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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kampf dem Papierchaos...habt ihr Tipps?



Med
01.10.2006, 07:15
Hallo,
ich bin leider die geborene Chaotin und in der Vorklinik habe ich nicht selten meine "Lernzeit" mit dem Suchen von wichtigen Skripten etc. verschwendet. Wenn ich in einer Vorlesung war, schreibe ich zwar mit, aber bin dann abends meist zu faul, das Zeug noch mal leserlich zusammenzufassen und so landet es in irgendeiner Mappe oder nem Ordner oder bleibt gar in der Tasche und wird nie wieder eines Blickes gewürdigt. Wenns dann auf die Klausur zugeht, dann lese ich nur in den Lehrbüchern und markiere sie mit Textmarkern, bis sie so bunt sind, dass ich sie nie wieder verkaufen kann. Aber irgendwie bin ich ohne ein richtiges Ordungssystem durchs Abi und jetzt auch durchs Physikum gekommen...nur langsam möchte ich was ändern. Wie macht ihr das denn? Wo heftet ihr was ab? Schleppt ihr immer den ganzen Ordner mit zur Uni oder welche Ordungssysteme bieten sich an? Bitte helft mir ein wenig. Die Papierstapel liegen rum und bald gehts in die Klinik... :-((

amely
01.10.2006, 08:17
Ich hatte immer mit sehr aehnlichen Problemen zu kaempfen... Ich fange jetzt mit Medizin an, habe aber vorher Soziologie studiert (und abgeschlossen). Und durfte mein gesamtes Studium mit der Suche nach Artikeln verbringen, von denen ich genau wusste, dass ich sie IRGENDWO hatte. Oder noch schlimmer: Irgendwann (am besten bei einem Umzug) entdecken, was ich fuer ein Projekt schon alles gemacht hatte, aber nicht mehr finden konnte.
Zunaechst mal: stelle keinen Perfektionsanspruch!! Es gibt einfach Leute, die das von klein auf drauf haben. Und wir vielleicht nicht. gut.
Ich gehe in 3 Schritten vor:
1) Die einfachste und praktikabelste Loesung ist wahrscheinlich ein Haengemappensystem. Die gibt's bei IKEA oder in jedem Bueroladen. Dann leg dir einfach fuer jedes Fach/Themengebiet eine Mappe an, meinetwegen auch fuer jede Veranstaltung, und leg deine Mitschriften, Kopien etc. dort ab. Kann ja fuer den Anfang auch ungeordnet sein, zumindest sind sie dann alle mal an einem Platz. Spaeter kannst du dann die Mappe nehmen und sie durchsortieren wenn du die Sachen brauchst.
Die Methode ueberwaeltigt am wenigstens, ist schnell, und es fuehlt sich toll an, wenn man endlich mal von den chaotischen Stapeln ueberall weg ist, und weiss, dass die Unterlagen fuer ein Gebiet zumindest mal zusammenliegen.
2) Innerhalb der Haengemappen benutze ich Sichthuellen (die an denen 2 Seiten offen sind, vielleicht heissen sie auch anders) Dann sind auch innerhalb der Mappen wenigsten die Sachen zusammen, die ich zB an einem Tag mitgeschrieben habe.
3) Wenn ich Zeit und Lust habe, oder die Mappe zu voll wird, sortiere ich die Sachen zusammen und hefte sie in einem Ordner ab.
Fertig.
Vielleicht hilft dir das ja auch!!
Viel Erfolg bei der Schlacht (und es ist eine!!)

Knockout_Mouse
01.10.2006, 08:21
hallo med,

das kommt mir alles nur zu vertraut vor...in schöner regelmässigkeit habe ich mir vorgenommen, drastisch etwas an meinem organisationsgrad was lernunterlagen angeht, zu ändern. semester für semester...das "optimum" durch meine kommilitonen immer vor augen - fein säuberlich (ab-)geschrieben, datiert, editiert, sortiert, abgeheftet und verstaut. das erwartet man ja schliesslich von den medizinischen zünften, nicht wahr?

und weisst du was? ich habe es bis zu meinem examen nicht geschafft. ebensowenig wie ungezählte andere, die sich zeit ihres studiums (und bereits in der schule) mit demselben problem rumgeschlagen haben... vielleicht leben wir einfach neben dem studium ganz gerne ein bisschen!? also habe ich irgendwann beschlossen, meinen umgang mit der materie als "zivilen ungehorsam" gegenüber einer exorbitanten flut an redundantem und überflüssigem "studien-spam" zu rechtfertigen. ich akzeptiere es nicht mehr als gegebenen standard (geschweige denn nur um mich "besser" zu fühlen), dass eine in meinen augen unverhältnissmässige zeitverschwendung dem nutzen einer individuellen vorbereitung - mag sie noch so chaotisch sein - überlegen sein soll. es ist nicht alles gold, was glänzt: viele werfen in ihr so fein säuberlich angelegtes archiv keinen weiteren blick - es dient nur dazu, das gewissen zu beruhigen.

versuche doch, das sympathische, das "eigene" in deinen lernmethoden zu sehen, statt sehnsüchtig auf das vermeintlich perfektionierte der anderen zu schielen. hat dir der erfolg in der vergangenheit nicht recht gegeben? hast du nicht durch deine blosse anwesenheit (was mehr ist, als man von vielen anderen behaupten kann) und das vorlesungsmitkritzeln einen visomotorischen lerneffekt gehabt? und zu deinen büchern: bist du wirklich auf die paar euro angewiesen, die der wiederverkauf abwirft? lass sie doch aussehen, wie heftigst genutzt, es sind deine bücher, du hast sie zu etwas besserem gemacht, als sie waren und sie haben ihren zweck erfüllt.

du wirst sicherlich selbst schon festgestellt haben, dass nur dann eine wirkliche veränderung eintritt, wenn sie unvermeidbar geworden ist - der wille oder ein äusserer zwang nichts anderes zulassen. also, was glaubst du, bringen dir persönlich die sortiertalente der anderen? nichts! ausser, dass du dich schlechter fühlst, als vorher.
ich denke, dass die methode, wie du zu deinem erfolg gelangst (fast) egal ist, solange sie nicht dir oder anderen (wesentlich) schadet, aber letztlich musst du selbst entscheiden, welchen (lern)standard du als erstrebenswert und gerechtfertigt ansiehst.

Ein ehemals äusserst papiergeplagter

MOUSE

p.s. neulich im innere-examen (gruss an prof.keller!) musste meine prüfungsgruppe geschlagene 5 minuten warten, bis der gute mann sämtliche stühle von papierstapeln und ordnern befreit hatte und eine schmale passage von der tür zu den stühlen freigeräumt war (in seinem 8qm arbeitszimmer). eingemauert in büchern, dokumenten, arbeitsmappen und papierstapeln (der links von mir hatte das oberste blatt auf anfang 1996 datiert) sass ein hagerer und vollbärtiger mann und wusste bei jedem der drei (natürlich wichtigen!) anrufe die eingingen, fachlich deutlich zu machen, warum er der chef der abteilung ist. durchaus beeindruckend und: sympatisch.