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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Denkschrift an die, die das Studium noch vor sich haben



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sklave-in-weiss
26.08.2006, 10:23
Hallo,

ich habe mir das Forum mal angeschaut und dachte, ich poste hier ins Anfängerforum mal meine aktuelle Situation. Ich möchte da nichts beschönigen oder schlecht reden. Ich möchte es einfach "objektiv" versuchen darzustellen um einigen, die sich nicht sicher sind ein realistisches Bild über diesen Beruf zu geben und spätere Enttäuschungen zu vermeiden.

Ich bin 28 Jahre alt, habe hier in Leipzig mit damals 1.1 ser Abi nach meinem Zivi studiert und anschließend in der Nephrologie promoviert.

Ich empfand das Studium als enorm hart, in der Vorklinik wurden schon damals recht stark aussortiert. Von 398 Studenten konnten sich nach 4 Semestern nur 180 zum Physikum anmelden. In der Klinik wurde es dann auch nicht wirklich entspannter - klar der Umgangston war anderes - aber sonst - alles beim Alten.
Die meisten Tage waren bei mir Lerntage - von früh 7 Uhr bis abends 23 Uhr. Sicher - mit der ein oder anderen Pause - soviel Zeit am Stück lernen kann eh niemand. Trotzdem ging es bei mir 7 Tage die Woche und fast das ganze Jahr. Effektiv frei hatte ich, wenn ich alles zusammenzähle vielleicht 2 Wochen im Jahr.

Klar - es gab andere, die weniger machten. Aber da muss man sich fragen, ob diese Leute auch in der Regelstudienzeit blieben, wirklich jedes Testat beim 1. Anlauf schafften und einem die Wahrheit erzählen, denn keiner kommt mit dem Wissen auf die Welt und die wenigsten merken sich alles von 1 mal durchlesen.

Was ich damit sagen will - es ist schon happig und man verzweifelt des öfteren.

Das Studium ist ja nur eine Übergangssituation zum Job. Ich arbeite in der Inneren Medizin, Vollzeit. Laut Vertrag 40 Stunden in der Woche aber öfters auch länger.


Fazit:
Überlegt es euch gut, ob ihr euch das wirklich antun wollt! Meine Jungend ist vorbei - ich hab fast nur gelernt und geschufftet und steh jetzt schlechter da als ein Facharbeiter.

okulix
26.08.2006, 10:34
Es schaut aber real so aus, dass ich 10 Tage am Stück täglich mindestens 12h arbeite


Poste mal Namen und Anschrift Deiner Klinik, damit sich
a) dort keiner mehr bewirbt, und man
b) dem Gewerbeaufsichtsamt mal einen Tipp geben kann.

sklave-in-weiss
26.08.2006, 10:38
ja hart ist es schon.

Leisure Suit Alex
26.08.2006, 10:49
Ich denke das ist eher eine Ausnahme, in meinem Umfeld sind viele Ärzte, die haben ihr Studium relaxter angehen lassen, also nicht alle haben es in der Mindeststudienzeit geschafft sondern haben zwischendrin auch mal pausiert oder haben ihre Prüfungen erst beim 2. Anlauf geschafft... Die sind jetzt trotzdem fertig und verdienen schon besser, so 1800 Euro Netto und haben auch problemlos eine Stelle gefunden, wenn auch befristet, so wird der Vertrag doch immer wieder verlängert und wird mit der Zeit auch unbefristet - Überstunden machen sie zwar auch, aber wer macht das heutzutage nicht? BWLer haben es viel schlimmer, von denen hört und sieht man nichts mehr, falls die mal eine Stelle bekommen, da die rund um die Uhr schuften müssen. Jedoch sind alle Mediziner die ich kenne in Westdeutschland, vielleicht liegt es an der Klinik in Leipzig, dass die so wenig zahlen und die Arbeitsverhältnisse so mies sind - oder vielleicht liegt es auch daran, dass meine Bekannten nicht an einer Uniklinik sind.
Verallgemeinern kann man deine Situation also meiner Meinung nach nicht, du solltest mal lieber was tun und dich um eine andere Stelle bemühen, eine unbefristete Stelle ist heutzutage eh nicht mehr zeitgemäß, du solltest auch befristete Jobs in Erwägung ziehen.

okulix
26.08.2006, 10:55
Und zum Thema schöner Job: Ich behaupte, das 40% der Leute den Respekt vor dem Arzt - berechtigt oder nicht - verloren haben.


Vor einem solchen Arzt



Ich arbeite in der Inneren Medizin, Vollzeit. Laut Vertrag 40 Stunden in der Woche.
Es schaut aber real so aus, dass ich 10 Tage am Stück täglich mindestens 12h arbeite...



hätte ich vor allem Angst ;-)

Studier' mal das Arbeitszeitgesetz! :-lesen

sklave-in-weiss
26.08.2006, 11:45
Dass es in Westdeutschland besser ist, ist ganz klar und unbestritten.

Trotzdem sind wir Ossis auch Menschen und machen den gleichen Job wie in Westdeutschland - und die Preise im Osten sind annährend auf Westniveau, gerade bei Mietpreise sehe ich in Westdeutschland stellenweise sogar Vorteile.

Ich hab oben schon geschrieben, dass es Leute gibt, die es relaxter angehen - nur schwer ists so oder so.

Sorpresa
26.08.2006, 11:48
Die meisten Tage waren bei mir Lerntage - von früh 7 Uhr bis abends 23 Uhr. Sicher - mit der ein oder anderen Pause - soviel Zeit am Stück lernen kann eh niemand. Trotzdem ging es bei mir 7 Tage die Woche und fast das ganze Jahr. Effektiv frei hatte ich, wenn ich alles zusammenzähle vielleicht 2 Wochen im Jahr.


also es tut mir wirklich leid für dich, wenn du dein studium so verbringen musstest, aber das solltest du wirklich nicht verallgemeinern. ich fand das studium wirklich sehr entspannt. (sogar unter gleichen bedingungen, wegen uni leipzig alte ao)
lernen musste man wirklich nur zu stoßzeiten. und man hat in der klinik doch wirklich viel hilfe bekommen. (vorklinik war zugegebenermaßen etwas heftiger.) also überarbeitet hat man sich wirklich nicht und frei hatte man zu unseren zeiten verdammt viel.
man sollte doch wirklich nicht so viel zeit mit den lehrbüchern verbringen. man muss doch auch mal leben. mach doch niemandem hier angst. das studium ist wirklich gut zu schaffen. vielleicht isses dir nur etwas schwerer gefallen?
jeder empfindet das eben anders, aber viele haben das studium durchaus auch genossen. so wie bei dir isses sicher bei den wenigsten. also ich kenn nicht viele die solche zeiten gelernt haben.

mal die welt nicht so schwarz, nimm dein leben in die hand wenn dir was nicht gefällt wie es ist, änder selber was (das geht immer!). und versink nicht in selbstmitleid. trotz der wirklich bescheidenen bedingungen des arztberufes kann man durchaus gut leben.

greetz ins schöne LE und nichts für ungut,

la sorpresa
(btw. regelstudienzeit, bislang nen zweier schnitt, ne recht fortgeschrittene diss und sogar mit spaß am leben.)

/genug gefüttert heute.

sklave-in-weiss
26.08.2006, 11:58
naja, ich hab oben extra geschrieben, dass es auch Leute gibt, denen es leichter fällt. Es gibt eben auch Leute wie mich, denen es schwerer fällt. ich wollte nur drauf hinweisen, dass es eben auch Studenten gibt, die wirklich - aus welchen Gründen auch immer - viel ackern.

okulix
26.08.2006, 11:59
Und mit Gewebeaufsichtsamt - das ist alles schon gelaufen. Die rechnen dass dann schön und das wars.

Dann müsst Ihr auf elektronischer Zeiterfassung bestehen ;-) :-))

sklave-in-weiss
26.08.2006, 12:05
Dann müsst Ihr auf elektronischer Zeiterfassung bestehen ;-) :-))


wäre mal ein Plan - ja

okulix
26.08.2006, 12:09
Dann solltest Du doch lieber eine neue Stelle suchen ;-).

okulix
26.08.2006, 12:26
Bei uns ist sowieso alles anderes. Da dürfen PJler sogar ihre Arbeitskleidung selbst zahlen / stellen... egal.

Um dieses Haus muss man anscheinend einen ganz großen Bogen machen. Zum Glück ist es nicht überall so schlimm. Es gibt auch Kliniken, an denen es PJlern besser geht, sie bekommen dort zum Beispiel:


-ein kostenloses Zimmer
-Verpflegungsgeld in Höhe von 140 Euro pro Monat
-ein Taschengeld in Höhe von 200 Euro pro Monat
-besondere Tutorien für PJ-Studenten
- und wir bereiten Sie auf Ihr III. Examen vor

Lava
26.08.2006, 12:47
-ein Taschengeld in Höhe von 200 Euro pro Monat
-besondere Tutorien für PJ-Studenten
- und wir bereiten Sie auf Ihr III. Examen vor

Wo bitte gibt's denn das?? Wahrscheinlich in irgendwelchen Landkliniken in Klein Kallakucka, wo sonst niemand hin will :-))

okulix
26.08.2006, 12:50
Wo bitte gibt's denn das??

Dort:
http://www.diako-online.de/krankenhaus/studenten/praktische_jahr.php?navanchor=2110034

Trojan
26.08.2006, 13:28
Hmmm...
Täuscht Euch nicht mit der Pauschalaussage " Im Westen ist es besser"...
Habe vor einem halben Jahr den Wechsel aus dem Osten (Magdeburg, mitelgrosses Haus) in den Westen (Bremerhaven, grosses Haus) vollzogen, und zeitweise bereue ich es sehr.
In jedem Haus, in jeder Stadt gibt es Dinge, die gut sind und Dinge, die stören...
Hier in Bremerhaven ist die Facharztdichte z. B. so hoch, dass automatisch impliziert wird, dass man nicht bis 3 zählen kann, weil man noch kein FA ist; wenn es jedoch darum geht, am laufenden Band Dienste machen zu müssen, weil 3/4 der Belegschaft auf einmal im Urlaub ist, stellt das plötzlich kein Problem mehr da :-nix Viele Schwestern und Pfleger sind der Meinung, grundsätzlich alles besser zu können. Bei den Spannungen, die hin und wieder auftreten, wird sofort hinter dem eigenen Rücken zum Chef gerannt, anstatt das direkte Gespräch zu suchen; in dieser Intensität ist mir das in Magdeburg nie begegnet.
Mir werden teilweise plötzlich Sachen "aufs Butterbrot" geschmiert, die ein halbes Jahr her sind, und an die ich mich nicht mal mehr erinnern kann...
Die Arbeitsbelastung ist ungemein höher und die Bezahlung schlechter (!) als im "Osthaus" ;-)
Sklave, ich hoffe, dass sich Deine Situation bald verbessert- und für mich hoffe ich das auch, denn ich zweifele inzwischen stark an meinen ärztlichen und menschlichen Fähigkeiten- soweit sollte es nicht kommen!

Gruss, Trojan, der sonst nicht über private Probleme schreibt und in dieser Hinsicht ab jetzt wieder still ist;-)

Hypnos
26.08.2006, 13:41
Hypnos empfiehlt:

1) Den Westen (weil er da aber sowas von drin wohnt) [Ich sach ma: noch 4 km weiter westlich und ich bin in Hollands Osten] :-))

2) Schiffs-Arzt auf der Aida (mit sehr gutem Monatsgehalt)

3) Facharzt in Dubai (mit einem durchschnittlichen Monats!einkommen von ca. 20.000€ und 2 First-Class-Flügen pro Mon. nach D)

4) wenn das alles nichts hilft: Saroten

5) und wenn Saroten hilft, ggf. Laxoberal Abführtropfen gegen die Obstipation:-)

Es grüßt,

Hypnos

Muriel
26.08.2006, 13:43
Also bitte, 4km sind aber wahrhaft übertrieben! Vor dem Klinikum hatte ich jedenfalls schon immer ein holländisches Netz... wobei im C1000 zum Kaffeekaufen in Vaals dann wieder ein deutsches :-))

Trojan
26.08.2006, 13:43
Hypnos empfiehlt:

Saroten




*mir selbst verschreib* :-)):-D

Pünktchen
26.08.2006, 14:00
Der Hammer kommt jetzt: ich verdiene im Monat 1.200 Euro auf die Hand, netto - und das in Vollzeit, Zulagen ( Nachtschicht etc. ) gibt es keine.


Ui :-wow ich, die bald auch in deienr Liga spielt, werd mal nicht meckern, dass mir durch das Schichtsystem ab demnächst 500Euro netto fehlen werden, wobei sich der Arbeitsaufwand nur geringfügig ändert, achja und laut Personalabteilung ist das alles ne Gehaltsaufbesserung da sich ja die Wochenarbeitszeit ändert. (naja eigentlich wird mir meine Präsenz in der Nacht einfach nicht mehr angerechnet werden :-)))


@sklave
mein beileid zu dieser bescheidenen Stelle...kann man nur zum Stellenwechsel raten. Bist du an die UNI gebunden?


@trojan
das ist ein Grund warum ich die Zeit hier an einem kleinen Haus so lange nutzen werde (trotz schlechteren gehaltes) bis es mir nichts mehr für den Facharzt bringt! Das Team ist einfach so genial und im Grunde wird alles dafür getan, dass man so viel wie möglich mitnimmt (von bestimmten Untersuchungen und Krankheitsbildern). Nur irgendwann muss ich wechseln und dann wieder mich in ein neues Team einarbeiten und dann geht der Horror bestimtm erst los bei mir, denn solche Schwestern und Kollegen wie hier findet man nirgends....

Trojan
26.08.2006, 14:03
Punkt, mach das! Ich denke, kleinere Häuser haben doch einige Vorteile...
Und ärger Dich nicht über manche Eltern, Angehörige sind immer schwierig...
Gruss, T. ;-)