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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Famulatur, Gyn/Geburtshilfe Uniklinikum Dresden



Doctöse
10.10.2006, 14:12
06.09.2006 - 06.10.2006

1. Allgemeine Daten zur Klinik
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- Stadt: Dresden
- Klinik: Uniklinikum
- Abteilung: Frauenheilkunde und Geburtshilfe
- Chefarzt: Prof. Dr. med. Wolfgang Distler
- Ansprechpartner: OA PD Dr. Riehn --> [email protected]
- Postalische Adresse der Klinik: Haus 21, Fetscherstr. 74, 01307 Dresden
- Internetadresse der Klinik: [email protected]



2. Betreuung und Arbeitsklima
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- Von wem wurdest du betreut? : Von so ziemlich allen anwesenden Ärzten, auch mal von den Hebammen

- Wie schätzt du die Betreuung ein?: SPITZENMÄSSIG, echt klasse, man konnte sich einfach an die Oberärzte, Stationsärzte und Assistenzärzte hängen. Es wurde sehr viel erklärt und auch gern mal nachgefragt. Wer etwas lernen will, lernt dort auch etwas.

- Gibt es Famulanten, PJler auf Station im Haus? : Mit mir zusammen war eine Famulantin auf Station, mit der ich mich morgens abgesprochen hab, wer was macht, sofern dies nötig war und wir nicht beide im OP assistierten.....an dieser Stelle beste Grüße an die liebe B. :-) Desweiteren gabs noch mehrere Famulanten aus Polen, die aber immer spätestens 12 Uhr die Klinik verließen, so daß die andere Famulantin und ich im Prinzip die Arbeit für uns hatten. Es gab einen merkwürdigen PJ-ler, der aber nach 2,5 Wochen sich Richtung Examen verabschiedete.

- Wie war der Umgang im Team? : Recht gut, Ärzte, Schwestern und Hebammen bildeten ein Team. Im Übrigen waren die Hebammen super lieb und haben uns gern mit in den Kreißsaal genommen und uns auch viel erklärt. Besonders nett wars im OP, bei den länger dauernden Eingriffen gings meist sehr entspannt und scherzend zu, vor allem, wenn man noch chirurgische Verstärkung holen mußte. Alles in allem eine schöne Atmosphäre. Einzig gewöhnungsbedürftig: Es arbeiten fast nur Frauen dort, denn der Chef ist überzeugt worden, nur noch Ärztinnen einzustellen.



3. Praktische Tätigkeiten / Aufgaben / Tagesablauf
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- Welche Vorkenntnisse hattest du? : Ich bin eine Frau... :-)) Naja, außer rudimentäre Anatomiekenntnisse und ein paar mal bei Gyn-OP´s zugeschaut zu haben, sowie zufällig angelesenes Wissen hatte ich keine wirklichen Vorkenntnisse.

- Dein Aufgabengebiet: Blutabnehmen war Hebammen-/Schwesternaufgabe, man konnte sich aber am Tag vorher anmelden und es dann eben am nächsten Morgen übernehmen, ansonsten auch mal zwischendurch BE´s; Braunülen legen, Anamnesen (auf der Gyn), viiiiiiiiele OP-Assistenzen, Zuschauen, selber sonografieren, auch mal untersuchen, etc.

- Arbeitszeiten:
-Beginn um 7:45 Uhr mit der Frühbesprechung (fand nie pünktlich statt...)
-Ende: offiziell 16 Uhr, aber meist unterschiedlich. Wenns nichts zu tun gab, konnten wir schon mal zwischen 12 und 14 Uhr gehen, bei Geburten blieben wir natürlich bis zum Finale; manchmal verhinderten OP-Assistenzen einen pünktlichen Feierabend.
-man konnte Dienste mitmachen und dafür einen Tag frei bekommen (sehr lohnenswert bei Brückentagen)

- Beschreibe kurz deinen Tagesablauf: Sehr schwierig zu beschreiben, da immer unterschiedlich. In den ersten beiden Wochen war ich auf der Geburtshilfe. Das war meist langweilig, außer bei Vollmond, da waren die Kreißsäle voll und die Hebammen nur am rennen :-)) Jedenfalls konnte ich auf der Geburtshilfe mehrere Geburten sehen, mal den Mamis Händchen halten und ab und zu mal den Ärztinnen assistieren. Meistens war ich bei einer Aufnahme dabei und habe die Frau dann bis zur Geburt mitbegleitet. Wenns im Kreißsaal nichts zu tun gab, bin ich in die Ambulanzen gegangen und habe bei der Schwangerenberatung und beim Ultraschall zugeschaut. Dabei haben die Ärztinnen mir viel erklärt, war auch echt toll, was im Sono zu erkennen :-)) Während der Zeit auf der Geburtshilfe (und auch später auf der Gyn noch) bekam ich zudem mehrfach die Gelegenheit, bei Kaiserschnitten zu assistieren (das war spitze!!!!). Die letzten 3 Wochen war ich auf der Gynäkologie. Hier gab es bedeutend mehr zu tun, jedoch hatte mein Tagesablauf auch hier keine feste Struktur. Nach der Frühbesprechung gings entweder auf Station oder in den OP. Auf Station durften/mussten meine Famu-Kollegin und ich dann Anamnesen machen. Das hat allerdings sehr viel Spaß gemacht. Die jeweiligen Stationsärzte haben sich immer (!!!) bei uns bedankt, wenn wir ihnen Arbeit abgenommen haben. Desweiteren waren wir auf Station oft im Untersuchungszimmer, haben dort zugeschaut, assistiert und auch mal selbst untersuchen dürfen :-) Danach haben wir mit den Ärztinnen die Patientinnen besprochen und auch hier wurde wieder viel erkärt.
Wenns nicht auf Station ging, gings morgens in den OP. Als Famulanten waren wir fest eingeplante Assistenzen und wurden auch dem PJler vorgezogen. An Eingriffen gab es so ziemlich alles zu sehen und meist auch zu assistieren, was die operative Gyn so zu bieten hat, als da wären:
-Konisationen, Abrasios, Interruptios (hier nur zuschauen, da nur ein Operateur)
-vaginale Hysterektomien, Vaginalplastiken (furchtbar anstrengende Assistenzen, da seltsame Haltung)
-Laparoskopien
-Laparotomien (meine Highlights, geile Assistenzen, viel gesehen, viele Erkärungen), darunter Wertheim-OP´s, diverse Tumor-OP´s (u.a. Ovarial-Ca, Tumoren im Becken, an Lymphknoten, etc.)
-Brust-OP´s: hauptsächlich diagnostische Entnahmen von zuvor in der Radiologie markierten Knoten
Spitzenassistenz war eine "Kolpektomie", die für 4,5 Stunden geplant war, letztendlich aber 8,5 Stunden dauerte. War sehr anstrengend, aber auch wahnsinnig interessant. Zudem brachte mir mein Durchhaltevermögen eine weitere Assistenz beim Chef ein :-)) Wer Spaß an OP-Assistenzen hat, der wird hier voll auf seine Kosten kommen. Die Ärzte bedanken sich nach der OP auch immer mehrfach (!) bei den Famulanten. Echt nett :-)
Kurzum: Man sieht viel und lernt viel, wenn man eine Frau ist. Der PJler hatte in seinem Tertial nicht soviel Glück wie wir Mädels. Uns wurde aber auch klar gesagt, daß wir nur soviel sehen und zuschauen dürfen, weil wir Frauen sind.



4: Drumherum
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- Verpflegung: selbst ist der Famulant.....typisch Uniklinik, keine Zuschüsse fürs Essen. Man bekam aber mal übrige Essensmarken von den PJ´s, für 5 Euro/Monat konnte man auf der Präpartalen Station mit den Hebammen und Schwestern frühstücken (nett!) und im OP gabs Brot und leckere Suppe for free. Manchmal hatten wir auch keine Zeit zum essen. Getränke ließen sich immer für lau organisieren. Alles in allem also durchaus ok.


-Verkehrsanbindung : Für Nicht-DD-Studis: es gibt ein ermäßigtes Monatsticket für die Straßenbahn, kostet 31,50€ und verlangt lediglich ein Passfoto und nen Stempel der Ausbildungseinrichtung, in dem Fall der Klinik.


- Arbeitskleidung : Mußte man selbst mitbringen.


5: Resumee / Fazit
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- Was hat dir sehr gut gefallen? : Vieles........Die Arbeit auf Station, die OP-Assistenzen, das Team. Es war ne spitzenmäßige Zeit, hat sehr viel Spaß gemacht und ich habe mit Sicherheit viel gelernt :-)


- Was hat Dir überhaupt nicht gefallen?: Daß kein System, keine richtige Organisation herrschte, es gab z.B. keine wirklich feste Zeit für Visite, zwar irgendwann nach der Frühbesprechung, aber bei vollem OP-Plan und diversen liegengebliebenen Aufgaben, verschob sich das schon mal (öfter). Aber dieses leichte Chaos war auch das einzige Manko.


- Wenn Du Deinen "Zustand" (emotional und in Bezug auf fachliche Kenntnisse) vor dem ersten und nach dem letzten Tag vergleichst, wie würdest Du die Entwicklung während der Famulatur einschätzen?: Ich wollte eigentlich in eine kleine Klinik, aber weil dort niemand ans Telefon ging, hab ich halt spontan bei der Uniklinik angerufen und wurde erhört ;-) Ich habe es nicht bereut, an ein so großes Haus gegangen zu sein. Denn es lag wirklich allen was daran, daß wir Famulanten was lernen, und wir haben defintiv viel aus dieser Zeit mitgenommen. Ich wußte schon vorher, daß Gyn nicht mein Fach werden wird. Daran hat sich auch nichts geändert. Ich möchte meine Famulaturen auch dafür nutzen, Fächer anzuschauen, die mich zwar interessieren, die ich aber nicht machen möchte. Gyn hat mir dennoch sehr sehr gut gefallen. Ich würd meine Entwicklung so beschreiben: Wenig erwartet - viel bekommen. Bin insgesamt sicher im Umgang mit Patienten geworden, Anamnesen sitzen soweit ganz gut, und ich sehe der Gynklausur schon gelassen entgegen :-)) Soviel zu Fachkenntnissen. Emotional hat mich die Zeit insofern weitergebracht, daß ich wieder einen großen Motivationskick fürs Studium bekommen habe und gemerkt habe, wieviel mir an diesem Studium liegt :-top


- Dinge, die Dir sonst noch so spontan einfallen, sind z.B. [...]: Da ich zwei Famulaturen nacheinander gemacht habe, hat sich mein Tagesrhythmus umgestellt. Soll heißen, ich bin jeden morgen um 5:30 Uhr aufgestanden :-oopss Kann es übrigens nur empfehlen, frühmorgens an der Elbe zu joggen, es ist dann kaum jemand dort unterwegs. Bei dem Traumwetter im September waren die Sonnenaufgänge wirklich nicht zu verachten :-love Ansonsten nutzt alles, was Dresden so zu bieten hat, da gibts genug Möglichkeiten, die ich jetzt nicht alle aufzählen werde :-))
War ne sehr schöne Zeit!

Solara
11.10.2006, 22:19
Hey,

man kann richtig rauslesen, dass es dir dort wirklich gefallen hat :-top !!

Hat richtig Spaß gemacht zu lesen!

Eine Frage:
Hast du eine Ahnung, wie "auswärtige" Famulanten dort irgendwo untergebracht werden könnten, also so wohnungsmäßig halt ;-)?!?

HorstHützel
12.10.2006, 10:17
...Der PJler hatte in seinem Tertial nicht soviel Glück wie wir Mädels. Uns wurde aber auch klar gesagt, daß wir nur soviel sehen und zuschauen dürfen, weil wir Frauen sind.


Soviel zum Thema Diskriminierung...mit der Qualifikation kann man als Mann natürlich nicht mithalten :-D

Aber mal im Ernst. Als männlicher Studi (als Arzt siehts ja wohl anders aus...komisch) in der Gyn ist es echt manchmal kein Zuckerschlecken und man kommt sich soo klein mit Hut vor (insbesondere von Hebammenseite). In der Urologie kräht da doch auch kein Hahn nach, ob nun Männlein od. Weiblein im weißen Kittel rumspazieren.

Ansonsten: Toller Bericht :-top , schön, dass es noch Unikliniken gibt an denen man was lernt...sofern man das richtige Geschlecht hat ;-)

HH

Doctöse
12.10.2006, 15:24
@Solara: Es hat wirklich sehr viel Spaß gemacht, hatte eine ganz tolle Zeit :-) Zum Thema Unterbringung kann ich dir leider nicht weiterhelfen :-nix


@Horst Hützel: Unser PJler war aber auch reichlich seltsam. Also, der hat uns Mädels und die jungen Ärztinnen mit seinen scannenden Blicken regelrecht ausgezogen :-( Kein Wunder, daß die froh waren, wenn er nicht zu sehen war :-))