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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : EuGH-konforme Arbeitszeiten, schon implementiert?



Tombow
20.10.2006, 18:36
Da der 1.1.2007 immer näher rückt, interessiert mich, wie viele Kliniken schon auf ein EuGH-konformes Arbeitszeitmodell umgestellt haben. Geht jeweils um die einzelne Klinik, kommt ja durchaus vor, daß es Krankenhäuser gibt, wo jede einzelne Klinik/Abteilung mit einer individuellen Lösung fährt. Also los...

okulix
20.10.2006, 18:42
Genau danach habe ich gestern auch gesucht, weil ich auch an eine Umfrage dazu gedacht habe.

Ich habe dazu das gefunden (http://www.aerztezeitung.de/docs/2006/09/21/168a0802.asp?cat=/politik).



Laut Krankenhausbarometer des Deutschen Krankenhausinstituts haben bislang lediglich 40,2 Prozent der Kliniken neue Arbeitszeitmodelle eingeführt. Als Hindernisse werden genannt: mangelnde Akzeptanz der betroffenen Ärzte (38,8 Prozent), unzureichender Entwicklungsstand der Arbeitszeitmodelle (34,2 Prozent), Finanzierungsprobleme (32,9 Prozent) und Ärztemangel (25,9 Prozent).

Feuerblick
20.10.2006, 18:51
Da unser Cheffe bei seinen Berufungsverhandlungen das quasi als Bedingung mit auf den Weg bekommen hat, geht es bei uns gerade in die heiße Phase dieses Modells. Ich denke, dass wir ab November auch ein Modell "genießen" dürfen, was aber (so mein letzter Stand) nur unwesentlich von unserem momentanen Modell abweicht. Schaun mer mal...

eatpigsbarf
20.10.2006, 19:10
wir machen noch lange Dienste, allerdings nur 21h anstelle der sonst oft angeforderten 24h Dienste. Wir Assistenten können dann auch eigentl. direkt nach der Frühbesprechung nach Hause gehen. Bis jetzt (gut, hatte letzte Nacht erst meinen 2. Dienst) läuft es gut und viele wollen auch dieses neue Modell immer noch nicht.
Und es ist klar, daß besagtes Modell kommt, aber irgendwie passiert da noch nicht wirklich viel. Es wird zwar immer mal wieder drüber geredet, aber gemacht wird noch nichts.

San Pellegrino
20.10.2006, 19:32
Definitiv Psychiatrie in Landshut, Information aber aus 2. Hand. :-dafür
Definitiv nicht: Neue Bundesländer ! Wie auch ?

anba
20.10.2006, 20:09
Am kommunalen Krankenhaus meines Wohnorts gibt bzw. gab es eine Betriebsratsgruppe, die an der Entwicklung EU-Richtlinien konformer Dienstplanmodelle gearbeitet hat. Diese Gruppe hat letzten Herbst - sofort nachdem die Verlängerung der Übergangsregelung bekannt geworden war - ihre Tätigkeit eingestellt.

p. s.: Es ist keine Ost-Klinik.

Yersinia I.
23.10.2006, 23:26
Ich arbeite an einer Berliner Uniklinik (klinisch-theoretisches Fach).
Jeder versucht, seine Arbeit fertig zu kriegen, und geht irgendwann heim.
Überstunden existieren offiziell nicht, keiner kommt auf die Idee, sich welche aufzuschreiben. Der Chef betrachtet längeres dableiben als "Engagement" - das Wort "Überstunden" kennt er nicht (schließlich sind wir Ärzte und keine Sesselpupser, die um 16 Uhr den Bleistift fallen lassen...)
Oft kommen wir auch an Urlaubstagen in die Klinik, um "Altlasten" abzubauen.
Forschung und Lehre machen wir zu weiten Teilen in unserer Freizeit.

Ich bezweifle, dass sich angesichts der Berliner Schuldenmisere in baldiger Zeit was daran ändern wird oder kann.

Christoph_A
24.10.2006, 07:49
@Yersinia: Wenn ihr das alle stillschweigend akzeptiert sicher nicht. Man hat als Assis ein gutes Druckpotential, wenn man sich nur traut-siehe AIP Abschaffung und Arbeitszeitschutzgesetz. Die Umsetzung liegt auch zu einem Teil an uns.
P.s.: Hier schichteln wir seit Oktober, der Plan ist allerdings auf Kante genäht und es fehlen 3 Stellen-funzt also hinten und vorne noch nicht. Im Dezember sollen zwei neue kommen, vielleicht klappts ja dann.

San Pellegrino
24.10.2006, 09:17
Ich arbeite an einer Berliner Uniklinik (klinisch-theoretisches Fach).
Jeder versucht, seine Arbeit fertig zu kriegen, und geht irgendwann heim.
Überstunden existieren offiziell nicht, keiner kommt auf die Idee, sich welche aufzuschreiben. Der Chef betrachtet längeres dableiben als "Engagement" - das Wort "Überstunden" kennt er nicht (schließlich sind wir Ärzte und keine Sesselpupser, die um 16 Uhr den Bleistift fallen lassen...)
Oft kommen wir auch an Urlaubstagen in die Klinik, um "Altlasten" abzubauen.
Forschung und Lehre machen wir zu weiten Teilen in unserer Freizeit.

Ich bezweifle, dass sich angesichts der Berliner Schuldenmisere in baldiger Zeit was daran ändern wird oder kann.

Das ist ja ärger als in der hintersten Slowakei ! An der Patho-LMU in München wollte ein "neuer" Chef gleich einmal etliche erfahrene FÄ hinausbugsieren, um Platz für ihm Ergebene zu machen. Resultat: Die wurden noch nicht hinausbugsiert, weil es auch in München nicht mehr ganz so einfach ist, sich wie der Sonnenkönig aufzuführen. Und haben jetzt genügend Zeit, sich etwas Neues zu suchen. Was sie auch gerne tun. Denn die machen keine Wissenschaft, sondern nur mehr Routine, an der ein Chef natürlich mehr mitverdient als an Forschungskram. Und der "Neue" will selbstverständlich beides - mit von wem auch immer von der Pike auf anzulernenden Assis.

In Berlin (also im Osten) und natürlich an sämtlichen anderen Unikliniken im Osten und generell in der Patho ist die Kacke schon lange am Dampfen.
Uniklinik Halle: Abwanderung von FÄ, Uniklinik Leipzig: FÄ mit der Lupe suchen,
Uniklinik Jena: Man wird zum Abwandern vom Chef direkt eingeladen.
In anderen Ländern Europas bekommen Pathologen schon Gehaltszuschläge, weil sonst kaum einer mehr Patho machen würde, im Osten gibt es periphere Pathologien mit EINEM einzigen FA, der natürlich nicht mehr ausbilden kann und auch durch niemanden ersetzbar ist, falls er kurzfristig verstürbe.
Kenne einen, dem hat die Verwaltung eines privatisierten KH sogar die Schreibkraft aus Kostengründen abgezogen, sodaß er sich selbst ein Spracherkennungssystem angeschafft hat. Sagt selbst, daß er schon zu alt ist, um noch abzuhauen, es aber keinem raten würde, in Deutschland noch Patho zu machen.
Andernorts in Europa arbeitet man deutlich weniger, genauer (Obduktionen !) und verdient als Angestellter das 3 bis 4-fache von D. Pathopraxen bekommen ohnehin kaum jemanden mehr, wenn sie jemanden brauchen.
Weiß von einem Fall, wo in Hamburg einem Fast-FA angbeboten wurde, er könne für 3 Jahre in einer Praxis arbeiten, aber nur, wenn er in dieser Zeit den FA nicht machen würde. Basisangebot war in Hamburg ehemaliger BAT-O !
Dreimal darf man raten, wo der jetzt ist ? In Österreich, hat den FA und verdient mehr als das Doppelte von dem, was er im Osten verdient hätte, wenn er als FA geblieben wäre.

Fazit: Wie es der gute Alte Karl Marx geahnt hat: Wenn man bis zum Hals im ökonomischen Dreck steht, wird die Arbeitskraft ausgebeutet, koste es, was es wolle. Da ist das AZG höchstens fürs Klo gedacht. :-kotz

Werwolf
24.10.2006, 19:10
Beu uns wird die Vogel-Strauß-Taktik praktiziert. Ab 01.01.07 soll´s irgendwie alles anders werden- arbeitszeitgesetzkonform eben- aber keiner weiß, wie´s gehen soll. Irgendwelche Arbeitsgruppen haben immer wieder Pläne und Vorschläge vorgelegt. Seltsamerweise ging das nie ohne Schaffung neuer Stellen. (Komisch eigentlich. Wer hätte das wohl gedacht? ) Und das ist natürlich seitens der Teppichetage nicht gewünscht.
Deswegen wird jetzt einfach abgewartet. Außerdem sind ja in HH die Tarifverhandlungen immer noch nicht abgeschlossen, so daß auch keiner so richtig weiß, wie´s denn finanziell aussehen wird.
Daß es ( sofern man die Fallzahlen etc. aufrechterhalten will) nicht ohne neue Stellen geht, steht meines erachtens außer Frage. Allerdings werden seitens der Chefs keine großen Anstrengungen unternommen, neue Leute ranzukriegen. Aber vielleicht haben die ja auch alle stapelweise Bewerbungen auf dem Tisch liegen von Leuten, die nur darauf warten, bei uns anfangen zu dürfen... :-D :-???
Mal sehen, was kommt... Mir wär´s jedenfalls aus diversen Gründen lieber, wenn kein Schichtdienst käme.

Tombow
24.10.2006, 19:19
Seltsamerweise ging das nie ohne Schaffung neuer Stellen. (Komisch eigentlich. Wer hätte das wohl gedacht? ) Und das ist natürlich seitens der Teppichetage nicht gewünscht.
Tja, so geht's halt.


Daß es ( sofern man die Fallzahlen etc. aufrechterhalten will) nicht ohne neue Stellen geht, steht meines erachtens außer Frage.
Meinst Du? Ich würde sagen, die Teppichetagen machen wohl ne andere Rechnung, zB durch abermaliges Abbau von Betten und Verkürzung der Liegezeiten die Fallzahlen einigermaßen konstant zu halten. Weniger Betten=weniger Stationsarbeit=weniger Arbeitszeit für Stationsarbeit, und schon geht die Rechnung auch ohne neue Stellen auf.


Allerdings werden seitens der Chefs keine großen Anstrengungen unternommen, neue Leute ranzukriegen. Aber vielleicht haben die ja auch alle stapelweise Bewerbungen auf dem Tisch liegen von Leuten, die nur darauf warten, bei uns anfangen zu dürfen... :-D :-???
Wie sollte es denn anders sein? Falls das ironisch gemeint wurde, kann ich irgendwie die Ironie nicht nachvollziehen. Naja, vorausgesetzt, es werden überhaupt neue Stellen geschaffen.

Feuerblick
24.10.2006, 19:26
Aber vielleicht haben die ja auch alle stapelweise Bewerbungen auf dem Tisch liegen von Leuten, die nur darauf warten, bei uns anfangen zu dürfen... :-D :-???
*kicher* Is klar. Ich kann mich an Zeiten erinnern, da war das wirklich der Fall. Als ich im Frühjahr gegangen bin, sah es auf dem Schreibtisch meines Chefs eher nicht nach einer Flut von Bewerbungen aus und die Tatsache, dass mich letzten Monat ein KH über 1 Jahr nach meinem Bewerbungsgespräch noch einstellen wollte, spricht für sich... *gacker*

Funkel, die im Moment nen Run hat - und hoffentlich keinen mehr braucht (noch 6 Tage bis Ende der Probezeit, schööön brav sein)

Muriel
24.10.2006, 19:39
Wir arbeiten seit März 2005 schon in einem Schichtsystem. Im Tag- ud Spätdienst 40,5h, im Nachtdienst (alles immer Wochenweise) 47,5h. Alles über ehemals 38,5h, nach TVÄ nun 40h wird mit 100% als Überstunde vergütet. Dienste am WE (Tag/Nacht) werden mit 75% gerechnet zuzugüglich irgendwelcher WE-Zulagen, die ich noch nicht verstanden habe. 24h Dienste sind nicht erlaubt, am WE also auch nur 12h. Das erhöht natürlich die Anzahl der zu arbeitenden WEs, bei der momentanen Anzahl an Dienst tuenden Kollegen aber vollkommen in Ordnung.

Evil
24.10.2006, 19:43
Meine Anä-Abteilung sucht deshalb auch gerade fieberhaft nach Leuten, allerdings haben die ein Modell, wonach weiter Dienste gemacht werden. Jedenfalls weiß ich jetzt schon, wo ich Weihnachten verbringen werde :-sleppy

Und meine neue Stelle zum Jahreswechsel verdanke ich dem Umstand, daß da neue Stellen her müssen... aber die wissen auch noch nicht so wirklich, wie sie das umsetzen werden.

San Pellegrino
25.10.2006, 08:05
Und - Surprise, Surprise ! - die Klinikmanager hatten für die Umsetzung ja auch nur 6 schlappe Monate oder so Zeit.

Manchmal fragt man sich schon, wofür die ihr Geld bekommen. Wenn eine Fluglinie zuwenig Piloten eingestellt hat, um das AZG einhalten zu können, bleibt sie eben am Boden und geht pleite.

Wenn eine Klinik von vorne bis hinten mit allem nicht zurecht kommt, wird gezetert, daß sich die Balken biegen. Und die Allgemeinheit soll für die Unfähigen einspringen.
Wenn Innere Abteilungen keine Belegung haben, braucht man besseres Marketing, einen anderen Chef und Schwerpunktsetzung, die marktgängig ist.
Aber nicht "Palliativmedizin", bei der auch der letzte Hausarzt kapiert, daß die irgendwie mangels Personal und überhaupt nur Etikettenschwindel ist. Oder die garnicht mehr betrieben wird, weil man das Personal nicht mehr hat und trotzdem "Palliativpatienten" halt im 6-Bett-Zimmer zwischendrinnen des Geldes wegen abliegen läßt. :-(

Muß man halt mal Geld für Personal und nicht für den x-ten Anbau ausgeben. Oder Geld für die Umsetzung des AZG von der Bundesregierung abfordern, ist ja da, die Kohle. Wird nur nicht abgerufen !

Evil
25.10.2006, 08:10
Jaja, die bösen Verwaltungschefs sollten man am besten gleich mit Ackermann und Esser an die Wand stellen :-sleppy