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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zweifel nach Amputations-OP



Zivi_Niclas
05.10.2006, 13:12
Hallo,

erstmal zu meiner Person, ich bin 19 Jahre alt hab diese Jahr mein Abi mit 1,6 gemacht und aufgrund des Wunsches Medizin zu studieren, leiste ich seit 1.8.06 meinen Zivildienst im Krankenhaus ab. Ich befinde mich auf der Station für Allgemeine- und Viszeralchirurgie und bin sehr glücklich dort! Bin auf sehr nette Schwestern und vor allem Ärzte getroffen, die mich in meinem Weg bekräftigen und mir Zuspruch geben.
Vor 2 Wochen nahm man mich zum ersten Mal mit in den OP zu einer endoskopischen Galle und einer Leistenhernie, ich fand die OP`s extrem interessant, so dass ich mir letzten Freitag zumutete bei einer Unterschenkelamputation zu hospitieren.
Nun im OP angekommen, erklärte mir der Anästhesist den Narkoseverlauf etc. , dann kamen die Ärzte und fingen an zu "schneiden", ich weiß irgendwie muss das Bein ja ab aber ich war schockiert von so enormer Brutalität!
Als dann der Knochen weitestgehend freigelgt war und die Säge angesetzt wurde verabschiedete sich mein Kreislauf völlig, ich wurde Kalkweiß und wurde unter ärztlicher Aufsicht aus dem OP geführt!
Ich schätze ich habe mir zu viel zugemutet, hab auch schon Gespräche mit Assis von unserer Station geführt, aber es kamen doch Zweifel bei mir auf, ob ich selbst so eine OP als Operateur durchführen könnte und ob ein medizinstudium das richtige ist!
Bitte erzählt mir von euren Erfahrungen mit solchen Situationen ...

Vielen Dank

05deinin
05.10.2006, 13:39
ich war schockiert von so enormer Brutalität!

Vielen Dank

das mag ich an der Chirurgie ;-)
da is doch viel Gewöhnung auch dabei. Viele sind immer schockiert weil sie die Chirurgie nur aus dem tv kennen (der Operateur setzt bedacht und äußerst in sich gekehrt das skalpell an und schneidet unter grenzenloser vorsicht und ganz sanft...)- die Chirurgie ist ein Handwerk! ich kann verstehen warum eine Amputation schockiert! Aber du kannst ja auch Internist werden.... gibt doch so viele Richtungen

Arman
05.10.2006, 14:05
Hi !

bei einer Amputation Probleme zu bekommen ist nun wirklich das normalste auf der Welt.

Mein Vater hat mal berichtet, dass er damals bei einer Beinamputation assistieren musste. Es war aich ein zweiter Assistent dabei, der nach Absegen des Beines, das Bein entsorgen sollte. Der Oberarzt sah, wie dieser in dem moment etwas wacklig auf den Beinen wurde und hat ihn rausgeschickt.

Und bedenke, dass war ein approbierter Arzt !
also nichts schlimmes dabei... kann jedem passieren.

HerrKaleun
05.10.2006, 14:11
Mir hat sowas nach dem 3. mal OP während des Zivildienstes nichts mehr ausgemacht. Man gewöhnt sich an alles. ;-)

THawk
05.10.2006, 14:32
Ich hab vor kurzem während meiner Anästhesie-Famulatur auch eine OS-Amputation mit angesehn. Ich war sehr froh, dass ich zuvor schon einige andere Operationen gesehen habe - als Zivi hatte mir schon die Schenkelhals-Fraktur gereicht. Mit der Ampuation wäre ich auch überfordert gewesen und hätte mich ebenfalls schnell hinlegen können.

Aber diese Art von Chirurgie ist wirklich nicht repräsentativ für das Spektrum im Beruf! Es gibt schließlich genügend "nicht-chirurgische" Fächer, bzw. Fächer in denen die chirurgischen Eingriffe eher kleiner und weniger "rabiat" sind.

Also - viel Spaß weiterhin im Zivildienst!

Adrenalino
05.10.2006, 14:56
Ich hab vor kurzem während meiner Anästhesie-Famulatur auch eine OS-Amputation mit angesehn. Ich war sehr froh, dass ich zuvor schon einige andere Operationen gesehen habe - als Zivi hatte mir schon die Schenkelhals-Fraktur gereicht. Mit der Ampuation wäre ich auch überfordert gewesen und hätte mich ebenfalls schnell hinlegen können.

Aber diese Art von Chirurgie ist wirklich nicht repräsentativ für das Spektrum im Beruf! Es gibt schließlich genügend "nicht-chirurgische" Fächer, bzw. Fächer in denen die chirurgischen Eingriffe eher kleiner und weniger "rabiat" sind.

Also - viel Spaß weiterhin im Zivildienst!
:-meinung !!!
Genau deshalb sind ja nicht alle Ärzte Chirurgen!
Ich möchte auch Medizin Studieren, obwohl es mir als Krankenpflegeschüler in meinem OP-Einsatz weniger gefallen hat... Das ganze Rumsäbeln und Klopfen is sicherlich nicht mein Ding. Chirurgie ist ja nur ein "handwerkliches" Teilgebiet der Medizin, wenn auch ein großes! ;-)
So, don't worry; Du hast ja selbst gesagt, Du findest Dein Zivildienst im Krankenhaus interessant!
Und selbst wenn Du dann dennoch Beine amputieren möchtest... denke, man gewöhnt sich an sehr sehr vieles... :-))

shiceburner
05.10.2006, 15:45
Hallo,

erstmal zu meiner Person, ich bin 19 Jahre alt hab diese Jahr mein Abi mit 1,6 gemacht und aufgrund des Wunsches Medizin zu studieren, leiste ich seit 1.8.06 meinen Zivildienst im Krankenhaus ab. Ich befinde mich auf der Station für Allgemeine- und Viszeralchirurgie und bin sehr glücklich dort! Bin auf sehr nette Schwestern und vor allem Ärzte getroffen, die mich in meinem Weg bekräftigen und mir Zuspruch geben.
Vor 2 Wochen nahm man mich zum ersten Mal mit in den OP zu einer endoskopischen Galle und einer Leistenhernie, ich fand die OP`s extrem interessant, so dass ich mir letzten Freitag zumutete bei einer Unterschenkelamputation zu hospitieren.
Nun im OP angekommen, erklärte mir der Anästhesist den Narkoseverlauf etc. , dann kamen die Ärzte und fingen an zu "schneiden", ich weiß irgendwie muss das Bein ja ab aber ich war schockiert von so enormer Brutalität!
Als dann der Knochen weitestgehend freigelgt war und die Säge angesetzt wurde verabschiedete sich mein Kreislauf völlig, ich wurde Kalkweiß und wurde unter ärztlicher Aufsicht aus dem OP geführt!
Ich schätze ich habe mir zu viel zugemutet, hab auch schon Gespräche mit Assis von unserer Station geführt, aber es kamen doch Zweifel bei mir auf, ob ich selbst so eine OP als Operateur durchführen könnte und ob ein medizinstudium das richtige ist!
Bitte erzählt mir von euren Erfahrungen mit solchen Situationen ...

Vielen Dank

musst ja nicht chirurg werden... klar musst du dir im studium ein paar OPs reinziehen, aber man gewöhnt sich an alles! ich kenn sogar jemandem, der is beim präpkurs umgekippt, und 2 wochen später wars für ihn genauso normal wie gemüse schneiden!

luckyscrub
05.10.2006, 16:30
Hallo,

aus meiner Erfahrung ist es auch was anderes, ob man bei einer OP "nur" dabeisteht (dabei merke ich meinen Kreislauf auch schneller absacken), oder, ob man in die OP involviert ist.
Wenn man sich auf etwas konzentriert (also als Assistent mit am Tisch steht) ist es meist halb sooooo schlimm.
Und wie viele andere schon sagten: es gibt ja auch noch andere Fachrichtungen ;-)

Viel Erfolg im Studium!!

Franzi
05.10.2006, 16:45
ob ein medizinstudium das richtige ist!


Auch ein Arzt muß braucht und kann nicht alles können!

Zivi_Niclas
05.10.2006, 16:54
Hey vielen Dank für die zahlreichen Antworten,

es freut mich lesen zu können, das es manchen ähnlich ergeht bzw. erging wie mir. Ich persönlich dachte mir "hey wenn du Arzt werden willst musst du sowas sehen können" aber diese verkrampfte Haltung ist wohl falsch, denn im Studium wird man darauf vorbereitet und nicht direkt ins kalte Wasser geschmissen oder?
Ich glaube der Präpkurs wird mit der interessanteste Teil am Studium und wie beschrieben kann man sich an alles gewöhnen!
Ich werde versuchen an so vielen OP`s wie möglich teilzunehmen denn von den ersten war ich richtig begeistert nur halt die US-Amputation machte mir zu schaffen.
Ich denke auch Ärzte haben mal klein (als Zivi oder Praktikant) angefangen und mussten sich an solche Anblicke gewöhnen!

Danke für eure Unterstützung

tinach
05.10.2006, 19:20
auch wenn schon alles gesagt wurde..möcht ich trotzdem noch was dazu schreiben...
bin auch manchmal so ein kreislaufspezialist..hab mich ebenfalls schon an vieles gewöhnt..mir hilft es ganz gut, wenn ich vorher genau bescheid weis, was passiert..dh ich lasse mir entweder vorher von einem arzt alles genau erklären, les mir den aufklärungsbogen durch oder google mal nach beschreibungen und bildern..so bin ich "mental gut vorbereitet" und in der regel, ist dann alles nich so "schlimm", wie erwartet..
und eine ärztin hat mal zu mir gesagt, ich soll mich durch solche kleinen zweifel nicht vom med-studium abbringen lassen-sie wäre während ihres pflegepraktikums damals regelmäßig umgekippt..und siehe da sie hat sich auch dran gewöhnt und ist ne gute ärztin geworden..
und wie gesagt, nicht jeder arzt muss operieren..
wünsch dir weiterhin viel spaß bei deinem zivi..und lass dich dadurch nich abschrecken..

woodpegger
05.10.2006, 19:29
huhu

mit den amputationen hab ich auch immer bisl zu kämpfen...in der ausbildung zur ra war ich einem monat lang in der anästhesie und konnte bei den op´s immer mit zusehen..hatte auch sonst nie probleme..nur bei amputationen war mir immer bisl flau und ich hab mich dann immer schon bisl an den rand gestellt...ich fand immer den moment am schlimmsten wenn das amputat dann wirklich vom körper getrennt war.
ich konnte bei einer us-, fuß- und brustamputation zusehen..aber bei allen drei war mir immer bisl schlecht geworden..konnte mich dann aber schnell wieder fangen..habe dann immer nebenbei andere sachen vorbereitet um auf andere gedanken zu kommen...

aber ich denke es ist was anderes, wenn man an der op beteiligt ist und nicht nur betrachter...da hat man sich auf ganz andere sachen zu konzentrieren und nimmt das aus einer ganz anderen perspektive war...aber das kann man eh erst wissen, wenn man es erlebt hat

lg

Lifendhil
05.10.2006, 21:55
Also, ich bin auch der Meinung, dass das wirklich völlig normal ist. Als ich letztens mal aus dem OP musste, weil sich mein Kreislauf verabschiedet hat, haben mir die Chirurgen später erzählt, bei was für OPs sie denn früher entweder umgekippt sind oder wegen Kreislaufprobs rausgehen mussten. Also mach dir mal keine Sorgen... die sind ja schließlich auch Ärzte und sogar Chirurgen geworden.

Matzexc1
06.10.2006, 17:58
Wenn du in die OP-Wunde krachst ist es ein Problem, aber es ist alles Gewöhnungssache. Im Studium hat man ja auch Anatomieunterricht.

Cranium
06.10.2006, 18:19
http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showpost.php?p=409524&postcount=49


Lies mal hier.
Es geht auch andersrum

Also mach dir keine Sorgen!

Schön war auch, als ich als Zivi ca. 1/2m vom OP-Tisch wegstehe, es war eine rad. Laryngektomie mit Neckdissection, und mir plötzlich im Strahl arterielles Blut auf meine Brust spritzt.
Da wurde mir aber auch anders, um genau zu sagen schwarz vor Augen!

Matzexc1
06.10.2006, 18:21
BRRRRRRRRRRRRRRRRRR.

Gast454674
06.10.2006, 18:28
Hallo!

Werd auch mal meinen Senf dazu geben. Hab zwar noch keine Amputation hinter aber dafür vor mir. Mach im Moment mein Pflegepraktikum und hab den OA gefragt, ob ich denn nich mal zugucken könnte (Bin in der Diabetologie und seh meistens nur noch das Ergebnis der OP).
Er meinte, er könne es mir absolut nicht empfehlen - er selbst könne das noch immer nich sehen und würde es vermeiden, so gut es geht (Ist ja allerdings auch kein Chirurg).


Wenn du in die OP-Wunde krachst ist es ein Problem, aber es ist alles Gewöhnungssache.

Dazu hat der OA nur gemeint: "Das Erste, was die dir im OP verklickern werden, ist, dass - wenn du schon umkippen musst - dann doch wenigstens nach hinten."

Er legt trotz aller Zweifel seinerseits (Ich bin wirklich hart im Nehmen - das wage ich jetzt noch zu behaupten. Hab schon als kleines Kind mit Vorliebe Marienkäfer mit dem Dreirad überfahren, also werd ich wohl auch eine Amputation überstehen! :-meinung :-blush ;-) ) am Mittwoch ein gutes Wort für mich beim Chirurgen ein.

Mal sehen. Oder doch lieber Augen zu und durch? :-oopss :-))

Gruß, die moosrose

Anna-Tomie
06.10.2006, 19:28
Wenn du in die OP-Wunde krachst ist es ein Problem, aber es ist alles Gewöhnungssache. Im Studium hat man ja auch Anatomieunterricht.

Ja, aber der Mensch ist schon tot. Ich stelle mir den Menschen, der aufm OP-Tisch liegt vor, wies ihm hinterher geht, das ist, finde ich, nochmal was anderes.
Aus dem Grund kann ich mir nach 2 OPs im KPP fast schon vorstellen, mit Pathologie zu liebäugeln :-))

Ninchen83
08.10.2006, 13:06
Also mir ist sogar der Kreislauf abgesackt als ich das erste Mal gesehen habe, wie unser Zahnarzt ein Implantat gesetzt hat. Beim 2. Und 3. Mal war dann schon alles wieder ok.
Und unsere Anatomiedozentin hier in Ungarn hat sogar erzählt, dass sie bei den ersten 2 Geburten bei denen sie zugeschaut hat umgekippt ist. Und nun schnibbelt sie an Leichen herum. ;-)
Man gewöhnt sich auch während des Studiums schnell daran, etwas handfester zuzugreifen. Hab das im Präpkurs erlebt. Da war ich doch erst ziemlich überrascht wie wenig zimperlich doch mit den Leichenteilen umgegangen wird.
Also Kopf hoch! Man gewöhnt sich da dran und ich finde es ganz normal wenn dir bei deiner ersten Bein-Amputation schlecht geworden ist.