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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : FSJ im Altenpflegeheim - meine bisherigen Erfahrungen



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caffeinejunkie
21.09.2006, 12:12
Ich habe am 1. September ein FSJ im Altenpflegeheim begonnen. Viel lieber wollte ich in ein Krankenhaus, aber das einzige Krankenhaus in der Nähe, ein sehr kleines und spezialisiertes, bietet laut Aussage meiner Hilfsorganisation keine FSJ-Stellen an - also musste ich ins Altenpflegeheim meiner Stadt.
Und naja was soll ich sagen - die Arbeit ist so - ich weiß nicht wie es beschreiben soll - so schrecklich unbefriedigend. Es macht nicht wirklich Freude - und das obwohl die (meisten) Schwestern, wirklich sehr angenehm sind, genau wie auch die Bewohner. Ich bin dem "leichtesten" Wohnbereich zugeteilt worden (sie brauchten jemanden, der am Wochenende arbeitet - und da ich die einzige Volljährige unter den FSJlern bin, war diese Einteilung nicht wirklich Zufall). Soll heißen, die Bewohner sind überwiegend geistig recht fit, man erkennt einen Willen, sie sind nicht bettlägrig - man sieht, dass sie wirklich "leben". Vielleicht wäre die Arbeit auf den Wohnbereichen, mit schwereren Fällen interessanter gewesen, da herausfordernder, obwohl natürlich psychischer erheblich belastender.
Momentan bestehen meine Aufgaben darin, morgens eigenständig 3 Bewohner auszukleiden, zu waschen und anzuziehen. Daneben muss ich allen Bewohnern meines WBs bei Toilettengängen helfen, sie baden, Mahlzeiten reichen und mundgerecht zubereiten, Rollstühle putzen, Arztgänge machen um Rezepte abzuholen u. Medikamentenblätter abzeichnen zu lassen, Betten machen und neu beziehen etc. Also das Normale halt, was wohl jeder Zivi oder FSJler machen muss... das Problem dabei ist, dass man das alles unter enormen Zeitdruck zu bewältigen hat, so dass kaum Zeit dazu bleibt, sich mal mit den Bewohnern zu unterhalten und ihnen Gesellschaft zu leisten. Man rotiert ununterbrochen, und wenn man dann doch 5 Minuten Luft hat, ist das paradoxerweise noch unerträglicher, weil dir deine Erschöpfung ins Bewusstsein dringt. Du weißt nichts mit dir anzufangen, weißt nicht ob du dich nach rechts oder links drehen sollst - denn selbstständig kannst und willst du nichts machen, denn man könnte ja einen Fehler begehen.
Und wenn man dann nach 9 Stunden nach Hause kommt, ist man zu nichts mehr fähig, nicht mal zum denken. Man versucht seinen Körper in die Dusche zu hieven, und trotzt Appetitlosigkeit etwas in sich reinzustopfen - und das alles macht man in einer solchen Langsamkeit, dass es schon wieder Zeit zum schlafen ist, da man am nächsten Tag wieder um 5 Uhr morgens aufstehen muss (was im Übrigen eine Kunst für sich ist), weil 6.30 Dienstbeginn ist. Das alles schlauchte mich so sehr, dass ich nach 6 Tagen arbeiten nicht mehr konnte. Mir war permanent schlecht, hatte absolut keinen Appetit, konnte die Nacht über nicht schlafen, hatte Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen (das wechselte sich galanterweise ab). Also ließ ich mich krankschreiben. Dieser Krankschreibung folgte in der darauffolgenden Woche die nächste, weil ich mit einem grippalen Infekt gesegnet wurde. Deshalb habe ich Zeit zu schreiben, neben der Arbeit wäre ich zu solchen Beiträgen, die ein wenig Denkarbeit erfordern gar nicht fähig.

Ich bin froh diese Erfahrungen gemacht zu haben, aber wenn ich dieses WS keinen Studienplatz bekomme, und bis zum SS warten muss (ich bin zuversichtlich dann einen Platz zu erhalten) - dann sind das noch 7.(!!!) Monate. Ich beweifle ehrlich, ob ich das durchhalte, bzw. durchhalten will. Sich jeden morgen aus dem Bett zu quälen (jede zweite Woche darf ich 7. mal um 5Uhr raus *FREUDE*), kann es doch nicht sein.

Ich habe keine Problem damit, den Bewohnern den Hintern abzuwischen (auch wenn ich jedesmal mit Ekelreaktionen zu kämpfen habe, aber das wird im OP sicher nicht anders sein - das wird sich geben), sie zu baden oder durch die Gegend zu fahren - aber ich habe scheinbar große Probleme dies fast täglich über 8 Stunden zu tun. Es fehlt die geistige Herausforderung und die daraus folgende Befriedigung bei ihrer Bewältigung. Wahrscheinlich kommt auch noch hinzu, dass ich absolut nicht gewohnt bin 8 Stunden lang körperlich zu arbeiten. Ich saß sonst nur in der Schule und strengte meinen Geist an - naja mal mehr mal weniger.
Meine Eltern meinten nur grinsend: "Willkommen in der Arbeitswelt!", oder wahlweise auch "Da musst du durch." , "... bildet den Charakter bla". Ehrlich gesagt, kann ich auf diese 7 Monate "Charakterbildung" gut verzichten. 3 Monate sind ok, aber nicht 7. Das traue ich mir nicht zu.

Das Problem sind Alternativen. Ein Ausbildung für ein halbes Jahr wäre ziemlicher Unsinn, würde ich sagen. Fällt euch etwas dazu ein - Alternativen mit größerer geistiger Betätigung?
Es wäre auch schön, wenn sich andere Zivis oder FSJler zu Wort melden, die in einem Altenpflegeheim Dienst haben. Eure Erfahrungen interessieren mich sehr.

Verschnupfte Grüße

my_precious
21.09.2006, 12:52
ich war auf der inneren station in einem kleinen hinterwäldler kommuanlen krankenhaus während des KPP. das war auch nichts anderes, nur dass die schwestern nicht freundlich waren und die ärzte oft ebensowenig (aber das konnte mir egal sein).
ich hatte im prinzip die genau gleichen aufgaben wie du und fast kein patient war unter 60 jahre, diemeisten über 70. das nomale krankenhaus-inneren-station-klischee ebent
ich wollte dort 2 monate machen und hab aber im enddefekt nur 1 monat gemacht, weil es mir absolut nicht gefallen hat.

ich würde dir raten, 3 monate lang FSJ zu machen und die restlichen 3 bis 4 monate für kohle in ner fabrik zu arbeiten, zu kellnern etc., falls es zum WS nicht mit einem studienplatz klappt. ist zwar keine geistige anstrengung oder herausforderung, aber kohle kann man doch immer gebrauchen. und sei es nur, dass du während des studiums selber nicht so viel arbeiten must, weil du was angespart hast.

lille_dronning
21.09.2006, 13:10
Das hört sich ja echt krass an wie es dir geht! :-notify Also ich denke auch, dass das FSJ unter diesen Umständen keinen Sinn macht. Es soll doch ein sinnvolles und lehrreiches Jahr sein und wenn man sich ständig schlecht fühlt schadet man sich doch eher.

Ich würde auch versuchen, Arbeit zu finden. Bei mir wurden meine Pläne auch gerade durchkreuzt und jetzt muss ich auch mindestens bis zum SS eine Alternative suchen. Ich kellnere jetzt in Vollzeit, knapp 40 Stunden die Woche (wobei es mir da wie dir geht, da muss man sich wirklich erstmal dran gewöhnen). Das Gute ist, dass du wirklich ein schönes Startkapital zusammensparen kannst, das macht den Studienanfang um einiges leichter!

Ebenfalls verschnupfte Grüße (Erkältung geht rum ;-) )

Lilalein
21.09.2006, 13:49
Am Anfang des FSJ ist es oft anstrengender wegen der Umstellung, man gewöhnt sich mit der Zeit daran. Wird auch oft auf Seminaren oder schon vor Beginn des FJS vom Träger mitgeteilt.

Ich weiß aber nicht ob es Sinn macht das FSJ weiterzumachen, wenn du so unzufrieden bist. Der einzige Vorteil wär, dass du nach sechs Monaten das offizielle FSJ-Zeugnis bekommst, vorher leider nicht. Und das macht sich schon gut im Lebenslauf später..

Tom84
21.09.2006, 14:24
hi,

also wenn du nicht so scharf auf körperliche arbeit bist, dann mach doch ein fsj beim rettungsdienst; am besten auf ner kleinen landwache. da kannste den ganzen tag aufm sofa liegen, dich draußen aufm balkon sonnen und bissl lesen, ab und zu ma die kollegen beim tischtennis abziehen... achja, und dann hat man von zeit zu zeit auch ma ein einsatz. hab ich auch so gemacht. war wirklich ein interessantes und entspannendes jahr (vor allem die nachtdienste --> welchen film gucken wir heute... :-D )

:-dance

caffeinejunkie
21.09.2006, 14:34
Hallo und danke für die Antworten. :-)

Die Idee mit dem Arbeiten hatte ich auch schon. Das Problem daran ist, dass meine Eltern Harzt IV bekommen (somit kriegen sie auch Geld für mich), und wenn ich arbeiten gehe zieht mit das Arbeitsamt entweder das meiste Geld ab (bei Teilzeit) oder streicht mir jegliche Unterstützung und ich muss anteilig die Miete, das Essen, Strom, Wasser etc. zahlen (bei Vollzeit) - zumindest läuft beides auf das selbe hinaus - von meinem erarbeiteten Geld habe ich so gut wie nichts. Mit dem Arbeiten muss ich also warten bis ich Bafög bekomme, also in der Zeit in der ich eigentlich studieren sollte. :-nix

Ich hoffe, dass es mit der Zeit besser wird - ist wohl das Einzige was ich grad tun kann. Das mit dem "sich später gut im Lebenslauf machen" war auch der ausschlaggebende Punkt für das FSJ. Ist schon ein Schlag ins Gesicht, den Job für 1,60€ die Stunde zu machen (ja, ich habs ausgerechnet ;-) ) - jeder Zivi würde sich krank lachen bei der Vergütung...

Miri_85
21.09.2006, 14:37
Hm, klingt ja nich so prickelnd. Unter den Vorraussetzungen machst du dich kaputt, würd ich mal sagen.
Ich hab mal ein Jahrespraktikum im Krankenhaus gemacht, und hab nach einer Woche auch überlegt, alles hinzuschmeissen. Mir ging es ähnlich wie dir, nur das ich auch nicht wirklich mit den Schwestern meiner Station klargekommen bin. Und ich hab auch recht schnell begriffen, das Urinkellnern und andere eklige Sachen nicht zu meiner Motivation beitragen und dieser Job garantiert nix für mich ist. Geistig gefordert wirst du als Praktikant oder FSJ'ler ja sowieso eigentlich nie. "Mach mal dies, bring die Post weg, hol die Post, bring Herrn Brömmelkamp zu seiner Lymphdrainage, hol Frau Brausewind vom Bewegungsbad ab....ach, und wenn du wieder da bist, da stehen noch 3 Betten, die müssen geputzt werden....."
Ja, ganz toll. Immerhin hab ich nicht abgebrochen, das Beste draus gemacht, und meine Herausforderung war es schliesslich, die durchschnittlich 8 Therapien von durchschnittlich 10 Patienten am Tag so zu koordinieren, das meist jeder pünktlich zu den Therapien kam und niemand sonderlich lange warten musste. Und es war quasi ein Triumph für mich, wenn ich mal frei hatte oder krank war, zu hören, wie auf Station das halbe Chaos ausgebrochen is, weil die Schwestern das nicht wirklich so gut hingekriegt haben wie ich. :-)) Äh, aber gut, die Alternativen für dich etwas postives rauszuholen hast du scheinbar nicht, und dein Charakter kannst du auch anders formen. ;-)
Nicht jeder ist für die harte körperliche Arbeit einer KS/KPF oder einer Altenpflegerin/er gewachsen.
Und warte erstmal, bis das erste Tagesseminar kommt, die sind nicht ohne :-D Sozialpädagogen können auf ganzschön komische Ideen kommen, sag ich nur :-))
Auf das FSJ-Zeugnis würd ich sch****** , ehrlich gesagt. Wenn's dich kaputt macht, ist es das alles ja nich wert. Such dir nen anderen Job zur Überbrückung. ;-)

Miri_85
21.09.2006, 14:43
Hallo und danke für die Antworten. :-)


Ich hoffe, dass es mit der Zeit besser wird - ist wohl das Einzige was ich grad tun kann. Das mit dem "sich später gut im Lebenslauf machen" war auch der ausschlaggebende Punkt für das FSJ. Ist schon ein Schlag ins Gesicht, den Job für 1,60€ die Stunde zu machen (ja, ich habs ausgerechnet ;-) ) - jeder Zivi würde sich krank lachen bei der Vergütung...

Hm, ansonsten wende dich doch mal an deine FSJ Stelle. Die haben dir die Stelle auch vermacht, nehme ich an? Wenn es kein KH in der Nähe gibt, dann vllt eine komplett andere Einrichtung? Zum Beispiel eine KiTa, oder andere Sozialwerke. Kannst dich ja mal informieren, ob du die Einrichtung jetzt noch wechseln kannst. Ich hatte welche in meiner FSJ-Krabbelgruppe, die haben die Einrichtung gewechselt weil sie mit der Arbeit, den Leuten etc nich klarkamen...

suzi1609
21.09.2006, 14:51
Wenn du dir sicher bist im Sommersemester einen Studienpaltz zu bekommen, würde ich an deiner Stelle das FSJ abbrechen und lieber die 3 Monate Pflegepraktikum schon mal machen, das bringt dir wenigstens was. Das FSJ im Pflegeheim wird doch gar nicht als KPP anerkannt, oder?
Naja, 1,66 € die Stunde sind auf jeden Fall besser wie gar nichts, aber unter den Umständen? Denn wie gesagt, wenn du es dir nicht mal anrechnen lassen kannst musst du ja dann noch mal zusätzlich 3 Monate machen :-keks
Oder mir fällt gerade ein, du könntest eine Ausbildung zum Krankenpflegehelfer machen, da würdest du dann eventuell auch etwas Geld bekommen, aber da kenn ich mich jetzt nicht so aus, musst du mal googeln.
Viele Glück :-bee

Healix
22.09.2006, 10:59
Kenne ich sehr gut, besonders die geringe geistliche Herausforderung. Als ich meinen Zivi angetreten hab, wollte ich eigentlich noch Chemie studieren, bin dann zur Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft Frankfurt (ans Senckenberg-Museum angegliedert, kennt vielleicht jemand) und hab dort in einem Projekt für Naturwaldreservate gearbeitet. Ich wollte einfach mal sehen, wie es so in einem Forschungsinstitut aussieht. Meine Arbeit bestand daraus, wahlweise den ganzen Tag Insektenfangzahlen in eine Datenbank einzugeben oder besagte Insekten unter dem Mikroskop zu sortieren. Da alles in Alkohol gelagert war, gabs in unserem Ziviraum ständig einen schönen Alkoholdunst, der mir auch drei schwere Augenentzündungen beschert hat, zusammen mit einmal Wirbelsäule wieder geraderücken beim Orthopäden vom ständigen Übers-Mikroskop-Beugen. Die einzige Abwechslung war mal ein Gang zur Unibib für Lektüre für den Doktor oder Altalkohol ins Zwischenlager fahren. Einmal im Monat gings in den Wald Fallen leeren, was besonders im Moor erbärmlich gestunken hat...
Da aber die ersten drei Monate niemand in dieser Abteilung war außer mir und dem Doktor, hab ich einfach nur 8 h am Stück geackert, was anderes ging ja nicht. Für den PC hatte ich zu der Zeit das Passwort noch nicht ;D
Als dann der andere Zivi kam, haben wirs irgendwann lockerer angehen lassen, wär total in Selbstzerstörung ausgeartet, besonders da ich nach Frankfurt noch 1h hin und zurück Bahnfahrt pro Tag hatte.
Nimm aus dem FSJ mit, was du kannst, es gibt immer irgendwas. Bei mir war es die rechtzeitige und richtige Entscheidung für Medizin, und die Gewissheit, dass man jeden Ekel besiegen kann :D
Aber such dir irgendwas, um dich bisschen geistig zu fordern, sonst gehts dir schnell sehr mies. Ich hab irgendwann Unmengen von Sudokus gemacht und IQ-Tests im Internet ;)

Lilalein
22.09.2006, 11:05
Wegen den 1,6€ pro Stunde: Deswegen heißt es ja auch Freiwilliges Soziales Jahr. Natürlich ist es ungerecht, dass Zivis für die gleiche Arbeit mehr bekommen, aber im Gegensatz zu denen machst du es ja eben freiwillig wegen deines sozialen Engagements.

Zum Thema Hartz IV sag ich jetzt mal nichts...

Healix
22.09.2006, 11:25
Soweit ich weiß ist der Sold der gleiche, man bekommt im FSJ einfach nur kein Essensgeld, was leider die Hälfte des Lohns ausmacht ;D

Golfina
22.09.2006, 11:39
hallöchen,

es ist nun mal so, daß die Umstellung auf die Arbeitswelt recht kraß ist. Da muß ich leider deinen Eltern recht geben. Aber du kannst mir glauben - das wird alles besser, alles eine Frage der Gewöhnung. Sieh dich nicht als Versager und erwarte nciht so viel von dir am Anfang. Man muß nicht gleich alles perfekt können und bewältigen, man wächst echt mit den Herausforderungen.
Ich habe eine ganz ähnliche Erfahrung in meinem Pflegepraktikum gemacht. Ich wollte schon hinschmeißen und eh überhaupt nicht studieren, weil ich dachte, ich pack das nicht. Heute arbeite ich ganz normal und es geht.
Du schaffst das auch!!!

Miri_85
22.09.2006, 16:05
Wegen den 1,6€ pro Stunde: Deswegen heißt es ja auch Freiwilliges Soziales Jahr. Natürlich ist es ungerecht, dass Zivis für die gleiche Arbeit mehr bekommen, aber im Gegensatz zu denen machst du es ja eben freiwillig wegen deines sozialen Engagements.

Zum Thema Hartz IV sag ich jetzt mal nichts...


Bin jez grade zu faul zum umrechnen, aber ich hab im Monat 340 Euronen plus 25 Euro Fahrtkostenpauschale bekommen, ausserdem kamen monatlich noch 150 Euro Kindergeld dazu. Soviel weniger als das Zivi Gehalt is das eigentlich garnicht, oder?

Lilalein
22.09.2006, 16:30
Hm weiß ich gar nicht so genau, hab nur die Aussagen vom Threadstarter aufgegriffen.

Vielleicht sagt n Zivi mal was dazu ;-)

Hab damals bei meinem FSJ auch 350€ bekommen. Fahrtkostenpauschalen gabs nicht, Unterkunft auch nicht, musste man alles aus eigener Tasche zahlen. Aber meine Eltern haben auch das Kindergeld weiterhin bekommen.

Baru
22.09.2006, 19:05
ich hab in den ersten 3 Monaten 450, im 2 Trimenon 500 und dann zuletzt 550 bekommen, dazu war da noch irgendeine Abschlußzahlung von 600? Euro zusätzlich

Mein Zivi hab ich in einer Notaufnahme gemacht, hatte da eine gute Mischung zwischen (halbwegs) anspruchsvollen Arbeiten und Stumpfsinn.
Man darf halt nie vergessen daß man noch keinerlei Ausbildung und Erfahrung hat, deswegen wird man als Zivi wohl nie so wirklich anspruchsvolle Arbeiten machen dürfen.

Als Hilfskraft im Altenheim zu arbeiten dürfte aber jegliche Krankenhausarbeit nochmal um Längen schlagen, bei der aktuellen Finanzsituation der meisten AH dient man dort eigentlich nur als billige Arbeitskraft. Eigentlich bräuchte man eine sehr gründliche Einarbeitung (ohne Einarbeitung und Schulung kann man nämlich Pflege wirklich nur auf primitiven Niveau betreiben).

Im Rahmen meiner Ausbildung werd ich auch noch 2 Monaten im Altenheim arbeiten müssen, und freu mich auch jetzt schon garnicht (wobei...schlimmer als ambulante Pflege kanns auch nicht sein)

Healix
22.09.2006, 19:37
Jupp, hab als Zivi damals alles bekommen, was so möglich ist - normalen Sold, volles Essensgeld, Kleidergeld. Die ersten drei Monate um die 450, dann nähert es sich an die 500 und die letzten drei leicht darüber. Dazu noch 690,24€ Entlassungsgeld und 170? € Weihnachtsgeld, soweit ich mich erinnern kann. Unerwartete Schwankungen auf dem Gehaltscheck ließen sich immer darauf zurückführen, dass der Monat weniger als 31 Tage hatte, der Februar war ziemlich enttäuschend :D

Hades
22.09.2006, 19:43
hallöchen,

es ist nun mal so, daß die Umstellung auf die Arbeitswelt recht kraß ist. Da muß ich leider deinen Eltern recht geben.

Das hängt aber stark davon ab wo man arbeitet. Wenn ich mir die Angestellten bei uns in der Verwaltung ansehe, so ist das doch oft lauer als das oben beschriebene.

Jule*
22.09.2006, 22:44
Hallo!

Die Arbeit im Altenheim hört sich wirklich nicht sehr schön an, gerade weil es immer das Gleiche ist.
Ich mache zur Zeit ein FSJ auf einer Rettungswache von den Johannitern und ich muss sagen, dass ich es nicht bereue. Zuerst kam die Ausbildung zum RetSan und dann die praktika im KH und bei einer rettungswache und jetzt fahre ich jeden Tag KTW oder RTW. Bis jetzt ist es nie langweilig geworden, weil man sich immer neuen Situationen stellen muss, immer andere Patienten, etc.
Ich empfehle dir, erst mal abzuwarten, ob du jetzt einen Studienplatz bekommst und wenn nciht, dann wechsel deine FSJ-Stelle, da es viele Alternativen gibt (Rettungsdienst ist eine davon). Denn letztendlich macht es einen nur "krank", wenn man bei der Arbeit unzufrieden ist.

Leisure Suit Alex
23.09.2006, 00:26
Ich habe am 1. September ein FSJ im Altenpflegeheim begonnen. Viel lieber wollte ich in ein Krankenhaus, aber das einzige Krankenhaus in der Nähe, ein sehr kleines und spezialisiertes, bietet laut Aussage meiner Hilfsorganisation keine FSJ-Stellen an - also musste ich ins Altenpflegeheim meiner Stadt.
Und naja was soll ich sagen - die Arbeit ist so - ich weiß nicht wie es beschreiben soll - so schrecklich unbefriedigend. Es macht nicht wirklich Freude - und das obwohl die (meisten) Schwestern, wirklich sehr angenehm sind, genau wie auch die Bewohner. Ich bin dem "leichtesten" Wohnbereich zugeteilt worden (sie brauchten jemanden, der am Wochenende arbeitet - und da ich die einzige Volljährige unter den FSJlern bin, war diese Einteilung nicht wirklich Zufall). Soll heißen, die Bewohner sind überwiegend geistig recht fit, man erkennt einen Willen, sie sind nicht bettlägrig - man sieht, dass sie wirklich "leben". Vielleicht wäre die Arbeit auf den Wohnbereichen, mit schwereren Fällen interessanter gewesen, da herausfordernder, obwohl natürlich psychischer erheblich belastender.
Momentan bestehen meine Aufgaben darin, morgens eigenständig 3 Bewohner auszukleiden, zu waschen und anzuziehen. Daneben muss ich allen Bewohnern meines WBs bei Toilettengängen helfen, sie baden, Mahlzeiten reichen und mundgerecht zubereiten, Rollstühle putzen, Arztgänge machen um Rezepte abzuholen u. Medikamentenblätter abzeichnen zu lassen, Betten machen und neu beziehen etc. Also das Normale halt, was wohl jeder Zivi oder FSJler machen muss... das Problem dabei ist, dass man das alles unter enormen Zeitdruck zu bewältigen hat, so dass kaum Zeit dazu bleibt, sich mal mit den Bewohnern zu unterhalten und ihnen Gesellschaft zu leisten. Man rotiert ununterbrochen, und wenn man dann doch 5 Minuten Luft hat, ist das paradoxerweise noch unerträglicher, weil dir deine Erschöpfung ins Bewusstsein dringt. Du weißt nichts mit dir anzufangen, weißt nicht ob du dich nach rechts oder links drehen sollst - denn selbstständig kannst und willst du nichts machen, denn man könnte ja einen Fehler begehen.
Und wenn man dann nach 9 Stunden nach Hause kommt, ist man zu nichts mehr fähig, nicht mal zum denken. Man versucht seinen Körper in die Dusche zu hieven, und trotzt Appetitlosigkeit etwas in sich reinzustopfen - und das alles macht man in einer solchen Langsamkeit, dass es schon wieder Zeit zum schlafen ist, da man am nächsten Tag wieder um 5 Uhr morgens aufstehen muss (was im Übrigen eine Kunst für sich ist), weil 6.30 Dienstbeginn ist. Das alles schlauchte mich so sehr, dass ich nach 6 Tagen arbeiten nicht mehr konnte. Mir war permanent schlecht, hatte absolut keinen Appetit, konnte die Nacht über nicht schlafen, hatte Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen (das wechselte sich galanterweise ab). Also ließ ich mich krankschreiben. Dieser Krankschreibung folgte in der darauffolgenden Woche die nächste, weil ich mit einem grippalen Infekt gesegnet wurde. Deshalb habe ich Zeit zu schreiben, neben der Arbeit wäre ich zu solchen Beiträgen, die ein wenig Denkarbeit erfordern gar nicht fähig.

Ich bin froh diese Erfahrungen gemacht zu haben, aber wenn ich dieses WS keinen Studienplatz bekomme, und bis zum SS warten muss (ich bin zuversichtlich dann einen Platz zu erhalten) - dann sind das noch 7.(!!!) Monate. Ich beweifle ehrlich, ob ich das durchhalte, bzw. durchhalten will. Sich jeden morgen aus dem Bett zu quälen (jede zweite Woche darf ich 7. mal um 5Uhr raus *FREUDE*), kann es doch nicht sein.

Ich habe keine Problem damit, den Bewohnern den Hintern abzuwischen (auch wenn ich jedesmal mit Ekelreaktionen zu kämpfen habe, aber das wird im OP sicher nicht anders sein - das wird sich geben), sie zu baden oder durch die Gegend zu fahren - aber ich habe scheinbar große Probleme dies fast täglich über 8 Stunden zu tun. Es fehlt die geistige Herausforderung und die daraus folgende Befriedigung bei ihrer Bewältigung. Wahrscheinlich kommt auch noch hinzu, dass ich absolut nicht gewohnt bin 8 Stunden lang körperlich zu arbeiten. Ich saß sonst nur in der Schule und strengte meinen Geist an - naja mal mehr mal weniger.
Meine Eltern meinten nur grinsend: "Willkommen in der Arbeitswelt!", oder wahlweise auch "Da musst du durch." , "... bildet den Charakter bla". Ehrlich gesagt, kann ich auf diese 7 Monate "Charakterbildung" gut verzichten. 3 Monate sind ok, aber nicht 7. Das traue ich mir nicht zu.

Das Problem sind Alternativen. Ein Ausbildung für ein halbes Jahr wäre ziemlicher Unsinn, würde ich sagen. Fällt euch etwas dazu ein - Alternativen mit größerer geistiger Betätigung?
Es wäre auch schön, wenn sich andere Zivis oder FSJler zu Wort melden, die in einem Altenpflegeheim Dienst haben. Eure Erfahrungen interessieren mich sehr.

Verschnupfte Grüße


Irgendwie muss ich deinen Eltern recht geben mit: "Willkommen in der Arbeitswelt!"
Während meines Zivildienstes habe ich auch kaum etwas anderes gemacht als Morgens um 5 Uhr aufstehen um pünktlich zur Arbeit zu kommen und dann Nachmittags wieder heimzufahren, eine Kleinigkeit essen, Schlafen, dann wieder etwas essen und dann Abends zu Bett gehen.
Abgesehen von freien Tagen war man halt nicht zu viel fähig.
Als ich eingearbeitet war und mehr oder weniger selbständig gearbeitet habe, hab ich dann aber auch öfter mal etwas mit den Patienten geredet, die Zeit muss schon sein... Wenn man sich als FSJler zum Arbeitssklaven machen lässt, der alles in minimaler Zeit erledigt, dann hat man einfach die falsche Einstellung - ich geb ja zu, den ersten Monat hab ich das auch mit mir machen lassen ;-) . Schließlich ist das ja auch nicht das Beste für die Patienten, die merken doch auch wenn sie "maschinell" abgefertigt werden.