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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mündlich durchgefallen, was tun?



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feynman
05.09.2006, 21:52
Hi!

Meine Schwester ist heute im mündlichen durchgefallen; es habe an Biochemie gehapert. Sie hat mir in Stichpunkten durchgegeben, was sie an Fragen bekommen und als Antworten gegeben hat und es hat sich wirklich nicht nach einer 5 angehört. Ich war natürlich nicht dabei, aber meine Schwester ist keine Sprücheklopferin, so dass ich ihr erstmal vertraue. Nach einigen Beiträgen hier und nach meiner eigenen Erfahrung (Prüfung vor 3 Jahren) gehört wirklich einiges dazu, um durchzufallen. Nach ihren Ausführungen habe ich das Gefühl, dass hier nicht ganz fair geprüft wurde.

Die Prüfer haben ihr keine präzise Begründung mitgeteilt (nur "es lag an Biochemie"), wobei sie aber auch nicht nachgefragt hat. Wie geht man jetzt am besten vor? Kann man eine schriftliche Begründung verlangen?

Besteht überhaupt ein Hauch einer Chance, durch einen Widerspruch die Prüfung in den nächsten Wochen und nicht zum nächsten Physikum abzulegen?

Teilt mir doch bitte eure Ideen mit.

Ciao,
Alex

Dr. Jackyll
05.09.2006, 22:44
also ich hab irgendwo gelesen dass man ne begründung verlangen kann, aber ganz sicher bin ich mir auch nicht. vielleicht mal beim LPA nachfragen??

FerroX
06.09.2006, 08:57
Eigentlich müssen die bei Nichtbestehen sogar ausfürlich begründen, bei Bestehen kann man es verlangen, wenn man mit der Note nicht einverstanden ist. Dann steht auch im Protokoll ausführlich drinnen, was den Prüfern zum Bestehen gefehlt hat und was man falsch oder nur mit großer Hilfe gekonnt hat.

LMD
06.09.2006, 09:24
Hi,
unbedingt nochmal eine ausführliche Erklärung verlangen. Das Recht hat sie, dann kann sie immer nochmal selbst sehen, ob sie sich vielleicht doch einschätzt oder ob es eher subjektiv war.

Wenn ihr probs habt wie ihr es angehen sollt, nochmal beim LPA anrufen, die sind in solchen Fällen eigentlich immer ganz nett.

Ich halte euch die daumen, dass es doch noch irgendwie funzt.

saru
06.09.2006, 11:35
kann aber auch nach hinten losgehen... wenn du die prüfer anschwärzt.

lieber haltung bewahren und dann nächstes semester, ist doch kein beinbruch. immerhin studieren wir medizin und nicht germanistik auf lehramt, also da darf man auch mal durchfallen =)

feynman
06.09.2006, 12:00
Sie verliert dadurch nicht nur ein halbes Jahr, sondern eine ganze Menge anderer Dinge hängen davon ab (u.a. Studienortwechsel).

Inzwischen haben wir den Physilogie-Prof. telefonisch erreicht. Sie hätte in Physio eine 3 bekommen, in Anatomie ebenfalls, aber der Biochemiker hätte sich vollkommen quergestellt, sprich, er wollte ihr unbedingt eine 5 geben. Der ist wohl ein Papst für Strukturformeln und die hätte sie wohl nicht immer draufgehabt.

In der Approbationsordnung steht, dass man die Note mehrheitlich bestimmen soll. Ist das hier geschehen?

feynman
06.09.2006, 14:15
Sie hat mir eben gerade ein Protokoll der Prüfung geschickt. Hier mal ein Auszug:
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Prüfer: erzählen sie über das mutiertes Ras-Gen, bei Krebsentstehung

Antwort: Das Ras-Gen ist mit Tyrosinkinaserezeptoren assoziiert. So. z.B auch mit dem Inuslinrezeptor, es ist für Wachstum und Zellproliferation zuständig (ich weißt nicht, ob ich auch gesagt habe, dass es diese –reguliert-.)

Prüfer: Menschen mit Diabetes haben also Krebs unkontrolloriertes Wachstums.

Antwort: Nein, es geht um das Ras-Gen, was dabei mutiert. Es kommt zu unkontrollierten Zellproliferation.

Prüfer gab ohne was zu sagen die Frage weiter.
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Sie hat also den Insulinweg als Beispiel für eine RAS Signalkaskade angeführt, was auch richtig ist (wie seht ihr das? Bin gerade im Ausland und habe nur Google als Nachschlagewerk). Seine Bemerkung ist also doch vollkommen daneben und es war auch nicht okay, dass er die Frage einfach weitergab?

Dann noch ein anderes Beispiel:
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5.: Prüfer: wie ist o2 gebunden?
Zeigte drei Varianten mit den Händen.
1. Zwei parallele Hände
2. zwei Hände senkrecht zueinander.
3. eine Hand wagerecht, andere Hand schräg darauf, im Bindungswindekel 15 °
welche richtig?

Prüfling 1: schweigen

Prüfling 2: schweigen

Prüfling 3: schweigen.

meine Schwester: bezeichnete 3. Variante als richtig.

Prüfer: (abfällig) da habe sie ja eine Drittelchance richtig getippt (so ähnlich sagte er es wirklich)
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Warum stellt er die Frage dann überhaupt?

Schau ich mir den Rest an, so sind die Antworten zwar wenn es sehr ins Detail ging zum Teil nicht mehr richtig, aber sie hat keine Basics falsch beantwortet. Meine Prüfung war damals tatsächlich komplett anders.

Juckreiz
06.09.2006, 15:02
hmm rätselhaft.. ich weiss nich ob man da per anwalt was erreichen kann. da macht man sich ja ziemlich unbeliebt und muss ja auch erst wieder zum nächsten semester ran? leichter wirds also auf keinen fall. aber hier in den medi-learn faq gibts doch hinweise, am besten mal einen anwalt konsultieren ob da was zu machen ist..

übrigens: in meiner gruppe sind 2 leute durchgefallen, wobei einer gefragt hat, worans denn bei ihm gehapert hat. darauf meint der prüfungsvorsitzende: "wir sind nicht berechtigt, ihnen das zu sagen". wir haben alle erstmal blöd geschaut. Er meinte das "sei eine gesamtnote" und er darf nicht sagen "es habe zb nur an biochemie gelegen". wollen sich die prüfer damit schützen? notizen haben sie ja alle gemacht, kommt man an die also eh nur per anwalt ran, wenn sie selber keine auskünfte geben dürfen/wollen?

luckyscrub
06.09.2006, 15:08
wenn man durchfällt, kann man nach einer Begründung verlangen, man muß es allerding eigentlich schon direkt nach der Prüfung machen (Einspruch erheben). Die Prüfer sind nicht verpflichtet, vor den Mitprüflingen Auskunft zu geben, aber eigentlich müssen sie es begründen.

Bei uns an der Uni gibt es eine "Legende", die besagt, das ein Prüfungsvorsitzender mit seinem Teilbereich in einer Prüfung nicht zufrieden gewesen sei, und deshalb die Gesamtprüfung nicht bestanden wurde.

Ich selbst habe die mündliche Prüfung zweimal gemacht (beim ersten Mal krank und unwissend ;-)), wobei mir beim lernen aufgefallen ist, was ich trotz besseren Wissens für einen Bockmist gebrabbelt habe.

Wenn notwendig, dann kann man soweit ich das weiß, auch eine schriftliche Begründung anfordern.

Das Problem ist halt, das die ganze Sache vom zuständigen LPA abhängig ist. Deshalb würde ich mich da nochmal genauer informieren.

Viel Erfolg

Äni
06.09.2006, 19:38
aber wenn sie bei beiden profs ne 3 bekommen hat und nur in physio ne 5, dann wäre das rein rechnerisch ne 4 und somit bestanden! also irgendwas kann an den aussagen nicht stimmen!
drück euch die daumen.

davemed
06.09.2006, 20:30
aber wenn sie bei beiden profs ne 3 bekommen hat und nur in physio ne 5, dann wäre das rein rechnerisch ne 4 und somit bestanden! also irgendwas kann an den aussagen nicht stimmen!
drück euch die daumen.

Bei einer 5 in einem Teilbereich ist man soweit ich weiß auf jeden Fall durchgefallen. Ich hab mich nach der Prüfung auch bei der Vorsitzenden erkundigt weil ich die Benotung nicht ganz nachvollziehen konnte. Sie hat mir die Teilnoten gesagt, aber üblich ist das wohl nicht.
Ich glaube im Endeffekt ist die Chance beim LPA was zu erreichen relativ gering, aber wenns ums bestehen geht, dann ist kein Versuch vergebens!

Dr. Jackyll
06.09.2006, 20:35
Die mündliche Prüfung ist bestanden, wenn der Prüfling mindestens „ausreichende“ Leistungen in jedem Fachgebiet erbracht hat (§ 15 Abs. 7).

Dr. Jackyll
06.09.2006, 20:36
siehe auch den Thread "mündliche Notenberechnung"

LMD
07.09.2006, 09:52
Prüfer: erzählen sie über das mutiertes Ras-Gen, bei Krebsentstehung

Antwort: Das Ras-Gen ist mit Tyrosinkinaserezeptoren assoziiert. So. z.B auch mit dem Inuslinrezeptor, es ist für Wachstum und Zellproliferation zuständig (ich weißt nicht, ob ich auch gesagt habe, dass es diese –reguliert-.)

Prüfer: Menschen mit Diabetes haben also Krebs unkontrolloriertes Wachstums.

Antwort: Nein, es geht um das Ras-Gen, was dabei mutiert. Es kommt zu unkontrollierten Zellproliferation.

Prüfer gab ohne was zu sagen die Frage weiter.


Erstmal...was stellt der typ denn für fragen, da war meine prüfung dagegen ja kindergarten kleinste gruppe....und dabei hatte ich schon die forschungsfragen für die 1....O_o....

Aber der zitierte abschnitt oben ist ein punkt, wo man ansetzen könnte, denn sie hat den tyrosinkinase-rezeptor ja nur als beispiel gebracht für einen Rezeptor der mit dem RAS-Protein assoziiert ist. Selbst wenn er es falsch verstanden hat, wovon ich mal netterweise ausgehe (wollen dem prüfer mal noch nix unterstellen), dann hätte er spätestens bei ihrer nächsten aussage genauer nachfragen müssen, was sie meint. normalerweise hätte er noch nachfragen müssen, wie das ras-gen das beeinflusst, als welche faktoren letztlich für proliferation von zellen führt.
meine persönliche meinung: ich würde es probieren da anzusetzen und wenn es ihr so wichtig ist und es so dringend ist auch klagen, aber bedenkt, dass eine klage zeit braucht....

Tombow
07.09.2006, 10:48
Hier mal ein Auszug:
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Prüfer: erzählen sie über das mutiertes Ras-Gen, bei Krebsentstehung

Antwort: Das Ras-Gen ist mit Tyrosinkinaserezeptoren assoziiert. So. z.B auch mit dem Inuslinrezeptor, es ist für Wachstum und Zellproliferation zuständig (ich weißt nicht, ob ich auch gesagt habe, dass es diese –reguliert-.)

Prüfer: Menschen mit Diabetes haben also Krebs unkontrolloriertes Wachstums.

Antwort: Nein, es geht um das Ras-Gen, was dabei mutiert. Es kommt zu unkontrollierten Zellproliferation.

Prüfer gab ohne was zu sagen die Frage weiter.
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So leid es mir tut, hier hat sich deine Schwester in die Nesseln gesetzt. Ras ist nicht unbedingt mit Tyrosinkinaserezeptoren assoziiert (gibt auch andere Rezeptortypen) und Insulinsignale werden primär über PIP3-PDK1/2-PKB vermittelt, Ras kommt in dem Fall (wenn überhaupt) erst downstream der PKB. Etwas unglücklich von deiner Schwester, zwei voneinander größtenteils unabhängige Signalwege durcheinanderzubringen. Ist eine Mutmaßung von mir, aber viel eher wollte der Prüfer bei Ras und Onkogenese die Basics hören, die im jeden Lehrbuch stehen - daß Ras ein G-Protein ist und bei einigen Tumoren aufgrund von Punktmutationen konstitutiv aktiviert, dazu noch die downstream-Signale in Übersicht.

Die Frage, ob damit ne 5 gerechtfertigt wäre, lasse ich offen. Kann ja gut sein, daß der Prof in das spezifische Teilgebiet verliebt ist.

FrederikMD
07.09.2006, 14:06
So leid es mir tut, hier hat sich deine Schwester in die Nesseln gesetzt. Ras ist nicht unbedingt mit Tyrosinkinaserezeptoren assoziiert (gibt auch andere Rezeptortypen) und Insulinsignale werden primär über PIP3-PDK1/2-PKB vermittelt, Ras kommt in dem Fall (wenn überhaupt) erst downstream der PKB. Etwas unglücklich von deiner Schwester, zwei voneinander größtenteils unabhängige Signalwege durcheinanderzubringen. Ist eine Mutmaßung von mir, aber viel eher wollte der Prüfer bei Ras und Onkogenese die Basics hören, die im jeden Lehrbuch stehen - daß Ras ein G-Protein ist und bei einigen Tumoren aufgrund von Punktmutationen konstitutiv aktiviert, dazu noch die downstream-Signale in Übersicht.

Die Frage, ob damit ne 5 gerechtfertigt wäre, lasse ich offen. Kann ja gut sein, daß der Prof in das spezifische Teilgebiet verliebt ist.
Tombow, habe ja auch ein molekularbiologisches Interesse. Aber sowas in der Physikumsprüfung zu bringen, finde ich echt einen Witz da
1) klinisch völlig irrelevant.
2) Inhaltlich auch von der Wissenschaftsseite nur ungenügend verstanden (allerhöchstens im Prozess der Pankreas-Ca Initiation)
3) Völlig über dem Niveau eines 4 Semesters.

Ob PIP3 Kinase o.ä. Relevanz haben, auch darüber kann man sich bei der Arztausbildung streiten, in den USA weiß das kein M.D. und deren Behandlungen sind einfach mal keinen Deut schlechter. Meine Erfahrung bestätigt sich, dass die Vorkliniker hier als frustrierte und unterbezahlte Fachidioten auftreten und ihre eigene Neigung mit ihrem Lehrauftrag verwechseln.

feynman
07.09.2006, 19:15
Ich habe heute noch ein paar weitere Informationen zusammengetragen.

Ein Mädel, das sonst als weit überdurchschnittlich gilt, ist ebenfalls durchgefallen. Bei ihrer Prüfung soll der Prüfer zwischendruch eingeschlafen sein.

Bei der Prüfung meiner Schwester hat er wohl Bildzeitung gelesen.

Unser RA (er handelt sich um einen Spezialisten) rät von einer Klage ab, da diese sowieso zu lange dauern würde und ausserdem bei einer mündlichen Prüfung die Rahmenbedingungen eigentlich nur durch den Prüfer gesetzt werden. Er entscheidet, was klinisch relevant ist und was nicht. Die Frage, die ich euch geschickt habe, war übrigens in Relation zu den anderen noch einfach. Andere gingen derartig in die Tiefe, dass sogar ich sie ich nicht hätte beantworten können, obwohl ich ein Stipendium finanziert von der Biochemie habe..

Um ehrlich zu sein, ich bin einfach nur noch sauer. Kann das echt sein, dass man als Student derartiges Freiwild ist?

Tombow
07.09.2006, 19:18
Um ehrlich zu sein, ich bin einfach nur noch sauer. Kann das echt sein, dass man als Student derartiges Freiwild ist?

Willkommen im richtigen Leben. Später kann's noch schlimmer werden.

horste
07.09.2006, 23:10
Darf man mal nach der Lokalität dieses Albtraums fragen!?

Kostas
08.09.2006, 21:21
Die mündliche Prüfung ist bestanden, wenn der Prüfling mindestens „ausreichende“ Leistungen in jedem Fachgebiet erbracht hat (§ 15 Abs. 7)."

Wo steht das denn, in der alten AO?
neue AO (http://www.approbationsordnung.de/AO/ao-neu.pdf)

... wenn der Prüfling mindestens die Note "ausreichend" erhalten hat...