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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : LaTeX FAQ/Hilfe/Troubleshooting/Erfahrungsberichte-Thread



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Tombow
23.10.2006, 21:29
Da die Anzahl LaTeXer und LaTeX-interessierter hier im Forum steigt, hier ein Thread für allerlei LaTeX-Themen, von "Wie mache ich XYZ damit?" bis "Was ist LaTeX?". Ziel ist es, möglichst viel LaTeX-relevantes in einem Thread zu sammeln, anstatt daß sich nütziche Information hier und da verteilt und nachher schwer (wieder)aufzufinden ist. Erfahrungsberichte, Tipps und Tricks sind selbstverständlich jederzeit willkommen.

Soviel zur Begrüßung, macht jemand den Anfang mit Fragen oder Problemen?

KriZzy
23.10.2006, 21:42
was ist das? hastu nen link?

EDIT...ok...sorry...ich dachte das wär sowas wie Word

Tombow
23.10.2006, 22:00
"Etwas wie Word" ist es auch. Nur leichter, qualitativ Word um Welten überlegen, einfacher zu nutzen, und vor allem eins - KOSTENLOS!

Im Endeffekt tippt man nur Text ein, TeX\LaTeX besorgt dann die richtige Schriftsetzung. Inhalts-, Tabellen-, Abbildungs-, Literatur- und Abkürzungsverzeichnisse werden automatisch generiert und in die richtige Form gebracht.

Soviel zur Kurzantwort, jetzt die lange (copy&paste aus einer TeX-Anleitung für Med-Doktoranden, die ich mal schreiben wollte), mit einer ultrakurzen Rekapitulation der Geschichte von LaTeX:

Ende der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts hat die digitale Schriftsetzung in vielen Druckereien und Verlagen Einzug gehalten. Weniger Aufwand und niedrigere Kosten haben meistens darüber hinweg geholfen, daß die Ergebnisse des digitalen Satzes beiweitem nicht dieselbe Qualität wie traditionelle Verfahren hatten. Eines Tages mußte Donald Knuth, Professor an der Stanford University, die (digital gesetzten) Probedrucke zum zweiten Teil seines Buches "The Art of Computer Programming" begutachten. Im Vergleich zum ersten, im klassischen Monotype-Verfahren gesetzten Teil soll es nicht schön ausgesehen haben. Sogar so häßlich, daß Knuth begonnen hat, sich verstärkt für digitale Typographie zu interessieren. Und da er in der Computerwelt jener Tage heimisch war, kam er auf die Idee, ein digitales Typographiesystem zu entwickeln. Die Grundmerkmale und Anforderungen an das geplante System hat er dann in einem Memo an sich selbst am 13ten Mai 1977 festgehalten. Aus den anfangs für das Projekt veranschlagten neun bis zwölf Monaten wurden schließlich zehn Jahre ständiger Entwicklung, bis das Design 1989 für vollständig erklärt und eingefroren wurde. Das Ergebnis war TeX in seiner heutigen Form, seit 1989 werden nur kleinere Bugfixes veröffentlicht. Etliche Studenten und Assistenten von Professor Knuth haben in dieser Zeit Algorythmen und Erweiterungen beigesteuert und diese sogar zum Thema ihrer eigenen PhD-Arbeiten gemacht.

Seit den Anfängen hat TeX viele Aspekte der Typographie sehr gut und mit ästhetisch hervorragenden Ergebnissen beherrscht. Da es aus der Mathematik- und Computerwelt kommt, ist es seit jener Zeit auch nahezu unschlagbar, was das Setzen von komplizierten Formeln und Diagrammen angeht. Bei all den Vorteilen hatte es aber einen entscheidenden Nachteil - es war nicht einfach zu bedienen. Geändert hat sich das mit der Entwicklung von LaTeX durch Leslie Lamport. Ursprünglich 1992 veröffentlicht, baut es auf TeX auf und ist ein Frontend, was erweiterbar und leicht zu handhaben ist. Vieles, was in TeX nur durch komplizierte Konstrukte zu erreichen ist, geschieht in LaTeX mit wenigen Befehlen. Wem das nicht genug ist, der kann auch eigene Befehle, Kontrollsequenzen, etc, definieren, die zugrundeliegende Funktionalität von TeX erledigt dann den Rest. Man wird nicht so sehr mit Design- und Typographiefragen konfrontiert und kann sich aufs Inhalt konzentrieren. Inhalt und Form werden dadurch weitestgehend voneinander getrennt (was auch Lamports ursprüngliche Idee gewesen ist), man braucht auch kein Fachmann oder PC-Freak mehr zu sein, um all das nutzen zu können.

Tombow
24.10.2006, 10:06
Soo...und hier die erste Antwort (auf ne Frage über ICQ, da es sich aber um ein typisches Anfängerproblem handelt, kommt die Antwort hierhin). Die Frage war, wieso einige Sonderzeichen nicht wie erwartet im Text erscheinen. Grund genug zu einer kurzen Einführung ins allgemeine Syntax von LaTeX.

Die ganze tolle Formatierung, Formeln, etc. erreicht man durch Befehle, die in dem Text integriert sind. Im konkreten Fall handelte es sich um Befehle, die nur innerhalb einer besonderen Umgebung verfügbar sind. Zur Erklärung dann folgender Text:

Allgemeines zur Syntax
Jedes Befehl in LaTeX beginnt mit einem Backslash: \ an und sieht dann etwa so aus:


\holmirdasbuch

Zwischen dem Backslash und dem Befehl selbst kommen keine Leerzeichen, in den eigentlichen Befehlsnamen kommen keine Umlaute, Akzente, Leer- oder Sonderzeichen. Je nach Befehl können danach ein oder mehrere Argumente folgen. Sie werden in geschweiften oder eckigen Klammern eingeschlossen. Angenommen, wir wollen nicht nur, daß das Programm das tut, sondern auch sofort, dann können wir es dem Befehl als Argument mitgeben:

\holmirdasbuch{sofort}.

Das Argument "sofort" wird hiermit dem Befehl \holmirdasbuch übergeben. Neben den geschweiften Klammern kommen auch eckige Klammern vor. Das Unterschied liegt darin, daß in geschweiften Klammern Argumente eingeschlossen werden, dessen Angabe Pflicht ist. In eckigen Klammern dagegen stehen Argumente, die man auch auslassen kann. Wenn wir irgendein Buch aus dem Regal bräuchten, wäre oben genanntes Konstrukt gut genug, ergibt aber ansonsten wenig Sinn. Nehmen wir also an, oben genanntes Befehl erwartet das Buchtitel als Pflichtargument und den Zeitpunkt als optionales Argument. Dann könnten wir es entweder so:


\holmirdasbuch{WerDieNachtigallStört}

oder so:


\holmirdasbuch[sofort]{WerDieNachtigallStört}

verwenden, beides wäre richtig, würde aber in einer unterschiedlichen Reaktion resultieren.

Während bei geschweiften Klammern meistens nur ein Argument kommt, könnten es bei den optionalen Argumenten auch mehrere sein, in diesem Fall werden sie durch Kommata getrennt. Nehmen wir an, beim oben genannten Befehl ohne Angabe der Zeit hätte unser Programm uneingeschränkte Wahl, wann wir unser Buch bekommen. Könnte in Sekunden oder auch in einem Jahr sein. Nun wollen wir das Buch aber entweder sofort oder erst in 2 Stunden. Kein Problem mit der Anweisung


\holmirdasbuch[sofort,inzweistunden]{WerDieNachtigallStört}

Ein Befehl kann auch andere Befehle als Argument haben und es können auch mehrere Klammerblöcke sein:


\holmirdasbuch[sofort][\staubeesvorherab]{WerDieNachtigallStört}{\nichtdarinblaettern}

Auf welche Art und Weise genau ein Befehl seine Argumente erwartet, hängt von der zugrundeliegenden Funktionalität des Systems und von dem Aufbau des Befehls selbst. Man kann auch eigene Befehle definieren oder die Funktionalität von vorhandenen Befehlen verändern.

Umgebungen
Als Umgebung (engl. environment) wird in LaTeX der Raum zwischen zwei besonderen Befehlen bezeichnet. Das besondere daran ist, daß innerhalb einer Umgebung andere Regeln gelten. Text wird anders behandelt und gesetzt als im Rest des Dokuments. Innerhalb einiger Umgebungen sind auch besondere Befehle verfügbar:



\begin{Bibliothek}
\holmirdasbuch[sofort]{WerDieNachtigallStört}
\end{Bibliothek}


Der Anfang einer Umgebung wird durch das Befehl


\begin{Umgebunsname}

markiert, das Ende durch


\end{Umgebunsname}

Umgebungen können auch ineinander verschachtelt werden. Das \begin-Befehl könnte auch weitere Argumente akzeptieren:


\begin{Bibliothek}
\holmirdasbuch[sofort]{WerDieNachtigallStört}
\begin{Leseraum}[hierbitteleise]
\haltemirdenlesetischamfensterfrei
\end{Leseraum}
\end{Bibliothek}

Soviel für diesmal. Noch Fragen?

Hez
26.10.2006, 09:58
Sher sehr gut beschrieben und tausend Dank für den thread!
Er wird sich garantiert mit meinen Fragen füllen!

Hez
26.10.2006, 11:12
Schon geht es los:
Ich habe deine Ratschläge zur Erstellung von Pfeilen befolgt.

Also:
\begin{math} Aber wenn ich nun einen \rightarrow darstellenwillwirdderanschließendeTextkursivundohn ePunktundohneLeerzeichendargestellt
\end{math}
Wie kann ich das ändern?

Tombow
26.10.2006, 11:24
Einfach. Das \end{math} kommt SOFORT nach dem \rightarrow

Damit wird die Math-Umgebung geschlossen, weiterhin geht es mit normalem Text.

Hez
26.10.2006, 11:28
Super, danke! Wenn ich jetzt aber mehrere Pfeile zu erstellen habe, und nicht immer die math-Umgebung öffnen und schließen möchte, kann ich das nicht von vornerein irgendwie definieren? Glaube, du hast mir das in dem anderen thread schon einmal erklärt, aber so ganz habe ich es nicht verstanden. :-?

Tombow
26.10.2006, 11:54
Da gäbe es mehrere Möglichkeiten:

1. Auf math-Umgebung verzichten und stattdessen eins der Symbolpakete benutzen. Man muß nur in der Präambel das entsprechende Package einbinden, dann hat man auch Zugriff auf die entsprechenden Befehle. Die sind aber für jedes Paket anders, also nachschlagen. Beispiel:

Das kommt in die Präambel:
\usepackage{textcomp}

Und mit den Befehlen macht man Pfeile im Text:
\textleftarrow
\textdownarrow
\textrightarrow
\textuparrow

Nachteil: es sind eben nur diese vier Pfeile verfügbar. Keine langen, doppelten, in beide Richtungen zeigenden oder beschrifteten Pfeile, wie es die Math-Umgebung bietet.

Etwas mehr Pfeile hat man im Pifont-Paket, allerdings ist das "ansprechen" dieses Pakets etwas komplizierter. Eingebunden wird es mit \usepackage{pifont}, dann muß man aber im Text entweder:

\pisymbol{Schriftfamilie}{Zeichennummer}
oder
\ding{Zeichennummer}

eingeben. Das Paket erhält die Schriften PSymbol und ZapfDingbats. Mit ersterem Befehl kann eins der beiden Schriftsätze anspechen, für Psymbol kommt dann psy als Schriftfamilie, für die Dingbats pzdr. Als Zeichennummer kommt dann der ASCII-Code des entsprechenden Zeichens. Zweiter Befehl funktioniert genauso, damit wird aber nur ein Zeichen aus dem ZapfDinbgats-Zeichensatz ausgegeben.

2. Zurück zur Math-Umgebung und durch definieren eigener Befehle sich Schreibarbeit ersparen. Nehmen wir an, du willst die Pfeile, die nach rechts zeigen, abkürzen, dann hilft folgendes:

\newcommand{\rarrow}{%
\begin{math}\rightarrow\end{math}}

Gibst du dann \rarrow, wird ein nach rechts zeigender Pfeil ausgegeben. Das Befehl \newcommand selbst nimmt zwei Pflichtargumente:

Name des neuen Befehls (in unserem Fall rarrow)

Was dieses neue Befehl tun soll(in umserem Fall ist es die Sequenz aus):
%
\begin{math}\rightarrow\end{math}

(Wichtig dabei: das Prozentzeichen ist kein Vertipper, gehört genau dorthin).
Für den linksweisenden Pfeil sähe das auch entsprechend aus:

\newcommand{\larrow}{%
\begin{math}\leftarrow\end{math}}


Hoffe, das hilft.

hermine
26.10.2006, 13:40
hi Hez!

weiß zwar nicht, wozu du den pfeil genau brauchst.
Aber wenn du einfach einen pfeil in den text einfügen willst versuchs mal damit:
$\rightarrow$

viel spaß noch beim tex'en

hermine

Tombow
26.10.2006, 15:46
Vielen Dank an Hermine für den guten Tip...

Und für alle TeXMaker-User, anstatt dauernd das $\irgendwasmathematisches$ eintippen zu müssen, das Konstrukt mit dem Dollarzeichen kann man sich auch zusammenklicken, das Menu samt zugehörigen Menupunkt ist auf dem folgenden Screenshotausschnitt zu sehen:

hermine
26.10.2006, 16:44
Und hier findet mans bei TexXnicCenter ;-)

hermine
26.10.2006, 16:48
für alle tex-neulinge kann ich das hier empfehlen:

http://www.uni-giessen.de/hrz/tex/cookbook/cookbook.html

ein nettes Kochbuch ;-)

Tombow
26.10.2006, 17:56
So..und damit auch die dritte gängige IDE hier abgehandelt wird, da unten ein Bild, wo sich das entsprechende Button bei LaTeXEditor (LEd) findet. Allerdings aufpassen - zuerst auf das rot umrahmte Button klicken, damit das Submenu aufgeht, dann das (im Screenshot abgesetzte und sogar mit dem automatischen Hilfetext vom LEd versehene) Button klicken, fertig. Falls man die Buttonleiste nicht findet, das ist die "LaTeX - Shortcuts for important commands"-Leiste, die sollte man am besten gleich unter View/Toolbars dann auch einblenden lassen.

Bei WinShell ist das $ $ an kein Button gebunden, man kann es aber selbst als Macro definieren.

@hermine: auch TeXnicCenter-User? Willkommen im Club!

Jense
26.10.2006, 19:01
.....

Hez
07.11.2006, 22:51
Ein neues Problem:
ich möchte Brüche darstellen, habe es sowohl mit der math-Umgebung versucht, als auc mit $...$. Leider stellen sich dir Brüche nicht dar, sondern die Ziffern stehen einfach hintereinander.

Also zB 1/2 als Bruch. Ergebnis ist 12.

Danke!

cmm
30.12.2006, 23:56
Bin auf der Suche nach einem Ersatz für Powerpoint/OOo Impress-Ersatz auf Latex-Beamer gestoßen und hab mich deshalb zum ersten Mal mit Tex beschäftigt.

Nach ca. 15min hab ich jetzt eine der Vorlagen in eine recht ansehliche Präsentation verwandelt :-top

Kann ich nur empfehlen:
http://latex-beamer.sf.net

hmg
31.12.2006, 12:32
Auch wenn sich's wahrscheinlich inzwischen schon erledigt hat (ich lese hier nicht sooo oft mit...):



ich möchte Brüche darstellen, habe es sowohl mit der math-Umgebung versucht, als auc mit $...$. Leider stellen sich dir Brüche nicht dar, sondern die Ziffern stehen einfach hintereinander.

Also zB 1/2 als Bruch. Ergebnis ist 12.

Danke!

Versuch's mal mit $\frac{1}{2}$

Für solche grundlegenden Fragen empfehle ich auch dringend einen Blick in die schon erwähnte Anleitung l2kurz. Ansonsten wirst Du mit LaTeX auf Dauer sicher wenig Freude haben.

Viel Erfolg weiterhin,

Michael

Tombow
31.12.2006, 12:53
Auch wenn sich's wahrscheinlich inzwischen schon erledigt hat
Stimmt. Hat sich schon am Tag, wo die Frage gestellt wurde, erledigt, habe nur vergessen, das Kochbuch für Brüche auch ins Thread zu stellen. Mea culpa.

holtman
04.01.2007, 14:10
ich klopp mich einfach mal an diesen thread ran, um nicht noch nen LaTeX-thread aufmachen zu müssen ;) ich hab mich jetzt mal ein bisschen reingearbeitet und muss sagen: ich bin begeistert von LaTeX :) es kommt mir so vor, als wäre das ein wirklich vernünftiges system.

ich habe mich darum entschlossen, meine diss mit LaTeX zu schreiben. daher meine frage: gibt es mitstreiter, die das an der uni erlangen sonst noch machen? weiss vielleicht einer, ob es für unsere uni möglicherweise sogar ne fertige dokumentenklasse gibt?

gruss, rainer