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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vorgehen beim Sehtest



Dr. nobo
28.10.2006, 20:07
Hallo zusammen,

ich hätte mal eine Frage aus der Praxis der Augenheilkunde:
Wie geht man denn am besten bei einem Sehtest (Myopathie+Astigmatismus) vor, dass man es schnell&zielstrebig macht? Speziell beim Astigmatismus muss man ja auch noch die optische Achse bestimmen.

Muriel
28.10.2006, 20:50
Zuerst einmal: Meinst Du tatsächlich Myopathie oder doch eher Myopie=Kurzsichtigkeit? Das Refraktionieren geht man folgendermaßen an:
Zuerst wird der Astigmatismus erst mal außen vorgelassen, d.h. man bestimmt zunächst den Grad der Weit- bzw Kurzsichtigkeit. Der Patient soll zunächst ohne Korrektur die Optotypen (Zahlen/Buchstaben/Landoltringe was auch immer) lesen. Dann gibt man ihm Plusgläser davor und fragt, ob es schlechter wird. Das tut man so lang, bis der Patient angibt, dass es schlechter werde. Dann geht man noch mal ins Minus und fragt, ob es besser werde, bis man das, was der Patient als das Beste angibt, erreicht hat.
Nun kommt der Astigmatismus ins Spiel, diesen testet man mit den Kreuzzylindern, bedeutet, dass man dem Patienten eine halbe Dioptrie (minus) in 90° zueinander stehenden Achsen anbietet und ihn bittet zu sagen, was er als das Bessere empfinde (wichtig: es wird sehr wahrscheinlich alles erst mal schlecht sein, es geht lediglich um den Vergleich!). Man fängt bei 0°/90° an, das Bessere wird genommen, dann kommen jeweils 45° und 135° dazu. Ist in irgendeiner Achse eine Besserung zu verzeichnen, geht man hiervon mit dem Feinabgleich aus weiter, wobei von dieser Achse aus die in 45° stehenden Achsen getestet werden und man sich der besseren mit zunächst 20° annähert, die Abstände verringern sich dann auf 10°, 5° usw. bis man keinen Unterschied mehr findet. Dann testet man die Stärke, also gibt mehr Dioptrien dazu, bis keine Besserung mehr zu verzeichnen ist.
Das wird alles zunächst für beide Augen einzeln getestet, dann binokular. Jetzt gibt es zwei verschiedene Denkweisen: Die einen sagen, Myopie sollte eher etwas unterkorrigiert werden, andere sagen, der Patient sehe ja in 5m Entfernung hier, im normalen Umfeld aber bis ins Unendliche, so dass das Unterkorrigieren schwachsinnig sei. Keine Ahnung, was nun "richtig" ist, dazu hab ich definitiv zu wenig Erfahrung ;-)

Feuerblick
28.10.2006, 21:53
Muriel, wozu eigentlich noch Schober-Kurs??? *grins* (btw: frei hätte ich zum besagten Zeitpunkt... du auch??)
Was die Myopie angeht: Es empfiehlt sich, dem Patienten die ermittelten Werte noch einmal in eine Probierbrille zu stecken und ihn aus dem Fenster auf ein weiter entferntes Objekt schauen zu lassen. Hier kann es evtl. sein, dass er das Vorhalten von -0,25 dpt. als angenehm empfindet und die sollte man ihm dann auch zukommen lassen. Für mich persönlich war das auf jeden Fall immer sehr angenehm...

Das kurzsichtige Funkelauge (leicht angenervt vom Dienst)

Muriel
28.10.2006, 22:36
btw: Wie läuft es eigentlich?
und zum Schoberkurs: Wann isn der?

Feuerblick
28.10.2006, 22:39
btw: Wie läuft es eigentlich?
und zum Schoberkurs: Wann isn der?Ersteres: Nu ja... mein OA naht gerade, weil ich nicht alleine entscheiden möchte, ob der BH-Riss, der seit heute Mittag intermittierend blutet, eine Naht oder andere Versorgung verdient. Ansonsten bin ich Sicca- und "Ich hab was ins Auge bekommen"-Sprechstunde.
Schober muss ich nachschauen, irgendwann im Frühjahr. AAD darf ich wahrscheinlich nur am Samstag, weil wieder mal die "Älteren" Vorrang haben... :-nix

EDIT: 5.-9.März 2007

Dr. nobo
28.10.2006, 22:48
Danke für die schnellen und ausführlichen (wow!) Antwort. :-top Klar mein ich Myopie, sorry.

Ich bin leider noch nicht so weit, dass ich das schon wüsste, hab's aber selbst grad erst als Patient erlebt und da ging's trotz Zylinder auf einem Auge recht schnell. Drum die Nachfrage. Oft bin ich beim Sehtest halt recht unentschlossen, ob's jetzt besser oder schlechter wurde, weil's nur "anders" aussieht. :-oopss

Noch eine kurze Frage: Wann sollte etwas kleiner aussehen? Einmal hat hat mein Arzt (etwas verwirrt?!) nachgefragt, ob's jetzt nicht kleiner wird. :-??? Hab mich aber nicht nachfragen trauen.

(Am Ende war's dann so, dass das rechte Auge mit Zylinder wirklich super scharf war, das linke, das keinen Zylinder brauchte, war auch ok, aber nicht ganz so extrem scharf wie das rechte. Am Schluss hab ich nur nochmal kurz mit beiden Augen gemeinsam schauen sollen, was etwas ungewohnt war. Hab dann aber nichts gesagt, weil's mir beim Optiker, wenn ich zum ersten Mal die Brille mit neuen Stärken aufhabe, auch oft so geht.)

Muriel
28.10.2006, 22:53
Kommst Du denn mit der Brille klar? Monokular sehe ich mit rechts mit der Brille auch nicht 1,0, bin da halt etwas unterkorrigiert. Binokular aber hab ich keine Probleme.

Dr. nobo
28.10.2006, 23:04
Hey, du bist ja echt schnell! Respekt!
Ich hab bisher noch keine neue Brille "in Auftrag gegeben", war erst gestern beim Augenarzt. Binokular sah's etwas ungewohnt aus (schwindlig würd ich jetzt aber nicht sagen), allerdings hab ich da nur nochmal schauen sollen, ob ich's lesen kann und das ging (wahrscheinlich hätte ich drauf bestehen sollen, noch länger zu schauen, aber gut, jetzt ists zu spät, aber der Optiker kann's ja vielleicht nochmal kurz testen?!).
So viel hat sich ja auch nicht geändert: voher keine Zylinder, beide Augen gleich stark, jetzt rechts kam rechts ein 0,5 Zylinder hinzu, links 0,5 stärker (weiterhin kein Zylinder).

Wann sollte man denn etwas kleiner sehen? Mit zunehmender Stärke? B.t.w. gibt's zufällig ein Skript o.Ä. im Netz? Mich würde das Ganze schon mal interessieren, auch wenn's noch ein bisschen früh ist.

Muriel
28.10.2006, 23:10
Ich würde den Optiker bitten, Dich nochmals durch eine Testbrille mit den Werten schauen zu lassen (also die Dinger, wo man die Gläschen reinsteckt). Schau Dich ein bisschen um, auf die andere Straßenseite etc. Wenn Du meinst, damit klarzukommen, lass Dir die Brille anpassen, wenn nicht, dann kannst Du ihn ja noch mal nachrefraktionieren lassen. Du musst halt mit der Brille klarkommen, denn mal eben noch mal ein paar Hundert Euro ausgeben, weil sie nicht stimmt... naja...
Es ist halt immer ein Problem in der Augenarztpraxis, wenn Du 100 Patienten am Tag durchschleusen musst, Dir wirklich Ruhe zur Brillenanpassung zu nehmen. Ich hab von einigen Praxen gehört, dass die spezielle Brillensprechstunden haben, dann kann man das besser einkalkulieren.

Dr. nobo
28.10.2006, 23:19
Ich würde den Optiker bitten, Dich nochmals durch eine Testbrille mit den Werten schauen zu lassen (also die Dinger, wo man die Gläschen reinsteckt). Schau Dich ein bisschen um, auf die andere Straßenseite etc. Wenn Du meinst, damit klarzukommen, lass Dir die Brille anpassen, wenn nicht, dann kannst Du ihn ja noch mal nachrefraktionieren lassen. Du musst halt mit der Brille klarkommen, denn mal eben noch mal ein paar Hundert Euro ausgeben, weil sie nicht stimmt... naja...

Danke für den Tipp!
Das, denke ich, werde ich auch machen, genau aus diesem Grund.



Es ist halt immer ein Problem in der Augenarztpraxis, wenn Du 100 Patienten am Tag durchschleusen musst, Dir wirklich Ruhe zur Brillenanpassung zu nehmen. Ich hab von einigen Praxen gehört, dass die spezielle Brillensprechstunden haben, dann kann man das besser einkalkulieren.
Hm, auf eine Brillensprechstunde bin ich bisher noch nicht gestoßen, obwohl ich bisher schon 3 verschiedene Praxen erlebt habe. Es war auch sehr wenig los im Wartezimmer (nur noch einer), aber Zeit ist halt wohl auch Geld...

Mir tun ja die Augenärzte auch ein bisschen leid, denn ich möchte nicht ausschließen, dass sie manchmal durch eine falsche oder keine Aussage auf die Frage "ist's so besser oder so?" verwirrt werden.

Thomas24
27.11.2006, 23:11
Bekommt ihr von den Patienten auf das "so besser oder eher so...?" denn oft konsistente Antworten? Höre in der Sprechstunde ziemlich oft ein unentschlossenes "Hm... kann ich nochmal sehen?" oder ein "weiss ich nicht".

In der Hektik greift man eben doch auf den Autorefraktor/ Skiaskop zurück und kürzt das ganze ab. Oder wie seht Ihr das?

LG

Feuerblick
28.11.2006, 10:55
Wenn ich merke, dass der Patient zögert, weiss ich, dass der Unterschied nicht mehr allzu groß sein kann. Ich erklären meist schon vor Beginn mit dem Kreuzzylinder, dass das Ziel primär ist, KEINEN Unterschied mehr zwischen den Gläsern zu sehen. Wenn der Patient also "Hmmm, ich weiss nicht" sagt, dürfte der Unterschied nur noch minimal sein. Kenn ich von mir selbst...:-oopss

okulix
28.11.2006, 11:12
Ich erlebe gerade ein neues Brillen-Phänomen: Ich brauche für die Ferne etwa +5 dpt. Als Kind habe ich bei etwa +3 angefangen, mit zunehmendem Alter ist es langsam mehr geworden. Die Brille mit +5 dpt habe ich seit einigen Jahren. Nun habe ich vor einigen Monaten bemerkt, dass ich in der Ferne nicht mehr scharf sehe: Ursache: Die Gläser sind zu stark! Ich brauche plötzlich wieder eine halbe Dioptrie weniger. Das hats noch nie gegeben. Bisher sind die Gläser von Mal zu Mal immer etwas stärker geworden.

Ich habe natürlich nichts gegen diese Entwicklung. das darf gern so weitergehen:-)

Nur die Erklärung? Das müsste ja bedeuten, dass es mit der Akkomodation wieder besser klappt.


Höre in der Sprechstunde ziemlich oft ein unentschlossenes "Hm... kann ich nochmal sehen?" oder ein "weiss ich nicht".Das geht mir beim Austesten der Zylinderwerte immer so. Obwohl ich auf einem Auge einen relativ starken Astigmatismus habe, kann ich oft keinen Unterschied zwischen den geringfügig unterschiedlichen Einstellungen erkennen.

Muriel
28.11.2006, 22:53
Mit der Akkomodation hat die Hyperopie in der Jugend, also im Gegensatz zur sogenannten Altersweitsichtigkeit, primär erst mal nichts zu tun. Zwar akkomodieren Weitsichtige junge Leute oft stark, so dass sie oftmals unterkorrigiert sind (z.B. haben +3dpt in der Brille, bräuchten aber eigentlich +4dpt) und dadurch auch Kopfschmerzen etc bekommen können. Der Grund für die Weitsichtigkeit liegt aber nicht in der Linse, welche für die Akkomodation zuständig ist, sondern in der Achslänge des Auges (Auge ist für die Berchkraft zu kurz, sprich das Bild wird hinter der Netzhaut abgebildet, daher Sammellinsen nötig). Normalerweise, sowie man das denn überhaupt sagen kann, ist es so, dass weitsichtige Kinder eher "Dioptrien verlieren", also in Richtung Emmetropie gehen oder auch darüber hinaus.

Die beste Antwort auf die Frage "So besser oder so besser?" ist aber immer noch "NEIN"
:-))

Thomas24
28.11.2006, 23:29
Die beste Antwort auf die Frage "So besser oder so besser?" ist aber immer noch "NEIN"
:-))


Die einzigen, die auf die o.g. Frage bei uns eine deutliches "NEIN" von sich geben sind die fortgeschrittenen Konuspatienten (egal ob vor oder nach perf. Keratoplastik)... dann seufzt man kurz, misst die HH Radien, greift zu einer harten KL, die einem geeignet erscheint und fängt nochmal von vorne an... :-oopss

LG!

Feuerblick
28.11.2006, 23:53
Die beste Antwort auf die Frage "So besser oder so besser?" ist aber immer noch "NEIN"
:-))*bricht lachend zusammen* Schön auch Nystagmuspatienten, die dir beim Achsabgleich Sachen angeben, die sich von der mit Autorefraktometer gemessenen Achse meilenweit abweicht, aber dann, nachdem der Abgleich gelaufen ist, es soooo schlecht finden und sich per Hand auf die zuerst eingestellte Achse zurückdrehen lassen. Das Spielchen hab ich in den letzten Wochen mehrfach gespielt...

okulix
29.11.2006, 12:16
Zwar akkomodieren Weitsichtige junge Leute oft stark, so dass sie oftmals unterkorrigiert sind (z.B. haben +3dpt in der Brille, bräuchten aber eigentlich +4dpt)
Genau das meinte ich. Weil die Gläser, in der Stärke, die ich eigentlich gebraucht hätte, früher so hässlich waren, habe ich immer versucht, mit schwächeren auszukommen, auch wenns sehr anstrengend war. Zum Glück hat sich bei den Gläsern in den letzten Jahren bei den Materialien und den Schlifftechniken zur Dickenoptimierung sehr viel getan.

stuff
16.07.2007, 17:06
Eine Frage an die Augenexperten: Wie äußert sich denn eine zu starke Brille?
Laut Augenarzt hatte ich -4,5 und -0,5 Zyl. auf dem einen, -5,0 ohne Zyl. auf dem anderen, laut Optiker auf beiden -4,75 un -0,75 Zyl., das sind jeweils 0,5 Unterschied im Vergleich zum Augenarzt!
Zuvor hatte ich gar keinen Zylinder. Zwar hab ich einerseits den Eindruck, scharf zu sehen (mit den Optiker-Werten), aber bei Schriftzügen (egal ob nah oder fern) hab ich dann wieder den Eindruck doch nicht scharf zu sehen, zumindest nicht viel besser als bei der alten Brille (-4,5 ohne Zyl. auf beiden Seiten). :-nix
Könnte das alleinig an einem schlechten Visus liegen?

Feuerblick
20.07.2007, 11:47
Eine Frage an die Augenexperten: Wie äußert sich denn eine zu starke Brille?
Laut Augenarzt hatte ich
-4,5 und -0,5 Zyl. auf dem einen,
-5,0 ohne Zyl. auf dem anderen,
laut Optiker auf beiden -4,75 und -0,75 Zyl.,
das sind jeweils 0,5 Unterschied im Vergleich zum Augenarzt!
Schwer zu sagen, woran das liegt. Wie gut oder schlecht ist denn der Visus mit der bestmöglichen Korrektur? Und in welcher Achse liegen die Zylinder, die in der Brille sind?
Am besten das Ganze noch mal bei einem Augenarzt überprüfen lassen per Feinabgleich und evtl. skiaskopisch (weittropfen und ausmessen).
Eine zu starke Brille würde sich (wenn auch normalerweise nicht mit solch geringen Unterschieden in der Stärke) eher durch brennende Augen oder Kopfschmerzen bei visueller Anstrengung äußern.