PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Der Brief und ich



Lava
07.09.2006, 18:19
Ich habe in meinen Famulaturen auch schon Briefe geschrieben. Da lief das so, dass ich ganz entspannt am Computer saß, meistens einen arzt oder erfahrenen PJler dabei hatte, den ich fragen konnte und im günstigsten Fall gab es sogar schon vorformulierte Textbausteine, die man benutzen konnte.
Jetzt läuft es so, dass Briefe grundsätzlich diktiert werden, nach vielleicht 1 bis 3 Tagen zurückkommen, korrigiert werden, erneut von der Sekretärin getippt werden, dann von der OÄ korrigiert werden und in einer vierten Runde vielleicht nochmal vom Chef.
Wie dem auch sei, heute kamen meine ersten diktierten Briefe zurück. Die Stationsärztin hat sie durchgesehen und erstmal fleißig korrigiert, so dass von den Unterpunkten Verlauf und Therapie vielleicht noch 30% von mir stammten. Dann kam die Oberärztin und hat SO VIEL korrigiert, dass maximal noch von der Vorgeschichte ein Satz von mir dabei war...

Mir ist ja klar, dass ich mich mit meiner geringen Erfahrung noch nicht besonders präzise ausdrücken kann, aber ein bisschen gedemütigt fühlt man sich ja doch.

Wie geht's euch so?

Pünktchen
07.09.2006, 18:35
*fg* in der Inneren war es dem Oberarzt ziemlich gleich was ich schrieb...musste nur medizinisch Korrekt sein...udn die persönliche Note kam durch meienn schreibstil...wenn cih dann Briefe meines Mit-PJlers gelesen habe, die auch nicht gross korrigiert zurück kamen war das so ziemlich klar...der wollte nur keien Arbeit ahben...ok, er hat darauf geachtet, das die Formulierungen unmissverständlich sind! Oh man was man an Grammatik usw noch lernen kann :-oopss am selben Tag korrigiert wieder bekommen, selbst korrigiert und raus damit...


In der Inneren in der Schweiz war es grässlich mit den Briefen!!!! ca 4 Wochen gebraucht um einen Brief fertig zu bekommen!!! erst diktiert, dann an Oberarzt Nr. 1, dann an Oberärztin Nr.2 , jeweils wieder mit Korrekturen zurück, noch mals diktiert udn dann zum Chef!!! Am Ende war nichts mehr von mir :-D deswegen hab ich auch nur 4 Briefe oder so in 8 Wochen geschrieben....


In der Pädiatrie hatte ich den Weg vorgegeben bekommen, da konnte man nciht viel falsch machen :-) auch nur einzelne Sätze kamen wieder rot zurück...aber am ende des Tertiales, kamen die Briefe nicht mehr gerötet zurück....1 tag geschrieben...einen Tag bis OÄ das gelesen und ggf korrigiert hat...gedruckt/kopiert udnd weg damit.......wir waren dann schnell :-D




@janine
nicht unetrkriegen lassen...man gewöhnt sich von jedem ein paar Kniffe/Redewendungen an...udn entwickelt so seinen eigenen Stil! jetzt als Assisstenzärztin hab ich meinen angewöhnten Stil und darf ihn hier auch umsetzen in meinen Briefen udn hab somit freie Hand auch wenn mein Chef am Anfang meckerte. Ich habs ihm plausible erklärt, warum ich das so udn so schreibe und jetzt bekomme ich kaum noch einen Brief zur Korrektur zurück...man wächst an seinen Aufgaben und lernt nie aus :-D


Ein Tip schau dir alte Briefe an und finde wiederkehrende Formulierungen!

Lava
07.09.2006, 18:46
Der Teufel liegt im Detail. In der Unfall- oder Allgemeinchirurgie fand ich das mit den Briefen auch nicht so schwer. Aber in der Neurochirurgie ist das schon ein bisschen anders. Da sind die Fälle sehr viel individueller, sehr sehr häufig nicht eindeutig und man hat oft Patienten, die schon tausendmal operiert/therapiert wurden. Aber natürlich such ich mir wenn möglich ne Vorlage. Blöd nur, wenn im Ambulanzbrief irgendwelche Paresen beschrieben sind, die mir bei der Untersuchung gar nicht aufgefallen sind. Einfach übernehmen oder weglassen und meinen eigenen Befund hinschreiben? :-nix

Bille11
07.09.2006, 18:52
kommt drauf an wie mutig du bist. sieh es als gute lehre.

ich hab heut den oa gefragt ob ich ne einsatzepikrise schreiben dürfe. darauf hat er mir den einen satz in 3 sätze auseinandergewuselt. danke :-) hätte es aber mal drauf ankommen lassen sollen, was.

z.n.hwi,rea,coro,stent,komplik'los,reha. punktausende.

NUR NOCH 1 TAG INNERE *hihi* (huch - falscher fred)

Lava
07.09.2006, 18:57
Ein exemplarischer Bandscheibenbrief sieht etwa so aus:

Pat hatte vor 30 Jahren einen BSV, wurde dann auf Höhe LWx/y operiert, wurde komplett beschwerdefrei, 10 Jahre später BSV auf der auf anderen Seite, erneute OP, Beschwerden wurden nicht besser, Re-OP, dann Besserung, aber immer wieder Schmerzen, jetzt neu Taubheit und Parästhesien, in CT und Kernspin multisegmental degenerierte Wirbelsäule mit Protrusionen in den Höhen 1, 2, 3, 4 und 5. Daher Myelographie gemacht zur Abklärung, engste Stelle bei LWx/y, was aber nicht die Symptomatik erklärt. Deswegen Schmerzkonsil und Blockade der Wurzel xy bla bla bla :-D

Bille11
07.09.2006, 18:59
DEIN exemplarischer oder EIN ex...

da kann man doch noch prima am stil feilen :-))

Lava
07.09.2006, 19:00
Das war jetzt auch nur ne Ultrakurzfassung, um die Problematik der komplexen Fälle zu demonstrieren. Ich denke am wichtigsten ist es, dass nachvollziehbar wird, warum wir welche Entscheidung getroffen haben.

Muriel
07.09.2006, 19:02
Also, wenn ich so lange an Briefen sitzen würde, würde gar nix mehr gehen. In der Ambulanz schreibe, also diktiere, ich täglich zwischen 10 und 15, auf Station sind es im Schnitt 6 pro Tag. Im Nachtdienst auf Station noch mal je 12 oder so. Da ist nicht viel mit 300x korrigieren, das muss irgendwie laufen. Wenn man nur das Pech hatte, in Derambulanz mit unserer ltd. OÄ zu sein (eigentlich ja Glück, weil man verdammt viel lernt, aber...), dann braucht ein Brief allerdings auch schon mal länger... Oh je, morgen geht es wieder los... aber so richtig fit bin ich irgendwie immer noch nicht :-((

Lava
07.09.2006, 19:04
Da bin ich sehr dankbar, dass die Stationen bei uns klein sind und pro Tag nur so 2 bis 4 Briefe zu schreiben sind. :-)

Muriel
07.09.2006, 19:06
Bei uns sind halt 15 Entlassungen und Aufnahmen die Regel :-kotz

Sorpresa
07.09.2006, 19:17
meine neurochirurgischen briefe wurden vielleicht zu 5% überlesen. musste auch gehn :-D

aber vom cheffe kamen erstaunlich wenige zurück. hat fast spaß gemacht am ende, zumindest bei den patienten wo man nen status und ne diagnose kannte. :-oopss
is irgendwie ne herausforderung, nine, beiß dich einfach durch, die anderen gehn dann dafür etwas leichter :-).

Tombow
07.09.2006, 19:19
Das war jetzt auch nur ne Ultrakurzfassung, um die Problematik der komplexen Fälle zu demonstrieren. Ich denke am wichtigsten ist es, dass nachvollziehbar wird, warum wir welche Entscheidung getroffen haben.

Aus der "Ultrakurzfassung" wird eben letzteres nicht 100%ig klar, das ganze hört sich eher nach ner durcheinandergewürfelten Informationssammlung. Bille hat recht, am Stil feilen hätte hier auch noch diese Problematik beseitigt. Mir klar, daß es bei Chirurgen idR "action, not words" heißt, aber da spart man oft paradoxerweise auch an der falschen Stelle.

Gibt es denn bei euch in der Klinik nicht irgendeine interne Richtlinie/Merkblatt, welchen Minimalanforderungen ein Arztbrief erfüllen muß? Sowas erleichtert das Schreiben/Diktieren ungemein.

brunhilde
07.09.2006, 19:20
ich bin jetzt seit einem monat in der inneren und merke, dass ich schneller werde mit den briefen, aber ich brauche immernoch so schrecklich lange...und gut geschrieben sind sie auch noch nicht. aber ich hoffe, ich werde genauso schnell schneller und besser wie bisher...

Hellequin
07.09.2006, 19:40
Bei meiner morgen zuende gehenden Neurofamulatur :-love ist es eigentlich so, das jeder Student seine eigenen Patienten hat und dabei von einem Assistenzarzt supervisiert wird. Dabei gehört dann das Briefe schreiben normal dazu. Ich bin dann in den ersten Tagen einfach mal ins Schreibbüro gegangen und hab mir mal die Normalbefunde geholt und mir daraus eine eigene Vorlage gebastelt an der ich mich entlang hangeln kann. Wieviel und was korrigiert wird, hängt halt sehr davon ab mit welchen Assistenzarzt man sich den Patienten teilt. Da hat jeder etwas andere Präferenzen.

Persephone
07.09.2006, 19:43
Meine ersten Briefe auf der Neuro durfte ich ganz in Ruhe im Dienstzimmer diktieren, weils auf der Station immer so unruhig war. Der psychopathologische Befund war immer schrecklich bei mir..... :-oopss und ich hab fast jeden Brief wie nen Schulaufsatz korrigiert zurück bekommen. Mit ROTstift.
Auf der Inneren mußte ich bisher noch keine Briefe schreiben. Bin ich aber auch nicht allzu böse drum :-D

Bille11
07.09.2006, 19:55
bei mir fanden sies cool, dass ich nix dagegen hab, briefe zu diktieren. und auf einmal sitz ich da und diktier jeden tag 1-2-3 briefe. aber alles noch im rahmen und absolut fair.

macepaker
08.09.2006, 18:47
Hach, was bin ich froh, dass es in meinem Fach keine zerkorrigierten literarischen Ergüsse gibt, die hinterher eh nur vom Hausarzt überflogen&abgeheftet werden. :-)

Lava
08.09.2006, 19:09
Bei uns kommen ja 90% der Patienten in die Reha. Fragt sich nur, was die mit den Patienten machen, wenn der Brief erst 2 Wochen nach dem Patienten in der Rehaklinik eintrifft! :-D