hände in den Schoß legen und Jammern soll, aber man muß die Dinge realistisch sehen.

Peter_1
04.09.2006, 17:14
Wenn man dies hier so liest fällt einem auf, dass diejenigen die schon als Arzt arbeiten etwas andere Erfahrungen haben wie manche derjenigen die den Job noch nicht am eigenen Leib erlebt haben. Ich arbeite seit 3 Jahren als Arzt und habe mir das ganze vorher auch anders vorgestellt (habe zuvor in der Krankenpflege gearbeitet und im Rettungsdienst). Lasst euch doch einfach gesagt sein es ist etwas anderes wenn man 5-6 Jahre wöchentlich 50-70 (und teilweise mehr) Stunden arbeitet, Verantwortung trägt und dafür im Schnitt 1700-2000 Euro bekommt (das Gehalt vom Sklaven ist sicherlich ein Extrembeispiel und wäre für mich persönlich ein Grund alle Hebel in Bewegung zu setzen um etwas anderes zu finden, bzw. um zusammen mit den anderen Kollegen den "Aufstand zu proben"). Nach den 5-6 (realistischerweise 7-8 Jahren) Facharztausbildung wird es auch nicht unbedingt besser, als Oberarzt heisst das zwar ein etwas höheres Gehalt aber immer noch häufige Rufbereitschaften und sogar noch eine höhere Verantwortung. Auch das steht in keiner Relation zum Arbeitseinsatz. Nichts anderes wollen wir ja vermitteln. Diesen Beruf als Hobby zu bezeichnen finde ich übrigens echt kritisch. Meiner Erfahrung nach braucht man neben diesem Beruf ein gesundes Privatleben welches nichts oder nur wenig mit Medizin zu tun hat sonst kriegt man ziemlich schnell ein Problem, gerade weil man sowieso schon fast nur noch in der Klinik lebt. Auch ich bin (glaube ich) vom Grundsatz her aus idealistischen Gründen Arzt geworden, nur davon kann ich mir auch nix kaufen und sauer macht mich diese Situation trotzdem. Dankbarkeit habe ich übrigens in der Krankenpflege wesentlich öfter erfahren als im Job als Arzt. Das ist auch kein Wunder, wir arbeiten ja auch die meiste Zeit nicht mehr am Patienten, sondern im Büro (das ist wirklich so!). Dies alles soll kein Grund sein nicht Medizin zu studieren, der Beruf ist nicht der schlechteste, nur so rosa wie der Job hier von manchen gesehen wird ist er nicht. Also: Augen nicht zumachen vor der Realität, gesundes (Privat)Leben auch ausserhalb der Medizin schon während des Studiums aufbauen, aufstehen und Dinge verändern die einen stören (schon während des Studiums)=> weniger Enttäuschung im Job (da schon auf manche Dinge vorbereitet), Spass am Leben und der Medizin.

Gruß, Peter

Evil
04.09.2006, 17:20
Wir haben doch in Deutschland einen so großen Ärztemangel, dass ich das einfach nicht glauben kann.
Der Ärztemangel besteht de facto nicht, weil nicht genug Geld für die Anzahl Stellen vorhanden ist, die bei der Arbeitsbelastung nötig sind.