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Eva255
17.09.2006, 04:03
Hallo!

Und wieder recherchieren die Autoren...

Unsere Frage heute:

Welche Ursachen kann Fieber nach einer Operation haben?
Und welche Behandlungsmethoden gibt es dagegen?

Patient:
männl., 14J., Zustand nach Unfall:
Psychogenes Koma, SHT2°, OP an Aorta (zwei Wochen vorher) Oberschenkelfraktur (frisch operiert)
Medikamente: Perfalgan i.v.
Ernährung: Glucosteril i.v.

Kommt das hin?
Und wenn nicht, was muss noch geändert werden?

danke im Voraus,
Eva255

Tombow
17.09.2006, 20:29
Welche Ursachen kann Fieber nach einer Operation haben?
Und welche Behandlungsmethoden gibt es dagegen?


Kommt darauf an....bei einer zweitgradigen SHT und frischer Oberschenkel-# würde es sich um ein Polytrauma handeln. Es ist fraglich, ob der Patient auch bei seiner frischen Gefäß-OP das ganze auch überleben könnte. Was wurde denn genau an der Aorta gemacht?


Oberschenkelfraktur (frisch operiert)
Medikamente: Perfalgan i.v.
Ernährung: Glucosteril i.v. [/QUOTE]
Je nach Krankenhaus. Ist Patient bei Bewußtsein? Wenn er intubiert und beatmet auf der ITS liegt, wäre er auch entsprechend sediert. Nur Glucose reicht nicht zur Ernährung, Aminomix oder Aminosteril an dieser Stelle oder zusätzlich wäre angebrachter. Perfalgan...je nachdem, wenn er starke Schmerzen hat, wären auch opioide Analgetika angebracht. Oder ein PDK.

Zum Fieber, es gibt mehrere mögliche Ursachen:

Infektion/Sepsis. Wahrscheinlich, wenn es sich um eine offene Fraktur handelt. In diesem Falle wären auch Blutkulturen und Antibiotika fällig.

SIRS (System Inflammatory Response Syndrome) - Patient gehört auf die Intensivstation, im Zweifelsfall auch sediert, intubiert und beatmet. Die Behandlung würde sich hier aus Sicherung der Vitalfunktionen, IV-Ernährung und eine Flüssigkeit/Elektrolytenbilanzierung zusammensetzen. Kommt es im Verlauf zum Schock oder Organversagen, wird entsprechend behandelt (Kortikosteroide bei ARDS, Dialyse bei Nierenversagen, etc.)

Zentrale Termoregulationsstörung - es kann sein, daß der Patient im Z.n. SHT intrakranielle Blutungen und/oder ein Hirnödem entwickelt. In einer extremeren Ausprägung wird das Termoregulationszentrum beschädigt (oft bei einer unteren Einklemmung oder bei ausgeprägtem hypoxischem Hirnschaden). Dagegen kann man wenig unternehmen - Hirnödemprophylaxe, im Extremfall auch eine neurochirurgische Entlastung und kühlen.

Hoffe, das hilft. Sicherlich werden andere auch besser und ausführlicher antworten können, das wären nur ein Paar Anregungen von mir (ohne Gewähr).

Evil
17.09.2006, 20:51
Fieber kann postoperativ auch als unspezifische Reaktion auftreten, natürlich wird nach diversen Infektionen oder Entzündungen als Ursache gesucht, aber die OP als solche kann die Reaktion auch hervorrufen. Kommt etwas darauf an, wie hoch das Fieber ist und wie lang die letzte OP zurückliegt.

Und als konkrete Ursachen hast Du natürlich das, was Tom schon agegeben hat, plus mögliche Lungenentzündung, Abszeß (Eiteransammlung), etc..

Eva255
17.09.2006, 23:22
okay... schon mal vielen Dank!

Also, Anamnese und Verlauf der Krankheit:

Patient, 14 Jahre, bisher in Pflegefamilien und Heimen herumgereicht, lebt jetzt seit ca. 1 Jahr bei seinem Pflegevater. Der Junge hat bereits einen ziemlichen seelischen Knacks weg: Zwei Unfälle, einer mit 6, einer mit 11 Jahren (beim ersten starben die leiblichen Eltern, beim zweiten wurde er von einem LKW erfasst), Misshandlungen und sexueller Missbrauch in einer Pflegefamilie, ein traumatischer Heimaufenthalt.

Unfallnacht (Kapitel 1):
Der Patient war (mit Vater) im Auto unterwegs in den Urlaub, auf der Fahrt dahin sind sie frontal mit einem Falschfahrer kollidiert. Verletzungen des Jungen: SHT2°, Oberschenkel#, Aneurysma an der Aorta.
Der Junge wurde im Krankenhaus wie folgt versorgt:
SHT wurde untersucht, nach Ausschluss schwererer Verletzungen wurde dafür konservative Behandlung (also wohl Kopf 30° hochlagern und Ruhe?) angeordnet.
Die Oberschenkel-OP wurde vorerst verschoben, bis sich sein Zustand stabilisiert hat, das Aneurysma an der Aorta wurde sofort und erfolgreich operiert, Komplikationen gab es dabei keine, man rechnete mit einem baldigen Aufwachen des Jungen.
Einige Stunden nach der OP war der Bewusstseinszustand des Jungen GCS 6, eine weitere Untersuchung in der Neurologie schloss eine neurologische Ursache aber weitestgehend aus, auch eine Indikation für eine Kopf-OP war nicht gegeben. Die Ärzte gehen nach Ausschluss anderer Möglichkeiten von einem psychisch bedingten Koma aus, bedingt durch die traumatischen Erlebnisse in der Vergangenheit und das psychische Trauma des erneuten Unfalls.
Patient wird in ein entsprechendes Zimmer verlegt, intubiert und beatmet ist er bereits (wg. OP).

Kapitel 2 (eine Woche später):
Der behandelnde Arzt entdeckt anhand von Veränderungen der Herz- und Atemfrequenz und entsprechenden Tests, dass der Junge es merkt, ob sein Vater bei ihm im Zimmer ist, oder nicht - völlig weggetreten scheint er also nicht zu sein, er ist aber auch nicht ansprechbar und scheint tief zu schlafen.
Der Patient zeigt eine allergische Reaktion (leicht erhöhte Temperatur) auf ein Medikament (welches käme da in Frage?)

Kapitel 3 (ca. zwei Wochen nach dem Unfall):
Der Patient liegt zwar noch immer im Koma, die OP von seinem Oberschenkel konnte jedoch nicht länger hinausgeschoben werden.
Nach der Operation hat der Patient hohes Fieber bekommen, das sich nur sehr schwer senken lässt.

(Kapitel 4: ca. 3 Wochen nach dem Unfall beobachtet die Krankenschwester kleine Verbesserungen am Zustand des Patienten: bei einem lauten Geräusch zuckt er zusammen und auch sonst scheint er etwas wacher zu werden. Als der Junge die Stimme seiner Lieblingsschwester hört, reagiert er erstmalig mit leichten Fingerbewegungen. Als sein Vater ihn anspricht, wacht er langsam auf, er spricht und reagiert korrekt auf Anweisungen. Eine weitere Untersuchung durch den behandelnden Arzt ergibt, dass er wahrscheinlich keine bleibenden Hirnschäden zurückbehalten wird.)


Unsere erste Idee für Kapitel 3:
eine allergische Reaktion auf das Narkotikum, das bei der OP verwendet wurde.

Durch die OP ausgelöstes Fieber klingt aber noch reizvoller.
Also: gesetzt den Fall, das Fieber wird lediglich durch die OP ausgelöst.
Wie hoch kann es steigen?
Was kann man im oben geschilderten Fall dagegen tun?
Welche Medikamente kann man dagegen verabreichen?

bis denn,
Eva255

Evil
18.09.2006, 08:01
eine allergische Reaktion auf das Narkotikum, das bei der OP verwendet wurde.

Durch die OP ausgelöstes Fieber klingt aber noch reizvoller.
Also: gesetzt den Fall, das Fieber wird lediglich durch die OP ausgelöst.
Wie hoch kann es steigen?
Was kann man im oben geschilderten Fall dagegen tun?
Welche Medikamente kann man dagegen verabreichen?
Unverträglichkeitsreaktionen sind leider relativ häufig bei Novalgin (Metamizol), obwohl es eines der besten Nicht-Opioid-Schmerzmittel ist.

Postoperatives Fieber kann durchaus mal kurzfristig bis 39° ansteigen, dagegen tun kann man:
- Ursachen abklären (Infektion o.ä.) und ggf beseitigen
- fiebersenkende Medikamente (Paracetamol oder Ibuprofen)
- Wadenwickel

Eva255
28.09.2006, 23:38
okay... hier jetzt unser Konzept für den Spannungsbogen in Kap. 3:

Der (immer noch komatöse) Patient hat also nach der OP hohes Fieber bekommen, es strengt ihn sehr an, zusätzlich hat er immer noch an der OP von vor zwei Wochen zu knabbern.
Das Fieber geht einfach nicht runter, trotz Medikamenten und Wadenwickel. (Kann man bei einer Oberschenkelfraktur überhaupt Wadenwickel machen?)
Der neue Internist beschließt irgendwann, dem Patienten noch einmal eine Injektion mit einem Medikament gegen das Fieber zu geben, die Dosis ist hart an der oberen Grenze, fast schon zu hoch.
Der behandelnde Arzt ist dagegen, der Internist setzt sich jedoch durch, weil alle anderen Möglichkeiten bereits ausgeschöpft sind.
Nachdem er die Injektion gegeben hat, sinkt das Fieber nach einer Weile tatsächlich.

Ist das realistisch so?
Wenn ja: um welches Medikament könnten sich die beiden Ärzte da streiten, welche Argumente dafür bzw. dagegen führen sie jeweils an?

Und wenn nicht, was könnte man statt dessen als Spannungsbogen nehmen?

Grüße,
Eva255