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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : NC 02/03 1,7; heute 1,0 ... Gründe???



hatebreed
01.11.2006, 10:31
Gibt es irgendwelche Gründe, warum sich der NC im Laufe der Zeit so stark verändert hat???
An Angebot/Nachfrage kann es (nicht) liegen.

SS:

ABN/ADH

03: zw. 1,3 und 2,0 / zw. 2,1 und 2,6
06: zw. 1,2 und 1,5 / zw. 2,4 und 2,8


WS:

ABN/ADH

02/03: zw. 1,0 und 1,7 / zw. 1,8 und 2,9
06/07: zw. 1,0 und 1,2 / zw. 1,3 und 1,5

Warum läuft der NC im SS 03 bis 06 immer mehr gegen 1,0 (ABN)???
Warum läuft der NC im WS 02/03 bis 06/07 immer mehr gegen 1,0 (ABN+AdH)???

Zu hohe Nachfrage???

SS:

03: 5,7 Studenten pro Platz
06: 9 Studenten pro Platz

WS:

02/03: 2,8 Studenten pro Platz
06/07: 4 Studenten pro Platz

Wenn die Nachfrage sich verdoppelt, muss dann zwangsläufig der NC von 1,8 und 2,9 auf 1,3 und 1,5 fallen???

Zu viel Top-Abiturienten mit 1,0???

Warum wird aber dann in den Nachichten so viel von Ärztmangel und Studentenmangel geredet, obwohl sich mehr Studenten bewerben als früher???

--->>> So viele Frage und ich weiß keine Antwort ... helft mir bitte

ledoell
01.11.2006, 11:57
den ärztemangel gibt es nicht überall, sondern vor allem in den neuen bundesländern und dort vor allem in ländlichen gegenden....

man muss auch bedenken, dass nur ca. 50% der mediziner später wirklich behandelnder arzt werden, der rest geht in die forschung oder andere medizinnahe berufsfelder....

wie sich der NC entwickelt, hängt von mehreren faktoren ab: die anzahl der studienplätze, die anzahl der bewerber und deren abiturnoten, die verschiebungen in den zvs-quoten...

die aussage "wenn sich die bewerberzahl um x erhöht, MUSS der NC um y steigen" kann man in der form nicht treffen, da man ja nicht die abinoten aller bewerber usw kennt....man kann bestenfalls trends angeben....

im moment sind halt relativ geburtenstarke jahrgänge an den schulen, da erhöht sich bei relativ gleichbleibendem platzangebot halt der druck...außerdem steigt die abiturientenquote unter den schülern....

Meridion
01.11.2006, 13:33
Vor allem letzteres, wenn ich mir überlege was Eltern heutzutage alles tun, nur um ihre Sprößlinge aufs Gymnasium schicken zu können, da wird einem schwarz vor Augen...

ledoell
01.11.2006, 13:43
in zeiten in denen sich reihenweise abiturienten auf eine praktikumsstelle als wurstfachverkäufer bewerben aber kein wunder...

zweikommaeins
01.11.2006, 14:53
Babyboom Generation #2

San Pellegrino
01.11.2006, 16:10
den ärztemangel gibt es nicht überall, sondern vor allem in den neuen bundesländern und dort vor allem in ländlichen gegenden....

man muss auch bedenken, dass nur ca. 50% der mediziner später wirklich behandelnder arzt werden, der rest geht in die forschung oder andere medizinnahe berufsfelder....

Der Ärztemangel beschränkt sich nicht mehr nur auf die Neuen Bundesländer, sondern ist bereits in Bayern, B-W oder aber Berlin (!) angekommen.
In den Neuen Bundesländern betrifft es selbstverständlich auch die Ballungsräume, etwa Magdeburg, Jena, Halle, Leipzig. In Magdeburg (Städtisches Klinikum, Uni) bekommt man jederzeit etwas, wenn man nicht allzu wählerisch ist. An der Uni Leipzig will keiner mehr arbeiten, weil man einfach erbärmlich schlecht verdient.

In Berlin werden in bestimmten Fächern händeringend "fortgeschrittene" Assis oder FÄ gesucht, aber aufgrund des schlechten Rufs der Stadt und des erbärmlichen Einkommens bekommen die z.T. nur mehr osteuropäische Bewerber.

Im Raum Wolfsburg-Braunschweig null Problem Innere, Chirurgie oder Gyn zu bekommen.

In München bekommt man in bestimmten eher unangenehmen Inneren Abteilungen problemlos sofort eine Stelle - nur sind halt die Lebenshaltungskosten bei niedrigem Gehalt ziemlich unattraktiv. In der Psychiatrie Haar ist es überhaupt kein Problem, eine Stelle zu bekommen, ebenso in Radiologien, Inneren Abteilungen, Chirurgien oder Psychiatrien rund um München. Pendelbare Distanz !

Einer der Gründe für den sinkenden NC könnte der immer unsichere allgemeine Arbeitsmarkt sein. Und Medizin gilt da noch als sichere Bank- warum eigentlich ?
Übrigens laufen auch viele Medizinabsolventen ins Ausland davon :-top

ledoell
01.11.2006, 17:37
deswegen hab ich ja auch "vor allem" geschrieben ;-) ...schon klar, dass es auch in einigen ballungsräumen in einigen fächern bedarf gibt....man muss aber auch bedenken, dass die bevölkerung zurückgehen und außerdem mehr konkurrenz durch ausländische mediziner kommen wird...

bei der momentanen arbeitssituation in den meisten kliniken versteh ich aber jeden, der lieber ins ausland geht....

San Pellegrino
01.11.2006, 17:55
Klar ! Wenn etwa ein junger Pathologe bei Vivantes in Berlin 2000€/Monat verdient und man weiß, daß die überhaupt keinen Nachwuchs mehr haben, würde es mich auch nicht wundern, wenn der schon bald Richtung Norwegen unterwegs sein wird.

Übrigens hat es sich in Osteuropa schon herumgesprochen, dáß man in D nicht so dramatisch verdient. Wer noch kommt, sind Leute aus sogenannten Drittweltländern, aus dem Nahen Osten und Rußland sowie seinen Nachfolgestaaten. :-top

hatebreed
02.11.2006, 16:20
wie sieht es denn eurer meinung nach so zwischen 2008 und 2010 mit dem NC (an alle Analytiker und Statistiker ;) ) ... sind da die geburtenstarken jahrgänge vorbei, sozusagen als folge der wende??? oder wird in absehbarer zeit der NC überall bei 1,0 liegen??? ... hab nämlich nicht unbedingt lust 4 jahre zu warten

MarkusM
02.11.2006, 16:53
Frag Deine Kristallkugel. Die kann Dir eine ähnlich zuverlässige Aussage liefern. Selbst wenn die geburtenstarken Jahrgänge vorbei sein sollten, kann es immer noch zu einer Quotenveränderung, Abbau von Studienplätzen, Änderung des Zulassungsverfahrens, Änderungen am Gesundheitssystem, andere Darstellung des Arztberufes in den Medien usw. usf. kommen. Das alles sind potenzielle Faktoren, die das Angebot und die Nachfrage beeinflussen (sowohl in positiver als auch in negativer Richtung).

Vielleicht jetzt doch meine Meinung (einfach ein Bauchgefühl, nicht mehr und nicht weniger): Der Zenit dürfte jetzt langsam erreicht sein. Eine Entspannug der Situation dürfte in einigen Jahren eintreten. Jedoch glaube ich nicht, dass sich die Situation so schnell entspannen wird, wie sie sich angespannt hat :)

MissTexas
02.11.2006, 20:39
Hey,
glaube wie der MarkusM, dass die Quoten noch etwas ansteigen, aber nicht so schnell wieder fallen. Waber es gibt scheinbar genug Leute, die solange warten, um mal irgendwann einen Studieplatz zu bekommen!
Habe auch überlegt nach Holland zu gehen, aber Nijmwegen wird auch für deutsche Studenten dicht gemacht, bzw. die Plätze werden verlost :-)!
Lg, Teresa

Roxane
02.11.2006, 20:55
Greift wenn Ihr wollt zu Tomaten, Eiern oder wahlweise auch zu Lochern und Tackern, um mich zu beschmeißen - ich finde den NC so schlecht nicht.

Bin ich, Erstsemesterin und noch ohne den blassesten Schimmer von Medizin schon arrogant und elitär? Ganz so ist es nicht bzw. wäre das nicht der Grund für meine Meinungsbildung.

Denn woran ich vor allem denke das sind die Juristen - wer sich in diesem Umfeld auskennt, der weiß, dass jeder mit jedem Schnitt Jura studieren kann. Toll? Vielleicht, wenn man so will ist die Hochschulzugangsberechtigung in diesem Fall noch wirklich eine richtige Hochschulzugangsberechtigung, die einem das Tor zu seinem Wunschfach eröffnet. Doch was so glorreich klingt, hat auch seine Schattenseiten: der Markt ist von Juristen mehr als nur überschwemmt und gesättigt, wirklich Karriere machen können nur die wirklich Allerbesten - und das ist in der Rechtswissenschaft ein fast vernachlässigbarer kleiner Prozentsatz.

Trotzdem das sicherlich nicht primär der Sinn und Zweck des NC ist, so verhindert er diese Übersättigung auf dem Mediziner-Arbeitsmarkt. Zweifelsohne, nicht jeder findet nach dem Examen einen Arbeitsmarkt. Nichtsdestoweniger ist die Arbeitslosigkeit unter Medizinern sehr gering.

Dass man inzwischen ein ziemlich gutes Abi braucht, um das Fach studieren zu können, ist gerade für diejenigen, die nicht so gut abgeschnitten haben, jedoch Fähigkeit und Willen besitzen, sicherlich ziemlich bitter. Ich weiß auch nicht, warum die Abischnitte von Jahr zu Jahr anscheinend besser werden (oder liegt das vor allem am Streichen von Plätzen) - jedenfalls ist das so. Und selbst das Streichen kann man kaum geißeln - der Physiksaal und Anatomiesaal ist jedes Mal so dermaßen überfüllt, dass man das dringende Bedürfnis verspürt zu lüften um nicht zu ersticken.

So altväterlich weise und neunmalklug das klingt, so wahr ist es: der sicherste Weg zu einem Platz ist ein guter Schnitt zu dem es mehrere Wege gibt - Begabung, effektives Lernen, fleißiges Lernen oder eine wenig arbeitsintensive Fächerwahl. Das mögen zwei Jahre sein, wo die Noten vielleicht eine auffällig bedeutende Rolle spielen, dafür erspart man sich danach aber jede Menge Wartezeit-Ärger.

Meridion
02.11.2006, 21:10
@Roxane: Teils teils, auf der anderen Seite verhindert das Abischnitt-Prinzip eben auch, dass die "guten Mediziner" ausgesondert werden. Man trennt nur die Begabten, die Fleißigen und die Planvollen von den Faulen, Unbegabten und Planlosen. Zumindest in der Theorie...

...Jetzt kommt wieder das uralt Thema, dass Fleiß, Begabung oder Ehrgeiz noch keinen guten Mediziner ausmachen, vor allem weil das Arbeitsfeld so weit gefaßt ist, dass vom naturheilenden Landarzt bis hin zum laborbleichen Exonklempner alles durch dieses Studium muss. Mit welcher Folge? - Krassen Abbrecherquoten, fliehenden Horden in Ausland oder Forschung und endlosen Wartern und Wiederwartern, deren Warteschlangen halbe Jahrzehnte füllen. Mit der Folge, das s sie nicht unterkommen und alt sind, wenn sie anfangen zu studieren...

Was wäre die Alternative? Alle zulassen und knallhart aussieben? Auch nur bedingt, weil das wieder die Arbeitstiere selekieren würde.... Das beste wäre (gesetzt den Fall es wäre finanzierbar), das Studium praxis- und studentennäher zu gestalten. Die ersten Schritte in diese Richtung sind ja getan und zeigen auch gute Wirkung (es hören viel mehr Leute auf, die merken, dass es nix für sie ist, also einvernehmlich), aber halt noch lange nicht genug...

...das Prinzip der POL-Lerngruppe, dem frühen kliniknahen Unterricht und einem Schwerpunkt auf das Berufsbild Arzt, da läge meiner Ansicht nach eine große Stärke, eventuell könnte man auch eine Trennung der Studiengänge in medizinische Forschung und medizinische Praxis andenken als zwei Studiengänge mit Überschneidungen aber eben anderen Schwerpunkten.

Das jeder Abbrecher, jeder ins Ausland flüchtende und jeder, der ewig auf nen Platz wartet einen persönlichen und volkswirtschaftlichen Schaden darstellt ist eigentlich jedem klar, nur Lösungen tun eben eins...... sie kosten in erster Instanz Geld und lohnen sich später......

Meridion

Roxane
02.11.2006, 21:25
Ich stimme Dir in vielen Dingen zu, sehe in Deinen Aussagen aber nicht unbedingt einen Widerspruch zu den meinigen, Meridion.

Die Abbrecherquoten unter Medizinern sind verglichen mit den Geisteswissenschaftlern eher gering. Zweifelsfrei gibt es auch hier Studierende, die sich überschätzen oder Medizin studieren, weil sie sich darunter noch am ehesten etwas vorstellen können oder weil die Übernahme von Vatis bereits etablierter Praxis in diesen tristen Zeiten nicht die schlechteste aller Alternativen ist. Dass "Frischlinge" proportional häufiger abbrechen als Wartende müsste erst noch bewiesen werden.

Auch die Abwanderung ins Ausland hängt ja nicht mit dem NC zusammen, sondern mit den eher bescheidenen Arbeitsbedingungen hierzulande. Ich bin zwar alles andere als ein alter Hase, aber meines Wissens fliehen eher wenige in die Forschung - schlicht und ergreifend aus den Gründen, die auch für die Kollegen in der Klinik gelten. Nach jahrelangem Forschen und langer Publikationsliste mit 55 immer noch nur die wissenschaftliche Assistentin/Mitarbeiterin eines Profs zu sein wäre nicht das, was ich als Lebenstraum bezeichnen würde, zumal die Gehälter gerade am Anfang auch nicht so prickelnd sind.

Dass die klinischen und praktischen Aspekte zu kurz kommen, mag schon sein - da gibt es auch mit Modellstudiengängen wie Heicumed ja auch Gegenbewegungen. Das muss nicht schlecht sein, ich persönlich habe mich bewusst dagegen entschieden, weil ich noch zu den Ewiggestrigen gehöre, die der Meinung sind, dass ein studierte Mediziner nicht nur, aber auch Wissenschaftler zu sein hat. Nicht umsonst genießt die deutsche Medizinerausbildung weltweit einen guten Ruf. In diesem Land wird viel rumgemäkelt - ich selbst gehöre zu der Spezies, die dies an vorderster Front tut ;-) -, aber manchmal sind die Dinge gar nicht so schlecht, wie sie ausschauen.